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Test E-Bike Coboc One Rome

Lesezeit etwa 11 Minuten

[at] Das Coboc One Rome wurde erst vor kurzem vorgestellt. Ich hatte Gelegenheit zu einem ersten Test.

Einleitung

Die beiden Gründer von Coboc, David und Pius, waren in ihrer Studentenzeit als Radkuriere unterwegs. Heute als Physiker treibt sich der Wunsch an Ein Elektrorad fahren, das richtig gut funktioniert und dabei noch verdammt gut aussieht.”. Diese Grundidee hinter Coboc führt zu ganz besonderen E-Bikes die in der Universitätsstadt Heidelberg entstehen.

Single-Speed-Pedelec

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Das Coboc One Rome.

Im ersten Moment ein Widerspruch, beeindruckt das Konzept durch eine, im Vergleich zu anderen Pedelecs, cleane Linienführung. Akku und Bedienteile sind soweit es geht unauffällig im Rahmen untergebracht. Außer einer LED-Anzeige für den Akkustand im Oberrohr gibt es kein Bediendisplay. Das ist auch insofern nicht nötig.

Denn dem Konzept des Single-Speed folgend, hat der Pedelec-Antrieb nur zwei Stufen: Ein oder Aus. Eine ausgeklügelte elektronische Steuerung soll dafür sorgen, dass eine Schaltung nicht vermisst wird. Nun, wir werden sehen.

Auspacken…

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Tolles Rad in toller, vorbildlicher Verpackung:
Bei Coboc macht schon das Auspacken Spaß!

Das Coboc kommt in einem großen, sehr stabilen Karton. Während andere Räder mühsam aus der Verpackung geschält werden müssen, klappt man beim Coboc den gesamten Karton an einer Seite aus.

Drin wird das Coboc One Rome am Vorder- und Hinterrad mit Kartonausformungen gestützt, am Hinterrad steht das Zubehörkästlein.

In selbigem findet sich, neben der sehr ausführlichen Dokumentation und dem Ladegerät alles Zubehör, um das Coboc One Rome Straßenverkehrstauglich zu machen: Pedale, Reflektoren, Klingel. Sogar ein passendes, robustes Werkzeug zur Montage wurde gedacht.

So ist das E-Bike im Nu mit den Pedalen bestückt. Jetzt noch den Lenker geradestellen, den Sattel auf die richtige Höhe bringen und es kann losgehen.

Kucken…

Doch vorher mache ich mal eine Runde ums E-Bike. Praktisch, das ich noch einen Hinterradständer im Fundus habe, denn mangels Ständer müsste ich das One Rome sonst irgendwo anlehnen.

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Nur von unten gut zu erkennen: Stecker für Ladegerät im Energy-Bus-Standard (vorne) und Aktivierungsknopf (hinten)

Das Unterrohr ist etwas mächtiger als sonst bei Single-Speed-Rädern, aber trotz der darin versteckten Akkus noch unauffällig. Am Oberrohr prangt selbstbewusst und edel auf einer Plakette der Markenname.

Etwa in dieser Höhe befinden sich unter dem Rohr der Einschaltknopf und die Ladebuchse im EnergyBus-Standard. So braucht man sich beim Laden keine Gedanken um die richtige Polung zu machen: Ladebuchse und Stecke sind magnetisch und finden automatisch zueinander.

Das Coboc One Rome ist, nach dem Rotwild R.C1+ HT 29 das zweite Pedelec, das ich live mit dieser Technik erlebe.

Der Einschaltknopf ist, obwohl man ihn praktisch nie zu Gesicht bekommt, genauso edel gestylt wie  das ganze Rad. Ein Druck darauf bringt die fünf auf dem Oberrohr montierten LED zum Leuchten: Die einzige Anzeige des Coboc One Rome. Je nach Ladezustand leuchten mehr oder weniger LED.

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Schönes Detail für aufgeräumte Leitungsführung

Das Cockpit ist ebenso aufgeräumt: Außer den beiden Bremshebeln der hydraulischen Shimano-Scheibenbremsen ist nichts zu sehen, typisch Singelspeed halt.

Schönes Detail: Die beiden Bremsleitungen werden mit einem kleinen, eleganten Kabelhalter auf der richtigen Länge gehalten. Der Blick folgt dem mächtigen, Vertrauen einflößendem Steuerrohr zur geraden Carbon-Gabel mit glänzendem Finish.

Das Coboc One Rome ist ein Rad für die Stadt und auch für Pendler gedacht. Folgerichtig sind die Pedale aus CNC-gefrästem Alu zwar griffig, aber die Zahnung nicht so extrem, dass man mit Abdrücken in Business-Schuhen rechnen müsste. Das Kettenrad beeindruckt mich mit seiner schieren Größe: 52 Zähne sind einen Ansage!

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Abknickende Bremsleitung beim Coboc One Rome

Die Kraft des Fahrers wird per Kette zum Hinterrad und auf die Nabe übertragen. Die Nabe, die auf der linken Seite fast von der Bremsscheibe verdeckt wird, enthält den E-Bike-Antrieb, der mit maximal 40 Nm Kraft den Radler unterstützt. Der Antrieb ist, bis auf den unvermeidlichen Kabelstrang, wirklich sehr unauffällig. Die edel wirkenden Kettenspanner tragen, ebenso wie der dezente blaue Streifen rund um die Nabe noch dazu bei, den Blick vom Kabel abzulenken.

Auf der linken Seite des Hinterrads findet sich die Scheibenbremse und hier der, aus meiner Sicht, einzige stylistische faux-pas des gesamten Rades: Die Bremsleitung ist, wohl bedingt durch die enge Führung zum Bremssattel hin, kurz vor selbigem abgeknickt. Das sieht nicht gut aus, jedoch, das sei vorweggenommen, konnte ich auf den Fahrten keine funktionelle Beeinträchtigung feststellen.

Fahren…

So jetzt aber. Ich schiebe das Coboc auf die Straße, steige auf und lasse erst mal den Antrieb aus. Ich muss dazu sagen, dass ich seit Jahrzehnten nur noch mit Fahrrädern mit Schaltung unterwegs bin, dies mein erster Kontakt mit einem Single-Speed ist und ich einfach neugierig bin.

Es folgt ein „oha!“-Erlebnis: So war also Radfahren früher! Anfahren ist für mich, trotz trainierter Oberschenkel, mit DER Übersetzung auch in der Ebene nicht ohne Wiegetritt möglich. Ist man aber erst mal auf Touren gekommen lässt sich mit dem Kettenblatt eine hohe Geschwindigkeit bei angenehmer Kadenz halten. Aber, ich gebe es zu, beim ersten Halt an einer Kreuzung schalte ich den Antrieb mit einem unauffälligen Griff ans Oberrohr an; die fünf LED leuchten blau auf und signalisieren sowohl einen vollen Akku als auch die Bereitschaft des Systems.

Und beim nächsten Antritt vergeht mir fast Hören und Sehen: Der Antrieb setzt den zartesten Tritt aufs Pedal sofort in beeindruckenden Vortrieb um! Jetzt weiß ich, warum in der Doku explizit steht, vor allem Ungeübte E-Bike-Fahrer sollten zunächst auf verkehrsarmen Flächen etwas üben. Man ist, natürlich auch bedingt durch die Übersetzung, sehr schnell sehr viel schneller als man vermutet. Und die Bremsen gebieten diesem Vortrieb auch adäquaten Einhalt: Unerfahrene könnten da zu Anfang Probleme bekommen.

Beim E-Bike Coboc One Rome standen für die Rahmengeometrie Bahnradmaschinen Pate. Das merkt man zum einen an der sehr guten Handlichkeit: Eine zu weite Linie ist durch sanften Druck am Lenker schnell und einfach korrigiert. Die Kehrseite der Medaille: Der Rahmen, und vor allem auch die Carbon-Gabel, zeigt auch eine unerbittliche, sportliche Härte: Da flext nichts! Sind die montierten Schwalbe Kojaks ordentlich auf Druck kann man beim Überfahren des berühmten Euro-Stücks tatsächlich fast fühlen, welche Seite oben liegt. Auf dem Coboc One Rome gewinnt der alte Satz vom Lesen der Straße wieder mehr an Bedeutung.

An das Singelspeed-Konzept habe ich mich rasch gewöhnt: Zu Beginn suche ich an Kreuzungen oder an roten Ampeln noch die Schalthebel, doch nach kurzer Zeit verschwindet dieser Reflex. Die Steuerung über den Drehmomentsensor ist tatsächlich recht sensibel, nur das dauerhafte Fahren mit Geschwindigkeiten um ca. 18 km/h bedarf etwas Übung. Mit dem Coboc One Rome ist man am liebsten zügig unterwegs.

Zwischenzeitlich bin ich in der Mainzer Innenstadt unterwegs und nähere mich der mit Spannung erwarteten Schlüsselstelle meiner Probefahrt: Die Gaugasse, „mit 9,549 Prozent“ (Wikipedia) steilste Straßenbahnstrecke Deutschlands. Warum Schlüsselstelle?

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Mehr geht nicht: Das mächtige 52er Kettenblatt lässt nur wenig Luft zur Kettenstrebe.

Das Coboc One Rome ist als Singlespeed-E-Bike überwiegend wohl innerstädtisch unterwegs, und je nach Topgraphie kann da auch mal eine Steigung dabei sein. Ich mache mir keinerlei Illusionen, die „Gaugass“, wie die Mainzer sagen, würde ich mit einem 52er Kettenblatt und ohne E-Antrieb höchstens schiebend nach oben kommen. Aber wie läuft’s mit dem Coboc?

Etwa 50m vor mir fährt ein Mann mit einem gut 20 Jahre alten Rennrad bergan, als es am Fuß der Gaugasse steiler zu werden beginnt, habe ich ihn schnell überholt. Im Sitzen, entspannt pedalierend, beeindruckend. Es wird etwas steiler und ich muss doch etwas stärker reintreten, doch das E-Bike von Coboc schiebt immer noch so nachdrücklich an, das mein Grinsen immer breiter wird.

Etwa in der Mitte der Gaugasse findet sich ein Café, in dem auch radaffines Publikum verkehrt. Es ist schönes, warmes Frühlingswetter und viele sitzen draußen. Als ich merke, das mir, ob der komplett ungewöhnlichen Geschwindigkeit, mit der ich bergan sause, die Blicke folgen gehe ich dann doch mal aus dem Sattel und in den Wiegetritt. Aber nötig wäre es nicht.

11% Steigung mit dem Single-Speed E-Bike

Nach diesem Erlebnis werde ich übermütig und beschließe, auf dem Weg zurück nach Haus eine 11%ige Steigung unter die Räder zu nehmen. Auf der Strecke dahin kann das Coboc One Rome auf einer langen Gefällestrecke zeigen, das es trotz der Rahmengeometrie sehr gut geradeaus läuft.

Am Beginn der Steigung sehe ich kurz vor mir einen langsamen Autofahrer. Das verwundert mich zunächst, merke aber dann, das er zwei Rennradler vor sich hat, die sich die bergan quälen.

Wenn der Autofahrer nicht überholt, habe ich ein Problem: Bedingt durch die feste Übersetzung benötige ich eine bestimmte Kadenz, um das Rad und mich in Schwung zu halten. Doch nach einer Kurve sieht der Autofahrer genug und überholt (in mustergültigem Abstand) die Rennradler – und ich kurz darauf auch. So locker tretend, das den beiden klar sein muss: Da geht was nicht mit rechten Dingen zu!

Jedoch wird die Strecke noch etwas steiler und jetzt muss ich aus dem Sattel, um die nötige Kadenz zu halten. Das E-Bike schiebt mich immer noch gut bergan, doch ich merke einmal mehr, dass der Wiegetritt nicht meine Stärke ist. Im Ergebnis komme ich mindestens genauso erschöpft oben an, als wenn ich mit einem „Schaltfahrrad“ gefahren wäre, nur wesentlich schneller. Soviel zum Thema „Pedelecfahrer leisten nichts“. Mit dem Coboc One Rome ist sicher ein Trainingseffekt festzustellen, im Laufe der Zeit würde ich die gleiche Steigung sicher lockerer fahren.

Apropos lockerer: Auf nicht öffentlichem Gelände hatte ich die Möglichkeit, das Coboc One Rome mal als S-Pedelec zu fahren. Die Mühelosigkeit, mit der das E-Bike beschleunigt und auch bei deutlich über 30 km/h noch nachdrücklich zulegt beeindruckt. Und macht für mich einmal mehr klar, warum S-Pedelecs eher auf die Straße gehören: Innerörtliche Radwege sind meist weder vom Fahrbahnzustand noch von der notwendigen Breite zum Überholen für diese hohen Geschwindigkeiten geeignet.

Fazit: Tolles Konzept für E-Bike-Puristen

Für 3.899€ (UVP) erhält man mit dem Coboc One Rome ein, bis auf die Führung der Bremsleitung am hinteren Sattel, sehr elegantes, puristisches und mit ca. 14,8 kg (selbst gewogen) leichtes Pedelec. Das außergewöhnliche Konzept eines Singelspeed-Pedelecs hat durchaus seine Reize und macht viel Spaß, solange keine allzu steilen und langen Strecken in der Stadt warten. Die Domäne des Rades liegt sicher in Gegenden mit ebener Topographie. Allerdings ist in allen anderen Fällen sicher ein Trainigseffekt zu erwarten, wie er auch beim „normalen“ Singelspeed auftritt.

Der E-Bike-Antrieb schiebt, gerade beim Ampelstart, beeindruckend kräftig los, auch durch das große Kettenblatt ist man sehr schnell unterwegs. Durch die Rahmengeometrie ist das Rad sehr handlich, an die unnachgiebige Härte muss man sich gewöhnen. Für die anvisierte Zielgruppe ist sicher auch das Fehlen von Parkstütze und Schutzblechen kein Problem. Für alle anderen bietet das Coboc Seven Vesterbro beides und zusätzlich noch die Möglichkeit, etwas Gepäck zu transportieren.

Mein Dank geht an Coboc für das zur Verfügung stellen des Testrades.

[Text: [at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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