Das Ergebnis harter Arbeit und bewundernswertem Durchhaltevermögen ist in Sicht: Paracycler Matthias Schindler fährt als Mitglied der paralympischen Mannschaft Deutschlands nach Tokio zu den Paralympics!
Mattias Schindler erzählt
„Im Anschluss an die WM war ich für einen Tag am Petersberg bei Bonn um mit dem DBS einen Filmclip für Kommunikation im Vorfeld der Paralympics zu drehen. Der Dreh hat den ganzen Tag gedauert und richtig Spaß gemacht. Ich bin sehr auf das Ergebnis gespannt. Ich habe von den Aufnahmen selbst noch nichts gesehen. Es war auf jeden Fall ein abwechslungsreicher Tag, an welchem ich mal die Gelegenheit hatte, ein wenig über das Filmbusiness und das Leben am Set zu erfahren. Vielen Dank nochmal an alle Beteiligte, die diesen Dreh und den Tag ermöglicht haben.
Am 26. Juni bin ich mit der Nationalmannschaft für zwei Wochen ins Höhentrainingslager nach St. Moritz gefahren. Wir hatten dort eine gute Zeit und top Trainingsbedingungen. Ich war viel auf meinem Zeitfahrrad unterwegs und konnte einen guten ersten Reiz in der Höhe setzen.
Im Anschluss an die Zeit in St. Moritz war ich zwölf Tage daheim. Das Training lief voll weiter und zusätzlich zum Rad-, Kraft- und Athletiktraining habe ich begonnen meinen Körper mit regelmäßigen Saunagängen an hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen, welche wir vermutlich in Tokio haben werden, zu gewöhnen.
An intensiven Trainingstagen habe ich zudem erstmals Kältetherapie ausprobiert und für gut befunden. In der elektrisch runter gekühlten Kabine verweilt man nur mit Unterhose und Stirnband bekleidet erst für eine Minute bei -10°C bevor man für drei Minuten eine Tür weiter bei -110°C steht bzw. sich auf der Stelle dreht. Das ist schon eine tolle Erfahrung. Im Anschluss merkt man richtig, wie der Körper und der Stoffwechsel arbeiten.
Der Prozess soll einen positiven Effekt auf die Regeneration haben und in Vorbereitung auf Tokio, möchte ich diesen Effekt gern mitnehmen.
Nominierung!
Am 19. Juli war es dann so weit. Der DBS hat seine Sportler für die paralympischen Spiele in Tokio bekannt gegeben. Ich wurde für Tokio2020 nominiert. Nach meinem erneuten Vizeweltmeistertitel in Portugal im Juni bin ich zwar von einer Nominierung ausgegangen, diese dann aber tatsächlich zu haben ist einfach schön.
Echt krass, was für ein Weg hinter mir liegt. 2013 habe ich mit dem Radsport begonnen. Nach 8 ½ Jahren harter Arbeit, vielen Learnings, Niederlagen, vielen Rück-, Nacken- und Gesichtsschlägen, nach vielen Momenten, in denen ich lieber liegen geblieben wäre aber dennoch aufgestanden bin, nach viel Schweiß und ja, auch Tränen, darf ich für mein Land bei den Paralympics starten. So ganz kann ich das noch nicht begreifen, denn ich bin natürlich nach wie vor mitten in der Vorbereitung und absolut fokussiert. Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die Spiele in Tokio.
Vielen Dank auch an den Goldenen Ring Nürnberg und seine Sponsoren, welche erneut eine Plakataktion in der Region für die vier Nürnberger Sportler, die sich für Tokio qualifizieren konnten, organisiert haben.
Seit 24. Juli wieder im Höhentrainingslager.
Diesmal in Livigno / Italien. Ich bleibe bis zum 18. August hier und bin froh und dankbar, dass meine Frau Siw dabei sein kann. Sie hat wieder die Möglichkeit, aus unserem Hotelzimmer im Homeoffice zu arbeiten. Vielen Dank an dieser Stelle an die Paessler AG, den besten Arbeitgeber der Region!
Das Wetter ist bisher recht durchwachsen, dennoch konnte ich meinen Trainingsplan bis heute komplett durchziehen. Für das Krafttraining kann ich ein großes Fitnesscenter in der Stadt nutzen. Das Hotel verfügt über eine eigene Sauna und die Zimmer sowie die Verpflegung lassen keine Wünsche offen. Die Bedingungen hier sind wirklich top und das macht die teils harte Arbeit und die langen Tage dennoch erträglich. Gestern Abend hatte ich dann noch Besuch von der NADA für eine Kontrolle. Das gehört natürlich dazu und ich bin dafür, dass solche Doping-Kontrollen oft und unerwartet durchgeführt werden.
Ein weiteres Highlight
Ein weiteres Highlight die Einkleidung für die paralympischen Spiele.
Unsere Team-Managerin Nancy Burdach hat für alle Athleten die Bekleidung nach Livigno gebracht. Für mich ist das ja alles neu. Vom DBS gibt es einen extra Bekleidungsleitfaden, welcher exakt vorgibt, wann welche Bekleidung zu tragen ist. Durch den Polizeidienst bin ich solche Vorgaben gewohnt.
Allerdings wusste ich nicht, wie umfangreich die Tokio-Bekleidung ist. Shirts, Jacken, Pullover, Hosen, Trainingsbekleidung, Podiumsbekleidung, Reisekleidung, diese Dinge waren mir klar. Schuhe, Flip-Flops, Badeschlappen, Socken, Sonnenbrille, Base-Caps, Koffer, Rucksäcke, Trainingstaschen, bedruckte FFP2 Masken, einfach unglaublich, was da alles in den Koffern zum Vorschein kam. Außer Unterhosen werde ich wohl keine private Bekleidung mit auf die Reise nehmen.
Ausblick:
Ich bin noch bis zum 18. August hier in Livigno, dann geht`s für ein paar Tage zurück nach Nürnberg. Am 23. August fliege ich ab Frankfurt Richtung Tokio. Zurück in Nürnberg werde ich zwei PCR Tests für die Tokio Reise machen müssen. Auf meinem iPhone habe ich bereits die beiden obligatorischen Apps der Japaner installiert. Wir reisen mit der Straßenmannschaft von Frankfurt aus nach Tokio. Der Flug wird etwas mehr als 11 Stunden dauern. Am Flughafen in Japan erwarten uns dann diverse Stationen, welche wir durchlaufen und ein erneuter PCR Test. Am Flughafen Tokio hat die Einreise bei den olympischen Athleten zwischen 6 und 8 Stunden gedauert.
Im Anschluss dürfen wir unser Gepäck entgegennehmen und werden dann zum Hotel geshuttelt. Wir werden nicht im olympischen Dorf wohnen, sondern außerhalb Tokios in der Nähe der Rennstrecke. Meine Rennen finden am Fuji Speedway statt. Zeitfahren ist am Dienstag, den 31. August, das Straßenrennen am Donnerstag, den 2. September. Bereits am 4. September fliege ich zurück nach Deutschland.
Die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland werden einige Wettkämpfe übertragen. Hier der Link
zum Media Guide des DBS: https://www.dbsnpc.de/files/dateien/leistungssport/paralympics/2020/Presse/Media%20Guide_Tokio%202021_Webversion.pdf
Mein Athletenprofil findet ihr auf Seite 234, ab Seite 361 gibt`s Infos zu den Sendezeiten. Ob meine
Rennen live übertragen werden, weiß ich stand jetzt noch nicht. Allerdings werden diese wohl
vermutlich zu deutscher Zeit mitten in der Nacht stattfinden. Auf Instagram werde ich während der Reise und der Spiele vermutlich am meisten kommunizieren und posten. Auch Facebook und Twitter plane ich zu nutzen, allerdings nicht täglich.“
Soviel von Matthias Schindler. Das ist schon ein mächtiger Aufwand, der für die Spiele in Tokio nötig ist. Ich drücke dem sympathischen Nürnberger die Daumen für eine erfolgreiche und unfallfreie Teilnahme an den paralympischen Spielen!
[Text: Matthias Schindler, Fotos: DSB]
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