[at] Ein Interview mit Wiesbadens Umwelt- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol, der auf Dienst-Pedelecs setzt.
Im Fahrradklimatest des ADFC belegt Wiesbaden im Ranking der Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern erneut den letzten Platz. Andreas Kowol will das ändern und setzt in seinem Umwelt- und Verkehrsdezernat auf Pedelecs statt weitere Dienstwagen anzuschaffen. Ich hatte die Gelegenheit, mit Herrn Kowol über die praktischen Erfahrungen mit den Dienst-Pedelecs zu sprechen.
Alexander Theis: Herr Kowol, wieviele Pedelecs haben Sie derzeit im Einsatz?
Andreas Kowol: Im Tiefbau- und Vermessungsamt, das hier Vorreiter ist, haben wir derzeit vier E-Bikes, zwei größere und zwei kleinere, alle ansonsten das gleiche Modell. Eines davon hat das Amt freundlicherweise dem Dezernatsbüro leihweise zur Verfügung gestellt, bis wir uns eigene beschafft haben. Wir planen jedoch, das Konzept auf alle Ämter des neu geschaffenen Dezernates sowie mein Dezernatsbüro auszuweiten.
Alexander Theis: Über welche Ausstattung verfügen denn Ihre Dienst-Pedelec?
Andreas Kowol: Für jedes Rad stehen zwei Akkus, ein Helm, eine Packtasche und eine Sicherheitsweste zur Verfügung. Die Sicherheit unserer MitarbeiterInnen bei der Nutzung der Pedelecs hat für mich höchste Priorität. Deshalb ist das Tragen des Helms bei Nutzung der E-Bikes dienstliche Pflicht. Darüber hinaus wünschen wir uns, dass die MitarbeiterInnen die Weste tragen.
Alexander Theis: Wie stellen Sie sicher, dass die Pedelecs immer in einem technischen einwandfreien Zustand sind?
Andreas Kowol: Das Tiefbau- und Vermessungsamt hat einen Verantwortlichen, der sich um Inspektion, Luftdruck, Wartungs- und Reparaturarbeiten etc. kümmert, d.h. selbst die Luft aufpumpt und für alles andere die Räder zur Werkstatt bringt.
Alexander Theis: Und wie funktioniert das mit der Reservierung der Pedelecs?
Andreas Kowol: An zentraler Stelle – ein verschlossener Raum, zu dem jede/r MitarbeiterIn einen Schlüssel hat – ist ein Buch für die Reservierung ausgelegt, die Räder sind nummeriert. Auch die Schlüssel liegen dort, anders als das Buch jedoch nicht offen ersichtlich, aber für jeden zugänglich. Reserviert wird telefonisch bei dem verantwortlichen Mitarbeiter oder spontan persönlich, wenn ein Rad frei ist trägt man sich ein und nimmt die zugehörigen Schlüssel.
Alexander Theis: Stehen die Pedelecs im gleichen Raum wie das Reservierungsbuch?
Andreas Kowol: Die Räder selbst stehen in einer Schleuse im Gebäude. Für jedes E-Bike ist ein abschließbarer Fach vorhanden, in dem sich der Ersatzakku, das am Stromnetz angeschlossene Ladegerät, Helm, Weste und Packtasche sowie der Computer befinden. Kurz gefasst läuft der Entleihvorgang so ab: Eintragen, Schlüssel nehmen, zur Schleuse, Computer und Helm herausnehmen und losfahren – sehr schnell und unkompliziert. Das ist mir wichtig, um die Akzeptanz des Pedelecs als Dienstfahrzeug zu erhöhen.
Alexander Theis: Dann verläuft die Rückgabe sicher ebenso einfach?
Andreas Kowol: Ja, einfach Rad abschließen, ggf. Akku herausnehmen, ans Ladegerät anschließen und Ersatzakku ans Rad, alles andere wieder in den Schrank legen und Schlüssel zurücklegen.
Alexander Theis: Es ist sicher eine Herausforderung, dass immer ein voller Akku bereitsteht?
Andreas Kowol: Da gab es bisher keinerlei Probleme. Den Fall eines leeren Akkus hatten wir noch nie. Selbst wenn der Akku leer wäre, gibt es ja den Ersatzakku. Und wenn das passieren würde, wüssten wir ja, wer das Rad zuletzt genutzt hat, der- oder diejenige müsste sich dann bei der Amtsleiterin bzw. bei mir melden. Aber wie gesagt, das gab es noch nie. Da alle Räder gleich sind, sind natürlich auch alle Akkus austauschbar. Wichtig ist mir auch: Die Stromversorgung zum Schrank wird um 16 Uhr abgeschaltet, um überlange Ladezeiten zu verhindern. Der verantwortliche Mitarbeiter klemmt zwischendurch auch die Akkus mal wieder ab.
Alexander Theis: Sie sprachen vorhin die Akeptanz an. Wie werden denn die Pedelecs als Dienstfahrzeuge angenommen?
Andreas Kowol: Bei schönem Wetter sind meist alle Räder unterwegs, bei Regen nicht unbedingt. Vorwiegend werden kurze Strecken innerhalb der Stadt zurückgelegt, meist zu Besprechungen, zu denen man nicht zu viele Unterlagen (zum Beispiel großformatigen Pläne) benötigt. Allerdings muss man realistisch sein: Wiesbaden verfügt über 26 Ortsbezirke und insgesamt 2000 km Straße. Schon aus Zeitgründen können daher nicht alle Termine mit dem Rad wahrgenommen werden. Außerdem benötigen beispielsweise unsere Techniker natürlich manchmal Gerätschaften, für die man Lasten-E-Bikes bräuchte, die haben wir bisher nicht angedacht. Ich freue mich, dass – insbesondere bei der bisher guten Witterung 2017 – die vorhandenen Räder so gut angenommen werden.
Alexander Theis: Gibt es denn schon Zahlen, beispielsweise wieviele Kilometer Autofahrt durch die Nutzung der Pedelecs eingespart wurden?
Andreas Kowol: Bisher haben wir keine Auswertungen erstellt, wir möchten lieber positiv motivieren und nicht Kontrolle der MitarbeiterInnen suggerieren.
Alexander Theis: Würden Sie anderen Kommunen oder Stadverwaltungen die Einführung von Dienst-Pedelecs empfehlen?
Andreas Kowol: Unbedingt! Wir sehen jedoch auch an anderer Stelle unserer Stadtverwaltung, dass es mit der Anschaffung allein nicht getan ist, es braucht Motivatoren und positive Vorbilder wie hier im Tiefbau- und Vermessungsamt, wo Führungskräfte einschließlich der Amtsleiterin regelmäßig mit den Dienst-Pedelecs zu dienstlichen Terminen fahren.
Alexander Theis: Nutzen Sie selbst auch die Dienst-Pedelecs?
Andreas Kowol: Ja, besonders an den heißen Sommertagen wie in den letzten Wochen ist es sehr angenehm, mit dem Pedelec zu Dienstterminen zu fahren.
Alexander Theis: Herr Kowol, ich danke Ihnen für dieses Gespräch!
[Fotos: Stadt Wiesbaden]
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Manche Städte sind echt langsam, etwas zu versuchen. Vor den großen Städten am Rhein hat man das schon längst versucht.
http://www.evd-dormagen.de/de/Unternehmen/Neue_Technologien__Umwelt_/E-Mobilitaet/E-Bikes/E-Bikes.html
http://www.evd-dormagen.de/de/Unternehmen/Neue_Technologien__Umwelt_/E-Mobilitaet/evd-News-evd-Praxistest-in-vollem-Gange.pdf
Hallo Pedelecer,
ja, manchmal brauchen gute Ideen einfach ihre Zeit…und die richtigen Leute, die den Mut haben, sie umzusetzen.
Gruß
Alexander Theis