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E-Bike Versicherung Interview Ra(d)tgeber

E-Bike richtig versichern: Ein Interview mit Thomas Giessmann

Lesezeit etwa 7 Minuten

[at] Wie versichere ich denn mein E-Bike am besten? Bei allen Fragen rund um dieses Thema kennt sich Thomas Giessmann bestens aus. Ein Interview mit dem Experten für Pedelec-Versicherungen.

Vielen Leserfragen zeigen es: Nahezu jeder, der sich ein Pedelec oder E-Bike zulegt macht sich früher oder später Gedanken um das Thema Versicherung. Deshalb habe ich mich mal nach einem Experten zum Thema Pedelec-Versicherungen umgeschaut und in Thomas Giessmann gefunden. Thomas ist Versicherungsmakler, fährt selbst gerne Pedelec – und hat einen super praktischen Vergleichsrechner für E-Bike-Versicherungen entwickelt.

Alexander Theis: Wie kamst du denn zum E-Biken?

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Thomas Giessmann ist der Experte bei allen Fragen rund ums Thema „Versicherung für Pedelec und E-Bike“

Thomas Giessmann: Ich hatte damals einen einfachen Arbeitsweg von ca. 30 Kilometern und habe nach einer Lösung für das Stauproblem gesucht. Die öffentlichen Verkehrsmittel waren noch nie mein Ding, weswegen ich dann zu einem S-Pedelec kam, welches mir auch echt viel Zeitersparnis einbrachte.

Alexander Theis: Welches Rad oder welche Räder besitzt du?

Thomas Giessmann:: Ich habe ein S-Pedelec, ein Bulls e45 und möchte mir zeitnah noch ein Faltrad zulegen. Meine Partnerin und ich teilen uns ab nächstem Frühling außerdem ein Lastenrad, aber hier sind wir noch in der Findungsphase.

Alexander Theis: Nutzt du dein Pedelec zum Pendeln oder eher als Sport- und Freizeitgerät? Und wo fährst du mit dem Bike am liebsten und warum?

Thomas Giessmann: Definitiv zum pendeln. Aber ich erhoffte mir auch ein wenig Fitness und Gewichtsabnahme. Ein klein wenig merke ich auch den Unterschied, allerdings klappts mit der Gewichtsabnahme bei mir nicht so richtig. Ich bin eher der Praktiker und benutze das S-Pedelec tatsächlich nur für den Arbeitsweg. Da ich damit rechtlich an die Straße gebunden bin, habe ich auch keine Lieblingsorte 😉

Alexander Theis: Wurde dir schon einmal ein Fahrrad gestohlen?

Thomas Giessmann: Ja, aber ein normales. Außerdem ist meine Sattelstütze samt Sattel nur mit Schnellspanner befestigt. Das musste ich jetzt leider bereits das dritte Mal ersetzen… Inzwischen habe ich aber ein Sattelschloss.

Alexander Theis Eine der mir am meisten gestellten Fragen ist die nach der richtigen Versicherung für das Pedelec. Du bist Versicherungsfachmann, hast du da eine Empfehlung?

Thomas Giessmann: Mein Favorit ist hier definitiv die Ammerländer Versicherung, dicht gefolgt von der Waldenburger Versicherung. Die Schadenbearbeitung mit der Ammerländer ist für mich ein ausschlaggebender Faktor, diese anzubieten. Ich erhalte immer in wenigen Arbeitstagen ein Ergebnis aus der Schadenbearbeitung. Bei anderen Gesellschaften warte ich schon mal einige Wochen auf die Antwort einer Standardfrage…

Außerdem ist das Preis-Leistungsverhältnis (bei der Waldenburger abhängig von der Postleitzahl) das Beste am Markt.

Alexander Theis: Muss eine eine spezielle Versicherung sein oder reicht auch die Hausratversicherung?

Thomas Giessmann: Wem eine Versicherung gegen Diebstahl reicht, für den reicht die Hausratversicherung. Da wir aber von Jahresbeiträgen bei einer speziellen E-Bike Versicherung von durchschnittlich nur 80,-€ jährlich reden, was ungefähr 1/30 des E-Bike Wertes entspricht, ist der Griff zur E-Bike Versicherung durchaus sinnvoll. Der häufigste abgewickelte Schaden ist der Verschleißschaden und den kann man nicht über die Hausrat absichern. Außerdem sind Unfall- und Sturzschäden meistens sehr teuer, hier sind die 80,-€ also eine sehr gute Investition.

Alexander Theis: Ist es nötig ein besonders teures Schloss zu verwenden?

Thomas Giessmann: Nein, erstaunlicherweise überhaupt nicht. Die Ammerländer und Waldenburger haben keine Voraussetzungen an den Kaufpreis des Schlosses, wichtig ist nur, dass es kein Zahlenschloss ist. Andere Anbieter fordern 49 oder 50,-€ und nochmal andere fordern bestimmte Sicherheitsstufen.

Alexander Theis: Und wie sieht die Sache beim S-Pedelec aus?

Thomas Giessmann: Das ist nochmal was ganz anderes. In Deutschland gibt es derzeit nur 2 Versicherer, die S-Pedelecs in der Vollkaskoversicherung versichern. Auch kann man den Diebstahl nicht über die Hausrat versichern, da es sich um ein KFZ handelt. Leider sind die beiden Versicherer, die S-Pedelecs versichern, auch recht teuer, weswegen man sich hier durchaus über den Nutzen Gedanken machen kann. Über das Versicherungskennzeichen lässt sich über die Teilkaskoversicherung zumindest der Diebstahl versichern.

Alexander Theis: Decken Versicherungen nur den Diebstahl ab oder gibt es auch Versicherungen, die bei Pannen oder gar Verschleiß leisten?

Thomas Giessmann: Sowohl als auch. Die Pannenhilfe ist meist mitversichert, kommt aber auch wieder auf den einzelnen Versicherer drauf an. Das gleiche gilt für Verschleißschäden, diese werden nicht von jedem Versicherer gedeckt, weswegen sich ein Vergleich durchaus lohnt.

Alexander Theis: Ich bin oft mit dem Rad auf Campingplätzen unterwegs oder transportiere es auf einem Träger am Auto. Welche Besonderheiten gibt es zu beachten wenn, es mir vom Träger gestohlen wird?

Thomas Giessmann: Da solltest du auf jeden Fall aufpassen. Die meisten Diebstähle werden mir von Campingplätzen gemeldet, meist aber aus dem Ausland. Für den Versicherungsschutz ist es nötig, dass das Fahrrad mit einem zusätzlichen Fahrradschloss an den Träger befestigt wird. Dann steht der Entschädigung nichts mehr im Wege.

Alexander Theis: Was ist, wenn es im Ausland zu einem Versicherungsschaden kommt?

Thomas Giessmann: Wenn du nicht gerade dauerhaft im Ausland wohnst, ist das je nach Versicherer kein Problem. Die Ammerländer und Waldenburger decken bis zu 6 Monaten Auslandsaufenthalt ab, manche begrenzen dies auf wenige Wochen, was ja aber auch in Ordnung ist. Eine Ausnahme bildet hier ab die Pannenhilfe, welche auf wenige Länder in der EU begrenzt ist. Hier solltest du vor Urlaubsantritt nochmal prüfen, ob die Pannenhilfe mitversichert wäre.

Außerdem ist es auch im Ausland unbedingt notwendig, dich an die nächstgelegene Polizeistation zu wenden und eine Anzeige aufzugeben.

Alexander Theis: Wie häufig kommen denn Schäden in der Praxis vor?

Thomas Giessmann: Puh, das ist eine schwierige Frage, die ich dir leider gar nicht so richtig beantworten kann. Ich habe aber ein Schadentagebuch angefangen, auf das ich an dieser Stelle gerne mal verweisen würde: https://ebikeversicherungen.net/#Schadentagebuch

Hier führe ich die Schadenbearbeitung eines Versicherers auf und schreibe dazu, was die Beitragseinnahmen (jährlich) durch den Versicherer sind und was dieser für Schadenausgaben hat. Ich fand das sehr interessant. Das führe ich erst seit dem 01.06.2019 und die Schadenhöhe ist inzwischen fast so hoch wie die Beitragseinnahmen (Nettobeiträge, die Steuer geht ja an eine andere Stelle)… Das freut den Versicherer bestimmt nicht so sehr, weswegen ich Beitragserhöhungen durchaus für realistisch halte. Hier sieht man auch sehr gut, wie das Konzept der Versicherungen funktioniert.

90% der Kunden haben vielleicht keinen Schaden, zahlen aber trotzdem Ihre Beiträge. Wenn dann mal 3000,-€ aufgrund von Diebstahl erstattet werden müssen, muss es ca. 50 weitere Verträge geben, die keine Schäden haben, um das auszugleichen. Also 49 Kunden ärgern sich möglicherweise, solange bis Sie selbst von einem Schaden betroffen sind.

Alexander Theis:  Angenommen, mir wurde das E-Bike gestohlen. Wie gehe ich am besten vor, damit der Schaden schnell reguliert werden kann?

Thomas Giessmann: Du wendest dich an mich 😉 Zusätzlich natürlich aber auch an die Polizei. Im Schadenfall sind unter anderem die Rechnungen des Bikes, sowie des Schlosses nötig, außerdem die genannte Polizeianzeige und ein kurzes Schadenformular, in dem abgefragt wird, wann es wo stand und wie es angeschlossen war. Hier noch der Hinweis: Es ist unbedingt notwendig das Bike an einen festverankerten Gegenstand anzuschließen.

Alexander Theis: Thomas, vielen Dank für das Gespräch!

Das Schadentagebuch, das Thomas führt, ist wirklich sehr interessant zu lesen. Wer noch weitergehende Fragen hat kann sich gerne persönlich per Mail an „[email protected]“ oder per Telefon unter 033856/199841 an Thomas wenden.

[Foto: Thomas Giessmann]

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