Tigersprung-Boaz-Kaizman
Das Besondere

13. Internationales Festival des Fahrrad-Films: „Tigersprung“ gewinnt Goldene Kurbel

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Der Film „Tigersprung“ gewinnt die Goldene Kurbel, den höchsten Preis des International Cycling Film Festivals und gleichzeitig ältesten Filmpreis für Fahrradfilme weltweit.

Am vergangenen Freitag und Samstag lief das 13. International Cycling Film Festival in den ausverkauften Flottmann-Hallen, Herne. Der Film „Tigersprung“ gewinnt die Goldene Kurbel, den höchsten Preis des Festivals. Er ist der älteste Filmpreis für Fahrradfilme weltweit.

Tigersprung – ein bewegender Film über Albert Richter

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Still aus „Tigersprung“, einem Film von Boaz Kaizman, Peter Rosenthal und Marcus Seibert über den Radrennfahrer Albert Richter.

Der Film „Tigersprung“ von Boaz Kaizman, Peter Rosenthal und Marcus Seibert ist dem Leben von Albert Richter gewidmet, 1932 Amateur-Weltmeister auf der Bahn, 1940 von der Gestapo ermordet. Im Zentrum des Films steht sein jüdischer Manager, der Kölner Ernst Berliner, der, vor den Nazis fliehend, in den Niederlanden die NS-Zeit überlebt. Er versucht, den Fall in den 1960er Jahren zur Anklage zu bringen, aber die deutsche Justiz weigert sich, ein Verfahren zu eröffnen. Auch seine Kölner Mitmenschen lehnen ihn als „die Störung“ ab. Ernst Berliner reist heim in die USA mit dem Vorsatz, nie wieder nach Deutschland zurück zu kehren.

„‘Tigersprung‘ mahnt die Auseinandersetzung mit der NS-Sportgeschichte an“, so Gernot Mühge, einer der Organisatoren des Festivals, in seiner Laudatio: „Der Film verweist darauf, was Ralf Giordano die zweite Schuld der Deutschen genannt hat – die zahlreichen Lücken und Versäumnisse in der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit“.

Neuer Filmpreis des ICFF: „Souvenir Albert Richter“

Um die Erinnerung an Albert Richter lebendig zu halten, wurde beim 13. ICFF ein neuer Filmpreis eingeführt. Das „Souvenir Albert Richter“ wird von nun an alljährlich an den besten Radsport-Film des Festivals vergeben. In diesem Jahr geht der Preis an Jasmijn Cedee aus Belgien. Ihr Experimentalfilm „Toer“ ist eine wilde Hommage an das altehrwürdige Velodrom Het Kuipke in Gent.

Film „Der Langsamwallradfahrer“ gewinnt den Großen Preis der Jury

Der zweite Platz der Festivals, der Große Preis der Jury, geht an den Hamburger Filmemacher Fritz Tietz. Sein Film „Der Langsamwallradfahrer“ zeigt den 57jährigen Ingolf Petersen auf einer Fahrrad-Wallfahrt von Neu-Münster nach Santiago de Compostela. Sein „Gelübde der Dankbarkeit“ verpflichtet ihn allerdings, sich nur im Schritttempo zu bewegen. Eigentümliche Pilgergesänge („Oh Vater Dir sei Dank, für meinen wunden Po, in dulci jubilo“) und Pilgerrituale wie Geißelung lassen im Filmverlauf jedoch die Frage nach der Ernsthaftigkeit der Wallfahrt-Geschichte aufkommen. Wie Gott beizeiten seinen Wallfahrer, so führt Fritz Tietz das Publikum in die Irre – auf eine sehr vergnügliche Weise.

Der dritte Platz im Wettbewerb um die Goldene Kurbel geht nach Kanada

Der einfühlsame, kurze Spielfilm „Édouard“ von François Fournier aus Kanada gewinnt den dritten Platz. Der junge Édouard, gespielt von Léo Roy, leidet darunter, dass sein älterer Bruder in die Armee gezogen wird. Er nutzt das Rennrad als Möglichkeit, seinen Schmerz zu überwinden und aus seiner Kindheit auszubrechen.

Dortmunderin gewinnt den Publikumspreis des 13. Internationalen Festivals des Fahrrad-Films

Das Publikum hat die Dokumentation „On the move“ zum besten Film des Abends gewählt. Filmemacherin Melissa Schaust zeigt, wie die Fahrrad-Szene um die Dortmunder VeloKitchen-Initiative einen komplette Wohnungsumzug mit Lastenrädern bewältigt.

Ausverkauftes Haus zum Auftakt des 13. Festivaljahrs

In Herne sahen über 300 Freund/innen der Filmkunst und Fahrradkultur 15 Filme aus 10 Ländern. Filmemacher/innen und Künstlerinnen aus den Niederlanden, Österreich, aus dem Kosovo und aus Deutschland sind nach Herne angereist und konnten ihre Filme persönlich präsentieren. Nach Herne ist das Programm des ICFF alljährlich an zahlreichen weiteren Städten zu sehen, etwa in Katowice, Wiesbaden, Mainz, Groningen, Amersfoort, Moskau sowie in Ferizaj/Kosovo.

Das Internationale Festival des Fahrrad-Films wird vom Europäischen Büro für Filmkunst und Fahrradkultur e.V, gemeinsam mit dem Oude Rooms Katholieke Ziekenhuis in Groningen sowie Silesia Film in Katowice organisiert.

Ansprechpartner: Chris Wawrzyniak, Gernot Mühge

Mehr Infos auf www.cyclingfilms.de.

[Text: International Cycling Film Festival, Foto: Boaz Kaizman]

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Alexander Theis