Probefahrt mit dem Pendix eDrive IN – Seriell-Hybrid-Antrieb speziell für den B2B-Bereich
Der Zwickauer Antriebsspezialist Pendix blickt auf eine erfolgreiche Eurobike zurück. Auf der weltgrößten Fahrradmesse, die erstmals in Frankfurt am Main stattfand, präsentierte das Unternehmen seine verschiedenen eDrive-Antriebssysteme. Besonders großes Interesse rief der Pendix eDrive INs hervor – auch bei mir.
Pendix eDrive INs: Antrieb ohne Kette!
Pendix setzte bei der Entwicklung des Pendix eDrive IN auf die bewährte Technologie des bürstenlosen Direktantriebs, der eine lautlose und verschleißarme Fahrt ermöglicht. Der neue Motor verfügt über 70 Nm Drehmoment, bietet eine Anfahrhilfe sowie die Möglichkeit, rückwärts zu fahren. Das macht ihn besonders für Hersteller von Lastenrädern interessant.
Doch statt die Antriebskraft über eine oder mehrere Ketten zum Hinterrad zu leiten, beschreitet Pendix einen anderen Weg. Fahrerin oder Fahrer bewegen statt eines Kettenblatts einen Generator, der über Sensoren Bewegung und Kraft digital an ein Steuergerät weiterleitet, dass dann seinseits den Motor im Antriebsrad steuert. Es gibt also keine verschleißanfällig und pflegeintensive Kette mehr.
Diese Art des Antriebs wird „serieller Hybridantrieb“ genannt. Seit kurzem ist diese Art des Antriebs durch die Europäische Kommission rechtlich dem konventionellen Fahrrad gleichgestellt.
Weiterlesen: Pendix eDrive IN – neuer Antrieb für Cargobikes
Probefahrt auf der Eurobike
Der Pendix eDrive IN ist bereits bei verschiedenen Modellprojekten im Einsatz. Etwa beim Logistikunternehmen Postnord, das seine Flotte mit acht Lastenrädern inklusive Pendix eDrive IN ergänzt hat.
Auch beim Modell Stadtaffe des Cargobike-Herstellers Vowag wird die neue Seriell-Hybrid-Technologie bereits getestet. Die Serienproduktion des Pendix eDrive IN soll Ende 2022 beginnen.
Auf der Eurobike 2022 gab es erstmals die Möglichkeit, den Antrieb in einem Postrad zu fahren – eine Gelegenheit, die ich mir natürlich nicht habe entgehen lassen.
Auf den ersten Blick wirkt das Cargobike mit dem seriellen Hybrid-Antrieb von Pendix wie ein ganz normales E-Bike, das mit einem Pendix nachgerüstet wurde. Beim Testrad war statt des bekannte Flaschenakkus nur das obere Wahlrad zurr Unterstützungregelung griffgünstig am Rahmen befestigt. Der Strom kam aus zwei quer vor der hinteren Ladefläche montieren Akkus.
Beim Anfahren wird aber deutlich, dass es sich hier nicht um einen herkömmlichen Antrieb handelt: Der Tretimpuls sorgt erst verzögert für Vortrieb, da die Sesoren im Antrieb einen Moment brauchen, um Tretimpuls und Kraft zu erkennen. Deshalb bietet es sich an, im ECO-Mode zu starten und die Anfahrhilfe zu nutzen, die wie üblich bis 6 km/h funktioniert. Nach etwas Übung gelingt es auch gut, das Anfahren damit deutlich zu glätten.
Erst einmal in Fahrt fühlt sich das Treten fast an wie bei einem herkömmlichen Fahrrad. Das aus meiner Sicht gewöhnungsbedürftige Fahrverhalten des Postrades sorgt da bei mir für deutlich mehr Irritation. Das Vorderrad führt ein reges Eigenleben und will mit Nachdruck in der gewünschten Fahrtrichtung gehalten werden, das Einhalten einer Kurvenlinie wird zur Herausforderung. So habe ich nur auf den geraden Strecken die maximale Unterstützungsstufe gewählt, mit der es dann auch sehr kräftig nach vorn ging.
Ich bin mir sehr sicher, dass dieses Fahrverhalten besser wird, wenn das Cargobike beladen unterwegs ist und das Vorderrad belastet ist. Auf jeden Fall steigerte diese Probefahrt meine Hochachtung vor den Menschen, die mit dem Rad als Arbeitsgerät täglich unterwegs sind, sehr.
Trotz des fordernden Fahrrads ist es, meiner Meinung nach, den Pendix-Entwickler gelungen, die Ansteuerung des Antriebs in Fahrt recht harmonisch zu gestalten. Natürlich ist der serielle Hybridantrieb ein noch junges Antriebssystem, für ein E-Bike. Dementsprechend ist noch viel Luft nach oben. Ich könnte mir vorstellen, das beispielsweise durch den Einsatz weiterentwickelter, sensibler Sensoren gerade bei Anfahren ein natürlicheres Gefühl des Radfahrens erzeugt werden kann.
Wie groß bei dieser Art des Antriebs auch der Anteil der Software für das Steuerungssystem ist, konnte ich bei Probefahrten mit Frikar von Podbike und dem Hopper erkennen. Beide E-Bikes sind ebenfalls mit einem seriellen Hybridantrieb ausgestattet, das Tretgefühl unterscheidet sich signifikant.
Aus meiner Sicht hat Pendix hier die Nase vorn, sollte aber bestrebt sein, den Vorsprung weiter auszubauen – und als Testbike vielleicht ein weniger eigentümliches Gefährt zur Verfügung zu stellen. Das lenkt den Fokus mehr darauf, wie sich der Antrieb verhält.
Positive Rückmeldungen
Auch für Pendix Geschäftsführer Thomas Herzog war die Eurobike 2022 ein besonderes Erlebnis: „Es war zwar nicht unsere erste Eurobike, aber trotzdem war die Messe sehr aufregend für uns. Zum ersten Mal konnten die Besucher selbst mit dem Pendix eDrive INs fahren und uns direkt Feedback geben. Was soll ich sagen? Die Rückmeldungen waren durchweg positiv – die Freude darüber lässt sich nach der harten Arbeit und der pandemiebedingten Wartezeit kaum in Worte fassen. Oft wurden wir auch für unsere App, aber auch für unseren Service und unsere zuverlässige Erreichbarkeit gelobt, was uns ebenso gefreut hat. Die Eurobike 2023 können wir kaum abwarten.“
Mehr Informationen zum eDrive IN gibt es auf der Website von Pendix.
[Text:[at], Fotos: VeloStrom]
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