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E-Bike-Tests Faltrad Lasten E-Bike Lastenrad Tern

Test Cargobike Tern GSD, Modelljahr 2021

Lesezeit etwa 21 Minuten

Eines der ersten neuen Modelle des Lastenrads Tern GSD für das Jahr 2021 war bei VeloStrom zum Test. Lest hier von meinen Erfahrungen. 

Inhaltsverzeichnis

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Weitere Informationen
Video: Vorstellung und Walkaround Tern GSD S00

Einleitung

Das Tern GSD ist ein kompaktes Lastenrad auf 20“-Rädern. “GSD” bedeutet “Getting Stuff Done” und weist auf die Vielfältigkeit des E-Bikes hin.

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Tern GSD S00 Modelljahr 2021 in „Tabasco“ und mit etwas Zubehör war bei VeloStrom zum Test.

Es ist gleichermaßen für den Lastentransport als auch als (Kinder-)taxi geeignet, dabei aber viel kompakter als ein herkömmliches Lastenrad: Es ist in der Länge mit einem herkömmlichen Rad vergleichbar.

Das Cargobike wurde auf der Eurobike 2017 vorgestellt und begeisterte das Fachpublikum von Anfang an. Bei einer kurzen Testfahrt in Friedrichshafen konnte ich das klar nachvollziehen, war ebenfalls sehr beeindruckt vom Ideenreichtum und der cleveren Umsetzung des Konzepts.


https://www.velostrom.de/erster-eindruck-tern-gsd/

Der Markt nahm das Tern GSD ebenfalls gut an, es kam zu erheblichen Lieferzeiten. Die Nachfrage nach dem Lastenrad kam sowohl von Privathaushalten als auch von professionellen Lieferdiensten, die von Tern mit dem “BikesForBusiness”-Programm angesprochen wurden. Gleichzeitig nutze Tern das Feedback der Kunden und entwickelte das Tern GSD ständig weiter.

Maßgeschneidert: Versandkiste für Tern GSD 

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Tern GSD in maßgefertigter Transportkiste

Eines der ersten Modelle für das Jahr 2021 traf kurz vor Weihnachten 2020 bei VeloStrom zum Test ein und beeindruckte schon, bevor es ausgepackt wurde. Üblicherweise werden auch Testräder in herkömmlichen Pappkartons verschickt. 

Nicht so bei Tern: Für das GSD wurden besondere, superstabile Frachtbehälter auf Maß gefertigt, um das E-Bike besonders sicher transportieren zu können. Das beeindruckte nicht nur mich, sondern auch die Profis von VeloCarrier Mainz, die als Kooperationspartner von VeloStrom den Versand und das Handling der Testbikes übernehmen. 

Ausgepackt und eingepackt: Das Tern GSD im Auto 

Das Tern GSD kann mit vielerlei praktischem Zubehör versehen werden. Das Testexemplar in der Farbe “Tabasco” hatte: 

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Das Tern GSD passt auch ins Auto.
  • den “Hauler™ Rack” genannten Frontgepäckträger 
  • die “Cargo Hold™ 52 Panniers”, Gepäcktaschen mit je 52 Liter Transportvolumen 
  • den “Captain’s Chair” zum komfortablen Passagiertransport in Kombination mit den  
  • “Sidekick Joyride Bars”, Griffe für den rückwärtigen Passagier 

Bis auf den Captain’s Chair und die Joyride Bars war alles schon montiert. Ein Alleinstellungsmerkmal des Tern GSD sind die kompakten Packmaße: Wird der Lenker umgeklappt und das Sattelrohr eingeschoben reduziert sich das Packvolumen um ein Drittel. So passt das GSD auch ins Auto. 

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Tern GSD ist einsatzbereit.

In der Redaktionsgarage ging es dann an die Montage des “Captain’s Chair” sowie der “Sidekick Joyride Bars”. Das “Captain’s Cair”-Set besteht aus einem stabilen Rohrgeflecht, das auf dem Gepäckträger des Tern GSD mit Schrauben montiert wird.

Es bietet für den Passagier sowohl seitlichen Halt als auch eine Rückenlehne. Das zum Set gehörende Sitzkissen-Rückenlehnenpolster wird mit Klettverschlüssen an der Rohrkonstruktion befestigt. Die Montage ist nicht sehr schwierig, jedoch braucht man etwas Fingerfertigkeit um die Muttern unterhalb des Gepäckträgers montieren zu können.

Die Montage der “Sidekick Joyride Bars” ist noch einfacher: Die Haltegriffe werden mit vier stabilen Schrauben an das Sattelrohr angeklemmt. Sie bieten dem Passagier bei der Fahrt einen bequemen und sicheren Halt. 

Lastenrad Tern GSD: Sehr gut durchdacht! 

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Das Cockpit des Tern GSD

Schon bei der Montage, spätestens aber vor der ersten Fahrt fällt schon auf, wie sehr man sich bei Tern Gedanken um die “usability” gemacht hat. Zum Beispiel der Klappmechanismus der Lenkstange, deren Gelenk satt und spielfrei einrastet. Die Lenkerjustierung ist ebenfalls clever gelöst:  Lenkerklemmung und –Vorbau werden mittels zweier Hebel fixiert. Werden diese Hebel geöffnet lässt sich die Ausrichtung des Lenkers sowie die Neigung des Vorbaus stufenlos an individuelle Bedürfnisse anpassen.  

Ein weiteres Beispiel ist der, schwerpunktmäßig günstig, weil tief, montierte Schwerlastständer. Wird das Tern GSD auf dem Ständer abgestellt rastet dieser ein. So kann das Lastenrad beim Beladen nicht urplötzlich wegrollen – nützlich besonders beim Transport von Kindern. Mit einem kleinen, griffgünstig montierten Hebel am linken Lenkerende wird die Sperre gelöst und das GSD kann vom Ständer geholt werden. Ganz nebenbei ist das auch ein kleiner Diebstahlschutz, jedoch nur als Ergänzung zum serienmäßigen Schloss, dass am Vorderrad montiert ist.  

Noch etwas kann bei beengten Platzverhältnissen nützlich sein: Das Tern GSD lässt sich aufrecht auf dem Hinterrad stehend parken! Mehr noch: Es steht auf den speziellen kleinen Auslegern am Heck sogar sehr stabil. Auf diese Weise lassen sich auch kleinere Servicearbeiten am Hinterrad durchführen. 

Tern GSD SOO: Technische Details 

Beim Testbike handelt es sich um das Tern GSD S00. Wie alle GSD des Modelljahres 2021 ist es mit dem Bosch Cargo-Line Antrieb mit 85 Nm Drehmoment ausgestattet, der von einem 500 Wh-Akku mit Energie versorgt wird. Die Verbindung zur HeavyDuty-Enviolo380-Hinterradnabe stellt ein Gates-Riemen her. Daneben gibt es noch das GSD S10 mit Kettenantrieb und 1×10 Schaltung von Shimano sowie das GSD R14 mit einer Rohloff-Nabe mit 14 Gängen und ebenfalls Endantrieb per Gates-Riemen.  

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Telegabel und Bremsen am Tern GSD.

Für gute Sichtbarkeit wird vorne der hauseigene Tern Valo Direct-Scheinwerfer mit 190 Lumen und hinten eine kombiniertes Brems-Rücklicht eingesetzt. Weitere hochwertige Details sind die Ergon GP1-Lenkergriffe oder die Jagwire-Züge der Schaltung. 

Allen GSD gemeinsam ist der stabile Rahmen, mit den charakteristischen beiden Doppelrohren an der Front und dem einzigartigem, wunderschönen Fachwerk im Heck. Der Rahmen sorgt beim kleinen Cargobike für das enorme zulässige Gesamtgewicht von 200 kg! Damit stets sicher verzögert werden kann verbaut Tern vorne und hinten Magura MT5 eStop-Bremsen, die mit je vier Kolben in die Scheiben beißen. Um den Fahrkomfort kümmert sich vorne eine Federgabel und Schwalbes Big Ben im Format 55-406. Das Heck ist ungefedert und mit Schwalbe Super Moto-X 62-406 bereift. 

Der sinnvolle Materialeinsatz beim Rahmen allgemeinen und die sonstige Ausstattung des Testbikes insgesamt bleiben auf der Waage natürlich nicht ohne Folgen: Mit 42,83 kg ist das Tern GSD S00 schon ein echtes Schwergewicht! Das merkt man beim Einladen ins Auto oder beim Aufladen auf den Heckgepäckträger. Je nach Tragkraft des Trägers und Stützlast des Autos kann es für ein zweites E-Bike auf dem Fahrradheckgepäckträger eng werden. 


https://www.velostrom.de/vergleichstest-fahrradtraeger-fuer-die-anhaengerkupplung/

Der erste Einsatz 

Das Tern GSD ist jetzt fertig für den Einsatz. Der erste Auftrag: Tannenbaum kaufen, schließlich ist es kurz vor Weihnachten! Der nadelige Geselle braucht allerdings kein Polster um mitzufahren, deshalb nehme ich das schnell ab und lasse es zu Hause.

Der E-Bike-Antrieb wird über das Purion-Display am linken Lenkerende aktiviert. Das Purion bietet alle notwendigen Infos, ohne vom Fahren abzulenken. Sicher war auch ein Grund für Tern dass der Frontscheinwerfer zwischen den beiden Lenkeraufnahmen die Stelle besetzt, die sonst von einem anderen Display eingenommen wird. Mit einem anderen Bosch-Display wäre die Lenkerverstellung aber möglicherweise nicht so einfach zu realisieren gewesen.

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Das Tern GSD ist kein Leichtgewicht.

Zum Anfahren mit dem kleinen Carbobike drehe ich den Griff am rechten Lenkerende nach vorne auf die leichteste Übersetzung, den Antrieb auf Eco, stelle den linken Fuß auf’s Pedal, stoße mich ab, schwinge das rechte Bein wie gewohnt über den Sattel … und lege mich fast auf die Nase! Ich habe nicht an die Joyride Bars gedacht, die einen höheren Beinschwung als üblich erfordern. Also nochmal, diesmal den rechten Fuß vorne durch den Durchstieg und schon geht’s los.

Die EnvioloN380 ist eine stufenlose Nabenschaltung. Beim Dreh am rechten Lenkergriff wird die Übersetzung stufenlos angepasst, ohne dass es zu Gangsprüngen kommt. Es ergibt sich daraus eine Art gleitendes, zunächst ungewohntes Fahren. Vor allem wenn man es wie ich gewohnt ist, einen Gang nach dem nächsten durchzuschalten. Doch die Vorteile leuchten mir ein: Die stufenlose Schaltung schont das Material und die Gelenke, da Belastungsspitzen beim Schalten komplett wegfallen.

Ich bin 179 cm groß, die Sitzposition auf dem kleinen Lastenrad ist für mich angenehm aufrecht, man genießt guten Überblick, das ist meiner Meinung nach auch für Langstrecken tauglich. Tern gibt an, die Sitzposition des GSD würde für Menschen von 150 bis 195cm Körpergröße passen. Dank des verstellbaren Cockpits sowie der zweifach ausziehbaren Sattelstütze mit Schnellspannern halte ich das für realistisch. So können auch Familienmitglieder mit unterschiedlicher Ergonomie mit dem Tern GSD unterwegs sein.

Auf dem Weg zum Tannenbaumverkauf geht es zunächst bergab, ich bin sofort beeindruckt von der Stabilität des Tern GSD! Da wackelt auch bei 32 km/h (schneller gings auf der kurzen Strecke nicht) nichts, das E-Bike liegt wie das viel beschworene Brett. Und dabei ist es noch nicht mal wirklich beladen! Beim Anbremsen auf die Kreuzung zur Hauptstraße machen die Magura-Bremsen klar, was Sache ist: Kraftvoll aber gut dosierbar fangen Sie das Bike wieder ein, das weckt viel Vertrauen. In der Ebene schalte ich den Antrieb auf „Sport“, der Motor schiebt das GSD kraftvoll bis zur Unterstützungsgrenze.

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Beim Tannenbaumverkauf machen die Umstehenden große Augen, als ich ankomme: Das GSD fällt auf, wohl nicht nur wegen der knalligen Lackierung “Tabasco”, sondern auch weil es wegen der kleinen, stämmigen Räder irgendwie knuffig wirkt.

Ich suche mir einen passenden Baum aus, die Verkäuferin fragt, ob er geliefert werden soll. “Nicht nötig!” entgegne ich, nehme die Tanne und packe sie, zur allgemeinen Verblüffung, hinten auf das Tern drauf. Es zeigt sich schon jetzt, dass der Captains-Chair und die Sidekick Joyride Bars super konstruiert sind: Ohne dass ich die Ladung verzurren müsste, kann ich sicher nach Hause fahren. Der Stamm des Baums passt genau in die Rahmen-Aussparung für den zweiten Akku, das gibt noch zusätzlich Stabilität. Der zweite Akku kann übrigens bei jedem GSD nachgerüstet werden.

Auf dem Weg nach Hause drehe ich den Schaltgriff ein paarmal in die falsche Richtung. Instinktiv will ich nach hinten drehen, um zu einer längeren Übersetzung zu kommen, bei der Enviolo ist es aber genau andersherum. Das passiert mir im Laufe des Tests noch ein paarmal, bis ich mir eine Eselsbrücke baue: “Nach vorne, wenn es voran gehen soll, nach hinten, wenn es hoch geht.”

Wocheneinkauf mit dem Tern GSD S00 

Am nächsten Tag steht der vorweihnachtliche Familieneinkauf an, ein hochwillkommener Test für das Cargobike. Wie beim Baumkauf lasse ich das Polster weg und stelle eine Eurobox auf den stabilen Gepäckträger. Die Box passt mit den Maßen von 60x40x22cm perfekt hinein, wird seitlich von den Sidekick Joyride Bars und dem Captains Chair fixiert und klappert unbeladen fröhlich während der Fahrt zum Supermarkt vor sich hin.

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Das Tern GSD mit Eurobox.

Dort angekommen schließe ich das Tern GSD mit dem vorderen Schloss ab und sichere es zusätzlich mit einem Faltschloss an Frontgepäckträger und Sicherungsbügel. Das Futteral für das Schloss habe ich am oberen Rohr an zweien der drei Anlötösen befestigt. Das Schloss behindert zwar den Durchstieg etwas, doch daran gewöhnt man sich schnell. Da die Eurobox ohne Sicherung auf dem Gepäckträger des GSD steht nehme ich sie einfach im Einkaufswagen mit in den Laden.

Später an der Kasse bemerkt der Kassierer meinen Fahrradhelm und wundert sich: “Ist der Einkauf nicht ein bisschen viel und schwer, um es mit dem Rad zu transportieren?” Unter anderem sind 12 Milchkartons mit dabei, Konserven, Brote, Gemüse, Orangen… “Das passt schon!” gebe ich grinsend im Brustton der Überzeugung zurück. Ich vertraue da ganz auf das Tern GSD.

Draußen am E-Bike beginne ich dann einzuräumen; aus dem Augenwinkel kann ich einen Mann sehen, der betont langsam von der Rückgabe der Einkaufswagen zum Auto zurückgeht. Vor seinem Auto bleibt er stehen, raucht und schaut mir beim Beladen zu. Ich bin selbst überrascht was alles in die Packtaschen reingeht! Tern spricht von 104 Litern Gesamtvolumen, in meinem Fall kommt dann noch die Box auf dem Gepäckträger dazu. Zum Vergleich: Ein Opel Adam hat ein Kofferraumvolumen von 170 Litern.

Am Ende sind die Taschen rechts und links gut gefüllt, aber nicht übervoll. Sie lassen sich mit dem cleveren, einfach und schnell anpassbaren Verschluss sicher verschließen, der Boden liegt auf den Trittbrettern auf. Jetzt noch die Box samt Milchkartons auf den Captains Chair gehievt, fertig!

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Passt!

Ich bringe den Einkaufswagen zurück, auf dem Rückweg meint der Beobachter zu mir: “Alle Achtung, ich hätte nicht gedacht, dass Sie das tatsächlich alles unterbekommen! Aber können Sie jetzt eigentlich noch fahren?” Während ich das Tern GSD vom Ständer hole und aufsteige entgegne ich “Klar, das geht gut, das Rad ist stabil gebaut!” Gerade jetzt im beladenen Zustand bin ich froh um den tiefen Durchstieg: So kann ich das beladenen Lastenrad beim Aufsteigen gut ausbalancieren.

Wer schon jemals einen 12er Karton Milch auf dem Gepäckträger eines Rades transportiert hat kennt dieses Gefühl, wenn die ganze Fuhre beim Anfahren leicht instabil hin und her schwankt. Davon ist beim GSD nichts, aber auch gar nichts zu spüren! Der Rahmen ist super stabil, ich kann, freilich diesmal vorsichtshalber direkt mit Stufe „Sport“, sehr gut anfahren. Klar, es ist schwerer als auf der Hinfahrt doch prima zu händeln. Zum Beweis drehe ich auf dem Parkplatz noch einen engen Kreis und fahre, vom anerkennenden Lachen des Beobachters begleitet, von dannen.

Unterwegs telegabelt die Front Fahrbahnunebenheiten in Zusammenarbeit mit dem Big Ben gut weg, nur an der Hinterhand rumpelt es vernehmlich – obwohl er schon etwas dämpft, kann der Super Moto-X hinten mit der Telegabel naturgemäß nicht mithalten. Es ist also angesagt, mit Ladung auf dem Gepäckträger etwas vorausschauender zu fahren.

Nach dem Einkauf ist vor dem Ausräumen

Zu Hause angekommen wird ein Detail der Taschen offenbar: Sie sind vertrauenserweckend fest über viele Klettverschlüsse mit dem Rahmen des Tern GSD verbunden. Das ist auch gut so, denn so schlackert während der Fahrt nichts, was nicht schlackern soll. Der Nachteil: Man kann sie nicht mal eben so abnehmen, um die Einkäufe nach drinnen zu bringen. So muss man also alles zweimal in die Hand nehmen – von der Packtasche in eine Klappkiste und von der dann wieder in die Schränke. Da wären leichte, stabile Innentaschen, flexibel genug, dass sie auch bei gefalteten Taschen darin bleiben können, eine gute Idee.

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Auch zwei Wasserkästen passen auf das Tern GSD!

Noch etwas fällt mir auf: Der Mittelständer ist bei unbepackten Taschen gut mit der Fußspitze erreichbar. Sind die Taschen aber durch die Ladung ausgebeult muss man mit dem Fuß ziemlich rumstochern, bis man den Ständer herunterklappen kann. Das hat man auch bei Tern erkannt: Im Zubehör gibt es die “Lockstand Extensions”, die genau das Problem lösen.

Beim Gang in den Keller stelle ich fest: Das Mineralwasser ist alle! Ob ich das vielleicht auch mit dem Tern GSD…? Um es kurz zu machen: Auch das klappt: Zwei Mineralwasserkästen passen quer genau in den Captain’s Chair. Was für die Eurobox gilt, gilt auch für die Wasserkästen: Sie stehen grundsätzlich stabil, ohne dass sie, beispielsweise mit Spanngurten, fixiert werden. Trotzdem mache ich das beim nächsten Mal, denn es fühlt sich einfach sicherer an.

Tern GSD: Taxi, bitte! 

Später am Tag ist das Tern GSD als Taxi unterwegs: Die Tochter meiner Lebensgefährtin muss zur Post, eine Fahrt, die ich natürlich gerne anbiete.

Das Tern GSD ist für einen erwachsenen Passagier oder zwei Kinder zugelassen und so kommt jetzt der Captain’s Chair zum vorgesehenen Einsatz, freilich diesmal mit Polster. Gegenüber der ersten Ausgabe des GSD verfügt die 2021er Version serienmäßig schon über breite Trittbretter hinten, die den Füßen von Mitfahrenden guten Halt bieten. Freilich nur, solange die Seitentaschen unbeladen bleiben, aber wir wollen mal nicht übertreiben.

Die Fahrt zur Post und zurück hat uns beiden viel Spaß gemacht, und ich bin sicher: Vielen staunenden Passanten auch. Die Joyride Bars bieten, gemeinsam mit den Bügeln des Captain Chairs, dem Passagier guten Halt, sorgen so für ein sehr sicheres Gefühl. Das kommt Fahrer und Beifahrer zugute.

Besonders aufgefallen ist mir, dass Autofahrer mit wirklich viel Seitenabstand überholt haben. Ob Ihnen dabei eventuell der Mund vor Staunen aufgeblieben ist, konnte ich allerdings nicht erkennen. 😊

Reichweitentest mit dem Tern GSD 

Bisher bin ich mit dem GSD S00 nur auf kurzen Strecken unterwegs gewesen, jetzt geht es mal ins Büro, das sind einfach 16 km. Der Akku zeigt noch 75% der Ladung an, das sollte noch für 32 km Gesamtstrecke reichen.

Zum ersten Mal kommt heute der Frontgepäckträger, das “Hauler Rack”, zum Einsatz. Laut Tern trägt es bis zu 20 kg, bei mir wird es aber nur mit dem Rucksack beladen. Warum ich den nicht hinten platziere? Ganz einfach: Der Gepäckträger ist mit dem Sitzpolster ausgerüstet, und in den Taschen würde sich der Rucksack verlieren. Dank der Spanngurte ist das Gepäck schnell und vor allem sicher auf dem Hauler Rack verstaut. Für mich völlig ungewohnt ist es, die Ladung permanent im Blick zu haben. Das ist aber eigentlich ganz praktisch.

Schlamm und Dreck

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Die Hinterradabdeckung am Tern GSD, hier die linke Seite.

Meine Strecke führt über Radwege, die auch als Wirtschaftswege genutzt werden. Zusätzlich wird unterwegs noch eine große Rohrleitung verlegt. Das bedeutet gerade beim winterlichen Schmuddelwetter Nässe und Schlamm. Hier zeigt sich, wie praktisch die “Einhausung” des Hinterrades ist, denn die Taschen werden nicht nennenswert „eingeschlammt“.

Drei weitere Vorteile: Die Enviolo380-Hinterradnabe ist bauartbedingt komplett gekapselt und der Gates-Riemen zeigt sich vom Schlamm ebenfalls, zumal er von einem großflächigen Schutz umgeben ist, unbeeindruckt. Top! Diesen „Kettenschutz“ gab es beim ersten GSD so noch nicht. Beim 2021er Modell sorgt er auch für den Schutz der Füße von kleinen Passagieren.

Fahrstabilität

Etwa auf halber Strecke geht es steil bergab, ein super Speed-Test für das Tern GSD, zumal die Wegführung zusätzlich einen Rechtsknick und später einen scharfen Linksknick vorsieht. Hier zeigt sich: Der stabile Rahmen zahlt sich aus. Auch bei knapp 38 km/h liegt das E-Bike satt, die Magura-MT5 erlauben eine gut dosierte Verzögerung, die Lenkpräzision liegt auch auf hohem Niveau. Das traut man so einem kleinen Bike nicht unbedingt zu, es zeugt von der großen Erfahrung, die man bei Tern mit Falträdern hat.

Am Ziel angekommen hat der Akku noch 50% Ladung, beruhigend, das reicht wohl auch für den Rückweg ohne das ich nachladen müsste. Doch ich habe die Rechnung ohne das kalte Wetter und die Strom-zehrenden Anfahrten mit voller Beladung gemacht!

Zwar kann ich auf dem Rückweg die Steigung auf halber Strecke noch gut bezwingen, doch schon kurz danach geht die Kapazitätsanzeige zurück auf 25%. Die nächsten Kilometer werden spannend, denn da dies hier ein Test ist, nehme ich natürlich die Unterstützungsstufe nicht auf “Eco” zurück, sondern bleibe auf “Sport”, der dritten von vier Stufen.

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Die Cargo Hold™ 52 Panniers” des Tern GSD, von draußen (li.) und Blick hinein (re.)

Etwa 800m vor meinem Ziel ist der Akku leer, der Bosch-Antrieb stellt den Dienst ein!

Das merke ich natürlich sofort, es fühlt sich an, als würde plötzlich hinten ein Riese das E-Bike festhalten, als sich das Pedelec in ein „Bio-Bike“ verwandelt. Dank der Enviolo380 kann ich die Übersetzung zwar direkt an die geänderten Rahmenbedingungen anpassen, doch aus souveränen bisher knapp 25 km/h werden schlagartig langsame 18 km/h. Immer noch ok.

Doch dann kommt der letzte Anstieg vor dem Ziel und es wird mehr als deutlich, wieviel Sinn ein E-Antrieb gerade beim Lastenrad macht: Bin ich diese Steigung beladen und mit E-Unterstützung locker mit 18-20 km/h hinauf gehuscht, werden es ohne Strom im Akku kaum mehr als 8 km/h! Dabei ist das Tern GSD nur mit mir und meinem Rucksack beladen. Die Enviolo steht auf der kürzesten Übersetzung, ich komme schnaufend oben an und stelle fest: Das Tern GSD geht ohne “E”, macht mit aber viel mehr Spaß!

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Das Tern GSD mit „Hamsterbacken“.

Letztendlich reichte eine Akkuladung von 500 Wh unter meinen Testbedingungen für rund 40 km. Doch obacht: Repräsentativ ist das nicht! Denn das Testbike war brandneu und ein Akku braucht ein paar Lade-Entlade-Zyklen, um seine maximale Leistung zu erreichen. Dazu kamen Temperaturen um 0 Grad, die ein Akku grundsätzlich nicht so gerne mag und einige Anfahrten mit viel Beladung.

Trotzdem empfiehlt es sich, den Akku auch nach mehreren Kurzfahrten mit Beladung immer wieder aufzuladen. Im Video stelle ich fest, dass der Akku nur ausgebaut geladen werden kann. Das stimmt, wie sich später herausstellt, so nicht: Hinter einer Abdeckkappe an der Aufnahme des Akkus im Bike versteckt sich ein Ladeport, mit dem der Akku auch im eingebauten Zustand geladen werden kann. Danke an YouTube-Nutzer „Chrisl7742“ an diese Stelle für diesen Hinweis.

Freilich ist das Herausnehmen beim serienmäßigen ersten Akku auch keine große Sache. Denn er ist im hinteren Rahmenfachwerk geschützt, aber gut zugänglich eingebaut. Der optionale zweite Akku ist je nach Konfiguration nicht ganz so gut zugänglich.

Fazit

Das Tern GSD S00 ist ein sehr vielfältiges E-Bike, superpraktisch und ein absoluter Hinkucker, gerade mit gefüllten “Hamsterbacken” – oder wenn es aufrecht auf dem Hinterrad steht. Man merkt an vielen Stellen, dass das kompakte Lastenrad von Tern mit viel Sorgfalt (weiter-)entwickelt wurde. Das Zubehör ist durchdacht sowie hochwertig und erweitert den Nutzungsbereich des Tern GSD sinnvoll.

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Weitere Informationen

Auch für Familien mit Kindern gedacht macht es aber auch als Alltagsrad für Menschen ohne Kinder wirklich viel Spaß. Denn es ist fahraktiv und bequem, bietet aber gleichzeitig viele Ladungsmöglichkeiten ohne im Abstellraum mehr Platz als ein herkömmliches Rad zu beanspruchen. Freilich: Beim Gewicht des Tern GSD muss man gut bei Kräften sein, um es täglich eine Kellertreppe hinauftragen zu können. Besser ist das kleine Cargobike in einer ebenerdigen Abstellmöglichkeit aufgehoben. Auch für kleinere Garagen im Wohnmobil ist das Tern GSD dank der geringen Höhe bei umgeklapptem Lenker und eingefahrenen Sattel (Packmaße: 176 x 40,5 x 83 cm) grundsätzlich gut geeignet.

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Das Tern GSD kann aufrecht parken!

Die Option eines zweiten Akkus ist eine gute Möglichkeit die Reichweite je nach Anwendungsbereich deutlich zu erhöhen. Das macht das Tern GSD S00 auch für Radreisen interessant, denn das Fahrgefühl ist entspannt, die Sitzposition langstreckentauglich. Praktisch: Bei den verfügbaren Zuladungskapazitäten des Lastenrads muss man sich beim Packen auch nicht überlegen, ob man den Griff der Zahnbürste vielleicht nicht besser doch noch kürzt.

Die stufenlose Enviolo380 benötigt zu Beginn etwas Eingewöhnung. Sie ist aber in der Kombination “stufenlose Nabenschaltung und Gates Riemen” eine prima, weil sehr wartungsarme und saubere Sache. Wer nicht unbedingt die theoretisch größere Übersetzungsbandbreite der Kettenschaltung des GSD S10 benötigt oder den Aufpreis zum GSD R14 mit Rohloff-Nabe scheut, trifft mit dem GSD S00 eine prima Wahl.

Für das GSD S00 ruft Tern aktuell einen Preis von € 5.599 (UVP, Stand 01/2021) auf. Unbestritten: Das ist viel Geld.

Doch das Tern GSD hat das Potenzial, das (Zweit-) Auto und sogar ein Zweitrad überflüssig zu machen. Auf Grund des gelungenen Konzepts und der hohen Qualität ist der Preis deshalb meiner Meinung nach gerechtfertigt.

Mein Dank geht an Tern für das kostenlose zur Verfügung stellen des Testbikes.

Mehr Infos zum Tern GSD gibt es unter: https://www.ternbicycles.com.

[Text: [at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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