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Test & Technik Zubehör

Test No-cold-hands: Handwärmer für’s Rad

Lesezeit etwa 7 Minuten

[at] Kalte Hände im Winter auch bei dicksten Handschuhen? Mit den Wärmepads „No-Cold-Hands“ soll das der Vergangenheit angehören. Ob es stimmt habe ich ausprobiert.

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Griffheizung für den Lenker: no-cold-hands (Klicken zum Vergrößern).

Wer im  Winter Fahrrad fährt kennt das Phänomen: Irgendwann werden die Fingerspitzen kalt, nach und nach die ganze Hand. Dagegen helfen zunächst noch dickere Handschuhe, doch dem sind auch Grenzen gesetzt: Je dicker der Handschutz je schlechter lassen sich Schaltung und Bremsen bedienen. Und die Steuerung der meisten Pedelec-Antriebe sind auch nicht für die Nutzung mit Polarhandschuhen ausgelegt. Also was tun?

Eine Möglichkeit wären heizbare Handschuhe, doch wer sich auf dem Markt umschaut, wird schnell auf Grund der hohen Preise auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Heizgriffe, ähnlich wie beim Motorrad, wären beim Pedelec naheliegend, schließlich hat man ja einen großen Energievorrat dabei. Doch die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen.

Daniel Weth aus Bonn fährt seit langem bei Wind und Wetter rund 10 km zur Arbeit. Das Problem der kalten Fingerspitzen kennt er aus eigenem Erleben und hat sich deshalb intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt.

Inspiriert von den vielfach erhältlichen Wärmepads entwickelte er spezielle Pads für den Einsatz am Rad, die in einer speziell gefertigten Manschette um den Griff gewickelt werden. Entgegen der herkömmlichen Pads lassen sich seine jedoch bis zu 1.000 mal wiederverwenden!

 

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Weitere Informationen

Wie funktioniert das Wärmepad von no-cold-hands?

Um die clevere Anwendung physikalisch-chemischer Vorgänge zu verstehen, machen wir mal einen kurzen Ausflug in die Wissenschaft.

Im Pad von No-Cold-Hands ist eine Lösung, bestehend aus Wasser und Sodiumacetat (deutsch: Natriumacetat) enthalten. Im „nicht aktivierten“ Zustand ist die Substanz durchsichtig, das Pad fühlt sich an wie ein mit Gel gefülltes Kühlpad. Im Pad ist ein Metallplättchen enthalten.

Die Lösung ist übersättigt, Chemiker bezeichnen diesen Zustand als „metastabil“. Um diesen Zustand zu erreichen wird das Natriumacetat, das in kristalliner Form vorliegt, erwärmt und gibt das im Kristallgitter enthaltene Wasser frei,  es sieht so aus als würden die Kristalle schmelzen, die zugeführte Energie wird als „latente Wärme“ gespeichert.

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Das Wärmepad von „no-cold-hands“ beim Kristallisieren (Klicken zum Vergrößern).

Eine metastabile Lösung behält ihren Zustand so lange bei, wie sie nicht „gestört“ wird. Passiert das, kristallisiert die Flüssigkeit schlagartig aus und gibt die gespeicherte Wärme frei.

Das Metallplättchen spielt bei diesem Vorgang die entscheidende Rolle: Es ist nicht glatt sondern verfügt über verschiedene Stanzungen. Wird das Plättchen geknickt, bilden die Stanzungen sogenannte „Kristallisationskeime“ um die herum das metastabile Natriumacetat kristallisieren kann.

Der erste Kristallisationsvorgang löst eine Kettenreaktion aus, die im System gespeicherte Wärme wird freigegeben, im Video ist der Vorgang ab Sekunde 31 gut zu sehen.

Im Falle von No-cold-hands erwärmt sich das Pad zügig auf rund 51 Grad und gibt die Wärme über einen Zeitraum von etwa 30 Minuten ab.

Ausgekühlt ist das Pad hart. Wird es für rund 10 Minuten in kochendes Wasser gelegt „schmelzen“ die Kristalle wieder, die Wärme wird gespeichert und das Pad ist, nachdem es abgekühlt ist, wieder einsatzbereit (Video ab Minute 4:04). Das Pad in der Mikrowelle zu erwärmen ist keine gute Idee: Die Wärmezufuhr in der Mikrowelle erfolgt zu schnell, das Pad würde Gefahr laufen zu platzen.

Übrigens stellte sich beim Test heraus, das nur der erste Knickvorgang etwas kräftiger sein muss, bei jedem weiteren reicht ein sanftes Bewegen um den Kristallisationsvorgang zu starten.

Praxiseinsatz

waermemanschetten-und-stoffbeutel-von-no-cold-handsUm die Anwendung als Griffheizung zu ermöglichen hat Daniel Weth spezielle Manschetten anfertigen lassen. Diese sind präzise auf die Größe des Pads abgestimmt und sorgfältig verarbeitet. Das aktivierte Pad wird in die Manschette geschoben, die per Druckknopf verschlossen wird.

Sodann wird das Pad um den Lenkergriff geschlungen, das Klettband durch die Öse geführt, stramm gezogen und fixiert. Dabei muss besonders darauf geachtet werden, dass der Bremshebel auch weiterhin noch frei betätigt werden kann.

Verwendet man die Manschetten nur an einem Rad kann man natürlich das überstehende Teil des Klettverschlusses abschneiden.

Sind beide Pads befestigt kann die winterliche Fahrt losgehen. Bei den ersten Fahrten hatte ich zur Vorsicht drei verschieden dicke Handschuhe dabei, die Temperaturen bewegten sich um 0 Grad Celsius.

Beim Losfahren fällt auf, dass die Griffweite logischerweise zugenommen hat. Das war für mich die ersten paar Kilometer sehr ungewohnt, zumal ich die mitteldicken Handschuhe benutzt hatte, die den Effekt noch verstärkten. Schon bald habe ich diese gegen die dünnen Handschuhe getauscht, die Wärmeentwicklung der Pads war einfach zu hoch für die doch noch recht milden Temperaturen. Das ist natürlich vom individuellen Empfinden abhängig, ich persönlich bin aber recht kältempfindlich.

Bei winterlichen Temperaturen ab ca.  -2 Grad spielen die Pads aber ihren Vorteil aus. Die Hände bleiben wirklich warm und man kann auf die wirklich dicken Handschuhe verzichten.

Die Wärmewirkung der Pads hielt etwa 25- 30 Minuten vor, Pendler die länger unterwegs sind, sollten sich ein zweites Paar Pads mitnehmen – oder gleich ein Maxipad bestehend aus vier Pads und zwei Manschetten bestellen. Praktisch: Im Shop sind die Pads auch einzeln verfügbar.

Fazit: Wärmende Empfehlung!

Die Bezeichnung „no-cold-hands“ könnte zutreffender nicht sein, sie tun genau das was sie sollen und das sehr effektiv, so dass sie bei mir nur bei Minustemperaturen zum Einsatz kommen. Dann kann ich auf die wirklich dicken Handschuhe verzichten, was die Bedienung von Knöpfen am Bedienteil des Pedelecs stark verbessert.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist zu Beginn des Einsatz die stark gestiegene Griffweite am Lenkerende, das Pad trägt doch etwas auf. Für Personen mit kurzen Finger kann das schon etwas knapp werden. Die Lösung wäre, das Pad etwas dünner zu gestalten, was dann aber wieder die erzielbare Wärmemenge bzw. „Standzeit“ des Pads reduzieren würde.

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Laut Anbieter können no-cold-hands bis zu 1.000 mal wiederverwendet werden (Klicken zum Vergrößern).

Besonders begeistert mich, dass die Pads wieder „aufgeladen“ werden können und somit oft verwendbar sind.

Für mich sind die Manschetten von „no-cold-hands“ eine gelungene und sehr clevere Übertragung physikalisch-chemischer Vorgänge in die Praxis. Darüber hinaus sind sie vielseitig verwendbar denn nicht nur winterliche Radfahrer, sondern auch  Overnighter, Microadventurer und Spaziergänger mit oder ohne Kinderwagen wissen warme Hände sicher zu schätzen.

Erhältlich sind die Produkte von „no-cold-hands“ online unter www.no-cold-hands.com.

Mein Dank geht an Daniel Weth, Gründer und Inhaber von „no-cold-hands“ für das kostenfreie zur Verfügung Stellen des Maxi-Pads.

[Foto & Video: VeloStrom.de]

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Alexander Theis
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