Foto des Velomobils Orca von Flevelo
Fertig-Pedelecs Test & Technik Velomobil

Ein „Ich-fahr-egal-bei-welchem-Wetter“-E-Bike

Lesezeit etwa 6 Minuten

[at] Der Pedelec-Boom hält nach wie vor an. Doch bei widrigem Wetter macht auch das Fahren mit dem E-Bike weniger Spaß. Doch es gibt Abhilfe: Ein Velomobil mit Pedelec-Antrieb!

Foto des Velomobils Orca von Flevobike
Der Orca von Flevobike

Ein Velomobil ist, vereinfacht ausgedrückt, ein Liegedreirad mit einer aerodynamischen, wetterfesten Verkleidung. Ideales Terrain für Velomobile sind möglichst lange, ebene Strecken. Da die Verkleidung, trotz allen Leichtbaus, das Gewicht in die Höhe treibt, ist eine Pedelec-Antrieb ideal für viele dieser Nischenfahrräder: Der Antrieb hilft beim Anfahren die Massenträgheit zu überwinden und am Berg das Gewicht weniger spüren zu lassen.

Ein Vertreter dieser Spezies Spezialrad ist der eOrca des niederländischen Herstellers Flevobike. Seit mehr als 7.000 km pendele ich nunmehr mit diesem Pedelec bei (fast) allen Witterungsbedingungen am Stau vorbei ins Büro.

Sommerliche Hitze? Kaum zu spüren!

Foto in das Velomobil Orca bei geöffneter Haube
Bei geöffneter Haube gut zu sehen: Die großen Fußlöcher. Über die Hebel rechts und links wird gelenkt.

Die aerodynamische Verkleidung des eOrca hält den Fahrtwind vom Radler fern. Damit dieser nicht überhitzt, sind die Verkleidungsöffnungen für maximale Belüftung designed. Das klappt im Sommer so gut, dass ich nicht mehr schwitze als ein „normaler Radler“.

Da der Orca keinen Rückwärtsgang besitzt dienen die Fußlöcher auch zur Rückwärtsfahrt

Regen und Kälte? Fast egal!

Foto des Vorderrads eines Orca im tiefem Schnee
Fahren im hohen Schnee sind nicht einfach.

Die Verkleidung schützt vor Regen, nur an den Sichtöffnungen sprüht es etwas hinein. Trotzdem benötige ich keinerlei Regenbekleidung. Mangels auskühlendem Fahrtwind hat auch der Chill-Faktor kaum Bedeutung. Auch im Winter kann mit relativ dünner Kleidung gefahren werden.

Und wie ist`s bei Eis und Schnee?

Bei Eis ist man dem einspurigen Fahrzeug gegenüber um Vorteil: Ein Sturz auf Grund wegrutschenden Rädern ist praktisch ausgeschlossen. Je nach Schneehöhe kommt das Velomobil allerdings an seine Grenzen: Wenn der Boden des Velomobils im Schnee aufsetzt ist es vorbei mit dem Vortrieb. Deshalb sind nicht geräumgte Wege kein Spaß, zumindest nicht beim Pendeln ins Büro.

Reisen, Radwege & Drückampeln

Foto eines beladenen Velomobils Orca von Flevobike
Orca im Reisetrimm

Man sieht es ihm von außen nicht an: In den eOrca passt eine Menge Gepäck hinein.

Vorausgesetzt man packt anders als man es von normalen Rad gewöhnt ist: Anstatt vier bis fünf Taschen zu packen muss man beim eOrca kleinteiliger packen. Dann passt auch eine komplette Campingausrüstung hinein.

Auf den meisten Radwegen lässt es sich mit dem eOrca gut reisen, selbst Sperren in Form der sogenannten „Drängelgitter“ sind selten ein Hindernis. Auf einer Reise entlang des Main-Radwegs von Bayreuth bis Mainz musste ich nur ein einziges Mal wegen eines Drängelgitters aussteigen.

Der Wendekreis des Orca beträgt ca. 6 Meter, die Spurbreite nur 74 cm. Das macht in handlich genug, um auch in der Stadt oder auf engeren Wegen zu fahren, wie dieses Video zeigt:

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Weitere Informationen

Der Orca verfügt über eine weit öffnende Einstiegsluke um das Einsteigen zu erleichtern. Diese Luke macht auch die Bedienung von Drückampeln gut möglich: Durch die schmale Bauform und die Sitzhöhe von ca. 20cm kann man nahe an die Ampel heranfahren, die Luke öffnen und gut an den Drücker der Ampeln heranreichen.

(E-)Antrieb

Der Antriebsstrang ist beim Orca gekapselt: Vom Tretlager verläuft eine Kette zur als Zwischengetriebe verbauten Rohloff-Nabe. Von dieser verläuft eine weitere kurze Kette bis zum Endantrieb. Durch Tauschen des Endantriebsritzels kann die Übersetzung an hügelige Gegenden angepasst werden.

Foto von Akku und Motor eines eOrca von Flevobike
Bei frühen eOrcas ist der Akku noch hinter dem Motor verbaut.

Beim eOrca ist der Antrieb an der Rohloff-Nabe „angeflanscht“. Es kommt ein bürstenloser Motor von Daum-Electronic mit drei Unterstützungsstufen zum Einsatz, der seine Energie aus einem Lithium-Eisen-Phosphat-Akku mit 507 Wattstunden bezieht. Das Gewicht des Akkus beträgt ca. 5 kg, die Ladezeit bei komplett entleertem Akku etwa 3 Stunden.

Bei meinem eOrca handelt es sich noch um ein frühes Modell, bei dem der Akku hinter dem Motor untergebracht ist. Bei neueren Modellen ist der Akku zur besseren Gewichtsverteilung zwischen den Beinen des Fahrers montiert. In beiden Fällen kann der Akku zum Laden entnommen werden. Mit Akku und Motor beträgt das Leergewicht des eOrca ca. 49 kg. Damit ist der eOrca eines der schwereren Velomobile.

Meine bisher weiteste mit Eco-Unterstützung und ca. 40 kg Gepäck gefahren Strecke belief sich auf 104 km.

Passive Sicherheit

Foto des rechten Rückspiegels des velomobils Orca von Flevobike
Prima Rücksicht durch die von innen verstellbaren Rückspiegel. (Foto: velostrom.de)

Durch die tiefe Schwerpunktlage und die Federung rundum ergibt sich ein sicheres Fahrgefühl. Bei meinem Modell sind Trommelbremsen mit 90mm Druchmesser verbaut, gegen Aufpreis sind auch Scheibenbremsen erhältlich, die im Verbund bremsen.

Die stabile Karosserie besteht aus einem GFK/Polypropylen-Mix und ist selbsttragend ausgeführt. Zum Lieferumfang gehören Blinker rundherum, eine Hupe und „Lichthupe“, die über Lenkhebel betätigt werden. Als Lichtquelle dienen vorne zwei LUMOTEC IQ Cyo von B&M, hinten sorgt eine LED-Leuchte für gute Sichtbarkeit. Licht, Blinker und Hupe werden über einen zusätzlichen LIthium-Ionen-Akku mit 73,2 Wh Kapazität versorgt.

Für prima Rücksicht sogen zwei aerodynamisch in die Karosserie integrierte Rückspiegel, die von innen verstellt werden können.

Weitere ausführliche Informationen zu Orca und eOrca sind auf der Webseite des deutschen Importeurs www.flevelo.de zu finden.

[Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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