Bio-Hybrid_Detail
Lastenrad Velomobil

Schaeffler Bio-Hybrid: Kommt das revolutionäre Velomobil 2021?

Lesezeit etwa 5 Minuten

Im Jahr 2021 soll es endlich soweit sein: Der Bio-Hybrid soll auf den Markt rollen. Vorgesehen ist ein „1+1“-Sitzer und eine Cargo-Version.

Bio-Hybrid_Detail_1Seit Jahren schon ist immer mal wieder vom Schaeffler Bio-Hybrid die Rede. Mit diesem speziellen Velomobil mit vier Rädern wollte der Automobilzulieferer Schaeffer die urbane Mobilität revolutionieren.

Erstmals 2016 vorgestellt dauerte die Entwicklung hin zur Serienreife offenbar länger als erwartet. Doch das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach durchaus sehen lassen. Nachdem die ersten Vorserienexemplare bereits in der Praxis getestet wurden sollen die ersten Kunden 2021 den Bio-Hybrid erfahren können.


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Studie “Bio-Hybrid” von Schaeffler


Schaeffler ist in weiten Bereichen der Mobilität tätig und entwickelt eine Vielzahl von Technologien unter anderem für Autos, Bahnen, Flugzeuge oder Windkraftanlagen. Dass sich ein Global-Player (2015: ca. 84.000 Mitarbeiter weltweit, Umsatz 13,2 Milliarden Euro, 170 Standorte in 50 Ländern) der Thematik “Velomobil” annahm, bot  die Chance, diesem Mobilitätskonzept Vorschub zu verleihen, es gleichsam aus der Kuriositäten-Nische ins alltägliche Mobilitätsgeschehen zu holen.

Vor kurzem veräußerte Schaeffler das interne Projekt an eine Investorengruppe. Der aktuelle Geschäftsführer der der Schaeffler Bio-Hybrid GmbH Gerald Vollnhals wird auch in der jetzt als Bio-Hybrid GmbH firmierenden Unternehmung die Geschäfte führen.

Velomobil – aber anders

Bio_Hybrid_Garage_Cargo_PassengerMeiner Meinung nach handelt es sich beim Bio-Hybrid um ein Velomobil, jedoch in abgewandelter Form. Liegt bei den meisten Velomobilen der Schwerpunkt auf der besonders effizienten und sportlichen Fortbewegung, peilt der Bio-Hybrid mit bequemem Einstieg  aufrechter Sitzposition eine ganz andere Zielgruppe an: Urbane Pendler, die es leid sind, ständig im Stau zu stehen, aber weder verschwitzt am Arbeitsplatz ankommen wollen.

Dazu passt auch die konsequente Ausrichtung als Pedelec, zumal das Gewicht von den ursprünglich angepeilten 60kg offenbar zu ambitioniert war: Nun ist von ca. 100 kg in der Basiskonfiguration die Rede. 

Hier die wichtigsten technischen Daten des Bio-Hybrid im Überblick:

  • Nenndauerleistung 250 W 
  • Maximalgeschwindigkeit (elektr. unterstützt) 25 km/h
  • Elektrische Anfahrhilfe bis 6 km/h 
  • Anzahl Motoren 2
  • Batteriespannung 48 V
  • Batteriekapazität ca. 1,2 kWh, mit 2. Batterie 2,4 kWh
  • Reichweite ca. 50 km, mit 2. Batterie 100 km
  • Antriebsstrang Bio-Hybrid-Pedelec
  • Schaltung stufenlos
  • Rekuperation 
  • Rückwärtsgang ja (elektrisch) 
  • Anzahl Räder/Reifen 4
  • Reifen Spezialanfertigung
  • Felgengröße 24 Zoll
  • Licht LED
  • Keyless Go
  • App-Anbindung für Smartphone /-watch
  • Connectivity Wi-Fi/4G/Bluetooth/GPS
  • Scheibenwischer 
  • Stauraum Gepäckfach 18 Liter 
  • Länge | Breite | Höhe 2180 mm | 855 mm | 1530 mm
  • Radstand 1544 mm
  • Spurweite 794 mm 
  • Gewicht ca. 100 kg (Basiskonfiguration) 
  • Tür optional (variabler Wetterschutz)
  • Passagiere 1+1

Bio-Hybrid_PassengerVielen Velomobil-Enthusiasten werden jetzt die Haare zu Berge stehen: 4 Räder, 100 kg Gewicht! Aber wie gesagt: Der (oder das?) Bio-Hybrid will kein Renn-Velomobil sein.

Sondern eines, mit dem man auch mal jemanden abholen oder auch mal einen größeren Einkauf erledigen kann. Dafür muss ein Velomobil robust sein, was in der Regel mehr Material erfordert, das eben Gewicht mitbringt und damit einen großen Akku und im Falle des Bio-Hybrid auch einen zweiten Motor benötigt – was wiederum Gewicht mitbringt.

Wieviel Auswirkungen das Gewicht auf die Reichweite hat kann man am Akku meiner Meinung nach recht gut ermessen: Ein Pedelec mit 600 Wh-Akku hat normalerweise eine halbwegs realistische Reichweite um 60-80 km. Der Bio-Hybrid kommt mit einem rund doppelt so großen Akku nach Werksangaben ca. 50 km weit. Im realen Betrieb schätze ich für meine Pendelstrecke die Reichweite auf etwa 30 km. Ich müsste also im Büro laden um bei 16 km einfacher Strecke mit E-Unterstützung wieder nach Hause zu kommen. Das würde ich gerne mal in der Praxis überprüfen.

Cargo-Version

Bio-Hybrid_Pick-upNeben dem „Passenger“ genannten Bio-Hybrid wir es auch eine Cargo-Version geben. Mit 200 kg Nutzlast und modularem Aufbau (Pick-up, Container, Rikscha) ist diese Version vielfältig einsetzbar. Besonders als Pick-Up finde ich die Cargo-Version besonders cool.

Die technischen Daten ähneln denen des „Passenger“, jedoch ist der „Cargo“ knapp 40 cm länger (2.180 mm zu 2.595mm), die Breite der Ladefläche beträgt 660 mm, die Länge derselben 1.074 mm.

Zielgruppe für den Bio-Hybrid Cargo sind, ähnliche wie beim Armadillo von Velove, wohl hauptsächlich Logistik-Dienstleister. Dieser werde jedoch mit der möglichen Reichweite, selbst mit dem optionalen zweiten Akku, von maximal 100 km kaum „über den Tag“ kommen. Hier kommt es also einmal mehr auf eine gute ausgebaute Ladeinfrastruktur an.


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Preise und Verfügbarkeit

Die Markteinführung ist für das Jahr 2021 geplant, die Preise sollen bei rund 7.000 starten. Interessenten sollen bereits jetzt schon einen Bio-Hybrid reservieren können, für 2021 wird ein Marktvolumen im vierstelligen Bereich angepeilt.

Ich bin schon sehr gespannt auf die erste Probefahrt, von der ich selbstverständlich berichten werde.

Mehr Infos gibt es online unter biohybrid.com.

Update: Leider wurde es nichts mit dem Bio-Hybrid. Nach der Insolvenz 2021 wurde das Unternehmen kurz darauf abgewickelt.

[Text: [at],Fotos/Abbildungen: BIO-HYBRID GmbH]

 

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Alexander Theis
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