Keine Angst vorm Winter: Fahrräder – und auch E-Bikes – kommen mit fast allen Witterungsverhältnissen klar. Vorausgesetzt, die Wartung wird nicht vernachlässigt.
[pd‑f/tg] Der pressedienst-fahrrad zeigt, was man beim Wintercheck selbst tun kann und welche Arbeiten im Fachhandel durchgeführt werden sollten.
Zwei Alltagstipps vorweg:
Bei Minustemperaturen sollten Fahrräder zumindest überdacht, wenn nicht sogar in Keller, Garage oder Haus abgestellt werden, um gegen Schnee und Regen geschützt zu sein.
Andreas Hombach vom Parksystemanbieter WSM gibt außerdem zu bedenken: „Wichtig ist zudem, dass das Fahrrad nicht regelmäßig allzu heftigen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Sprich: Zuhause steht es bei Zimmertemperatur und am Arbeitsplatz draußen. So entsteht Kondenswasser in Hohlräumen – und das greift Metall von innen an.“
Ein weiterer nützlicher Tipp ist, den Sattel* im Winter etwas niedriger einzustellen. So erreicht man den Boden schneller mit den Füßen. Das gibt mehr Sicherheit in engen Situationen. Winterschuhe mit dicken Sohlen übernehmen das mitunter auch schon.
Schritt für Schritt zum winterfesten Fahrrad
Für die weiteren Arbeiten orientiert man sich grob an einem Vierklang: Reifen, Kette, Licht, Bremsen. Ähnlich wie beim Scheibenreinigen oder Reifendruckmessen am Auto braucht es für diese kleinen Arbeiten am Fahrrad keine bzw. nur wenige Vorkenntnisse.
Reifen
Der Luftdruck im Reifen sollte im Winter möglichst gering sein. Dadurch vergrößert sich die Auflagefläche des Reifens und er hat auf Schnee und Matsch eine bessere Traktion. Bei der Anpassung ist zu beachten, dass der minimale Reifendruck, angegeben auf der Reifenflanke, nicht unterschritten wird. Dabei helfen z. B. ein Reifendruckmesser („Airmax Pro“ von Schwalbe,*) oder eine Luftpumpe mit Manometer (z. B. der „Rennkompressor“* von SKS Germany). Bei vereisten Pisten ist der Wechsel auf einen Spike-Reifen (z. B. „Marathon Winter Plus“* von Schwalbe) ratsam.
Kette
Salz, Matsch und Wasser setzen im Winter besonders der Kette zu. Damit der Antriebsstrang nicht rostet, dadurch weitere Antriebsteile in Mitleidenschaft zieht und irgendwann sogar reißt, muss man die Kette regelmäßig ölen und reinigen*.
„Das muss nicht nach jeder Fahrt erfolgen, sondern hängt vom Verschmutzungsgrad ab. Eine dicke Masse an Schmutz und Matsch kann der Kette schnell zusetzen“, meint Daniel Gareus von Cosmic Sports. Für den Winter empfiehlt sich daher ein wasserabweisendes und hochviskoses Kettenöl (z. B. „ChainJ“* von Pedro’s, 10,90 Euro/ 100 ml) Die Mittel sind darauf ausgelegt, auch bei Regen oder Schnee an der Kette zu bleiben und die Schmier- und Schutzwirkung aufrechtzuerhalten. Außerdem sind sie zähflüssig und frieren bei Minusgraden nicht ein.
Für eine zusätzliche Schutzwirkung kann man im Anschluss noch ein spezielles Kettenwachs (z. B. „Ice Wax 2.0“* von Pedro’s, 14,90 Euro / 100 ml) auftragen.
Um nicht nur die Kette, sondern auch Hosenbeine vor Spritzwasser zu schützen, eignet sich die „Hülse“ von Fahrer Berlin*. Das Kunststoffrohr wird einfach auf die Kette gesteckt. Anders als die herkömmlichen Kettenschützer ist die Hülse auch mit Kettenschaltungen kombinierbar. Alternativ bieten sich auch Räder mit Riemenantrieb an. Die Antriebsvariante kommt komplett ohne Schmierung aus und muss nur mit etwas Wasser gereinigt werden.
Zum Winterstart brauchen Rahmen und Teile ebenfalls einen zusätzlichen Korrosionsschutz: Die Schraubverbindungen, Seilzüge und das Schaltwerk kann man deshalb mit einem Spezialöl pflegen (z. B. „Oil Guard Biodegradable“ von M‑Wave, 7,90 Euro / 200 ml) versehen.
Licht
Der Scheinwerfer muss laut § 67 der StVZO so eingestellt sein, dass er den Gegenverkehr nicht blendet. Eine Grundregel für die Einstellung moderner LED-Beleuchtung gibt es allerdings nicht, da die Einstellung auch von der Durchschnittsgeschwindigkeit abhängt. Als Orientierung kann man die Hell-Dunkel-Grenze heranziehen.
„StVZO-zugelassene Scheinwerfer haben eine klar definierte Hell-Dunkel-Grenze. Richtig eingestellt erkennt man die Straße sehr gut, blendet aber niemanden“, erklärt Sebastian Göttling vom Lichtexperten Busch & Müller. Ist die Grenze auf der Fahrbahn sichtbar, ist der Scheinwerfer passend eingestellt.
Bremsen
Im letzten Schritt gilt es, die Bremsen gründlich zu prüfen. Auf rutschigen Straßen kann sich der Bremsweg schnell verlängern oder das Rad ins Schlingern geraten. Deshalb muss man im Winter den Untergrund stets im Blick behalten und die Bremskraft sensibel dosieren. Dafür müssen die Bremsbeläge noch ausreichend Belag haben.
Den Verschleiß erkennt man zunächst am Bremshebel: Lässt sich dieser bis an den Griff heranziehen, muss man zunächst den Bowdenzug oder bei Hydraulikbremsen den Kontaktpunkt nachstellen. Bei Felgenbremsen sollten die Einkerbungen auf den Belägen mindestens erkennbar sein, auch muss man den Verschleißindikator der Felge im Blick behalten.
Für Scheibenbremsen gilt als Richtwert eine Bremsbelagdicke von ungefähr 1,5 Millimetern. Hydraulische Bremsen sollten zudem etwa einmal im Jahr entlüftet werden. Dafür geht man am besten zur Fachwerkstatt – und natürlich auch, wenn man sich bezüglich der anderen Handgriffe unsicher ist.
Wintercheck beim Profi
Im Winter einen Termin in der Werkstatt zu machen ist schlau, denn die Wartezeiten sind dann meist deutlich kürzer. Damit die Werkstätten ausgelastet sind, bieten viele Radhändler:innen für den Winter spezielle Servicepakete an.
„Es lohnt sich deshalb auch für die potenziellen Frühlingsradfahrer, beim örtlichen Fachhandel im Winter vorbeizuschauen und das Fahrrad checken zu lassen“, heißt es beispielsweise vom Fahrradhersteller Winora. Allerdings sollte man sich vorab informieren, was das Angebot beinhaltet, denn das kann je nach Rad und Geschäft unterschiedlich sein, was sich auch im Preis zeigt.
Ein umfassender, guter Service besteht in der Regel aus gut 100 Arbeitsschritten. Das sollte man bedenken, bevor es bei der Rechnung zu Diskussionen kommt. Neben den Grundarbeiten umfasst ein spezieller Wintercheck im Fachhandel u. a. einen Service an Lagern und Verschraubungen sowie das Schmieren von beweglichen Teilen.
Federelemente richtig pflegen
Hinzu können sich Fachhändler:innen auch um winterspezifische Probleme kümmern, wie sie Radfahrer:innen mit Federgabel oder Mountainbiker:innen mit Fullys kennen: Bei niedrigen Temperaturen verändern die Federelemente manchmal ihr Verhalten.
Der Grund: Viele Öle in den Gabeln und Dämpfern sind nicht auf hiesige winterliche Temperaturen ausgelegt. Wie bei den Kettenölen ändern sie ihre Viskosität und sie fließen nur noch schwerfällig und langsam, was die Funktion beeinträchtigt.
Als Lösung gibt es spezielles Winteröl, das die Federgabel auch vor erhöhtem Verschleiß schützt. Beim jährlichen Gabelservice im Fachhandel können Winterradler:innen den Ölwechsel gleich durchführen lassen. Das richtige Öl ist auch bei hydraulischen Bremssystemen ein wichtiger Punkt. Bremsen auf Mineralölbasis können bei extremen Außentemperaturen zähflüssig werden und im schlimmsten Fall ausfallen.
[Text & Fotos: PD-F]
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Alexander Theis
Herausgeber & Gründer
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