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Über'n Tellerrand

Shimano Di-2: High-End Technologie ganz einfach per Upgrade

Lesezeit etwa 5 Minuten

[at] Bei der Shimano Di-2-Schaltung werden die Gänge elektronisch geschaltet. Mit einem Update kann man Syncro-Shift jetzt einfach nachrüsten.

Die Di-2-Schaltung macht zwar die Schalthebel nicht unnötig, wohl aber die Bowdenzüge zwischen Hebel und Umwerfer: Der Schaltbefehl wird per Draht übermittelt und von Stellmotoren ausgeführt. Erstmals habe ich die Schaltung beim Stromer ST2S erlebt. Zunächst war ich sehr skeptisch, doch ich habe mich schnell an den Komfort gewöhnt.

Shimano setzt jetzt noch einen drauf und bietet Syncro-Shift jetzt per Firmware-Update auch erstmals für Rennradler an.

Doch was ist Syncro-Shift überhaupt?

Bei Syncro-Shift wählt man beim Schalten nur „leichter“ oder „schwerer“. Die Elektronik übernimmt die Auswahl der geeignetsten Kombination von Ritzel und Kettenblatt. Aber natürlich kann der Fahrer immer auch manuell schalten und damit das System „überstimmen“. Mit einem Tastendruck wird der Schaltbefehl für das Schaltwerk ausgelöst, das System entscheidet dann selbständig auf der Basis von zuvor gewählten Parametern, wann idealerweise der automatische Schaltvorgang vorne erfolgen sollte. Diese Parameter lassen sich über die E-TUBE-Software bzw. die E-TUBE-App exakt definieren.

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Standardmäßig erkennt das System beim Schalten hinten vom 28-Zähne-Ritzel in Richtung 11-Zähne-Ritzel, dass zwischen dem 15-Zähne-und dem 17-Zähne-Ritzel der ideale Zeitpunkt für einen Schaltvorgang vorne ansteht.

Semi-Synchro-Shift

Beim Semi-Synchro-Shift erfolgt im Gegensatz zum automatischen Schalten bei Voll-Synchro-Shift der Schaltvorgang vorne manuell ausgelöst. Allerdings werden dabei die nötigen Ausgleichs-Schaltvorgänge hinten, die einen zu großen Trittfrequenzsprung verhindern, automatisch ausgeführt. Auch hier kann über die E-TUBE-Software bzw. die E-TUBE-App das zugrunde liegende Programm, in diesem Fall die Anzahl der Ausgleichsschaltungen hinten, individuell angepasst werden.

Manueller Modus

Der manuellen Modus, der per se schon immer jedem Di2-Anwender zur Verfügung stand, bietet trotz seines Namens bereits einige Automatismen, die den Fahrer beim Schalten unterstützen, die Schaltvorgänge erleichtern und zudem den Verschleiß reduzieren. So trimmt der Umwerfer auch im manuellen Modus automatisch nach, wenn der Fahrer von Hand bestimmte Schaltvorgänge hinten oder vorne auslöst und sorgt dafür dass auch bei schräg laufender Kette diese nicht am Leitblech streift.

Und jetzt wird auch der Hauptvorteil des Systems klar: Auch routinierten Fahrer passiert bei zwei-, und besonders bei dreiblättrigen Kurbeln gegen Ende eines langen Tages im Sattel Schaltfehler. Schnell wird dann mal ein „verbotener Gang“ erwischt, der mit extremen Schräglauf zum einen natürlich den Verschleiß erhöht, vor allem aber die Performance negativ beeinflußt. Mit einer Di-2 und Snychro-Shift passiert dies nicht mehr.

Wie kommen Fahrer in den Genuss der neuen Features?

Zunächst gilt es sicherzustellen, dass im System der neue Di2-Akku namens BT-DN110 verbaut ist, denn nur dieser Akku ermöglicht den vollen Zugriff auf die neuen Funktionen: Ein eingebauter Speicherchip mit der nötigen Prozessorkapazität steuert die verschiedenen Schalt-Modi sowie die vielfältigen Individualisierungsmöglichkeiten, die mit Synchro-Shift möglich sind.

Im nächsten Schritt können Besitzer aktueller Di2-Systeme mit kompatiblen Schaltwerken (RD-6870/RD-9070/RD-9150) und Umwerfern (FD-6870/FD-9070/FD-9150) die neueste E-TUBE Firmware herunterladen und entweder via Kabelverbindung zum PC oder per Bluetooth von einem Tablet oder Smartphone in das System einspielen.

Modi umstellen

Sind alle benötigten Komponenten und die Firmware auf dem neuesten Stand, lässt sich der Schaltmodus leicht auswählen und erkennen. Per Doppelklick am Einstell-knopf der so genannten „Junction A“ (EW-90A/B oder EW-RS910) lassen sich die verschiedenen Schaltmodi nacheinander durchschalten, eine neue Logik und Abfolge der LED-Anzeigen gibt Aufschluss darüber, welcher Modus aktuell ausgewählt ist:

•Eine dauerhaft rot leuchtende LED zeigt den manuellen Schaltmodus an
•Eine zweimal blinkende rote LED zeigt an, dass der Modus 1 (z.B. Voll-Synchro-Shift) gewählt ist
•Eine dreimal blinkende rote LED zeigt an, dass der Modus 2 (z.B. Semi-Synchro-Shift) gewählt ist

Jeder Modus lässt sich dabei über die E-TUBE-Software bzw. die E-TUBE-App individuell anpassen und einstellen. Das bedeutet, der Anwender kann verschiedene Kombinationen und individuell zusammengestellte Schaltmuster auswählen und den jeweiligen Modi zuweisen. Beispielsweise zwei verschiedene Semi-Synchro-Shift Modi mit einer unterschiedlichen Anzahl von Ausgleichsschaltungen oder zwei Voll-Synchro-Shift Versionen, die den automatischen Schaltvorgang am Umwerfer bei unterschiedlichen Schaltstufen an der Kassette auslösen.

Tiefer greifende Informationen bietet dieses Anleitungs-Video, das die Vorzüge des E-TUBE-Systems und mögliche Schalt-Layouts im Detail erklärt.

[Foto: Shimano]

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Kommentar:

Jetzt wird sich mancher fragen: Wer braucht das? Nun, momentan ist es wohl eher ein Luxusaustattungsmerkmal und vor allem ein technischer Leckerbissen. Natürlich kann man auch mit Bowdenzügen rein mechanisch prima schalten- und die große Mehrheit von uns Radfahrern wird das angesichts des Preises einer Di-2 wohl auch noch eine ganze Weile tun. Doch als vor Jahrzehnten die indexierende Schaltung aufkam fragte mancher sich auch: Wer braucht das…? 😉

Alexander Theis

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