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E-Bike-Tests Riese & Müller

Erfahrungen mit Kindernay, Charger3 GT & Croozer

Lesezeit etwa 7 Minuten

Wie harmonieren die Kindernay-Nabe am Charger3 GT und der Croozer-Lastenanhänger?

Das Charger3 GT hat in seiner Zeit als Dauertestbike bei VeloStrom schon einiges erlebt. Dank der Kindernay-Nabe kam das E-Bike sogar nach Norwegen – hm, naja, sie hat mich auf jeden Fall mit zum Besuch von Oslo inspiriert.

Seit einem Monat ist das Premium-Pedelec aus Hessen jetzt auch mit Lastenanhänger unterwegs – und wird so zum „Lastenrad des kleinen Mannes“. Hat sich die Kombination bewährt?

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Riese & Müller Charger3 GT

Im Dezember 2020 kam das Charger3 GT Vario HD 625 Kiox, wie es mit vollem Namen heißt, als Dauertestbike zu VeloStrom. Zunächst nur für ein Jahr angedacht, hat sich das Pedelec mit seinen Qualitäten schnell als ideales Alltagsbike etabliert. Vor allem, nachdem der Ärger mit der originalen Bereifung überstanden war.

Der Fahrkomfort ist hoch und nach wie vor vermittelt das Charger3 GT ein ganz besonders gediegenes Fahrgefühl. Dank Gates-Riemenantrieb und Nabenschaltung ist der Wartungsaufwand gering, so ist das Bike eigentlich immer fahrbereit.

Kindernay VII

Ursprünglich war das Charger3 GT mit einer stufenlosen Nabenschaltung von Enviolo ausgerüstet. Die funktioniert grundsätzlich prima. Doch ich konnte mich mit dem Drehgriff irgendwie nicht richtig anfreunden.

Zusätzlich nutzte ich die stufenlose Schaltung in der Praxis nicht wirklich: Meine Hand „rastete“ immer wieder in den gleichen Stellungen ein. Deshalb würde ich sagen: Wenn Enviolo, dann Automatiq! Denn dann wrd wirklich stufenlos und höchst komfortabel geschaltet.

Dann erfuhr ich von der Kindernay-Nabenschaltung, bei der die Gänge hydraulisch geschaltet werden und mein Interesse war geweckt. Die Kindernay-Nabe ist in einer Version mit 7 Gängen zu haben. Diese wurde speziell für E-Bikes entwickelt. Das Konzept der Kindernay-Nabe interessiert mich kolossal.

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André Joffroy vom deutschen Importeur stellte dankenswerter Weise eine Kindernay mit 7 Gängen kostenfrei für einen Dauertest am Charger3 GT von Riese und Müller zur Verfügung. Praktisch ist, dass trail.camp ein Charger3 GT schon einmal als Testbike hatte. So war klar: Der Umbau funktioniert.

Die Kindernay 7 Gang Nabe macht das Charger 3 GT gefühlt sportlicher, auch wenn die Übersetzung noch alltagstauglicher sein könnte.

Trotzdem möchte ich sie nicht mehr missen, auch weil sich die Wartung des Bikes jetzt nochmal minimiert. Denn es ist kein Bowdenzug da, der gepflegt oder nachgestellt werden müsste. Die Schaltung ist unter allen Bedingungen knackig und präzise.

Croozer Cargo

Seit einigen Jahren schon nutze ich einen Croozer Cargo Lastenanhänger unter anderem zum Einkaufen. Allerdings nicht am Charger3 GT, da keine passende Kupplung montiert war: Die Kindernay-Nabe kommt zwar mit einer 10mm Vollachse mit M10-Gewinde, die ist aber zu kurz, um den Kupplungsadapter von Croozer zu montieren.

Doch dank tatkräftiger Unterstützung von trail.camp, dem deutschen Importeur der Kindernay-Nabe, konnte auch diese Herausforderung gemeistert werden.

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Schon bei den ersten Fahrten zeigte sich, dass das Gespann aus Charger3 GT, Kindernay-Nabe und Croozer Anhänger gut funktioniert. Doch wie würde es bei längeren Fahrten und steileren Wegstrecken funktionieren?

„Lastenrad des kleinen Mannes“

Die Möglichkeit, den Croozer Lastenanhänger am Charger3 GT anzuhängen erhöht die Einsatzmöglichkeiten des E-Bikes enorm. Einkaufen, na klar. Paket in der Packstation abholen, logisch! Kopierpapier für Freund kaufen…geht auch!

Gerade beim Kauf des Kopierpapiers musste die Kombination aus Premium E-Bike, Premium-Schaltnabe und Premium-Fahradanhänger zeigen, wie gut sie harmonieren: Auf dem Weg liegt nämlich meine Teststeigung!

Die hat es in sich, denn sie muss nach einer Brückenabfahrt, ohne Schwung mitnehmen zu können, hinter einer 90-Grad-Rechtskurve angefahren werden. Danach nimmt die Steigung stetig zu, etwa nach zwei Dritteln der Wegstrecke folgt eine Linkskurve, nach der es nochmal steiler wird.

Schon seit das Papier mit rund 12 kg im Hänger liegt bin ich mit der Turbo-Stufe unterwegs. Die ist, zusammen mit dem kurzen ersten Gang der Kindernay-Nabe gerade beim Anfahren an Ampeln oder Kreuzungen wirklich super, um zügig in Fahrt zu kommen.

Hier an der Steigung bewährt sie sich nochmals, denn der Bosch Performance Line CX serviert sein maximales Drehmoment derart lässig, dass die Steigung ihren Schrecken verliert. Es ist sogar möglich, an Steigungen nach einem Halt anzufahren, das ist schon sehr beeindruckend! Dieses mal bin ich aber durchgefahren. Vor der oben genannten Linkskurve bin ich mit knapp 20 km/h unterwegs und komme mit 15 km/h über die Kuppe.

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Das klingt im Vergleich mit anderen Testbikes nicht sehr beeindruckend – aber nur so lange, bis man sich vergegenwärtigt, dass neben den 12 kg Papier noch der Hänger selbst und zwei zusätzliche Laufräder bewegt werden wollen. Ohne Hänger und nur mit Packtasche inklusive Bürokram beladen, komme ich hier mit knapp über 20 km/h an.

Binsenweisheit

Es gibt diesen Spruch, das „Kraftstoff von Kraft kommt“. Gemeint ist: Wer viel Kraft benötigt (zum Beispiel beim Transport schwere Ladung) muss auch mit mehr Kraftstoffverbrauch rechnen.

Das Äquivalent zum Kraftstoff ist beim E-Bike der Strom aus dem Akku. Das Charger3 GT ist mit einem 625-Wh-Akku ausgestattet. Der ist beim Radreisen, je nach Steigung, auch mal für 100 Kilometer gut.

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Bei meiner Kopierpaierfahrt wären aber keine 100 km drin. Als ich nach 19 Kilometern ankomme zeigt das Kiox-Display noch eine Restreichweite von 29 Kilometern an. Das ist zwar nur noch die Hälfte der schonmal erreichten 100 Kilometer, ist aber angesichts der Performance aller Erhren wert. Und für den Alltag allemal ausreichend.

Croozer & Redaktionshund Joey

Ganz kurz hatte ich die Idee, dass ich den Croozer Cargo ja auch nutzen könnte, um mit Redaktionshund Joey spazieren zu fahren. Das ist zum einen keine gute Idee, weil der Croozer ein Lastenanhäger ist und deshalb über keinen Überrollschutz verfügt.

Zum anderen hat der Croozer Cargo keine Federung. Wer schon einmal einen (leicht beladenen) Fahrradanhänger hinter einem Fahrrad über Unebenheiten hat hoppeln sehen, der kann sich gut vorstellen, dass ein Hund das höchstens einmal mitmacht.

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Wenn also der Hund mit Spaß dabei sein soll, dann bitte in einem speziellen Hundeanhänger, Croozer hat dafür verschiedene Modelle im Angebot. Oder eben ein Lastenrad, oder einen Hundekorb.

Fazit

Die Kindernay-Nabe in der 7 Gang-Ausführung passt beim E-Bike auch gut zum Betrieb mit Fahrradanhänger. Die kurze Übersetzung des ersten Gangs ist beim Anfahren mit Beladung enorm hilfreich. Der kräftige Bosch Performance Line CX brilliert bei dieser Nutzungund lässt lässig die Muskeln spielen.

Klar ist: Höchstgeschwindigkeit fahren macht mit Fahrradanhänger keinen Sinn (obwohl es teilweise ginge). Außerdem sinkt die Reichweite erheblich. Aber das ist eben Physik, die sich nicht überlisten lässt. Im Gegenzug steigt der Nutzwert des E-Bikes erheblich.

Mehr Infos zur Kindernay-Nabe gibt es online bei trail.camp.

Alle Artikel zum Test des E-Bike Charger3 GT

Diese Artikel zum Charger3 GT von Riese und Müller sind bisher erschienen:

[Text:[at], Fotos: VeloStrom]

Transparenzhinweis: Das Produkt wurde vom Hersteller kostenfrei und ohne Auflagen zur Verfügung gestellt.

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Alexander Theis
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