Selbstbau-Pedelec im Reisetrimm
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Reisebericht: Mit dem Pedelec rund um das Saarland

Lesezeit etwa 4 Minuten

Mit einem Eigenbau-E-Bike einmal rund ums Saaraland in drei Tagen.

[at] Im Jahr 2011 war ich auf der Suche nach einer Pedelec-Radtour in der Nähe, die ich über die Osterfeiertage machen könnte. Dabei bin ich auf den Saarland-Radweg gestoßen.

Dieser Radweg verläuft über rd. 350 km entlang der Außengrenzen des Saarlands. Nachdem ich über die doch recht anspruchsvolle Streckenführung gelesen hatte (hier ein Link zum Höhenprofil), kam nach dem Umbau des Giant zum Pedelec die Idee auf, diesen Umbau auf eben diesem Saarland-Radweg zu testen. Dabei wollte ich mal sehen, wie praxistauglich der Antrieb auf einer Radreise ist, allerdings mit der Voraussetzung, das ich den Motor nur bei Bedarf bei Steigungen, und nur in der kleinsten von drei Unterstützungstufen einschalten wollte. Und auch, ob für mich Tagesetappen von 120 km machbar sind.

Gestartet bin ich Karfreitag in Nohfelden, bepackt mit rd. 25 kg Gepäck:

Selbstbau-Pedelec im Reisetrimm
Das zum Pedelec umgebaute Giant im Reisetrimm

Direkt nach dem Einstieg in den Radweg ging`s los mit den Steigungen. Und nach den ersten vier oder fünf dieser Art hatte ich den Eindruck, im Saarland ginge es nur bergan und nie bergauf 🙂 Um den Akku zu schonen, schaltete ich wie geplant den Motor auf der kleinsten Stufe nur bei Steigungen zu. Am Abend hatte auf diese Weise rd. 125 km bis Perl-Nettig an der Mosel zurückgelegt. Der Controller am Lenker zeigte noch eine von vier LED, der Akku noch zwei von vier. Leider musste das Rad die Nacht im Freien verbringen und zu allem Überfluss ging nachts ein Gewitter mit starkem Regen nieder. Ich stellte mir die bange Frage, ob die Elektronik, verbaut in der Rahmentasche, den Regen schadlos überstehen würde, denn ich wusste ja, dass da noch ein paar Anstiege auf mich warteten. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, das meine Sorgen unbegründet waren, die Elektronik hatte alles gut überstanden.

Die weitere Streckenführung lullte mich zunächst ein, denn es ging idyllisch entlang der Mosel weiter. Aber nach ein paar Kilometern ging es wieder bergauf, gut, dass der Akku wieder voll war. Selbst mit Stromunterstützung musste ich, wie auch gestern, ordentlich mittreten und kam bei frühsommerlichen Temperaturen wieder ganz schön ins Schwitzen. Die Streckenführung behielt ihr anspruchsvolles Relief bis zum Abend in Saarbrücken bei. Nach der vielen Natur und der Einsamkeit traf mich die belebte Fußgängerzone in Saarbrücken fast wie ein Keulenschlag. Am Ende standen auch am heutigen Tage wieder rund 125 km auf der Uhr.

Am Sonntagmorgen war klar, dass ich die letzte Etappe von ebenfalls etwa 120 km nur schaffen würde, wenn ich zunächst ordentlich auf`s Tempo drückte. Das war auch kein Problem, denn die ersten 80 km verläuft die Streckenführung nur moderat aufwärts, gemessen an den Bergen der letzten beiden Tage nahezu eben 🙂 Der Motor blieb also die ersten 80 km, bis auf eine steile Ortsauffahrt, aus, um den Akku zu schonen, das war auch nötig, denn der Anstieg auf den Höcher Berg hat es in sich. Die Abfahrt ist aber, bedingt durch den teilweise grob geschotterten Belag und das starke Gefälle auch nicht ohne. Gemessen am Höcher Berg waren die folgenden Anstiege relativ harmlos und die letzten 20 km bis zum Ziel musste ich mir noch ein Rennen mit drohenden Gewitterwolken liefern.

365 km in drei Tagen, mein Giant und ich hatten es also tatsächlich geschafft! 🙂

Die Länge der Etappen wäre aber bei dem Streckenprofil und bei dem oft doch sehr schlechten, weil oft grob geschottertem, Belag für mich, und für wohl viele andere auch, nicht machbar gewesen.

Während der gesamten Tour kam es zu keinem Ausfall der Elektronik, obwohl die Außentemperaturen und die Feuchte im Gewitter doch recht hoch waren. Die Akkukapazität hat für die o.g. Fahrweise gereicht, auch bei ausgeschaltetem Motor konnte ich in der Ebene und bei gutem Belag Geschwindigkeiten bis 27 km/h erreichen. Auch die Rigida-Sputnik-Felge hat die teilweise ruppigen Streckenbeläge klaglos weg gesteckt.

Fazit:

Ein Pedelec (und auch der Umbau) taugt auch zum Reisen, wenn man den Motor nur an Steigungen und nicht immer in der höchsten Stufe nutzt.

Alexander Theis
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