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Test QWIC Performance RD10: Der flüsternde Holländer

Lesezeit etwa 13 Minuten

Das eBike Qwic RD 10, einer der Stars im Portfolio von QWIC, war einige Wochen bei VeloStrom zu Gast. Welche Erfahrungen haben wir gemacht?

Die Niederländer sind wohl die bekannteste Fahrradnation – auch oder gerade deshalb sind dort sehr viele Pedelecs unterwegs.

Wer sich fragt, warum man in den fast topfebenen Niederlanden ein eBike braucht, hat freilich die Rechnung ohne den fast immer vorhandenen Wind gemacht. Und vergisst, dass ein Pedelec auch im flachen Gelände riesig viel Spaß macht.

Trifft das auch auf das QWIC Performance RD10 zu?

 

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QWIC RD10, die Hintergründe

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eBike QWIC Performance RD 10: Ideales Commuterbike? (Klicken zum Vergrößern)

Erst seit 2006 gibt es die Marke QWIC, die ausschließlich (S-)Pedelecs herstellt. Bei Bau und Entwicklung der eBikes verfolgt man bei QWIC in Amsterdam einen speziellen Ansatz:

„Wir nehmen kein non-elektrisches Fahrrad und statten es mit einem Motor aus. Wir betrachten von Beginn an unser Produkt als ein E-Bike. Daher lassen wir uns von der Automobilindustrie bei der Entwicklung von unseren Rädern inspirieren.“ erklärt Marijn Molenaar, Industrial Designer von QWIC.

Deshalb stimmt QWIC beispielsweise auch die einzelnen Komponenten selbst aufeinander ab und übernimmt nicht die Software des Antriebsherstellers um das spezielle QWIC-Fahrgefühl zu gewährleisten. Beim RD10 ging man sogar noch einen Schritt weiter und ließ den Antrieb speziell für dieses Bike vom Antriebsspezialisten BAFANG entwickeln.

QWIC RD10, die Basics

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eBike Qwic RD 10: Stolz auf’s Produkt, zum ersten (Klicken zum Vergrößern).

Das eBike RD10 sortiert QWIC in die Performance-Linie ein, die „für den anspruchsvollen, sportiven Radfahrer“ (O-Ton QWIC) gedacht ist.

Das Bike ist in einer S-Pedelec und in einer Pedelec-Variante erhältlich, letztere stand VeloStrom für einige Wochen zum Testen zur Verfügung. Dabei war das Rad sowohl auf Urlaubsfahrten als auch im täglichen Pendeln im Einsatz und musste zeigen, was es drauf hat.

Die Papierform zeigt interessante Ausstattungsmerkmale:

  • Shimano- SLX-Schaltung (1×10)
  • Magura MT-5 Bremsen
  • 28‘‘ Schwalbe Marathon GT
  • Supernova-Frontlicht E3 E-Bike V6s mit 60 Lux
  • Akku mit 734 Wh

Neben dem tarngrün des Testrades ist das RD 10 noch in flammendem orange und elegantem rauchblau erhältlich, das Modell mit Trapezrahmen darüber hinaus noch in noblem weiß.

Für mich etwas unverständlich: Qwic verbaut Schläuche mit dem mittlerweile eher ungebräuchlichen Dunlop-Ventil. Der Nachteil: Man kann den Luftdruck nicht messen. Aus meiner Sicht wäre ein Presta- oder besser noch ein Schrader (Auto-) Ventil hier praktikabler.

QWIC RD 10 in den Alpen

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eBike Qwic RD 10: Blick auf Vorderrad und Gabel.

Gleich zu Beginn musste das eBike RD10 zeigen was es kann. Schon vorab war mit einem Blick auf das Kettenrad klar: Dieses Rad ist nicht für‘s Bergsteigen gebaut. Trotzdem fuhr ich im Rahmen der Eurobike Media-Days in Serfaus-Fis-Ladis von meiner Unterkunft im Tal sechs Kilometer den Pass hinauf zur Ausstellung. 

Und: Auch wenn der Anstieg mit teils 14% Steigung einiges an Anstrengung kostete, der Antrieb machte das klaglos mit und trotz der langanhaltenden Belastung bei voller Unterstützung kam es nicht zu einer fühlbaren Drosselung oder gar einem Ausfall.

Am Abend konnten bei der Abfahrt die Magura-Bremsen des Qwic RD 10 zeigen, was sie drauf haben: Bei mehreren Bremsungen aus bis zu 69 km/h zeigten sie sich standfest, der Druckpunkt blieb stabil und die Bremsleistung jederzeit gut dosierbar.

Ebenso vertrauenserweckend stabil sind Rahmen und Gabel, die breiten Schwalbe Big Ben gaben jederzeit ein sicheres Gefühl. Die Fahrerin eines Volvo SUV, die mich kurz nach Beginn meiner Abfahrt überholt hatte, staunte nicht schlecht als ich im Tal direkt hinter ihr an der Kreuzung zu stehen kam. 😉

Auf der Weiterfahrt nach Friedrichshafen zur Eurobike wurde das QWIC RD10, auf dem Heckträger stehend, ordentlich geduscht: Es regnete die gesamte Fahrt in verschiedenster Intensität, was aber sowohl die Elektronik als auch die Mechanik nicht im Geringsten beeindruckte. 

QWIC RD10 im Wohlfühlmodus

Der Weg von Friedrichshafen auf das Messegelände der Eurobike ist schön flach und hier fühlt sich das RD10 sofort in seinem Element. Der Leistungseinsatz des Antriebs erfolgt schön sanft, auch Dank des flüsterleisen Direkläufers im Heck fühlt sich das eBike RD10 an wie ein Fahrrad, nur eben schneller.

Zum kultivierten und leisen Antrieb passt auch die komplett klapperfreie und hochwertige Verarbeitung. Die Züge und Kabel sind weitgehend im Rahmen verlegt und sorgen, gemeinsam mit dem teilintegrierten Pedelec-Akku, für ein cleanes Erscheinungsbild.

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eBike Qwic RD 10: Stolz auf’s Produkt, zum zweiten.

Der Akku rastet satt in seiner Halterung ein, nimmt man ihn heraus, entdeckt man im Rahmen eine nette Überraschung, denn dort steht:

„Your bike has been designed & built with passion. We hope you will enjoy riding it as much as we did creating your bike.”

Zu deutsch: “ Dein Rad wurde mit Leidenschaft gestaltet und gebaut. Wir hoffen, du hast beim Fahren mit ihm genauso viel Spaß wie wir beim Entwickeln.“

Beim abendlichen Flanieren am Bodensee in Friedrichshafen zog das Qwic RD10 sehr oft bewundernde Blicke auf sich. Was mich, ehrlich gesagt, ob der Tarnfarbe schon etwas wundert. Aber Geschmäcker sind verschieden, bei den meisten Passanten kam die Farbe super an. Das zeigen auch die Verkaufszahlen: Laut QWIC ist das grün beim RD10 besonders verkaufsstark.

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Mit dem eBike Qwic RD 10 bei Goethe zu Besuch: Das Gartenhaus des Dichters in Weimar.

Auch auf weiteren Touren in eher flachem Terrain, zum Beispiel auf dem Ilmtalradweg nach Weimar, zeigt sich das Qwic RD10 als super Tourenrad: Dank komfortabler Sitzposition, (für mich) passendem Sattel, ergonomischer Griffe und hoher Reichweite von etwa 70 km bei höchster Unterstützungsstufe sind auch lange Etappen möglich.

Der stabile Gepäckträger nimmt zudem einiges an Last auf, da kann man auch mal etwas mehr Gepäck mitnehmen oder einen größeren Einkauf bewältigen. 

Apropos Einkauf: Mein Lastenhänger kam leider nicht zum Einsatz, die Kupplung meines Croozers hat einen kleineren Durchmesser als die Hinterradachse des QWIC RD10 und konnte deshalb nicht montiert werden. Dafür gibt es aber im Handel entsprechende Adapter.

QWIC RD 10 im Alltag

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Supernova-Frontlicht E3 E-Bike V6s mit 60 Lux beim eBike Qwic RD 10.

Das QWIC RD10 ist als Commuterbike konzipiert, die Niederländer sagen dazu „woon-werkverkeer“ was in meinen Ohren viel besser klingt als das deutsche „pendeln“.

Aber einerlei wie man es nennt: Für diesen Anwendungszweck ist das Pedelec mit leistungsstarker Beleuchtung von Supernova, robusten Schutzblechen aus Metall und dem tragfähigen Gepäckträger perfekt ausgestattet; der Träger glänzt sogar mit Gummispannriemen. 

Obwohl der Schwerpunkt der Last auf bzw. am Träger etwas hinter der Achse liegt, wird das Fahrverhalten des Qwic RD10 im Normalbetrieb dadurch nicht negativ beeinflusst. 

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eBike Qwic RD 10: Stabiler Gepäckträger mit serienmäßigen Spannriemen.

Konsequent und praxisgerecht: Der stabile und hochwertige Heckständer hält auch das beladene eBike sicher und zuverlässig,

Zunächst für mich etwas ungewohnt ist die Position der hochwertigen Klingel am rechten Lenkerende. Normalerweise habe ich die Klingel auf der anderen Seite, dort ist aber bim eBike Qwic RD 10 durch das Display kein Platz mehr.

Das große Display beschränkt sich auf die wesentlichen Informationen, ist dadurch übersichtlich geraten und gut abzulesen. Die Bedienelemente sind ebenfalls als gummierte Knöpfe im Display integriert, das spart den bei anderen System üblichen Bediensatelliten und vermindert den Kabelwust am Lenker. Die Bedienung gibt keine Rätsel auf, ein Blick ins Handbuch erübrigt sich.

In dieser Fotostrecke sind die verschiedenen Modi gut zu sehen:

Nettes Detail: QWIC liefert eine passgenaue, gummierte Abdeckkappe für das Display mit, ideal für Transporte auf dem Heckträger am Auto. Diese Abdeckung kann an einer Schleife mit einem stabilen Druckknopf an den Kabeln am linken Lenkerende befestigt werden.

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Standfest: Maguras MT5 (Klicken zum Vergrößern).

Wie bereits gesagt gaben die Bremsen am eBike Qwic RD 10  (MT-5 von Magura) zu keiner Zeit Grund zur Klage. Sie sind gut zu dosieren,  überaus kräftig in der Wirkung und hatten mit dem RD10 zu jeder Zeit leichtes Spiel.

Der Fahrkomfort ist, auch dank der verblüffend gut dämpfenden Schwalbe Marathon GT, sehr hoch. Die ergonomischen Griffe aus Leder schmeicheln der Hand und überraschenderweise hinterließen auch die stylishen Ziernähte keinen Abdruck in den Händen. 

Das Kabel zum Hinterradantrieb wird auf der Rückseite der Kettenstrebe in einer gummierten Führung am Rahmen fixiert, aus der es einfach und schnell entnommen werden kann. Das macht den Ausbau des Hinterrads am  Qwic RD 10, zum Beispiel im Fall eines „Plattfußes“, einfacher. 

qwic_rd_10_handgriffNatürlich spürt man gerade in einem solchen Fall das durch den Hinterradmotor recht schwere Laufrad. Und auch beim Tragen kann das RD10 sein stattliches Gewicht von 29,47 kg inklusive Akku nicht verbergen.

Ebenfalls bemerkenswert: QWIC verschraubt die Achsen mit schicken, verchromten Hutmuttern und verzichtet auf den Einsatz von Schnellspannachsen. In Zeiten von pannengeschützten Reifen durchaus ein guter Ansatz, denn das vermindert die Diebstahlgefahr beim langen unbeaufsichtigten Parken beispielsweise vor dem Büro. 

Sehr praktisch würde ich persönlich noch einen Spiegel finden, gerade im Berufsverkehr sehe ich gerne, was hinter mir los ist. Da es das Qwic RD10 auch als RD10 Speed in einer Ausführung als S-Pedelec gibt, bei der ein Spiegel vorgeschrieben ist, könnte man vielleicht sogar das gleiche Teil im Zubehör erhalten. Bei den Bremsgriffen werden, erkennbar an den kugelförmigen Enden, übrigens die für’s S-Pedelec verbaut.

QWIC RD 10: Leiser und kultivierter Antrieb

Der als Direktläufer, also ohne Getriebe, konzipierte Heckmotor wurde von QWIC gemeinsam mit Bafang entwickelt. Er glänzt mit feinem, kultivierten Ansprechverhalten, das Fahrgefühl gleicht einem konventionellen Rad. Da er nicht über Getriebe verfügt ist er zudem überaus leise.

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Exklusiv mit Bafang gemeinsam entwickelt: Hinterradnabenmotor am QWIC RD10 (Klicken zum Vergrößern).

Der Motor entwickelt ein Drehmoment von 40 Nm – angesichts von mittlerweile bis zu 120 Nm bei Mittelmotoren klingt das zunächst wenig beeindruckend.

Jedoch verpufft von der hohen Nominalleistung der Mittelmotoren einiges im Antriebsstrang, während der Heckmotor beim QWIC RD10 seine Kraft direkt über die Speichen auf die Straße bringt – was die Lebensdauer von Kettenrad, Kette und Ritzeln erheblich verlängert und das Schalten so geschmeidig ablaufen lässt, wie man es von Shimanos DEORE SLX zu Recht erwartet.

Einen Rekuperationsmodus gibt es nicht, dieser wird von mir beim Test allerdings auch nicht vermisst und ist auch angesichts der großen Akkukapazität von 734 Wh wenig sinnvoll: Um die Akkukapazität unterwegs fühlbar zu erhöhen müsste man schon mehrere Kilometer bergab in den Bergen unterwegs sein. Und da ist das Qwic RD10 wohl eher seltener anzutreffen – meine Passfahrt zu Beginn des Test stellt wohl eher die Ausnahme dar.

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Blockierbare Federgabel am Qwic RD 10.

Das QWIC aus den Niederlanden kommt erklärt sicher auch die Auslegung der Übersetzung auf eher flaches Terrain. Bei kurzen Steigungen, die hier im rheinhessischen Hügelland durchaus häufiger vorkommen, aber auch bei steilen Auffahrten auf Brücken, wünschte ich mir eine kürzere Übersetzung, um nicht aus dem Sattel zu müssen.

Praktisch: Für Fahrten im Wiegetritt kann die Gabel am rechten Holm mit einem kleinen Hebel schnell und einfach blockiert werden. Dann schaukelt sich das Bike durch die Bewegungsimpulse weniger auf, das Fahren bergauf wird effektiver.

Test-Fazit Qwic RD 10

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Etwas aus der Mode: Dunlop-Ventile am Qwic RD10.

Bei QWIC ist man stolz auf das Produkt, wie man auf Rahmenaufkleber und unter dem Akku sehen kann. Und das meiner Meinung nach völlig zu Recht: 

Das QWIC Performance RD10 überzeugt mit hervorragender Verarbeitung und einer hochwertigen, praxisgerechten Ausstattung. Ein kleiner Wermutstropfen sind die eher unüblichen Dunlop-Ventile.

Der kräftige und leise Motor, die großvolumige Bereifung von Schwalbe, die ergonomischen Griffe und der bequeme Sattel machen das Pedelec zu einem hervorragenden Begleiter für die täglichen Fahrten ins Büro. Auch in der dunklen Jahreszeit, dank der hellen Supernova-Lampe.

Der große Akku des Testbikes sorgte mit seinen 735 Wh für beeindruckende Reichweiten. Wer nicht unbedingt eine Reichweite von rund 70 km ohne Nachzuladen benötigt, für den ist auch ein Akku mit 525 Wh erhältlich.

Mit diesem Akku wird dann wohl auch das stattliche Gewicht des E-Bikes von 29,47 kg etwas sinken. So ist das Gewicht auch der einzig echte Kritikpunkt. Für Menschen, die ihr Pedelec jeden Tag über Treppen tragen müssen, ist das RD10 eher nicht geeignet.

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Bequem und tourentauglich: Sitzposition auf dem QWIC Performance RD10 (Klicken zum Vergrößern).

Aber jeder, der ein gut ausgestattetes, hervorragend verarbeitetes Pedelec zum täglichen Pendeln sucht, das zudem nicht an jeder Ecke steht, sollte das QWIC Performance RD10 näher ins Auge fassen und beim nächstgelegenen Händler eine Probefahrt machen.

Die Pedelecs von QWIC werden zur Zeit von mehr als 450 aktiven Händlern in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Großbritannien vertrieben. Das Händlernetzwerk wächst ständig, unter https://qwic.de/verkaufsstellen/ ist der nächstgelegene Händler zu finden.

Weitere Infos, auch zu den anderen e-Bikes von QWIC sind online unter https://qwic.de zu finden.

Mein Dank geht an QWIC für das kostenfreie zur Verfügung Stellen des Testrades.

[Text: [at] Fotos & Video: VeloStrom]

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Alexander Theis