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Messen & Veranstaltungen

Eurobike 2018: Mein persönlicher Rückblick, Teil 1

Lesezeit etwa 11 Minuten

[at] Die Eurobike 2018 ist gelaufen. Lest hier Teil 1 meines persönlichen Rückblicks zur bedeutendsten Fahrradmesse der Welt.

alexander_theis_velostrom_friedrichshafenDie 2018er Ausgabe der Eurobike war nur dem Fachpublikum vorbehalten von denen etwa 5.000 weniger den Weg nach Friedrichshafen fanden als im Jahr davor. Sicherlich war mit ein Grund dafür der sommerliche Termin, denn immerhin waren in einigen Bundesländer schon Ferien, und auch das Fachpublikum hat ja Familie.

Bereits vor Beginn der 2018er Eurobike hatten die Veranstalter schon einen Änderung des Termin und des Konzepts für die Eurobike 2019 bekannt gegeben. Und der wichtigste aus meiner Sicht: Es wird wieder einen Publikumstag geben! Eine richtige und wichtige Entscheidung, denn wo sonst haben Bikeenthusiasten die Möglichkeit nahezu alle Facetten des Radfahrens an einem Ort zu erleben?

Eurobike Media Days

„Meine“ Eurobike begann dieses Jahr bereits mit den Eurobike Media Days, die vom 04. bis 06.07.18 in Serfaus-Fiss-Ladis, rund 3 Stunden Fahrt von Friedrichshafen aus, stattfanden. Bei der räumlichen und zeitlichen Nähe zur „eigentlichen“ Eurobike konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Und so hatte ich bereits auf dem Weg zur  Shimano E-Mountainbike-Experience einen Platz auf dem Campingplatz „Dreiländereck“ in Ried gebucht.

Von dort sind es nur rund 6 Kilometer den Berg hinauf nach Serfaus-Fiss-Ladis, ideal um das aktuelle Testbike RD10 von Qwic einmal einem Härtetest zu unterziehen. „Härtetest“ deshalb, weil das Bike der Holländer eher als Flachlandrad und mit entsprechender Übersetzung ausgestattet ist. Doch auch das geht, wenn man sich bewusst ist, das der Aufstieg über die 6 Kilometer mit teils 14% Steigung einiges an Anstrengung kostet.

Oben angekommen warten einige Herstellter auf Expogelände auf Journalisten aus aller Welt um die neuesten Entwicklungen schon vor der Eurobike zu zeigen. Auf dem nahegelegenen Bikepark fühlten die Cracks den Downhill-Boliden, trotz des wechselhaften Wetters, ordentlich auf den Zahn. Vielleicht sollte ich doch bei Gelegenheit mal ein E-MTB-Downhill-Training belegen…

Ich dagegen begnügte mich damit, durch die Expo zu schlendern und Eindrücke zu sammeln:

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Später am Tag war ich zur Pressekonferenz bei Brose geladen.

Die Berliner stellten vorab die Neuigkeiten vor, die es in der Tat in sich haben:

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Da sind zum einen kleinere Bedienelemente. Eines davon erinnert mit dem kleinen Display ein wenig an das Bosch Purion, ein weiteres ist besonders für die E-Mountainbiker interessant, da es sehr kompakt am Lenkerende montiert trotzdem über die wichtigsten Parameter wie Unterstützungsstufe und Akkuladung über eingebaute LED’s informiert.

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Ein weiteres ist das neue Händler-Service-Tool, das Wartung und Diagnose vereinfachen soll und dessen Markteinführung für Mitte 2019 geplant ist. Später konnte ich bei Gesprächen mit Händlern am Brose-Stand auf der Eurobike heraushören, dass diese durchaus angetan vom neuen Tool sind.

Doch die eigentliche Sensation ist der neue Antrieb „Drive S Mag“.

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Die Brose Gehäuse im Vergleich, vorne das SMag (Klicken zum Vergrößern)

Wie der Name schon andeutet ist das neue Gehäuse des Motors aus Magnesium gefertigt. Das, verbunden mit weiteren kleinen Überarbeitungen, führt zu einer beeindruckenden Gewichtsersparnis von 500g!  Ein weiterer Baustein auf dem Weg zu einem leichteren Pedelec.

Außerdem ist die Motorsteuerung beim Drive S Mag neu: Durch einen weiteren Modus und die Zusammenarbeit von Kadenz- und Dremomentsensor  („Cadence Power Control“ (CPC)) soll besonders bei hohen Kadenzen mehr Motorkraft, Brose spricht von 30% mehr, zur Verfügung stehen. In der Spitze liefert Brose bis zu 410% Unterstützung. Außerdem soll die neuentwickelte pedalabhängige  „Progressive Pedal Response“ (PPR) ein noch schnelleres Ansprechverhalten liefern.

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Brose Drive SMag: Etwas technischerer Look (Klicken zum Vergrößern)

„Die unmittelbare Leistungsabgabe des Brose Drive S Mag ermöglicht ein agileres Anfahren am Berg und ein noch spritzigeres EMTB-Fahrerlebnis. Mit diesem ‚Leichtgewicht‘ meistern E-Biker auch steilste Anstiege und extreme Herausforderungen souverän. Mit dem Brose Drive S Mag erfüllen wir die Ansprüche sehr sportiver E-Biker. Gleichzeitig unterstützen wir die Hersteller dabei, das Fahrradgewicht weiter zu reduzieren. So können sie den Trend zu leichteren E-Bikes vorantreiben“, erklärte Dr. Joachim Volland, Leiter Brose Antriebstechnik.

Das zielt wie gesagt besonders in den eher sportlichen Bereich, bei dem Brose momentan eher unterrepräsentiert ist.

Doch auch die Touren- und City-Biker wurden bei Brose mit Neuigkeiten bedacht. So ist das Drehmoment beim „Drive T“ leicht von 90 Nm auf 70 Nm reduziert, die sanfter ansteigen und über einen längeren Zeitraum konstant zur Verfügung stehen. Im Ergebnis sollte das für einen geringeren Stromverbrauch und damit eine längere Reichweite sorgen.

Eurobike 2018

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Dank Kette auch gut am vollen Radständer gesichert.

Am ersten Tag der Eurobike dachte ich zunächst ich hätte den falschen Tag erwischt: Der sonst übliche Stau, an dem man mit dem Rad mit einer gewissen Genugtuung vorbeiradelte, fehlte, die PKW-Parkplätze waren relativ leer, dafür die Fahrradparkplätze gut gefüllt. Sollte die Aktion mit Radbonus so guten Erfolg gezeigt haben?

Dank der mitgebrachten Kette konnte ich das QWIC RD10 gut mit dem ILockIt sichern und machte mich auf den Weg in die Hallen.

Die Veranstalter der Eurobike hatten 2018 alle E-Mobilitätsthemen in die größte Halle konzentriert. Was natürlich die Bedeutung des Themas herausstellte und mir lange Wege ersparte. 😉

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Gleich am Eingang der Halle erwartete mich eine Überraschung. Seit langem hatte ich immer mal wieder etwas davon gehört, dass ein Teil des weit verzweigten Unternehmens Fendt an einem Pedelec-Antrieb arbeitet, doch jetzt konnte ich den Fendt-Antrieb das erste Mal außerhalb des Prototypenstadiums sehen.

Der Antrieb soll sich für alle Pedelec-Arten, inklusive S-Pedelec, eignen und bis zu 90 Nm Drehmoment bieten. Durch die geringe Drehzahl der großen Antriebseinheit mit einem Gewicht von 3,9 kg sollen auch sportliche Fahrer bei hohen Kadenzen die maximale Leistung des Antriebs abrufen können. Die Sensorik soll ein natürliches Fahrgefühl bieten, der Freilauf zur Getriebeentkoppelung auch Fahrten über 25 km/h ohne nennenswertes Motorschleppmoment möglich machen.

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ToroRoder Citybike TR A300 (klicken zum Vergrößern)

Direkt nebenan stellte der Hersteller ToroRider aus Marktoberndorf das sehr attraktive Citybike TR A300 mit dem Fendt-Antrieb vor. Das TR A300 glänzt mit einem, trotz großem 518 Wh-Akku, relativ geringen Gewicht von 21 kg – freilich ohne Schutzbleche, Beleuchtung, Gepäckträger und so weiter.

Das Konzept des TR A300, einen Tiefeinsteiger mit stabilem Rahmen und entsprechend robuster Bereifung auch für gröberes Geläuf fit zu machen, fand ich auf der Eurobike mehrfach, beispielsweise bei Centurion. Eine gute Idee wie ich finde, denn Menschen, die einen Tiefeinstieger bevorzugen, haben nicht immer feinsten Asphalt unter den Rädern.

Trend „E-Roadbike“

Bereits auf der letzten Eurobike zeichnete sich ein neuer Trend am Pedelecmarkt ab: Das E-Roadbike.

Dank des leichten Antriebs des Münchner Herstellers Fazua setzen nach dem Trendsetter Pinarello immer mehr  Rennradhersteller auf die Elektrifizierung des Rennrades, beispielsweise der englische Hersteller Wisper.

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E-Roadbike mit Fazua-Antrieb von Wisper (Klicken zum Vergrößern).

Der Grund: Die spezielle Konstruktion des Antriebs ermöglicht das Pedalieren oberhalb der Unterstützungsgrenze von 25 km/h ohne fühlbaren Widerstand, die konsequente Auslegung auf „Ich schalte ihn nur ein, wenn ich ihn brauche“ ermöglicht einen kleinen Akku mit entsprechend wenig Gewicht. Dazu kommt eine kompakte Bauform, die das Rad nicht auf den ersten Blick als Pedelec erkennen lässt.

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E-Roadbike von Maserati mit Fazua-Antrieb und in VeloStrom-Farben 😉 (Klicken zum Vergrößern)

Auch sonst eher nicht mit dem Radsport verbandelte Hersteller wie beispielsweise Maserati finden den Fazua-Antrieb attraktiv und stellten auf der Eurobike erste E-Roadbikes vor.

Schön ist, dass neben dem E-MTB und dem E-Roadbike nun in Kürze auch das erste Citybike mit Fazua-Antrieb zu haben sein wird.

Wobei die Bezeichnung „Citybike“ völlig falsche Assoziationen für das Rad weckt, das Logo-Ebikes auf die Räder gestellt hat.

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Mit unter 18 kg sehr leichtes Pedelec von Logo e-Bikes mit Antrieb von Fazua (Klicken zum Vergrößern).

 

Auf Grund der langjährigen Erfahrungen im Radbusiness der beiden Gründer ist es gelungen in relativ kurzer Zeit ein sehr attraktives Bike auf die Räder zu stellen. Mit cleveren konstruktiven Kniffen konnte das Gewicht auf unter 18 kg gedrückt werden – für ein Pedelec in kompletter STVZO-konformer Ausstattung und inklusive Gepäckträger ein sensationeller Wert!

Die ersten Serienräder sollen demnächst ausgeliefert werden, für die nächste Saison sind größere Stückzahlen geplant. Außerdem sucht Logo e-Bikes noch Vertriebspartner für Deutschland. Näheres zum Rad ist bald auf VeloStrom zu lesen.

Spannende Anhänger

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Für viele Fälle gerüstet: Shopper von Andersen (Klicken zum Vergrößern).

Die Erfahrung zeigt: Wer ein Pedelec besitzt, fährt meist mehr Rad als jemals vorher. Deshalb stellt sich früher oder später die Frage nach einer Lösung für den Einkauf oder die Reise.

Besonders für den Einkauf prädestiniert ist die Lösung von Andersen. Die Norddeutschen entwickelten den bekannten „Shopper“ sinnig weiter:

Mit Lufträdern, verschiedenen Taschenoptionen (sogar eine mit Kühlfach!) und speziellen Kupplungssystemen für verschiedene Gepäckträger kann der Shopper mit einem Handgriff ans Rad an- und vor dem Laden abgehängt werden. Durch die großen, luftbereiften Räder sollten auch Bordsteinkanten kein großes Hindernis sein.

Eine gänzlich andere Facette des Anhängerthemas zeigt Burley zum 40 jährigen Firmenjubiläum mit dem Monowheel-Anhänger COHO XC, der für das durchdachte Design und die praktische Funktion und Ausführung mit einem der begehrten Eurobike-Awards ausgezeichnet wurde.

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Zu Recht mit dem Eurobike Award 2018 ausgezeichnet: Burley COHO XC (Klicken zum Vergrößern)

So ist beispielsweise die Deichsel leicht und schnell für verschiedenste Achsweiten einstellbar, der Hänger ist mit einem Handgriff schnell vom Rad gelöst und der stabile Ständer mit einem durchdachten Verstellmechanismus an verschiedene Radhöhen anpassbar.

Zudem ist das einzelne Rad gefedert, auf Wunsch ist auch eine grobstollige Variante lieferbar. Links und rechts vom Anhängerrad können Packtaschen befestigt werden, auf der Ladefläche findet zum Beispiel ein Duffelbag Platz.

Die Linie des COHO XC ist ausserdem so gestaltet, das auch längere Gepäckstücke ohne Stufe aufgeladen werden können. Mit dem Rad zu Ikea einkaufen? Mit dem Burley COHO XC kein Problem! Und das Belohnungsbier kann mit dem am Wimpelträger integrierten Kapselheber problemlos geöffnet werden. 🙂

Das war der erste Teil meines persönlichen Rückblicks zur Eurobike 2018, Teil zwei des Rückblicks folgt in Kürze.

[Text, Fotos & Video: VeloStrom]

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Alexander Theis