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Test & Technik Zubehör

Testergebnis: Dauertest Mudguards für’s Hinterrad

Lesezeit etwa 8 Minuten

[at] In den letzten Wochen waren einige Mudguards für’s Hinterrad bei VeloStrom im Test, hier das Ergebnis.

Hinterrad-Mudguards sollen bei sportlich-minimalistischen Rädern Fahrerin oder Fahrer vor den ärgsten Unbilden der Witterung schützen. Umgangssprachlich werden die Teile auch „Ass Saver“ genannt, da es sich dabei aber um eine geschützte Bezeichnung handelt, können wir diese hier nicht als Gattungsbezeichnung nutzen.

Zum Dauertest sind folgende Produkte angetreten:

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Die Testkandidaten auf einen Blick (Klicken zum Vergrößern).

Rapid Racer Products Rear Guard Road, SKS S-Guard Hinterrad,  Ass Savers Regular, Medienkraftwerk Splash-Guard, Mucky Nutz Butt Fender, die sich unter anderem folgenden Fragen stellten mussten:

  • Können sie einfach montiert werden?
  • Wie gut ist die Schutzwirkung?
  • Wie robust sind sie?
  • Gibt es Besonderheiten?

Getestet wurde die Montage an verschiedenen Sätteln (Selle Royal, Carbonsattel, SQLab 610, No name) und an einem Renn- sowie einem Faltrad.

Dabei stellte sich heraus, dass die Leichtigkeit der Montage vor allem vom Sattelgestell abhängt. Es gab keinen Schutz, der sich an jedem Sattel gleichermaßen gut befestigen ließ. Am besten in diesem Kapitel schloss der Ass Savers Regular, gefolgt vom Rapid Racer Products Rear Guard Road ab. 

Normalerweise sind die Winter in unseren Breiten ja eher feucht und schmuddelig. Aber gerade der Winter 2017/2018 war außergewöhnlich trocken, was die Praxiserprobungen erschwerte. Zusätzlich stellte sich heraus, das eine halbwegs objektive Beurteilung der Schutzwirkung „in freier Wildbahn“ unmöglich war: Das Ergebnis war jeweils zu „flüchtig“ und vor allem zu ungenau um eine Beurteilung zu ermöglichen.

Testaufbau

testaufbau
Der Testaufbau (Klicken zum Vergrößern)

Deshalb haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und haben alle Mudguards unter definierten „Labor“-Bedingungen an einem Rad getestet um die Schutzwirkung objektiv beurteilen zu können:

Der Mudguard wurde an einem Rennradsattel montiert, das Rad stand, montiert auf einem Ständer, in einer Wanne, die wir mit gefärbtem Wasser gefüllt hatten. Im hinteren Bereich des Sattels hing ein weißes Tuch von der Decke herab, das den Rücken von Fahrerin bzw. Fahrer simulierte.

Das Hinterrad wurde dann per Pedaldrehung in Bewegung gesetzt.

Um die Wasserspur besser sichtbar zu machen wurden die Fotos nachbearbeitet. Deshalb sind im Folgenden jeweils das originale und auch das nachbearbeitete Foto abgebildet.

 

Rapid Racer Products Rear Guard Road:

(http://www.rapidracerproducts.com/)

  • maximale Länge 32,5 cm
  • Gewicht: 24g
  • Gewichts-Index: (g/cm): 0,74
  • Besonderheit: Klettverschluß zur Sicherung, vorgeformt, Montageanleitung auf Rückseite, passt perfekt an alle
    Fizik-Sättel, die über das ICS (Integrated Clip System) verfügen.
  • Montage: bei schmalem Sattel ohne ICS etwas fummelig, zur stabilen Ausrichtung ist relativ wenig Kraftaufwand notwendig, der Klettverschluß fixiert gut, könnte aber etwas länger sein. Der Schutz vor Gelegenheitsdiebstahl ist gut. Für dauerhafte Montage geeignet.

Ergebnis des Wassertests:

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Links das Originalfoto, rechts das zur besseren Sichtbarkeit nachbearbeitete (Klicken zum Vergrößern)

Beim Wassertest zeigt sich eine überraschend schmale Wasserspur, im Gesäßbereich wird sehr gut geschützt, der Spritzbereich geht jedoch recht hoch, dünnt aber nach oben immer mehr aus.

Ass-Savers Regular

(https://ass-savers.com/)

  • maximale Länge 38cm
  • Gewicht 20g
  • Gewichts-Index: (g/cm): 0,53
  • Besonderheit: spezieller Faltmechanismus zur Sicherung, vorgeformt, Montageanleitung auf Rückseite, in vielen Größen und Farben erhältlich
  • Montage: Die Montage gelingt sehr einfach und ohne besonderen Kraftaufwand, die Sicherung durch den Faltmechanismus ist effektiv und schützt während der Fahrt gut vor Verrutschen, bietet aber eher wenig Schutz vor Gelegenheitsdiebstahl. Daher eher für gelegentliche Montage geeignet.

Ergebnis des Wassertests:

ass_saver_ergebnis
Links das Originalfoto, rechts das zur besseren Sichtbarkeit nachbearbeitete (Klicken zum Vergrößern)

Die Wasserspur des Ass-Savers Regular ist breiter als das des Rapid Racer Products Rear Guard Road aber immer noch eher schmal. Die größte Länge im Testfeld sorgt für eine vergleichsweise kurze Feuchtigkeitsspur, der Gesäßbereich wird ausreichend gut geschützt.

Mucky Nutz Butt Fender

(https://muckynutz.com/)

  • maximale Länge 30,5 cm
  • Gewicht 17g
  • Gewichts-Index: (g/cm): 0,56
  • Besonderheiten: keine Sicherung, nicht vorgeformt, Montageanleitung auf Vorderseite
  • Montage: Die Montage erfordert viel Geduld und teils viel Kraft bis die „Flügel“ des Mucky Nutz richtig im Sattelgestell positioniert sind. Ist das jedoch geschafft sitzt der Mudguard straff und stabil. Deshalb eher zu dauerhaften Montage geeignet.

Ergebnis des Spritztests:

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Links das Originalfoto, rechts das zur besseren Sichtbarkeit nachbearbeitete (Klicken zum Vergrößern)

Der Mudguard von Mucky Nutz schützt besonders den Gesäßbereich sehr gut vor Nässe. Hier zahlt sich die breite Basis des Mucky Nutz offensichtlich aus. In der Mitte wird die Wasserspur etwas breiter, dünnt aber rasch aus und verläuft recht weit nach oben.

Medienkraftwerk Splash-Guard

(upgrade-cycle.com)

  • maximale Länge  32,5 cm
  • Gewicht: 16g
  • Gewichts-Index: (g/cm): 0,49
  • Besonderheiten: keine Sicherung, nicht vorgeformt, aber Faltlinien vorhanden, Montageanleitung auf der Rückseite,  2 Jahre Garantie, individuelles Design schon ab kleinen Auflagen möglich
  • Montage: Die Montage gestaltet sich bei schmalem Sattel fummelig, außedem ist vergleichsweise viel Kraft nötig. Dafür sitzt der Splash-Guard aber auch sehr stabil. Bei Kälte (zum Testzeitpunkt ca. -4 Grad) ist das Material spröde. Bei der Demontage riss daher ein Befestigungsspunkt aus. Bei Temperaturen über 0 Grad trat dies bei einem weiterem Exemplar jedoch nicht auf. Nach der Montage bildet der Splash-Guard eine Dachform aus.

Ergebnis des Spritztests:

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Links das Originalfoto, rechts das zur besseren Sichtbarkeit nachbearbeitete (Klicken zum Vergrößern)

Der Splash-Guard von Medienkraftwerk schützt überraschend gut. Die Feuchigkeitsspur ist kurz und verteilt sich auf eher kleinflächige Bereiche, der Gesäßbereich wird gut trocken gehalten. Die dachförmige Ausprägung des Splash-Guard scheint sich hier auszuzahlen.

SKS S-Guard Hinterrad

(http://www.sks-germany.com)

  • maximale Länge 29 cm
  • Gewicht 24g
  • Gewichts-Index: (g/cm): 0,83
  • Besonderheiten: Montageanleitung auf Displaykarton, eher flach, Sicherung per Kabelbinder (liegt nicht bei)
  • Montage: Die Montage am Testrad gestaltet sich außerordentlich fummelig, es war, verglichen mit den anderen Testkandidaten ein sehr hoher Kraftaufwand nötig. Da die Sicherung per Kabelbinder vorgesehen ist, ist die recht aufwändige Montage im Sinne einer dauerhaft guten Befestigung möglicherweise gewollt. Das relativiert auch die fehlende Montageanleitung auf dem Schutz: Als einzige im Testfeld ist diese auf dem Umkarton angebracht.

Ergebnis des Wassertests:

sks-s-guard_ergebnis
Links das Originalfoto, rechts das zur besseren Sichtbarkeit nachbearbeitete (Klicken zum Vergrößern)

Das Feuchtigkeitsbild des SKS S-Guard Hinterrad ist das breitestes im gesamten Testfeld. Der Gesäßbereich wird kaum geschützt, die Feuchtigkeit zieht sich über fast die gesamte Länge der Spur in gleicher, recht ausladender Breite. Hierfür ist beim SKS S-Guard Hinterrad vermutlich die geringste Länge im Testfeld, verbunden mit einer möglicherweise ungünstigen Form verantwortlich. 

Schlußbetrachtung

Dieser Vergleichstest zeigte sehr deutlich, das es DEN idealen Mudguard fürs Hinterrad nicht gibt. Zu Unterschiedlich sind die möglichen Formen von Sattel bzw. Sattelgestell und damit die Anforderungen an die Montierbarkeit. Aber auch die Nutzeranforderungen sind vielfältig: Soll der Schutz nur kurzfristig montiert sein, sind Vorlieben beim Design zu beachten oder muss es ganz besonders leicht sein?

Auch wenn das Beispiel des „SKS S-Guard Hinterrad“ es nahelegt, ist überraschend, dass alleine die Länge des Nässeschutz nicht unbedingt etwas über die maximale Schutzwirkung aussagt. Das erkennt man beim Vergleich des Ass Savers Regular mit dem Splash-Guard von Medienkraftwerk sehr gut.

Was der Test aber auch zeigt ist, das der Abstand zwischen Sattel und Rad wichtig ist: Ein Nässeschutz der am 28zöller gut funktionierte, zeigte am 20zölligen Faltrad deutlich weniger Schutz. Die Physik lässt sich eben nicht so einfach überlisten.

Tröstlich ist, das der pekuniäre Einsatz bei allen Produkten recht überschaubar bleibt und somit die Suche nach dem persönlichen Favoriten kein unüberschaubares finanzielles Risiko darstellt.

[Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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