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Ducati E-Bikes E-MTB Test & Technik Thok

E-Bikes von Ducati Teil 1: E-MTB TK-01RR im Fahrbericht.

Lesezeit etwa 12 Minuten

Die E-Bikes von Ducati sind powered by Thok – eine gute Idee?

Der Trend ist unverkennbar, immer mehr Verbrenner-Hersteller setzen auf den Trend E-Bike. Auch Ducati, ikonischer Hersteller von Motorrädern „Made in Italy“ ist vorn mit dabei. Bei der Entwicklung der E-Bikes vertrauen die Italiener aus Bologna auf die Italiener von Thok aus dem Piemont. Eine gute Idee?

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E-Bikes von Ducati: E-Roadbike Futa Limited Edition (li.) & E-MTB TK-01 RR, beide powered by THOK

E-Biken in Molveno

THOK ist ein noch junges Unternehmen, doch die Truppe um CEO Stefano Migliorini weiß genau was sie tut. Zumal Migliorini als ehemaliger MTB-Profi genau weiß, was ein E-MTB können muss. Innerhalb kürzester Zeit haben es die Piemonteser verstanden, eine treue Community um sich zu scharen.

Das Ergebnis: In Umfragen in Italien belegt Thok die vordersten Ränge bei der Frage „Welches E-Bike würden Sie gerne besitzen?“. Eine sehr gute Ausgangsposition für eine Partnerschaft mit Ducati.

Die THOK-Community trifft sich jährlich zu einem Fan-Wochenende, dieses Jahr fand der „THOK-Tribe“ in Molveno in den Dolomiten statt.


Weiterlesen: Molveno, E-Bike-Paradies in den Dolomiten

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Austragungsort des „THOK-Tribe 2022“: Molveno

Als Pressevertreter war ich eingeladen und hatte die Möglichkeit, wenn auch nur kurz, Teil dieser außergewöhnlichen Community zu sein. Wobei „Community“ da eher das falsche Wort ist, „Familie“ trifft es besser. Denn das gesamte Team von Thok mischt sich unter die Teilnehmer, unterhält sich zwanglos mit den „THOKERN“, macht Späße und ist bei den Touren vorn mit dabei.

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Weitere Informationen
Das offizielle Video zum THOK-Tribe 2022

Für die geladenen Pressevertreter begann der „THOK-Tribe“ bereits am Freitag mit einer E-MTB-Ausfahrt, die von CEO Stefano Migliorini selbst geguidet wurde.

E-MTB Ducati TK-01 RR

Ein paar Wochen zuvor hatte ich das Thok E-MTB MIG-R zum Test. Die Eindrücke an die Fahrten mit dem All-Mountain E-MTB MIG-R, Speerspitze im Programm von Thok, waren noch frisch. Ich war neugierig, welches THOK man mir zur Ausfahrt zur Verfügung stellen würde, rechnete mit dem THOK TK-01, dem Enduro der Italiener.

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So ganz falsch lag ich nicht, jedoch auch nicht 100% richtig. Denn mein Namensschild fand ich an einem Ducati TK-01 RR. Da war Stefano Migliorini eine echte Überraschung gelungen!

Ducati E-Bike Philosophie

Denn das Ducati TK-01 RR basiert zwar auf dem THOK TK-01, unterscheidet sich aber in kleinen, aber wichtigen und feinen Details. Denn Ducati legt Wert darauf, möglichst Komponenten der Hersteller zu verwenden, die auch bei den Motorrädern zum Einsatz kommen. Deshalb steht das Ducati TK-01 RR auf Reifen von Pirelli. Noch viel wichtiger ist aber das Fahrwerk selbst. Denn da kommen Komponenten von Öhlins zum Einsatz.

Öhlins, bekannter High-End-Ausrüster bei Motorradfahrwerken, erweitert also auch sein Portfolio auf den E-Bike-Bereich. Jedoch gibt es bei der Abstimmung von Motorradfahrwerken gegenüber E-Bike-Fahrwerken erhebliche Unterschiede. Beispielsweise hat das Gewicht von Fahrerin oder Fahrer beim E-Bike einen ganz anderen Einfluß auf die Funktion der Federelemente als bei einem Motorrad.

Ich war also gespannt auf das, was da kommen würde. Denn das Fahrwerk des kürzlich getesteten THOK MIG R war schon sehr überzeugend, wie sollte das ein Öhlins-Fahrwerk noch toppen?


Weiterlesen: Test E-MTB THOK MIG-R

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Test E-MTB THOK MIG-R

Guided by former MTB-Professional

Die bunte Truppe, bestehend aus Journalisten verschiedener internationaler Bike-Zeitschriften mit mir mitten drin, machte sich nach einem Briefing mit Stefano Migliorini an der Spitze auf den Weg. Vom Hotel-Parkplatz des Gran Hotel Molveno ging es zunächst einen betonierten Wanderweg bergan. Nach ein paar hundert Metern der erste Halt. Migliorini erklärt, dass sich hier der Weg gabelt:

Nach rechts gehe es auf den Trail, auf dem die E-Bikes von THOK entwickelt würden, es gäbe knifflige, aber machbare Stellen und eine wirklich steile Steigung, bei denen die E-Bikes zeigen könnten wie gut sie klettern könnten. Nach links gehe es steil, aber deutlich einfacher, hinauf bis zum gemeinsamen Treffpunkt ab wo es dann wieder auf einem Trail zu Tal ginge.

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Es ist angerchte: Die E-Bikes für uns Jouralisten stehen bereit.

Wenn mir, als nicht sehr erfahrener Offroad-Fahrer, von einem ehemaliger MTB-Champion gesagt wird, dass ein „Trail knifflig aber machbar“ sei – dann entscheide ich mich für die einfacherer Variante. Mit mir nehmen noch 5 weitere Teilnehmer die „Rookie-Route“ während die anderen Stefano Migliorini folgen.

Einer der Teilnehmer hat den Trail gefilmt, als ich das Video sah, war ich froh um meine Entscheidung: Der Titel des Videos: HO FATTO LA SALITA PIU‘ DIFFICILE DELLA MIA VITA! (Deutsch: Ich habe den schwierigsten Aufstieg meines Lebens gemacht!)

Ducati TK-01RR Uphill

Also auf, nach oben. Der Weg windet sich den Berg hinauf, es ist schon warm, die Bäume geben einiges an Schatten, trotzdem geratet ich ins Schwitzen. Denn „leicht“ bezieht sich auf den Schwierigkeitsgrad, nicht auf die Steigung. Doch langsames Tempo gibt auch den Öhlins-Elementen Gelegenheit zu zeigen, ob sie auch sanft ansprechen können. Und der ein oder andere felsige Teil ermöglicht es auch, die Haftvermittlung der Pirelli einzuschätzen.

Bei beiden Komponenten bin ich gleichermaßen überrascht. Die Öhlins RXF 38Air TTX lässt das Vorderrad gleichsam über die Unebenheiten hinweggleiten, sie spricht sämig-samtig gleichmäßig an. Gefühlt direkt ab dem ersten Millimeter, ohne das bei anderen Luftfedergabeln oft zu fühlende rasche Eintauchen und dann Abbremsen der Tauchrohre.

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Die Pirelli Scorpion S geben auf glatten felsigen oder wurzeligen Passagen in Kehren viele Vertrauen in die Haftung. Gerade an der Hinterhand, gemeinsam mit dem Öhlins TTX Air Dämpfer, gibt es keinen Zweifel, ob der Reifen die kultivierte Kraft des Shimano EP 8 in Vortrieb umsetzen kann – sogar in der BOOST-Stufe. Es ist nahezu egal, welche Linie man in den steilen Kehren wählt – Antrieb, Fahrwerk und Reifen werden das schon richten. Meint Pirelli das mit dem Zusatz „SmartGrip“ bei den Reifen? Kann schon sein.

So schrauben wir uns nach und nach gen Himmel und erreichen schließlich den Treffpunkt, der einen grandiosen Ausblick über den Lago Molveno bietet.

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Die Wartezeit versüßen wir uns mit Fachsimpeleien und Fotoaufnahmen der Bikes. Langweilig wird es zu keiner Zeit.

Ducati TK-01RR Downhill

Nach etwa einer Stunde kommt die andere Gruppe aus dem Gehölz, ein Blick in die teils erschöpften Gesichter zeigt glänzende Augen… Vielleicht hätte ich doch…?

Aber für Bedauern bleibt keine Zeit, Stefano Migliorini mahnt zum Aufbruch. Nach wenigen hundert Metern hält er an. Schräg voraus auf der linken Seiten zweigt ein Weglein zwischen zwei Bäumen ab. Migliorini erklärt, der Trail bergab wäre gut machbar, es gäbe zwar ein oder zwei knifflige Schlüsselstellen, wir sollten uns aber keine Sorgen machen. Sprach’s, rückt den Helm gerade und verschwindet in den Trail. Die anderen folgen nach und nach, während ich mich frage, wie es zu werten ist, wenn ein MTB-Profi von „gut machbar“ spricht.

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Ducati vertraut auf Pirelli Scorpion S.

Als einer der letzten fahre ich los, mir ist es lieber wenn ich nicht das Gefühl habe, die gesamte Meute hinter mir aufzuhalten. Die Sattelstütze lasse ich unten, stürze ich mich zwischen den Bäumen hindurch in den Trail – und bin total überrascht!

Es geht tatsächlich breit und gut machbar bergab, schon nach wenigen Metern bin ich schneller unterwegs als ich gedacht habe. Das Fahrwerk des Ducati TK-01RR vermittelt tatsächlich noch mehr Vertrauen als das des THOK MIG-R.

Wurzelaufbrüche sehe ich und bin schon drüber, ohne viel von ihnen bemerkt zu haben. Besonders die Front des Ducati E-MTB vermittelt eine enorme Stabilität, das sämige Ansprechen der Gabel funktioniert auch bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen, fast besser sogar als bei Langsamfahrt!

Bremsen

Doch dann passiert es: Vorne stehen ein paar Biker. Die perfekt dosierbaren Shimano Deore XT-Bremsen verzögern das E-MTB, auch auf dem Waldboden dank der Pirelli Scorpion in der Spezifikation „S“ zuverlässig.

Nach und nach tasten sich die Kollegen nach links unten um einen Baum herum. Die Vorsicht der anderen macht mich ebenfalls vorsichtig, ich taste mich ebenso voran und sehe eine riesige, wurzelgespickte Stufe, über die es steil hinunter und wenige Meter danach wieder vor einem Baum nach rechts geht. Auweia! Ich füßele die Stufe herunter, elegant ist ganz anders, wurstele mich danach um den Baum herum und fahre ab da wieder.

Doch das Vertrauen in meine Fahrkünste ist erst mal weg. Direkt die nächste Stufe bringt mich aus der Balance, weil ich sie in Trial-Manier überwinden wollte. Stattdessen legt es mich bei Schrittempo nach rechts auf den Waldhang. Warum ich am linken Arm Abschürfungen habe? Keine Ahnung.

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Egal, weiter. Ein paar Dutzend Meter danach geht es wirklich eng nach links ums Eck. Hier ist Hinterrad umsetzen gefragt. Da ich das aber nicht drauf habe, schiebe ich das Ducati ums Ecks, doch danach ist es so steil, das ich nicht aufsitzen kann, ohne zu fürchten, vornüber zu kippen. Als schiebe ich das Bike schlitternd nach unten, wo die anderen warten. Häme oder Spott? Keine Spur! Super, das ist familia!

Öhlins-Fahrwerk downhill

Als alle wieder beisammen sind geht es weiter auf dem Trail. Das schlimmste scheint überstanden, der Weg führt breit aber nicht zu steil in Windungen abwärts. Die anderen freuen sich über die Anlieger, dazu bin ich aber zu langsam.

Trotzdem genieße ich das Fahren, denn das Ducati TK01 RR gibt mir das sichere Gefühl, das es weit mehr kann als ich. Ich habe jetzt auch mal Zeit, auf die Hinterhand zu achten, als es über felsige Bereiche und wurzelgespickte Abschnitte geht. Auch hier macht das Öhlins-Fahrwerk einen perfekten Eindruck: Der Dämpfer harmoniert hervorragend mit dem TPS (Thok Progressive System) genannten Hinterbau, glättet den Trail nahezu zu einem Waldweg, ohne das dass das Hinterrad wild springt oder bockt.

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Achtung, da vorne stockt es! Erneut zeigen die Bremsen, dass sie nicht nur in den Trail-Sektionen gefühlvoll dosierbar sind, sondern auch im Ernstfall.

Ich stehe vor einer kleinen Brücke, die so harmlos, ist wie sie aussieht. Doch danach geht es über einen glattfelsigen Bereich, steil, etwa 1,50m tiefer findet sich erst der Weg wieder. Wie andere entscheide ich mich, lieber das kurze Stück zu Fuß zu meistern, fahre danach wieder weiter. Es bleibt schmal und steil, ein paar hundert Meter weiter staut es wieder an einer engen, abbrechenden Stelle.

Ich höre es hinter mir rascheln, drehe mich um, während ich das Bike zu mir an den Hang heranziehe, um dem Kollegen den Weg frei zu machen, damit er nicht halten muss. Genau dieses Szene seht ihr hier. Ich schwinge mich wieder auf das Ducati und fahre weiter. Paradox: Es wäre wohl besser gelaufen, wenn ich nicht gehalten hätte sondern die Stelle mit Schwung genommen hätte.

Es gibt unterwegs noch einige Stellen, bei denen das Vertrauen in meine Fähigkeiten weit geringer ist als in die des Ducati TK01 RR. Insgesamt habe ich auf diesem Trail wohl 1/3 der Strecke zu Fuß zurückgelegt – und war dabei nicht alleine. Spaß hat es trotzdem gemacht. Ich weiß nun, welche Fähigkeiten ich nicht habe und was ich kann. Auch wie es zu werten ist, wenn ein Profi sage, der Trail wäre gut machbar.

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Unten am See entlang geht es zurück zum Ausgangspunkt beim Grand Hotel Molveno. Bei einem Espresso auf der Terrasse mit einem traumhaften Blick verarbeite ich die Eindrücke dieses Ritts, der mich doch ziemlich gefordert hat. Jedoch hat es auch viel Spaß gemacht und mir gezeigt, was mit einem feinen Bike in kundiger Hand (ich meine nicht meine) möglich ist. Und welche Sicherheit ein perfekt eingestelltes Bike auch einem Anfänger vermitteln kann.

Den nächsten Morgen nutze ich dazu, die gestrigen Eindrücke vom Ducati TK01 RR auf einer Runde um den Lago Molveno mit einigen Abstechern zu vertiefen.

Fazit Ducati TK01 RR

Das Ducati TK01 RR ist weit mehr als nur ein umgelabeltes THOK TK01. Das Team von Ducati und Thok hat es tatsächlich verstanden, das Fahrwerk mit den Öhlins-Komponeten noch feiner abzustimmen. Das Ansprechen der Federelemente ist noch überzeugender, die Funktion noch vertrauenserweckender als es die beim THOK MIG-R war. Und das hatte schon ein sehr hohes Niveau.

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Das Ducati TK01 RR steht (Stand 07/2022) für 7.690€ in der Preisliste, fast 2.000€ mehr als das THOK MIG-R.

Mehr Infos zum Ducati TK 01 RR gibt es online unter https://ebike.ducati.com

Teil 2 des Berichts beschäftigt sich intensiv mit dem Ducati Futa Limited Editon, dem ersten E-Roadbike von Ducati, powered by Thok.

Transparenzhinweis: Die An- und Abreise erfolgte auf eine Rechnung, die Unterkunft und Verpflegung wurde ohne Vorgaben von Thok E-Bikes und Molveno Holiday übernommen.

[Text:[at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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