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Fahrbericht Coboc Seven Montreal: Sportlich, elegant und leicht

Lesezeit etwa 12 Minuten

[at] Auf der Eurobike im letzten Jahr zeigte Coboc das Seven Montreal, das, der Name verrät es, mit sieben Gängen ausgestattet ist. Jetzt war es bei VeloStrom zu Gast, ein Fahrbericht.

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Rank und schlank: Coboc Seven Montreal (Klicken zum Vergrößern)l

Benannt ist es nach der kanadischen Stadt, Coboc sagt dazu:

„Nicht jede Stadt schafft es in den anspruchsvollen Copenhagenize Index, der die weltweit fahrradfreundlichsten Städte kürt. Montreal trägt diese Auszeichnung, denn dank der perfekten Infrastruktur kann in der kanadischen Großstadt das Auto stehen bleiben.“

Vor einiger Zeit konnte ich schon das Coboc One Rome fahren, das mich mit dem feinfühligen Ansprechen des Antriebs begeisterte, aber dessen Domäne als Singlespeed-Pedelec eher in Gegenden mit ebener Topographie liegt. Deshalb war ich sehr gespannt, ob das Seven Montreal das Einsatzgebiet erweitern würde.

Allgemeines

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Am Lenker sind keine Pedelec-typischen Bedienelemente zu finde (Klicken zum Vergrößern).

Das Seven Montreal glänzt, wie alle Coboc-Bikes, durch eine sehr klare und saubere Formensprache, dass es sich hier um eine Pedelec handelt ist nur für das geübtere Auge erkennbar: Am Lenker finden sich außer den Brems- und Schalthebeln keinerlei Bedienelemente, der Einschaltknopf ist Coboc-typisch unter dem oberen Rahmenrohr zu finden.

Die Akkuanzeige ist dezent mit fünf blauen LED auf dem Oberrohr integriert und der 352 WH-Akku mit fest im Rahmen verbaut. Geladen wird er über die Ladebuchse, die in

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Betriebs- und Akkuanzeige mit LED auf dem Oberrohr (Klicken zum Vergrößern)

unmittelbarer Nähe zum Einschaltknopf unter dem Rahmenrohr eingebaut ist. Die Verwendung des magnetischen Steckers nach dem EnergyBus-Standard erspart lästiges Gefummel: Stecker und Buchse richten sich selbsttätig aus, das Verpolen ist praktisch ausgeschlossen.

Die weitere Ausstattung des Coboc Seven Montreal ist ebenso beeindruckend: Der Blick fällt sofort auf die Supernova E-Bike Mini 2-Beleuchtung an der Front sowie die formschönen und eleganten Curana-Schutzbleche an Vorder- und Hinterrad. Hinten schmiegen sich integrierte Gepäckträgerrohre sanft und unauffällig um die Rundung des Hinterrades, selten hat ein praktischer Gepäckträger optisch weniger gestört. Das Rücklicht ist mindestens ebenso elegant in das Sattelrohr integriert.

Die Kraft des Fahrers wird über griffige CNC-gefräste Alu-Pedale und ein 40er Kettenblatt über die Kette auf das 7-fach-Ritzel (11-25 Zähne) übertragen. Als Schaltkomponenten kommt die SRAM GX DH zum Einsatz, gebremst wird mit TRP Slate X2-Scheiben mit je 160mm Durchmesser.

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Mit 16,46 kg ist das Coboc Seven Montreal für ein alltagstaugliches Pedelec sehr leicht (Klicken zum Vergrößern)

Der Pedelec-Antrieb ist beim Coboc als Hinterrad-Getriebemotor ausgeführt, dies hält die Größe kompakt: Von links gesehen fällt der Motor hinter der Bremsscheibe kaum auf, und auch von rechts gesehen macht er sich schön klein. Dazu passend hält sich Verkabelung ebenfalls zurück, ist weitestgehend im Rahmen verlegt und ist hinter der Kettenstrebe kaum auszumachen.

Was mich persönlich freut: War am damaligen Testrad One Rome die hintere Bremsleitung kurz vorm Bremssattel abgeknickt, wird diese nun beim Seven Montreal sauber geschwungen geführt.

Dank des leichten Alu-Rahmens und einer Carbon-Gabel bringt das Coboc Seven Montreal nur 16,46 kg auf die Waage, für ein Pedelec, zumal ein alltagstaugliches, ist das sehr leicht.

Fahrverhalten

Pedale, Reflektoren, Klingel und ein passendes, robustes Werkzeug zur Montage sind in einem kleinen Karton beigefügt. Schnell ist das Pedelec mit den beiliegenden Pedalen bestückt, jetzt noch den Lenker geradestellen und den Sattel auf die richtige Höhe bringen.

Elegant steht das Coboc Seven Montreal auf den schmalen Schwalbe Kojaks im Format 622-35, in sportlich gestreckter Sitzposition finden die Hände ihren Platz auf den ledernen Griffen und machen sehr deutlich, dass es sich hier nicht um einen Cruiser handelt. Das ist auch bei der Historie der Marke kein Wunder: Die beiden Gründer waren schließlich als Bike-Kuriere unterwegs und legen dementsprechend das Augenmerk auf das Thema „Sportlichkeit“.

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Augenweide: Supernova E-Bike Mini 2 und sichtbares Carbongeflecht an der Gabel (Klicken zum Vergrößern).

Und das merkt man von Anfang an, denn Rahmen und Gabel geben sich im Zusammenspiel mit den passend stramm aufgepumpten Kojaks sportlich hart und die Übersetzung ist, trotz der 7er-Schaltung, eher im Rennradbereich zu verorten. Für den Komfort muss man hier mit entsprechender Körperspannung selbst sorgen und wird dafür mit einem sehr agilen Handling belohnt.

Beim Anfahren unterstützt der Heckantrieb, unaufdringlich knurrend, sehr kräftig. Jede Änderung des Pedaldrucks wird feinfühlig registriert, die Motorleistung entsprechend angepasst. Beim Ampelsprint wird man von Autofahrern meist komplett unterschätzt.

Auf gerader, glatt asphaltierter Strecke hat man sich schnell durch die Gänge geklickt und genauso schnell hat man die Unterstützungsgrenze des Motors bei 25 km/h erreicht und überschritten. Darüber geht es vergleichsweise leicht weiter. Natürlich fällt der Fahrtwind jetzt bremsend auf, aber die schmalen Reifen sorgen in Zusammenspiel mit den hochwertigen Naben für möglichst Kräfte sparendes Vorankommen.

Auf onduliertem Straßenbelag lässt man es dagegen gerne etwas langsamer angehen, die Carbongabel leitet jede Unebenheit nahezu ungedämpft in die Hände, gleiches gilt für die Hinterhand. So reduziert man den Speed gerne auf ein materialfreundlicheres Tempo und erfreut sich an der klapperfreien Verarbeitung des Coboc Seven Montreal.

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Einschaltknaopf (vorne) und Ladebuchse (hinten) am Coboc Seven Montreal. Auch edel gemacht: Die Namens-Plakette (Klicken zum Vergrößern)

Übrigens gibt es wie bei allen Coboc-Pedelecs keine mehrstufige Unterstützung: Entweder ist diese aktiviert oder eben nicht. Die Stärke des Antriebs wird lediglich durch die Stärke des Tretens reguliert: Viel Kraft führt zu viel Unterstützung, weniger starkes Treten zu weniger Unterstützung bzw. Vortrieb. Das kommt dem „normalen“ Radfahren am nächsten und klappt wirklich sehr gut, feinfühlig und intuitiv. Eine manuelle Eingriffsmöglichkeit habe ich nicht vermisst.

Wie beim One Rome fahre ich auch hier die Gaugasse, „mit 9,549 Prozent“ (Wikipedia) steilste Straßenbahnstrecke Deutschlands hinauf. Während ich beim One Rome seinerzeit doch mit ordentlich Kraft treten musste und den Anstieg deshalb förmlich nach oben flog, ist es beim Seven Montreal anders: Die für sportliche Klientel gut abgestimmte Übersetzung lässt mir noch zwei Ritzel hinten als „Rettungsringe“ um mit einer für mich kniefreundlichen Kadenz die „Gaugass“ zu bezwingen. Dazu erscheint das Tempo weniger auffällig elektrisch unterstützt als beim One Rome – Understatement das zum Erscheinungsbild des Rades prima passt.

Auch die zweite 11%ige Teststeigung ist entspannter zu fahren: Musste ich beim One Rome auf dem letzten Stück in den Wiegetritt übergehen um die nötige Kadenz zu halten kann ich beim Seven Montreal auf dem letzten Ritzel noch gerade so sitzen bleiben, die Steigung erschöpft nicht so sehr wie mit dem One Rome.

Alltagstauglichkeit

Im Gegensatz zum One Rome ist das Seven Montreal ein alltagstaugliches Rad: Die Curana-Bleche, elegant schmal im Schnitt, halten die übelsten Wasserfontänen in Schach, durch die recht weit um das Rad gezogenen Bauart schützen sie erstaunlich gut.

Der elegante Gepäckträger erfreut zum einen die Ästheten aber auch die Menschen, die eher ungern mit dem Rucksack unterwegs sind, der Autor zählt sich vor allem zu letzteren.

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Überraschend passen an die gebogenen Rohre sowohl Taschen mit Ortliebs Quick-Lock-System als auch welche mit herkömmlichen Haken. Wenngleich die Ortlieb Front-Roller optisch so gar nicht zum eleganten Stil des Montreal passen wollen. Ich finde die Tasche „Toronto“ von Zimmertaschen passt da, auch namentlich, wesentlich besser.

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Super: Dicke Lackschutzfolie an beanspruchten Stellen (Klicken zum Vergrößern)

Am Gepäckträger und an anderen voraussichtlich stärker bei Scheuerbewegungen beanspruchten Stellen hat Coboc vorsorglich vertrauenserweckend dick anmutende Lackschutzfolie angebracht.

Gerade am Träger erfüllt diese noch eine weitere Aufgabe: Sie unterbindet wirksam Klappergeräusche der Taschenhaken.

Das Rutschen selbiger auf dem Träger wird durch zwei kleine Metallpins  verhindert: Dahinter eingehängt hat die Tasche keine Chance mehr nach vorne zu rutschen. Beim Autor verhinderte das bei Schuhgröße 46, wenn auch knapp, den Kontakt der Ferse mit der Tasche beim Treten.

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Geschickt: Pin verhindert das Verrutschen von Taschen (Klicken zum Vergrößern.)

 

Apropos Schuhe: Die Pedale geben auch ledernen Sohlen guten Halt, dürften aber in selbigen durch die montierten Pins auch Spuren hinterlassen. Doch das ist allemal besser als beim engagierten Antritt von den Pedalen zu rutschen.

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Rückleuchte im Sattelrohr integriert.

Die Beleuchtung wird entweder per App oder per langem Druck auf den Einschaltknopf unter dem Oberrohr aktiviert: Die Supernova E-Bike Mini 2 erhellt den Fahrweg, gerade in Anbetracht der geringen Baugröße, phänomenal!

Die hintere Beleuchtung im Sattelrohr ist ebenfalls sehr hell und von weitem zu sehen. Da keine Möglichkeit des Lastentransports auf dem Hinterrad vorgesehen ist, kann die hintere Beleuchtung auch nicht durch Gepäck verdeckt werden.

Die App

Seit kurzem bietet Coboc in Zusammenarbeit mit Comodule eine App. Diese kann zum Beispiel zur Aktivierung des Lichts oder als Navi bzw. Radcomputer genutzt werden und bietet auch einige Einblicke in das Antriebssystem. Die Anzeige selbst ist erfreulich wenig überladen und ermöglicht das erfassen der gewünschten Daten auf einen Blick: Es sind stets nur vier (auswählbare) Parameter sichtbar. Zusätzlich bietet die App eine umfangreichen FAQ-Seite und ermöglicht den direkten Kontakt zum Support.

Hier ausgewählte Screenshots der App:

Einmal mit dem Seven Montreal gekoppelt, klappt das Navigieren oder Licht Einschalten problemlos. Da das Smartphone jedoch logischerweise zur Bedienung an den Lenker gebracht werden muss, zerstört es meiner Meinung nach das gestalterisch gewollte cleane Erscheinungsbild.

Da die App jedoch zum Bedienen des Rades nicht zwingend notwendig ist, kann jeder nach eigenem Gusto entscheiden, ob und wie sie genutzt wird. Und dass die App (bisher) keine Diebstahlschutz- oder Trackingfunktion bietet, finde ich persönlich begrüßenswert: Ein solides Schloss leistet da meiner Meinung nach allemal bessere Dienste, kann zum Transport unauffällig in der Packtasche untergebracht werden und hinterlässt keine Positionsdaten auf irgendwelchen Servern.

Ich muss jedoch gestehen, das ich die Anzeige der Akkutemperatur mal recht interessant fand: Trotz der bei den Testfahrten herrschenden Temperaturen um -7 Grad betrug die Akkutemperatur +16 Grad.

Zielgruppe

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Der Antrieb am Coboc Seven montreal macht sich unauffällig klein (Klicken zum Vergrößern).

„Ja genau, mach noch paar Bilder, bevor’s geklaut wird!“ ruft mir beim Fotostopp ein vorbeifahrender Radler zu, dreht um und betrachtet sich das in der Wintersonne glänzende diorit-grau-metallic lackierte Coboc Seven Montreal dann doch interessiert. „Hm, saubere Rohrübergänge, sorgfältig lackiert, und dann dieses dezente Durchschimmern des Carbongeflechts an der Gabel, tolles Rad!“ meint er anerkennend. 

Als ich ihm erzähle dass es sich um ein Pedelec handelt ist er sehr überrascht. Der Heckantrieb ist ihm nicht aufgefallen und da weder Akku noch offensichtliche Bedienelemente sichtbar sind, muss man schon wirklich genau hinsehen.

Das relativiert dann für ihn auch den Preis: Das Coboc Seven Montreal steht mit 4.599 € (Stand: 03/2018) bei Coboc in der Preisliste.

Das ist natürlich eine Menge Geld, geht aber, gemessen an der sehr wertigen Erscheinung und der Ausstattung in Ordnung. Vor allem für die anvisierte Zielgruppe, für die ein Rad wesentlich mehr als nur ein Fortbewegungsmittel sondern auch ein ästhetisches Statement ist. Mit der schlanken Erscheinung gehört das Coboc Seven Montreal sicherlich zu den elegantesten und mit seiner Auslegung auch zu den sportlichsten Pedelecs auf dem Markt. 

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Das Coboc Seven Montreal ist durchaus tourentauglich (Klicken zum Vergrößern).

Trotzdem ist es voll alltags- und auch in gewissem Maße tourentauglich, wenn man mit sparsamem Gepäck unterwegs ist. Die 7-Gänge machen das Pedelec auch für etwas hügelige Städte und für Menschen tauglich, die nicht unbedingt über eiserne Waden verfügen – oder eben im Anzug ins Büro pendeln.

Dass sich die Themen „Pedelec“ und „elegante Formensprache“ nicht ausschließen müssen, zeigt Coboc mit dem Seven Montreal einmal mehr.

Wem das One Rome zu kompromisslos ist, der sollte das Seven Montreal mal näher betrachten und auch fahren, zum Beispiel auf der VELOBerlin. Es wird sich lohnen.

Nähere Informationen zum Seven Montreal sind online bei coboc.biz zu finden.

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Alexander Theis
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