[at] Man wünscht es keinem, doch es passiert doch leider allzu oft: Ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit und schon ist man verunglückt. Mit SOS-Loop und Emergency-Card soll im Ernstfall wertvolle Zeit gespart werden.
Bereits im September hatte ich über diese Tools berichtet, kurz danach traf ein Set ein, so dass ich mir beides mal genauer anschauen konnte.
Historie
Der Entwickler von SOS-Loop und Emergency-Card, Wolfgang Hammelrath, war 14 Jahre im Notarztdienst tätig. Während vieler Einsätze stand er immer wieder vor dem Problem, dass der Verletzte entweder nicht ansprechbar war oder aus anderen Gründen nicht über seine Gesundheitsdaten (z.B. Medikamenteneinnahmen, Blutgruppe, Allergien usw.) Auskunft geben konnte. So wurde bei der Notfallhilfe oft unnötig Zeit vergeudet.
Nach einem Fernstudium zu den Themen Datenbankentwicklung und Datensicherheit begann Wolfgang Hammelrath mit der Realisierung der ersten rein webbasierten Softwarelösung für den Notfall. Im Jahr 2011 erlebte er als Opfer eines schweren Verkehrsunfalls selbst, dass diese Lösung gut funktionierte: Dank der über das Notfallarmband für die Retter verfügbaren Informationen konnte schlimmeres verhindert werden. Im Lauf der folgenden Jahre wurde die Idee des Notfallarmbands konsequent weiterentwickelt und bietet heute, über Ausstattungspakete variabel erweiterbar, ein großes Funktionsspektrum.
Anwendung
Das Set, das mir zum Test vorlag, umfasste das SOS-Loop-Notfallarmband und die SOS-Card inkl. Vorsorgenavigator zum Preis von einmalig 39,90€. Das SOS-Loop kann am Handgelenk getragen werden; auf der Rückseite sind Login-Daten aufgedruckt, mit deren Hilfe man auf einem Online-Portal die medizinisch relevanten Daten einsehen kann, gleiches gilt für SOS-Card, die, scheckkartengroß, am besten in der Geldbörse aufgehoben ist.
Nach der Registrierung können alle relevanten Daten zur eigenen Person, Kontaktpersonen sowie Gesundheitsdaten über eine verschlüsselte Datenverbindung erfasst werden. Dabei ist die Weboberfläche übersichtlich und inuitiv bedienbar, frei beschreibbare Textfelder bieten genügend Raum auch für ausführliche Befundberichte. Außerdem können Befunde oder andere wichtige Schreiben (z.B. Kopien von Personalausweis oder Führerschein) als gescannte Dateien hinterlegt werden, so daß diese auch elektronisch verfügbar sind.
Selbstverständlich können jederzeit Daten geändert, ergänzt oder gelöscht werden.
Der Vorsorge-Navigator umfasst als als vorbereitete Dokumente eine Patientenverfügung, eine Organspendeerklärung und ein Widerspruch gegen ungewollte Organentnahme für das Ausland. Hintergrund: Während in Deutschland Organe nur entnommen werden dürfen, wenn eine ausdrückliche Einwilligung vorliegt, ist das im Ausland oft anders: Dort werden Organe nur dann nicht entnommen, wenn ausdrücklich widersprochen wurde.
Nützliches Zubehör
Als Zubehör sind unter anderem SOS-Sticker erhältlich. Diese zweiteiligen Sticker können zum Beispiel auf den Fahrradhelm geklebt werden und bestehen aus zweit Teilen: Der obere, auffällig beschriftetet Teil gibt nach dem Abziehen die Login-Daten für die Weboberfläche frei.
Damit das funktioniert, müssen die Aufkleber in der Verwaltungsansicht der Weboberfläche vom Benutzer „freigeschaltet“ werden. Praktisch, denn so kann nicht ohne Wissen des Nutzers ein Datenzugang „durch die Hintertür“ geschaffen werden.
Im Fall der Fälle
Kommt es zu einem Notfall, kann über die auf dem Notfallarmband oder der SOS-Card aufgedruckten Zugangsdaten auf eine „abgespeckte“ Weboberfläche zugegriffen werden, aus der nur die wesentlichen Notfalldaten ersehen werden können. Die gesamte Oberfläche ist in Deutsch, Englisch, Spanisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Russisch und Türkisch verfügbar und damit insbesondere auch im Ausland von Nutzen.
Wichtig ist natürlich dass die Helfer zum einen wissen, was es mit dem Emergency-Loop oder der SOS-Card auf sich hat und zum anderen insbesondere (Notfall-)Ärzte den verfügbaren Informationen genügend Vertrauen entgegen bringen.
Zusätzlich ist es möglich, mehrere Zugangsprofile mit unterschiedlichen Rechten zu konfigurieren, um zum Beispiel dem Hausarzt oder Facharzt einen speziellen Zugriff zu den Daten zu gewähren.
Datensicherheit
Die Daten liegen nach Auskunft der ident+medical 24/7 GmbH, die den SOS-Loop Service betreibt, auf nach dem Stand der aktuellen Technik gesicherten Servern. Diese wiederrum stehen in einem TÜV-zertifizierten Hochleistungsrechenzentrum in Deutschland, das über eine breitbandige Internetanbindung verfügt.
Die Daten werden auf den Servern verschlüsselt gespeichert, so dass auch der Betreiber die Inhalte nicht einsehen kann.
Natürlich kann jeder, der in den Besitz des Notfall-Loop oder der Emergency-Card gerät, die für den Notfall gespeicherten Daten einsehen. Ein weiterreichender Zugriffschutz würde den Zugriff auf die Daten im Notfall verlangsamen. Hier gilt es für jeden einzelnen abzuwägen.
Alternative eGK?
Eine Alternative könnte die elektronische Gesundheitskarte (eGK) der gesetzlichen Krankeversicherung sein, deren Einsatz schon seit geraumer Zeit vorbereitet wird. Bei der eGK werden die Gesundheitsdaten verschlüsselt über eine besonders gesicherte Dateninfrastruktur in spezielle Rechenzentren übertragen. Im Rahmen von sogenannten „freiwilligen Anwendungen“ ist unter anderem ein Notfalldatenmanagement und die Organspendeerklärung geplant.
Bis zur entgültigen Einführung der eGK wird jedoch noch einige Zeit ins Land gehen. Und: Nach derzeitigem Kenntnisstand werden die freiwilligen Anwendungen nur im Bundesgebiet zur Verfügung stehen. Ob die Datenerfassung für den Endanwender genauso komfortabel ausfallen wird, wie es beim SOS-Loop der Fall ist, ist ebenfalls zur Zeit noch offen.
Fazit
Der Nutzen von SOS-Loop oder Emergency-Card leuchtet ein, die Funktionsvielfalt überzeugt. Durch die vielsprachige und intuitiv benutzbare Weboberfläche sowie den einfachen Zugriff (es wird lediglich ein internetfähiges Endgerät benötigt) sind die „Einstiegshürden“ für die Helfer gering.
Gleiches gilt jedoch auch für jeden Unbefugten, der auf SOS-Loop oder Emergency-Card Zugriff erhält. Deshalb muss jeder selbst für sich persönlich entscheiden, ob Nutzen oder Riskio überwiegt.
Eine kurze, nicht repräsentative Umfrage bei medizinischem Fachpersonal im Bekanntenkreis zeigte, das der Bekanntheitsgrad des SOS-Loop noch steigerungsfähig ist.
Im Testzeitraum war eine Anmeldung auf der Weboberfläche für das SOS-Login über mehrere Tage hinweg nicht möglich. Ursache war nach Auskunft des Anbieters ein Konfigurationsproblem. Seit dem gab es jedoch bei meinen Zugriffen keine Problem mehr.
An finanziellen Gründen sollte die Entscheidung für SOS-Loop oder Emergency-Card jedoch nicht scheitern: Einmalig lebenslang 29,90€ für das SOS-Loop, für die SOS-Card kommen noch 10€ hinzu, sind wahrlich erschwinglich für den gebotenen Funktionsumfang.
Weitere Informationen sind unter www.ident-medical-shop.com zu finden.
Mein Dank gilt der ident+medical 24/7 GmbH für das kostenfreie zur Verfügung stellen des Test-Sets.
Mich würde eure Meinung zu diesem Thema interessieren, ich freue mich auf Kommentare!
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Ich besitze mittlerweile seit 2015 das SOS-Loop und fühlte/ fühle mich auf jeden/ jeder Berg-Run/ -Tour mit dem Wissen dass über mein SOS-Loop mir bei Unglücken o.ä. schneller die entsprechende Hilfe geleistet werden kann. Dazu zähle ich auch meinen hinterlegten Organspendeausweis.
Sehr positiev ist die einfache und problemlose Hinterlegung/ Bedienung meiner Daten bzw. meiner Vollmachten. Ebenso die sehr freundliche und hilfsbereite Unterstützung bei Fragen (nur Anfangs) welcher Art auch immer. Meine Mund zu Mund „Empfehlung“ gebe ich immerwieder weiter.
Vielen Dank dass es eine sollche Möglichkeit gibt.
Hallo Herr Lindhof,
vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar!
Gruß
Alexander Theis