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Erfahrungen mit einem E-Bike mit Rücktritt und Yamaha PWSeries-Antrieb

Lesezeit etwa 7 Minuten

Ich hatte die Möglichkeit, diese neue Variante des Yamaha-Antriebs an einem E-Bike ausgiebig zu testen.

Ein Fahrrad mit Rücktrittsbremse ist heutzutage eher selten. Früher war diese Art der Bremse jedoch sehr weit verbreitet. Mit dem Siegeszug der Kettenschaltung nahm die Bedeutung der Rücktrittbremse ab: Menschen, die mehr als 3 oder 5 Gänge am Fahrrad benötigten, mussten zwangsläufig auf eine Kettenschaltung umsteigen – und auf die Rücktrittbremse verzichten.

Durch den technischen Fortschritt sind heute Nabenschaltungen mit bis zu 14 Gängen (im Fall einer Rohloff Speedhub) erhältlich. Im Markt weiter verbreitet sind jedoch Nabenschaltungen mit 7 bis 11 Gängen. Diese Ganganzahl ist bei Fahrten in flachem Terrain durchaus ausreichend.

Viele Menschen empfinden eine Rücktrittbremse als ein großes Sicherheitsplus und ist gleichzeitig beim E-Bike sehr selten. Yamaha kommt dem Wunsch vieler KundInnen nun nach und bietet eine Variante des PWSeries-Antriebs mit Rücktrittbremse an.

E-Bike-Boom bringt neue Zielgruppe

Mit dem E-Bike-Boom werden neben jüngeren Menschen auch wieder verstärkt ältere Menschen auf das Fahrrad aufmerksam, für die eine Rücktrittbremse die gewohnte Art der Bremse ist. Jedoch verfügen E-Bikes in der Regel nicht über eine Rücktrittbremse. Was für viele Menschen oftmals ein Grund dafür war, auf den Kauf eines E-Bikes zu verzichten.

Yamaha, als E-Bike-Pionier, reagiert auf diese Lücke im Angebot und bietet den PWseries-Antrieb nun auch in einer Version mit Rücktrittbremse an. Ich hatte die Gelegenheit, diesen Antrieb an einem Versuchsträger von Winora ausführlich zu erfahren.

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Üblicherweise bewegt sich beim Rückwärtsdrehen der Pedale die Kette (oder der Riemen) eines E-Bikes nicht mit. Bei einer Rücktrittbremse ist genau das aber zwingend notwendig, damit die Bremse funktioniert. Um diese Funktionalität zu erreichen muss ein gewisser technischer Aufwand betrieben werden. Im Fall des Yamaha PWSeries CE-Antriebs führt das interessanterweise zu einem Gewichtsverslust von 100 Gramm (2,9 kg) gegenüber der Version ohne Rücktritt (3,0 kg).

Beim ersten Blick auf das E-Bike mit dem Yamaha Rücktrittbremsen-Antrieb fällt sofort auf, das ein Bremshebel fehlt. Ansonsten sieht das Bike aus wie ein herkömmliches Pedelec mit Intube-Akku und Nabenschaltung. In diesem Fall ist eine Shimano Nexus 8-Gang-Nabe mit Drehgriffschalter verbaut.

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Vor dem ersten Aufsteigen will ich, wie gewohnt, das Pedal rückwärts in die passende Stellung drehen. Das geht natürlich nicht, da es keinen Freilauf gibt. Kurzerhand hebe ich das Bike hinten kurz an, was durch die günstige Gewichtsverteilung kein großes Problem darstellt, bringe das Pedal in die richtige Stellung und los geht’s. Beim Anbremsen am ersten Halt greife ich mit einer Hand ins Leere. Schuld daran ist die jahrzehntelange Prägung auf zwei Handbremshebel: Bereits als 11jähriger habe ich an mein Fahrrad mit 3-Gang-Rücktrittnabe eine Hinterradfelgenbremse angebaut, weil es cooler aussah. Das Erlebnis des „ins Leere greifen“ gibt mir einen kleinen Einblick darin, wie es sich für Menschen anfühlen muss, die an einem Fahrrad ohne Rücktritt wie gewohnt nach hinten treten, „ins Leere treten“ und keine Bremswirkung haben.

Besonderheit: Rücktritt am E-Bike!

Bei nächsten Stopp nutze ich also bewusst nur den Rücktritt. Es fühlt sich zwar etwas teigig an, bremst aber zuverlässig. Auch wenn die Bremswirkung nicht an die gewohnte Bremswirkung einer hydraulischen Scheibe heranreicht ist sie für den Einsatzbereich des Testbikes meiner Meinung nach ausreichend.

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Nicht zu sehen aber zu spüren: Rücktrittnabe am

Mittlerweile bin ich auf dem kombinierten Wirtschafts- und Radweg angekommen. Außer mir ist niemand unterwegs und so versuche ich mal, das Hinterrad zum Blockieren zu bringen. Dafür muss ich bewusst und kräftig rückwärts treten, aber es funktioniert.

Dieser Versuch zeigt, dass die Rücktrittbremse am Yamaha PWSeries CE-Antrieb im Falle des Falles genügend Bremskraft aufbringen kann. Es zeigt auch auch, dass die Ingenieure von Yamaha die Bremse eher defensiv, und damit genau passend auf die Zielgruppe, ausgelegt haben. Denn es gilt ein blockierendes Hinterrad, das zu instabilen Fahrzuständen führen kann, tunlichst zu vermeiden. Aus meiner Sicht also alles richtig gemacht!

Harmonische Automatik regelt E-Unterstützung

Es geht nun weiter leicht bergauf und ich wundere mich, wie sanft und ohne jegliches Zutun meinerseits der Antrieb auf Änderungen meiner Trittkraft reagiert. Ein Blick auf das Display zeigt, dass ich im Automatik-Modus unterwegs bin. In diesem Modus erfolgt die Regelung der Unterstützungsstufe software-gesteuert anhand verschiedener Parameter. Und das so unmerklich und präzise, dass sich ein sehr natürliches Fahrgefühl einstellt, top!

Probehalber wechsele ich in den manuellen Modus. Das Ergebnis: In den niedrigen Stufen ist die Unterstützung verhaltener, in der höchsten Stufe ist der Motor deutlich präsenter und packt kräftig zu. Wieder zurück im „Auto-Modus“ wird das Fahrgefühl wieder sehr viel harmonischer und passt somit wunderbar zur Auslegung des Tiefeinsteigers, der für den Test zur Verfügung stand: Stressfreies, komfortables Fahrradfahren ohne Ambitionen, Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen.

Tatsächlich bin ich im Automatikmodus mit viel Genuss bei etwa 23 km/h unterwegs, also weit entfernt von der Unterstützungsgrenze. Diese kann ich probehalber natürlich überschreiten, der Aufwand dafür ist aber vergleichsweise groß. Doch wie schon gesagt: Dafür ist das Bike nicht gemacht.

Reichen acht Gänge am E-Bike aus?

Während ich entspannt dahingleitend den intensiven Duft des blühenden Raps und die Natur um mich herum genieße, nähert sich eine etwa 10 prozentige Steigung. Nach wenigen Metern bergauf merke ich, dass die 8-Gang-Nabe hier an ihre Grenzen kommt – und der E-Antrieb nicht so nachdrücklich hilft wie ich erwarte. Deshalb wechsle ich vom Automatik-Modus in den manuellen und wähle die höchste Unterstützungsstufe – jetzt wird es besser.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin immer noch schneller unterwegs, als mit einem Rad ohne E-Unterstützung, aber eben nicht so schnell wie mit einem sportlicheren E-Bike. Doch auch hier gilt: Für die angepeilte Zielgruppe passt der Antrieb sehr gut. Wer nur ab und an mal eine Steigung hat oder im flachen Gegenenden fährt ist mit acht Gängen gut bedient. Auch kurze Brückenauffahrten lassen sich leicht meistern.

Leiser E-Bike Motor

Bei der folgenden Bergabfahrt freue ich mich darüber dass das Bike leicht und vor allem leise läuft. Genau das ist auch eine der Haupttugenden dieses Yamaha PWSeries CE-Antriebs: Der E-Bike-Antrieb ist ungemein leise und erreicht fast das Niveau eines Brose-Antriebs! Sehr gut!

Ein weiterer Vorteil ist das Display des Yamaha-Antriebs: Es sitzt am linken Lenkerende, ist vergleichsweise kompakt und vor allem übersichtlich. Denn es zeigt nur die wichtigsten Daten an. Die Bedienung erfordert etwas Einarbeitung, wer aber oft mit dem E-Bike mit Yamaha-Antrieb unterwegs ist gewöhnt sich schnell daran. Die großen Tasten lassen sich auch mit Handschuhen gut bedienen.

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Der integrierte Akku „Crossover 500“ genannt, verfügt über 500 Wh Kapazität und ermöglicht damit eine praxistaugliche Reichweite. Tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass der Antrieb im „Automatik-Modus“ weniger Energie verbraucht – das passt zu der Wahrnehmung, das im manuellen Modus die höchste Unterstützungsstufe kräftiger wirkte.

Fazit

Yamaha ist mit dem Motor der PWSeries ein wunderbar harmonischer, leiser E-Bike-Antrieb gelungen. Besonders die automatische Steuerung der E-Unterstützung überzeugte mich im Test. Kombiniert mit der Rücktrittbremse müssen nun auch für Menschen, die ein E-Bike mit Rücktritt suchen, nicht mehr auf den Spaß am E-Bike verzichten.

[Text: [at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis

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