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Neue Pedelecs und E-Bikes Ra(d)tgeber

Riesig ist des Radlers Kraft, wenn er mit der Schaltung schafft: Neues von der Radschaltung

Lesezeit etwa 6 Minuten

[at] „Riesig ist des Radlers Kraft, wenn er mit der Schaltung schafft!“

Dieser Spruch der Altvorderen aus der Prä-E-Bike-Ära hat heute, auch beim Pedelec, noch seine Berechtigung: Denn je effektiver der Mensch mitarbeitet, je größer ist die Reichweite. Deshalb sind Neuerungen bei der Schaltung auch für Pedelec-Fahrer interessant – der pressedienst-fahrrad stellt aktuelle Entwicklungen vor.

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Um die Elfgang-Schaltung am Mountainbike indivduell abzustimmen, stehen Kettenblätter in verschiedenen Größen zur Verfügung.

[pd-f/ht] 2016 wird erstmals am Fahrrad komplett kabellos geschaltet. „Red eTap“ heißt die neue elektronische Rennradschaltung des Herstellers Sram (Komplettgruppe ab 2.691 Euro). Per Funk wird das Signal für den Gangwechsel zu den Elektromotoren am vorderen Umwerfer und hinteren Schaltwerk übertragen. Neben schnellem Schalten sieht der Hersteller die Vorteile in der Ergonomie (nur ein Schalter pro Bremsgriff, beliebige Positionierung der Zusatzschaltknöpfe), der einfachen Montage (keine Leitungen oder Züge) und der aufgeräumten Optik. Das sorgt auch beim Boxenstopp für mehr Tempo. Zur Ergonomie trägt zudem eine neue Schaltlogik bei: Mit dem linken Schalter wird am Hinterrad leichter geschaltet, ein Druck auf den rechten Schalter wechselt, ebenfalls hinten, in einen schwereren Gang. Betätigt man beide Schalter gleichzeitig, aktiviert man den vorderen Umwerfer.

Rennrad mit kabelloser Schaltung: Komponentenhersteller Sram präsentierte mit der Schaltgruppe Red eTap auf der Eurobike 2015 die erste elektrische Schaltung mit drahtloser Signalübertragung.

Das Ende des Umwerfers

Beim Mountainbike liegt „Vereinfachung“ im Trend, und mit der Einführung von zehn bzw. elf Ritzeln am Hinterrad sehen Mountainbiker die Chance, den ungeliebten Umwerfer ebenso wie mehrere Kettenblätter an der Kurbel loszuwerden. Bisher hatten Geländeräder zwei oder sogar drei Kettenblätter. Kombiniert mit fünf bis zehn Ritzeln am Heck resultierte das in bis zu 30 sich teilweise überschneidenden Gängen. Gerade der Wechsel der Kettenblätter war dabei mechanisch stets heikel. Insbesondere unter Last und bei starker Verschmutzung sprang die Kette von den Kettenblättern und verklemmte sich bisweilen (der berüchtigte „chain suck“). So kommt es, dass der Trend beim Mountainbike vor etwa fünf Jahren erst zu zwei Kettenblättern und schließlich seit etwa zwei Jahren verstärkt zu einem einzigen führte. Zur Zeit gilt: Je hochwertiger und geländeorientierter ein Mountainbike ist, desto häufiger findet sich 2016 ein Einfach-Antrieb.

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„Weniger Gewicht, keine Gefahr sich zu verschalten, und bei einer Heckfederung muss der Drehpunkt nicht auf verschiedene Kettenzüge hin optimiert werden“, lobt Marcel Lauxtermann vom MTB-Spezialisten Nicolai diese Lösung. Mit dem Umwerfer entfalle zudem die Wartung einer empfindlichen Komponente und eine mögliche Quelle für Defekte, ergänzt Carsten Wollenhaupt von Sram. Dank der Elffach-Kassette mit zehn bis 42 Zähnen bleibe der Übersetzungsumfang, sprich: das Spektrum zwischen leichtestem und schwerstem Gang, gleichzeitig groß genug, so Wollenhaupt.

Auch Pedelec mit Mittelmotor sind von jeher meist mit nur einem Kettenblatt ausgestattet; steile Anstiege kommt man dank der Motorunterstützung gegebenenfalls mit geringerer Trittfrequenz hoch. Trotzdem gibt es viele, die wirklich für jede Situation gewappnet sein möchten. Eine Möglichkeit – aber gleichzeitig eher eine Ausnahme – war bisher der für Zweifach-Kurbeln ausgelegte Yamaha-Antrieb, wie ihn Haibike bei seiner „Sduro“-Reihe (div. Kategorien, ab 2.199 Euro) verbaut. E-Bike-Spezialist Flyer bringt nun eine absolute Neuheit auf den Markt: Der unter anderem am neuen Fully „Uproc 7“ (Preis steht noch nicht fest) verbaute Panasonic-Antrieb verfügt über ein integriertes Zweigang-Getriebe, das die Übersetzungsbandbreite immens vergrößert.

Die Liebe zum Getriebe

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Kettenschaltungen sind vergleichsweise leicht, ihre Technik liegt jedoch verletzlich und verschleißträchtig offen – sie verlangen deshalb häufige Wartung und Pflege. Andernfalls lässt ihre an sich hohe Effizienz bei der Kraftübertragung schnell nach. Wo immer es wichtig ist, sich keine Sorgen um Zuverlässigkeit und Zustand der Gangschaltung machen zu müssen, gelten Getriebeschaltungen als erste Wahl.

Insbesondere Vielfahrer und Radreisende attestieren der „Speedhub 500/14“ von Rohloff (ab 955 Euro) eine legendäre Lebensdauer. Die Nabenschaltung kombiniert weitgehende Wartungsarmut mit einem hohen Leistungsspektrum: 14 echte Gänge – ohne die Gangüberschneidungen einer Kettenschaltung – und ein Übersetzungsumfang von 529 Prozent halten mit den meisten Kettenschaltungen mit. Nach einer Fatbike-Variante ist die ursprünglich für Mountainbikes entwickelte Nabe nun als „A12“-Version auch für Biker verfügbar, deren Rad auf die inzwischen weit verbreiteten 12-mm-Steckachsen ausgelegt ist. Damit unterstreicht Rohloff den Anspruch, auch im sportlichen Bereich eine ernstzunehmende Alternative zur Kettenschaltung anzubieten.

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Dieser Herausforderung stellt sich auch die Firma Pinion, die – dank Know-how und einem Zuliefernetzwerk aus dem Automobilbau – das Konzept der zentral im Rahmen integrierten Tretlagergetriebe nicht nur wiederbelebt, sondern als erster Hersteller auf ein zuverlässiges Niveau gehoben hat. Bei der Weiterentwicklung konzentriert sich Pinion aktuell weniger auf die Peripherie, sondern stellt das Produkt selbst auf eine breitere Basis: Neben dem Flaggschiff „P1.18“ (nicht einzeln erhältlich, Kompletträder ab ca. 2.500 Euro), das mit rekordverdächtigen 636 Prozent Übersetzungsumfang und 18 echten Gängen selbst bei voller Zuladung auch auf fordernden Strecken das Vorankommen ermöglicht, werden neuerdings leichtere Ausführungen mit neun und zwölf Schaltstufen angeboten. Damit finden Alltagsradler oder Pedelec-Fahrer nun genauso auf ihre spezifischen Bedürfnisse angepasste Lösungen wie sportlich ambitionierte oder eher auf Touren ausgerichtete Mountainbiker – und sparen sich abgesehen von einem jährlichen Ölwechsel Wartungsaufwand und Reparaturkosten.

Kette kriegt Konkurrenz

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Auch wer eine Getriebeschaltung am Rad verwendet, muss nach wie vor die Kette pflegen. Der Lauf des Gliederstrangs auf nur einem Zahnradpaar trägt zu seiner Lebensdauer bei und ermöglicht zudem die Verwendung eines Kettenkastens. Wirklich wartungsarm werden Fahrräder nach Expertenmeinung aber erst durch einen Riemenantrieb. Pionier des modernen Riemenantriebs beim Fahrrad ist die US-amerikanische Firma Gates, sie hat inzwischen mehrere Varianten im Programm: besonders schmutzabweisend für den Offroad-Einsatz oder preisorientiert für das Stadtrad. Im Gegensatz zur Kette braucht der Riemen kein Öl, zudem längt er sich nicht durch Gebrauch.

Schlussendlich hängt es vom vorgesehenen Einsatzbereich und den individuellen Vorlieben ab, für welche Schaltung man sich entscheiden sollte. Eines aber ist sicher: Der Schaltungsjahrgang 2016 macht den Gangwechsel wieder ein Stück unproblematischer und erweitert die Möglichkeiten.

[Text&Fotos: PD-F]

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Alexander Theis
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