[at] Es kam auch für ihn selbst überraschend: Matthias Schindler ist deutscher Meister!

Der sympathische Nürnberger ist seit 2012 Paracycler. Der Polizist hat aufgrund eines Tumors im Rückenmarkskanal ein sogenanntes „inkomplettes sensomotorisches Querschnittsyndrom“. Das bedeutet, dass seine Beine ab der Hüfte abwärts taub sind. Er bekommt keine Rückmeldung aus den Beinen, jede Bewegung muss er bewusst ausführen. Nach der operativen Entfernung des Tumors im Jahr 2011 war Matthias sechs Monate auf den Rollstuhl angewiesen, er musste das Gehen wieder neu erlernen. 2012 entdeckte der 33-Jährige den Rennradsport für sich. 2013 startet er bei den ersten nationalen Rennen im Paracycling und ist seit dem Mitglied im bayerischen Landeskader.
Schindlers Ziel ist die Teilnahme an den Paralympics und der Meistertitel zeigt: Er ist auf dem richtigen Weg!
Hier sein persönlicher Bericht über das Rennen am vergangenen Montag in Köln:
Bei der Deutschen Meisterschaft in Köln am vergangenen Montag war es ähnlich. Gleich zu Beginn des Rennens hat der aktuelle Paralympics Sieger Steffen Warias das Tempo so hoch angeschlagen, dass ich große Mühe hatte zu folgen. Das Tempo war die gesamte erste von 20 Runden sehr hoch. Ende der ersten Runde wurde an der Spitze das Tempo etwas raus genommen und ich rollte mit etwas überschüssiger Geschwindigkeit nach vorne. Eine Attacke hatte ich nicht geplant, zu groß ist mein Respekt vor der Stärke der anderen Fahrer im Feld. Als ich mich umsah, nachdem ich nach vorne gefahren war, hatte ich allerdings eine kleine Lücke zum Feld nach hinten.


Der Abstand wuchs Runde um Runde auf 1:20 Minuten im Maximum an. Die Runden wurde unendlich lang. Zur Hälfte des Rennens war ich kräftemäßig eigentlich am Ende, es gab aber keine andere Option als einfach so weiter zu fahren. Ich wusste, dass die Fahrer hinter mir eigentlich stärker sind als ich und gemeinsam natürlich wieder auf mich aufschließen könnten. Diesen Zeitpunkt wollte ich so lange wie möglich herauszögern.Fünf Runden vor Schluss habe ich erstmals daran geglaubt, dass ich dieses Rennen wirklich gewinnen könnte.Als der Abstand drei Runden vor Schluss noch knapp eine Minute betrug, war ich mir relativ sicher, dass ich es schaffen werde.
Ich hatte wirklich alles gegeben und wurde am Ende für den Aufwand belohnt. Ein unglaubliches Gefühl. Ich bin definitiv nicht der beste Straßenfahrer in meiner Klasse in Deutschland, hatte aber in diesem Rennen den Mut und natürlich auch das Quäntchen Glück, was dazu gehört.

Soweit die Eindrücke von Matthias Schindler, der unter anderem von SealSkinz und Innosnack unterstützt wird.
Anlässich der Eurobike im letzten Jahr hatte ich die Gelegenheit, ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Seine sympathische, zurückhaltende Art, seine Geschichte und sein Motto „Die Freude am Leben treibt mich an und lässt mich niemals aufgeben.“ können für viele Motivation sein, sich bei Schicksalsschlägen nicht „hängenzulassen“.
Herzlichen Glückwunsch Matthias, zu diesem tollen, beeindruckenden Sieg! Und weiter viel Glück auf dem Weg zu deinem Ziel!
[Fotos: Oliver Kremer(3), Artur Preissner (1)]
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