Das Cowboy 3, E-Bike der 3. Generation von Cowboy, war bei Velostrom zu Gast. Wie fährt sich das coole Pedelec für die City?
- Einleitung
- Cowboy 3: E-Bike der 3ten Generation
- Konsequent konstruiert
- Fertigungsqualität
- Lieferumfang
- App-Steuerung
- Warum Singlespeed?
- Härtetest
- Akkureichweite
- Community
- Reparatur-Service
- Fazit: Wer sollte ein Cowboy 3 kaufen?
Einleitung
Bei Cowboy macht man vieles anders – und vieles richtig. Was die Belgier von anderen Herstellern unterscheidet, ist der Fokus auf Design, Hard- und Softwareentwicklung sowie das komplette Serviceangebot. Damit sollen auch die Menschen angesprochen werden, die vielleicht noch nie ein E-Bike in Erwägung gezogen haben. Das funktioniert auf jeden Fall schonmal beim Design, wie ich selbst erleben konnte. Doch dazu später mehr.
Das Cowboy 3, das E-Bike der dritten Generation
Schon als ich das Cowboy 3 aus dem Karton hebe fällt auf, dass es sehr leicht ist. Den Eindruck bestätigt die Waage eindrucksvoll: Mit nur 18,43 kg gehört das Pedelec zu den leichten Vertretern seiner Art. Das geringe Gewicht lässt sich durch die Abwesenheit von Ständer und Gepäckträger teilweise erklären. Aber es ist das Gesamtpaket des e-Bikes, was zu einem solch guten Wert führt.
Das Cowboy 3 ist bereits die 3. Generation der belgischen E-Bike-Bauer. In kaum mehr als drei Jahren haben sie eine beachtliche Entwicklung vorangetrieben und ein überzeugendes Paket geschnürt.
Adrien Roose, Co-Founder und CEO von Cowboy: „In den vergangenen drei Jahren hat sich Cowboy von der Idee, das Elektrofahrrad neu zu erfinden, zu einer begehrten Marke mit einer engagierten Community entwickelt. Wir sind unserer Vision treu geblieben, eine bessere Alternative zum Auto anzubieten – diese Verkehrswende wollen wir weiter beschleunigen und anführen.”
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Weitere InformationenDas Cowboy 3 ist ein Fahrrad für die City und konsequent auf dieses Einsatzszenario hin entwickelt.
Es soll möglichst wartungsfrei, einfach und sauber im Handling sein. Deshalb verzichtet man bei Cowboy auf eine Schaltung und setzt für die Kraftübertragung auf einen Gates-Riemen statt einer Kette. Das erspart Wartungsarbeiten und Gewicht. Serienmäßig verzichtet das Cowboy 3 sogar auf Schutzbleche.
Zum Glück verfügt das Testexemplar des Cowboy 3 über diese, aus meiner Sicht sehr wichtigen, Accessoires. Sie stören auch optisch nicht, denn sie schmiegen sich elegant und eng an die Laufräder und passen mit der mattschwarzen Lackierung gut zur eleganten Erscheinung des Pedelecs.
Ein Gepäckträger ist (noch) nicht lieferbar, lässt sich aber nachrüsten: Die Aufnahmepunkte dafür sind vorhanden.
Die Fertigungsqualität ist eine Augenweide!
Im August 2020 hat Cowboy eine Finanzierungsrunde über insgesamt 23 Millionen Euro abgeschlossen. Das Geld wurde gut investiert, denn die Fertigungsqualität des Cowboy 3 ist überragend.
Das sieht man beispielsweise am Rahmen sehr gut: Die Alurohre (6061) wurden an den Fügestellen beeindruckend akkurat geglättet und verschliffen, dass er wie aus einen Guss wirkt! Es scheint fast so, als hätte sich die Rahmenbauerin oder der Rahmenbauer beim Finish des Rahmen selbst verwirklicht.
Auch die fest im Lenkkopfbereich verbaute Lampe ist wunderbar integriert, das ist Rahmenbau und Design vom Feinsten!
Das der Rahmen dazu noch sehr stabil ist verwundert nicht wirklich, ist aber nötig. Da dieses Rad wegen der festen Übersetzung wohl besonders oft im Wiegetritt bewegt wird, muss der Hinterbau den eingeleiteten Kräften stand halten können. Dem tragen die Ingenieure durch den breit bauenden, jedoch formschön und unverwechselbar gestalteten Bereich des Hinterbaus Rechnung.
Der Lieferumfang des E-Bikes hat mich begeistert.
Zur hohen Fertigungsgüte passt auch der Lieferumfang des Cowboy 3. In einer hochwertigen Pappverpackung finden sich die Pedale, passendes Werkzeug zur Montage, Ladegerät, Klingel, Reflektoren, Front- und Rücklicht zum Anstecken.
Mit dem beigefügten Werkzeug ist der Lenker schnell gerade gestellt und die Pedale montiert. Zur richtigen Einstellung des Sattels muss der Akku entnommen werden: Der ist mit einem Schloss gesichert und sitzt hinter dem Sattelrohr und verbirgt die beiden Schrauben der Sattelrohrklemmung.
Wenn der Akku schon mal draußen ist lade ich ihn direkt auf (das geht nur im ausgebauten Zustand), denn noch kann es nicht losgehen.
Das Cowboy 3 wird mit einer App gesteuert.
Das E-Bike von Cowboy ist auf Minimalismus hin gestylt. Deshalb gibt es auch keinerlei erkennbaren Displays, Bedienelemente oder Kabel am Lenker. Die notwendigen Hydraulikleitungen der Bremse verstecken sich soweit irgend möglich im Rahmen. Einzig ein matter Bereich am Oberrohr lässt ein Display vermuten. Allerdings handelt es sich nur um die Anzeige zum Ladezustand des Akkus.
Die komplette Bedienung des Cowboy 3 erfolgt über eine App. Diese paart sich per Bluetooth mit dem Rad. Per Fingertipp kann man das e-Bike dann entsperren, den Antrieb aktivieren, Licht ein- oder ausschalten oder auch navigieren. Man braucht das Smartphone aber nicht zwingend in die Hand zu nehmen. Denn sobald man sich mit dem Handy in der Tasche dem Bike nähert, aktiviert es die letzten Einstellungen und man kann losfahren.
Es gibt auch eine Möglichkeit, das E-Bike über die App abzuschließen. Jedoch wird damit kein physisches Schloss aktiviert, sondern das Bike „scharf“ geschaltet: Dank GPS-Sensor erkennt das Cowboy 3, wenn es bewegt wird und löst auf der App Alarm aus.
Das Cowboy 3 ist ein Singlespeed-Bike – und was für eines!
Das Cowboy ist ein Single-Speed-Bike, vorne mit einem 63er Kettenrad aus Alu und hinten mit einem 22er Ritzel aus Stahl. Daraus ergibt sich eine sehr lange Übersetzung, ideal für lange, flache Strecken. Aber eine Herausforderung für die Beine beim Anfahren oder an Steigungen.
Das Cowboy3 verfügt als E-Bike über einen Getriebe-Hinterradnabenmotor. Das ist eine der unauffälligsten Bauarten für ein Pedelec. Cowboy spricht von einer Automatik: Ein eingebaute Drehmomentsensor soll die Kraft des Antriebs besonders sanft und feinfühlig an die Kraft der Beine anpassen.
Beim klassischen Anfahren, also Fuß aufs Pedal gestellt und das andere Bein über den Sattel geschwungen, schiebt das Cowboy überraschend los, gut, wenn da niemand im Weg steht. Direkt nach dem Losfahren geht es bergauf und ich bin überrascht: Der Antrieb regelt den Schub tatsächlich sehr feinfühlig nach der Kraft, die ich einbringe. Dabei bleibt der Motor selbst überraschend leise. Das mir von anderen Antrieben bekannte Mahlen der Getrieberäder ist fast nicht zu hören. Es ist fast so, als würden das Getriebe in einem Ölbad laufen. Zusammen mit dem prinzipbedingt leisen Gates-Riemen ergibt sich ein sehr, sehr leises Fahrerlebnis.
Die Sitzposition auf dem Cowboy 3 überrascht mich positiv. Das Fahrrad ist nur in einer Rahmenhöhe, optimiert für Körpergrößen von 170 bis 195 cm, zu haben. Ich selbst bin 179 cm groß und hatte beim Anblick des hohen Sattels im Vergleich zum niedrigen Lenker schon Befürchtungen, dass die Sitzposition zu unbequem sein könnte. Tatsächlich ist sie zwar sportlich, aber überraschend komfortabel.
Cowboy 3: E-Bike im Härtetest.
FahrerInnen eines Single-Speed-Bikes umweht die Aura des Besonderen: Wer heutzutage ein Fahrrad ohne Schaltung fährt, muss schon ein wirklicher Enthusiast sein.
Unterwegs merke ich, dass das Single-Speed-Bike auch Vorteile hat: Das Fehlen der Schaltung macht den Kopf frei, man nimmt das Fahrradfahren an sich viel intensiver wahr, fühlt Steigungen oder Gefälle, die man sonst eher nicht wahrnimmt – kommt wieder an das ursprüngliche Erlebnis heran. Fahren mit einem Single-Speed-Bike bringt etwas meditativ-kontemplatives ins Fahrradfahren, man fragt sich, für was man denn eigentlich überhaupt eine Schaltung braucht – bis man an den ersten Anstieg kommt.
Damit meine ich jetzt keine Brückenauffahrt, das klappt mit dem Cowboy 3 erstaunlich gut und fast wie nebenbei. Nein, ich meine einen richtigen Anstieg, in dem Fall die Mainzer Gaustrasse, die mit „9,549% steilste Streckenführung einer Straßenbahn ohne Steighilfe“ (Quelle: Wikipedia). Ich kenne die Strecke sehr gut, deshalb weiß ich, dass sie einen etwas einlullt.
Harmlos geht es los, und ich kann noch gut im Sattel bleiben. Ab etwa der Hälfte der Steigung ist allerdings der Wiegetritt angesagt. Wegen der langen Übersetzung des Cowboy 3 bin ich ziemlich schnell unterwegs – wie mir die verwunderten Blicke mancher Passanten zeigen. Meine Steighilfe im Hinterrad hilft kräftig mit, aber ich weiß genau: Wenn ich jetzt die Umdrehungszahl reduziere wird es mir schwerfallen, wieder in einen einigermaßen runden Tritt zu kommen. Es gilt also bis zum Ende der Steigung durchzuhalten. Kurz vor Ende der Steigung überhole ich eine Radlerin, die ohne E-Unterstützung unterwegs ist. Sie ist völlig außer Atem – ich aber zugegebenermaßen auch. Doch das war es einfach wert, denn es zeigt, dass mit dem Cowboy 3 auch größere Steigungen überwunden werden können, auch wenn es primär dafür nicht gemacht ist.
Es ist schon spannend, wie so ein Erlebnis die Wahrnehmung verändert: Auf dem Weg zurück liegt eine kleine Steigung, an der ich nach der Gaugasse noch nicht mal mehr aus dem Sattel muss. Plötzlich ist es wieder da, das kontemplative: Nichts lenkt unnötig von der vertrauten Bewegung ab. Mit dem leisen Cowboy 3 schurre ich über den Radweg, freue mich an Greifvögeln und sogar einem Storch, der sich entschlossen hat in unsere Breiten zu überwintern.
„E-Bikes mag ich eigentlich nicht, aber das hier ist cool!“
Ein entgegenkommender Radkurier grüßt mich freundlich – hoppla, was ist das denn? Das liegt wohl daran, dass ich die „Lako 3-Way Tote“, einen Rucksack von Chrome trage. Zusammen mit dem Cowboy 3 sehe ich damit wohl aus wie ein Radkurier.
Kurz danach halte ich an und lehne das Cowboy 3, mangels Ständer, an ein Straßenschild. Während ich die Wasserflasche aus dem Rucksack hole kommt ein MTB-Fahrer vorbei, grüßt fährt weiter – und kommt dann zurück. „Hey, das ist ein Cowboy, oder? E-Bikes mag ich eigentlich nicht, aber das hier ist cool!“ meint er anerkennend. Er bewundert die Verarbeitung des Rahmens und zeigt sich beeindruckt vom Akku mit integriertem (Brems-)Licht.
„Wie weit kommt man denn mit dem Akku?“ Das ist eine der Fragen, die sich unmöglich nur mit einem Satz beantworten lassen. „Es kommt darauf an“ entgegne ich. Der Akku verfügt über eine Kapazität von 360 Wh. Cowboy spricht von bis zu 70 km Reichweite. Das mag für eine gerade, ebene Strecke ohne große Steigungen zutreffen. Auf meiner Pendelstrecke komme ich mit dem Cowboy 3 nach 32 km noch mit einem Punkt Restladung zu Hause an. Die Reichweite ist sicher bei wärmerem Wetter besser.
Allerdings ist sie für den Einsatzzweck des Cowboy 3, also als E-Bike im Stadtverkehr, meiner Meinung nach vollkommen ausreichend. Zusätzlich hat der kleinere Akku noch einen positiven, meist ungeahnten Nebeneffekt: Denn er ist leichter, somit ist das gesamte Pedelec leichter.
Ein weiterer Kniff der Belgier, nämlich auf den Seitenständer zu verzichten, führt auch zu weniger Gewicht. Doch auch meiner Meinung nach zu einer Einschränkung der Alltagstauglichkeit. Denn bei jedem Stopp muss man sich eine Möglichkeit suchen, das Cowboy 3 anzulehnen. Dieses Mal ist es bei mir eben ein Straßenschild. Gerade als sich der Mountainbiker verabschiedet und ich mich zum E-Bike rumdrehe rollt es ein wenig vorwärts. Das Schild hinterlässt einen hässlichen Kratzer am Oberrohr.
Cowboy-Bike Community
Nicht nur ich vermisse den fehlenden Ständer und auch den fehlenden Gepäckträger – vielen anderen Cowboy-Fahrern geht es ebenso. Die rührige Community belässt es aber nicht beim Meckern sondern schafft Abhilfe:
Auf der Website https://cowboy.tools/ haben Jochem und Kevin eine beeindruckende Vielzahl von nützlichem Zubehör fürs Cowboy-Bike zusammengetragen. Werkzeug, Gepäckträger, Ständer, Smartphone-Halterungen und vieles mehr. Man hat fast den Eindruck was es dort nicht gibt, gibt’s für das Bike nicht.
Cowboy Bike Reparatur-Service
Das Cowboy 3 ist ein gut durchdachtes Produkt, doch niemand ist vor einer Panne oder einen Defekt sicher. Cowboy vertreibt die Bikes online, trotzdem gibt es einen Reparaturservice. Nach Online-Buchung kommt der Cowboy Mobile Service zu Hause, bringt das Cowboy 3 wieder in Ordnung und man kann wieder losfahren. Treten kleinere Probleme auf können diese sogar direkt in der App per Chat mit dem Reparaturteam geklärt werden.
E-Bike Cowboy 3: Testfazit
Das Cowboy 3 hat mich sehr beeindruckt. Die Verarbeitung ist exzellent, die Ausstattung hochwertig und das Fahrgefühl erstaunlich. Die Sitzposition ist sportlich, aber nicht unbequem. Der E-Bike-Antrieb ist sehr leise, er ermöglichte mir das Hineinschnuppern ins Single-Speed-Fahren. Entgegen meiner Erwartung strengte das weniger an als gedacht, es machte vielmehr einen unglaublichen Spaß.
Da es keine Bedienelemente und auch keinen Tacho gibt (ich hatte das Smartphone nicht am Lenker) war ich vom selbstgemachten „das-muss-doch-noch-schneller-gehen“-Stress befreit. Tatsächlich war ich mit dem Cowboy 3 entspannter unterwegs als gedacht. Auch wenn das Experiment „Gaustrasse“ zeigt, dass es geht: Das Cowboy 3 ist eher für das ebene, urbane Terrain gedacht.
Bis auf den fehlenden Gepäckträger und den Ständer (die preiswert nachzurüsten sind) ist das Cowboy 3 ein alltagstaugliches Bike. Die Lichtausbeute der vorderen Lampe ist ausreichend, und gemeinsam mit dem Rücklicht mit Bremslichtfunktion kann man bei angepasster Fahrweise unbesorgt auch im Dunkeln unterwegs sein. Da die Leuchte im Rahmen verbaut ist, dreht sie bei Kurvenfahrt erst verspätet mit ein. Das ist im ersten Moment etwas irritierend, man gewöhnt sich aber schnell daran.
Zum Preis von 2.290€ ist das Cowboy 3 ein überzeugendes Angebot für sportliche (Großstadt-)Radler, die ein besonderes E-Bike suchen, nicht in zu steilem Terrain unterwegs, oder entsprechend trainiert sind. Wobei letzteres sich dann sehr schnell ergibt.
Mehr Informationen zum E-Bike gibt es online unter cowboy.com.
Eine Alternative zum Cowboy könnte das Bzen Milano sein. Beide E-Bikes habe ich euch hier mal gegenüber gestellt.
[Text: [at], Fotos & Videos: VeloStrom]
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