Lastenrad Neue Pedelecs und E-Bikes

Macht jedes Rad zum Lasten-Pedelec: electrail

Lesezeit etwa 5 Minuten
Foto eines Schubanhängers von electrail beladen mit Bierkästen
Schubanhänger für Lasten aller Art: electrail

[at] Auf der Spezi in Germersheim präsentierte electrail eine Lösung, die jedes Rad zum Pedelec-Lastenrad macht.

Am Stand auf dem Außengelände der Spezi komme ich mit Peter Ostermeier ins Gespräch, einem der beiden Inhaber von „electrail“. Er erklärt mir, wie es zu der Idee des Schubanhängers kam:

Die Initialzündung

„Die Frau eines Freundes wollte die Kinder mit dem Rad in den Kindergarten fahren. Dafür schaffte sich die Familie einen Kinderanhänger für’s Rad an. Bei uns am Ammersee ist es allerdings etwas hügeliger und die Familie merkte schnell, das es mit dem Anhänger etwas mühselig wurde. Deshlab dachte man über die Anschaffung eines Pedelec für die Frau nach. Da nun aber auch der Vater und der Opa die Kinder mal in den Kindergarten fahren sollten, hätten es dann schon drei Pedelec sein müssen. Und an dieser Stelle machte es bei mir „klick“.“

Als selbständiger Maschinenbau-Ingenieur baut Peter Ostermeier gerne das, was es so für seine Bedürfnisse nicht zu kaufen gibt. In diesem Fall kam ihm die Idee, statt ein Pedelec den Trailer ziehen, diesen das Rad schieben zu lassen. Auf diese Weise könnte jedes Mitglied der Familie den Kinderanhänger ans Rad hängen, einzige Voraussetzung wäre eine entsprechende Kupplung an jedem Rad.

Darstellung der Befestigung des Tretsensors am Pedalarm
Einfach und gerade deshalb genial: Tretsensor und Befestigung am Pedalarm

Die Umsetzung

Zunächst kümmerte sich Peter Ostermeier um die rechtlichen Rahmenbedingungen, schliesslich sollte ja alles mit „rechten Dingen“ zu gehen. Als klar war, dass es keine Vorschrift gibt, wo der Antrieb untergebracht sein muss, machte er sich ans Werk.

Gemeinsam mit Andreas Schell, promovierter Chemiker und leidenschaftlicher Elektronik-Spezialist, machte er sich ans Werk. Klar war schnell: Motor und Akku kommen in den Hänger. Etwas länger dauerte die Umsetzung der Vorgabe, das ja nur unterstützt werden darf, wenn Tretleistung erbracht wird. Die Lösung für dieses Problem ist, im nachhinein betrachtet, ebenso einfach wie genial:

An einen Kurbelarm wird mittels eines straffen Gummibands ein kleines Trittsensorgehäuse angesteckt. In diesem Sensorgehäuse befindet sich ein Lagesesnor, wie er z.B. in Smartphones untergebracht ist. Dieser Sensor registiert die Tretbewegung und leitet diese drahtlos nach hinten an die Elektronik des Antriebs im Hänger weiter. Der Antrieb des Hängers wiederum erfolgt über einen Nabenmotor, der im linken Rad des Fahrradanhängers montiert wird.

Die Steuerung

Schematische Darstellung des Tretsonsors
Der Tresensor: Die rote LED zeigt die Betriebsbereitschaft, die grüne die Unterstützung durch den Antrieb an. Der rote Taster aktiviert den Sensor.

 

Ziel war es, jedes Rad möglichst schnell und ohne Bastelei an den Schubhänger anbinden zu können. Deshalb musste auf eine Verkabelung verzichtet werden. Die Steuerung des Antriebs im Hänger übernimmt auch der Trittsensor: Ein Doppelklick (ruhiges, aber entschlossenes Rückwärts – Vorwärts – Rückwärts – Signal mit dem Pedal) schaltet die Antriebsunterstützung ein. Jetzt schiebt der Hänger an, wenn pedaliert wird. Stoppt die Pedalbewegung, stoppt auch der Motor.

Das Signal, Peter Ostermeier spricht vom „Pedalfunk“, ist elektronisch kodiert, so dass auch ein weiterer electrailer in der Nähe das eigene Gespann nicht beeinflussen kann.

Die Stromversorgung

Die Betriebsenergie erhält der Pedalsensor durch einen integrierten Akku, der über eine normgerechte USB-Schnittstelle wiederaufgeladen werden kann.

Der eigentliche Antrieb im Hänger wird von einem 36V-Akku mit 11 AH (396 Wattstunden) versorgt.

Das Fahrgefühl

Foto eines Radfahrers mit electrail-Hänger, der einen geschotterten Weg hinunter fährt.
Auch auf ruppigeren Wegstrecken ist der electrail einsetzbar.

Das Fehrgefühl ist, laut Ostermeier, von einem sehr sanften Einsetzen der Unterstützung geprägt. „Darauf haben wir besonderen Wert gelegt. Das Antriebsmoment, das in die linke Seite des Rades eingebracht wird, stört das Fahrgefühl in

keiner Weise: Die trägere, weil schwerere Masse, stellt in aller Regel das Rad mit der Fahrerin oder dem Fahrer dar. Damit ist ein „Ausbrechen“ des Hinterrades nicht möglich.“ erläutert Peter Ostermeier die physikalischen Grundlagen. „Man bemerkt lediglich, dass es nun leichter ist, die Last zu bewegen.“ Auch Fahrten über etwas ruppigeres Gelände verkraftet das System tadellos, wie Andreas Schell ergänzt. „Einer unserer Kunden ist sogar mit seinem Hund im Hänger auf dem Jakobsweg unterwegs.“

Schematische Darstellung der Komponenten des electrail-Kits: Nabenmotor, Akku, Tretsensor
Bestandteile des Kits, mit dem praktisch jeder Radanhänger zu einem electrail wird.

Der Online-Shop

Seit 2011 sind Peter Ostermeier und Andreas Schell mit ihrem Unternehmen „electrail“ am Markt. Im Online-Shop bieten sie sowohl fertige „electrailer“, als auch einzelne Komponenten an, mit denen praktisch jeder Fahrradhänger zum electrailer umgebaut werden kann.

Weitere Informationen und auch der Link zum Shop sind unter www.electrail.de zu finden.

Jetzt Velostrom-Newsletter abonnieren:

 

Alexander Theis

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert