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Lastenrad

Praxisbericht: 12.000 Kilometer mit dem Lastenrad im Profieinsatz

Lesezeit etwa 4 Minuten

Frank Truxius, selbstständiger Gebäudereiniger, war 2019 der erste Handwerker in Braunschweig, der auf ein Lastenrad als Dienstwagen setzte. Wie ist die Bilanz nach mehr als 12.000 Kilometern?

Seit „Dieselgate“ boomen Cargobikes und die aktuelle Corona-Krise trägt ein Scherflein dazu bei. Doch für Frank Truxius gab es ganz andere Gründe, auf ein Lastenrad zu setzen.

Führerscheinfrei

frank-truxius-lastenradAls gelernter Einzelhandelskaufmann war Frank Truxius als Marktleiter eines Supermarktes tätig. Nach einer langen Krankheit gab es für ihn im Einzelhandel keine Perspektive. Und so machte er sich 2014 als Gebäudereiniger selbständig. Da er früher kein Auto brauchte hat er auch keinen Führerschein – und wollte den mit 50 Jahren auch nicht mehr nachholen. Doch Gebäudereiniger haben einiges zu transportieren. Die Lösung: Ein Lastenrad!

Zunächst noch mit Muskelkraft unterwegs lernte er die Vorzüge des Cargobikes schnell kennen: Man findet fast überall einen Parkplatz, kann Material bis vor die Haustür fahren und auf dem Aufbau des Bikes noch Werbung platzieren. Letzteres ist eine willkommen Zusatzeinnahme, die, davon ist Truxius überzeugt, bei Nutzung eines PKW nicht möglich sei.

Als die Kundschaft sich vergrößert und längere Wege zurückzulegen sind, wird ein reines Muskelrad, gerade bei großen Strecken, zu anstrengend. Die Lösung: Ein

Lastenpedelec.

Mit bis zu 120 Kilogramm Zuladung ist Truxius jetzt unterwegs, auch dank der Förderung der Elektromobilität durch das Bundeswirtschaftsministerium, das einen 30%-Zuschuss zum Kaufpreis von 9.000 Euro des Cargopedelecs gezahlt hat.


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Mittlerweile hat er mehr als 12.000 Kilometer zurückgelegt und einige Erfahrungen gesammelt. Der auf der Ladefläche montierte Kasten sorgt zum einen für eine größere Werbefläche, vor allem aber dafür, dass das Handwerkszeug wetterfest transportiert werden kann. Der größte Nachteil sei aber die Windanfälligkeit. Natürlich der von der Seite, erstaunlicher Weise für ein Pedelec sei jedoch starker Gegenwind noch schlimmer. Denn der Antrieb bei seiner Radkutsche sitzt vorn und Gegenwind entlastet das Vorderrad. Als pragmatische Lösung ist Frank Truxius bei windiger Wetterlage jetzt mit einigen Litern Wasser als Ballast unterwegs.

Im rauen Profieinsatz werden aber auch die Grenzen des Konzepts von Truxius‘ Lastenpedelec deutlich. So sorgten die ruppigen Radwege seiner Heimatstadt Braunschweig und die ungefederte Heckachse des Bikes dafür, dass die Schweißnähte des Aufbaus der Belastung nicht standhielten und nachgeschweißt werden mussten. Außerdem sei zeitweise täglich eine Speiche gebrochen, erst die stabileren Speichen von MTB’s hätten da Besserung gebracht. Trauriger Pannenhöhepunkt war eine Felge, die fast auf gesamter Länge gerissen war. Auch hier sorgt jetzt Ersatz vom Mountainbike für größere Robustheit. Und natürlich auch ein geänderter Fahrstil mit sanftem Anfahren von Bordsteinen – in beide Richtungen.

Rat für Unentschlossene

Vielfach wurde Truxius von anderen Handwerksbetrieben angesprochen, doch die Skepsis überwiege meist. Deshalb rät er dazu, ein Lastenrad ein oder zwei Tage zu leihen, um Erfahrungen zu sammeln – und auch einen Lastenanhänger in Betracht zu ziehen.


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Gerade auch im professionellen Einsatz sei eine gute Werkstatt Gold wert. Denn im Fall eines Defekts müssen die Standzeiten gering gehalten werden. Auch ein Pannenschutzbrief und eine Vollkasko-Versicherung sei wichtig.

Trotz allem ist Frank Truxius vom Nutzen eines Cargopedelecs im Handwerk überzeugt.

[Foto: Frank Truxius]

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Alexander Theis