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Sport

Paracycler Matthias Schindler: „2017 war meine stärkste Saison!“

Lesezeit etwa 6 Minuten

Matthias Schindler, Paracycler und amtierender Deutscher Meister im Straßenrennen, zieht die Bilanz eines höchst erfolgreichen Jahres 2017.

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Matthias Schindler, Paracycler und amtierender Deutscher Meister im Straßenrennen.

 

Mein gebrochener Fuß konnte im Sommerurlaub nach dem letzten Rennen gut verheilen. Auch wenn der Heilungsprozess etwas länger als geplant dauerte, habe ich Ende Oktober wieder mit dem Training und der Vorbereitung auf die Bahn-Saison beginnen können.

Anfang November war ich mit der Nationalmannschaft für vier Tage in Frankfurt/Oder für einen Leistungslehrgang auf der Bahn. Hier konnte ich meinen Fuß ohne Rücksicht auf die Verletzung vom Sommer voll belasten und
auch erstmals wieder intensiver trainieren.

BahnEuropacup Manchester

Ende November flog ich dann mit der Nationalmannschaft zu einem BahnEuropacup nach Manchester. Ich startete dort im 1.000 Meter Zeitfahren, der 3.000 Meter Verfolgung, im Teamsprint gemeinsam mit Pierre Senska und
Tobias Vetter sowie im Scratch Race.

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Beim Bahntraining in Frankfurt/ Oder (Klicken zum Vergrößern)

Der Start in den Europacup in Manchester hatte ich mir besser vorgestellt. Am Freitag den 24.11. startete ich im 1000 Meter Zeitfahren. Bei der letzten WM fuhr ich 1:14:8 min, eine ähnliche Zeit hatte ich mir vorgenommen. Als die Uhr aber erst nach 1:17 min zum Stehen kam, war ich enttäuscht und etwas erschrocken. Hatte mich meine Verletzungspause wirklich so weit zurückgeworfen?

Am Samstag startete ich dann in der 3000 Meter Verfolgung. Am Mittag konnte ich eine wirklich gute Leistung abrufen und fuhr mit 3:54:04 die vier tschnellste Zeit. Das bedeutete, dass ich nur wenige Stunden später im kleinen Finale um Platz 3 erneut an den Start gehen durfte. Dies war eine Premiere für mich, noch nie zuvor musste ich die 3000 Meter Leistung zwei Mal hintereinander abrufen.

Das kleine Finale lief erstaunlich gut. Zwar verlor ich dieses und wurde Vierter, jedoch fuhr ich mit 3:54:07 nur 3 hundertstel langsamer als am Mittag, was für mich eine wirklich gute Leistung war.

Am Sonntag durfte ich dann gemeinsam mit den beiden Straßen-Weltmeistern Pierre Senska und Tobias Vetter im Team-Sprit starten. Wir fuhren ein solides Rennen, rissen jedoch keine Bäume aus und landeten
auf dem 7. Platz.

Goldmedaille!

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Gold auf der Bahn in Manchester!

Am Nachmittag stand dann das Scratch-Race über 60 Runden auf dem Programm. Hier gelang mir die große Überraschung: Ich konnte im richtigen Moment eine Attacke setzen und die anderen Sportler auf der Bahn überrunden. Diesen Vorsprung ließ ich mir nicht mehr nehmen und gewann das Rennen.

Es war meine erste Medaille überhaupt auf der Bahn und dann gleich die Goldene. Das war einfach unglaublich!

Mit Ausnahme der 1000 Meter waren meine Leistungen in Manchester sehr gut. Ich gehe davon aus, für die Bahn WM 2018 in Rio de Janeiro nominiert zu werden und bereite mich dementsprechend auf diese WM vor.

Das Jahr 2017 hat für mich mit dem Europacup in Manchester einen schönen Abschluss gefunden. Es war für mich ein sehr intensives, aber durchaus erfolgreiches Jahr. Mein Ziel war es, in 2017 den Bundeskader-Status zu erlangen und mich für die WM in Südafrika zu qualifizieren. Beides gelang mir durch ein sehr gutes Zeitfahren im World Cup in Emmen, bei dem ich Anfang Juli Vierter wurde.

Darüber hinaus wurde ich Deutscher Meister im Straßenrennen und reiste als Weltranglisten-Fünfter nach Südafrika. Der Saisonabschluss in Manchester war das „Sahnehäubchen“ am Ende einer super Saison. Es war meine stärkste Saison bisher und ich bin sehr dankbar für das vergangene Jahr.

Ausblick

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Auch Athletik- und Krafttraining gehört zur Vorbereitung (Klicken zum Vergrößern).

Derzeit bereite ich mich intensiv auf die Bahn-Saison vor. Die Bahn WM wird Mitte März in Rio de Janeiro stattfinden und ich möchte dort persönliche Bestleistung auf der 3000 Meter Verfolgung fahren.

Mitte Januar darf ich erneut bei den Sixdays in Bremen am Finalabend in der Verfolgung starten. Ich werde dort gegen den C4 Straßenweltmeister Tobias Vetter antreten. Das wird natürlich nicht leicht, ist aber unabhängig vom Ausgang ein gutes Training auf meinem Weg nach Rio.

Direkt im Anschluss werde ich für zwei Wochen nach Lanzarote in ein selbst organisiertes Trainingslager fliegen.

Mit Unterstützung von Total-Athlete aus Solingen habe ich den Fokus auf das Athletik- und Krafttraining neben dem Radtraining erhöht. Ich merke jetzt schon deutliche Veränderungen an meinem Körper und hoffe natürlich, dass ich diese Leistungssteigerung auch auf dem Fahrrad umsetzen kann. Dadurch ist mein Training noch abwechslungsreicher aber auch noch intensiver geworden.

Vielen Dank an alle meine Sponsoren, Ausrüster und Förderer, ohne welche diese Saison so nicht möglich gewesen wäre. Für mich ist meine Leistung nicht nur das Ergebnis meines harten Trainings, sondern eine Teamleistung aller Beteiligten die hinter mir stehen und mich fördern, damit ich mein Potential entfalten kann. Danke!

[Text: Matthias Schindler, Fotos: Matthias Schindler (3) Artur Preissner (1)]

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Kommentar:

Vor kurzem erreichte mich eine Nachricht, die ich kaum glauben konnte und mich immer noch ärgert: 

Da kämpft sich jemand aus einem Schicksalsschlag, der viele andere hätte verzweifeln lassen, heraus entdeckt den Radsport für sich, bringt Leistungen, von denen die allermeisten nur träumen, arbeitet an der Qualifikation für die Paralympics, wird gar Deutscher Meister und die einzige überregionale Berichterstattung kommt von VeloStrom, einem Blog, das sich noch nicht mal hauptsächlich mit dem Thema Radsport beschäftigt!

Keine Wort in der „Roadbike“, der „Tour“ oder „Rennrad“! Und das möglicherweise nur deshalb, weil der Mensch um den es geht, behindert ist?! Das kann doch nicht sein!

Ich wünsche allen Parasportlern dass sie endlich den Respekt und die mediale Aufmerksamkeit bekommen, die ihren enormen Leistungen entspricht! Und den verantwortlichen Redakteuren den Mut, über entsprechende Veranstaltungen zu berichten. Das genügend Interesse vorhanden ist beweist die Platzierung des Berichts über den Gewinn der Deutschen Meisterschaft unter den Top-Ten-Artikeln des Jahres 2017 auf VeloStrom.

Alexander Theis
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