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Alltag & Urlaub Interview Ra(d)tgeber

Starkes Gespann: Pedelec und Anhänger

Lesezeit etwa 7 Minuten

Pedelec und Anhänger sind eine starke Kombination. Doch worauf gilt es bei Kauf und Nutzung des Power-Duos zu achten? Experteninterview mit Burley-Präsidentin Allison Coughlin.

Was ein Blick auf die Straßen bereits vermuten lässt, bestätigen regelmäßig offizielle Marktzahlen wie beispielsweise die des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV): Pedelces erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, der Absatz steigt rasant. Und auch Fahrradanhänger, für Kinder ebenso wie für Lasten, sind längst ein gewohntes Bild im Straßenverkehr.

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Passt prima: Anhänger, hier Burley Minnow, und Pedelec (Klicken zum Vergrößern).

Es liegt also nahe, das Angenehme (Motorkraft und somit erhebliche Erleichterung beim Ziehen) mit dem Nützlichen (einfacher, sicherer und umweltschonender Transport von Kindern und Gepäck) zu verbinden.

Doch wer sein E-Bike zum Zugpferd macht, sollte beim Kauf und insbesondere vor und während der Fahrt einiges beachten. Sind Rad und Anhänger kompatibel? Welche Vorbereitungen sind nötig? Wie sieht es in punkto Fahrverhalten und Sicherheit aus? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt Allison Coughlin, Firmenpräsidentin von Anhängerspezialist Burley, im Experten-Interview.

Ein Blick auf die Straßen und offizielle Zahlen zeigen: Ein Fahrrad mit Elektroantrieb ist nicht mehr nur etwas für Senioren. Mittlerweile hat auch die jüngere Generation E-Bikes bzw. Pedelecs für sich entdeckt. Wie sehen Sie diesen Trend?

Allison Coughlin: Wir bei Burley sehen die wachsende Popularität von E-Mobilität beim Rad sehr positiv, denn die Nutzung von Anhängern wird mit einem E-Bike erheblich angenehmer. Ob Eltern, die ihre Kinder umweltschonend transportieren wollen oder sportlich Ambitionierte, die längere Touren mit viel Gepäck bewältigen – sie alle tun sich mit Elektroantrieb leichter, ganz unabhängig vom Alter.

Grundvoraussetzung ist natürlich, dass Rad und Anhänger kompatibel sind…

Allison Coughlin: … und, dass der Radhersteller das Ziehen eines Anhängers zulässt. Dies sollte man vor dem Kauf auf jeden Fall in Erfahrung bringen. Was die Kompatibilität betrifft: Wir bieten aktuell schon eine Reihe von speziellen Steckachsen in unterschiedlichen Größen an, welche die meisten am Markt erhältlichen E-Bike-Designs abdecken. Außerdem verfolgen wir natürlich die Trends für die Zukunft, um auch hier Lösungen parat zu haben.

Sicherheit und Handhabung spielen bei der Nutzung von Anhängern eine wichtige Rolle. Muss
nun bei einem E-Bike plus Anhänger gesondert auf etwas geachtet werden?

Allison Coughlin: Der Gesetzgeber in Deutschland sieht vor, dass Anhänger nur mit einem Pedelec bis 25 km/h Maximalgeschwindigkeit gezogen werden dürfen. S-Pedelecs sind also nicht dafür zugelassen. Beim Transport von Kindern gilt zusätzlich, dass der Fahrer mindestens 16 Jahre alt sein muss. Doch unabhängig von gesetzlichen Vorgaben sollte einem stets bewusst sein, dass mit einem E-Bike viel leichter höhere Geschwindigkeiten erreicht werden. Deswegen: umsichtig und vorausschauend unterwegs sein, einen längeren Bremsweg einkalkulieren und nur das Tempo fahren, mit dem man Bike und Anhänger zu jeder Zeit sicher handeln kann. Die von uns empfohlenen Geschwindigkeitsbegrenzungen beziehen wir ebenso auf die Nutzung eines E-Bikes: 24 km/h auf ebenen und geraden Straßen, 8 km/h in Kurven oder auf unbefestigten Wegen.

Welche Tipps haben Sie grundsätzlich für das Fahren mit Anhänger?

Allison Coughlin: Egal, ob herkömmliches Fahrrad oder E-Bike – ein Anhänger bedeutet zusätzliches Gewicht, wodurch das Rad anders und eventuell weniger schnell reagiert. Größere Steine, hohe Bordsteinkanten, scharfes Bremsen oder plötzliche Lenkbewegungen sollte man möglichst vermeiden. Darüber hinaus ist zu beachten, dass der Anhänger im Normalfall breiter ist als das Zugrad und dass er sich in Kurven um einen kleineren Radius dreht als der Radfahrer.
Es muss also unbedingt genügend Abstand zu Hindernissen gehalten werden. Unser Tipp für Anhänger-Anfänger: Auch einen Kinderanhänger vor der ersten Nutzung mit Gepäck beladen und das Fahren sowie kritische Situationen wie das Passieren von Engstellen erst einmal in einem offenen und sicheren Terrain – z.B. auf einem leeren Parkplatz oder einem breiten Fahrradweg – üben. So kann man sich in Ruhe an das ungewohnte Handling herantasten. Da für Burley Sicherheit oberste Priorität hat, sei an dieser Stelle auf unsere Checkliste für das Fahren mit (Kinder-)Fahrradanhänger hingewiesen:

Monatlicher Sicherheitscheck – in der Übergangszeit häufiger:

  • Alle Hardware-Teile wie Anhängerkupplung, Zugstange, Flex-Verbindung und Rahmen auf
    Schäden untersuchen
  • Sicherstellen, dass die Bolzen festgezogen sind
  • Reifen auf Abnutzung und Risse checken
  • Räder hinsichtlich korrekter Auswuchtung und Schäden überprüfen
  • Alle Stoffbauteile auf Risse, Abnutzung und fehlendes Material untersuchen

Vor jeder Fahrt sollten folgende Punkte beachtet bzw. überprüft werden:

  • Korrekte Befestigung der Räder am Anhänger
  • Mit dem auf der Reifenseite empfohlenen Druck aufgepumpte Reifen
  • Richtige Sicherung der Zugstange am Anhänger
  • Ordnungsgemäße Befestigung der Anhängerkupplung am Fahrrad
  • Korrekte Arretierung des Sicherungsstifts für Anhängerkupplung und Zugstange
  • Festes Anbringen der Sicherungsriemen an Kupplung und Zugstange
  • Einhalten der maximalen Zuladung (45 kg für Zweisitzer / 34 kg für Einsitzer)
  • Gewicht der Zugstange an der Kupplung muss höher sein als 1 kg, darf bei voll beladenem
    Anhänger jedoch 9 kg nicht überschreiten
  • Ausstattung aller Passagiere mit einem Helm
  • Ordnungsgemäßes Anschnallen des Kindes / der Kinder mit Hilfe des Sicherheitsgurts
  • Anbringen des Sicherheitswimpels
  • Feste Installierung und Schließen des Verdecks
  • Funktionstüchtigkeit des Fahrrads, vor allem Bremsen und Reifen

Abgesehen vom wichtigen Thema Sicherheit zum Schluss noch eine praktische Frage, die sich
viele stellen: Inwiefern beeinträchtigt ein Anhänger den Akkuverbrauch beim E-Bike?

Allison Coughlin: Der Verbrauch ist abhängig von der Last, die auf dem Akku liegt. Je höher das Gewicht, desto mehr Batterieleistung wird benötigt. Auch Gelände, Fahrbedingungen und Wetter können die Akkulaufzeit beeinträchtigen. Je nach Strecke (ob hauptsächlich eben, mit vielen Anstiegen, freie Fahrt oder Stadtverkehr mit viel Stop-and-go usw.) und Unterstützungsgrad ergeben sich Reichweitenverluste von einem bis zu zwei Dritteln. Grundsätzlich kann man sagen: Um den Batterieverbrauch möglichst gering zu halten, sollte man das Gewicht von Fahrrad und Last minimieren, mit konstanter Geschwindigkeit ziehen und Steigungen vermeiden. Positiv wirkt sich natürlich ein geringes Zuggewicht, also ein leichter Anhänger aus. Unsere Kinder-Fahrradanhänger gehören zu den leichtesten auf dem Markt und wiegen dank ihres Voll-Aluminium-Rahmens, der trotz des geringen Gewichts hoch stabil ist, je nach Ausstattung nur zwischen 8,4 und 13,8 kg. Einzig das Modell Cub X, welches für besonders hohe Belastungen eine robuste Kunststoffwanne hat, bringt 17,2 kg auf die Waage. Für alle, die im Alltag sehr viel unterwegs sind oder längere Touren planen, empfehlen wir einen Ersatzakku. So fährt man stets auf der sicheren Seite.

Über Burley

Burley gilt als Erfinder des Kinder-Fahrradanhängers. Seit seiner Gründung im Jahr 1978 hat sich das US-amerikanische Unternehmen aus Eugene, Oregon, zum Maß der Dinge für Transportausrüstung im Freizeitbereich entwickelt und setzt Standards in Sachen Sicherheit, Langlebigkeit und durchdachtes Design. Kernprodukte sind Fahrradanhänger für Kinder, Lasten und Haustiere, Laufräder und Trailerbikes runden das Portfolio ab. 2018 bringt Burley mit dem Coho XC seinen ersten Single-Wheel Lastenanhänger auf den Markt und erhält für das innovative Produkt einen Eurobike Award. Anlässlich seines 40-jährigen Firmenjubiläums wartet Burley zum Start in die Fahrradsaison 2019 im Bereich Kinder-Fahrradanhänger mit neuen Modellen sowie neuen
Premium-Features und Upgrades auf.

[Text & Foto: Burley]

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Alexander Theis
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