Lastenrad, Cargobike – zwei Begriffe für eine Vielfalt an Bauformen für den Lastesel unter den Fahrrädern. Eine kleine Typenkunde für einen ersten Überblick.
[pd‐f/hdk] Das Fahrrad ist ein prima Lastesel – denn schon die einfachsten Modelle können ein Vielfaches ihres eigenen Gewichts transportieren. Und über welche Fahrzeuggattung lässt sich das schon sagen?

Transportiert man mehr als nur sich selbst und die täglichen Siebensachen, bieten sich Packtaschen an, die sicher am Gepäckträger festgemacht werden. Für größere Transporte bietet sich ein Cargo‐Anhänger an.
Menschen, die aber regelmäßig viel oder mehr transportieren, als mit dem Hänger gut ist, nutzen immer häufiger Lastenräder. Diese werden meist zum Gütertransport gebaut, manche aber auch zum Transport von Kindern – im privaten Gebrauch sind sie oft im Mischnutzen.
Allgemeines
Allen Lastenrädern gemein sind extrem stabile Rahmen, ausladende Gepäckträger und teils sehr lange Radstände. Sie ermöglichen Zuladung von mehr als 200 Kilogramm – und zwar ohne Sorgen um Parkplatzsuche, Umweltzonen, Spritpreise oder – zumindest bei gut ausgebauten Radwegen – Staus.
Aktuell im Trend sind zweirädrige Ausführungen mit einem Fahrverhalten, das dem normaler Fahrräder sehr ähnlich ist. Gerade für Fahrer von Lastenrädern ist der immer häufiger anzutreffende Elektromotor eine willkommene Unterstützung. Vor allem beim Anfahren hilft er sehr beim Handling des beladenen Rads – und sein Mehrgewicht spielt beim ohnehin schwereren Cargo‐Bike eine kleine Rolle.
1. Das Postrad modern
Mit dem „Load“ (799 Euro) übersetzt Winora aus Schweinfurt das allgegenwärtige Prinzip Postrad in die private Nutzung.
Das Rad mit robustem Stahlrahmen wiegt 26 Kilogramm, das zulässige Gesamtgewicht beträgt 140 Kilogramm – lässt also je nach Fahrergewicht eine Menge Zuladung zu. Dafür stehen an Front und Heck rahmenintegrierte Gepäckträger zur Verfügung. Zur Tragkraft des Rads tragen robuste 26‐Zoll‐Räder und ein mittiger Zweibeinständer bei, verzögert wird mit hydraulischen Felgenbremsen.
2. Renaissance eines Klassikers
Mit schwerpunktgünstig tiefer Ladefläche zwischen Lenker und Vorderrad und daraus resultierendem langem Radstand punkten sogenannte „Long‐John‐Räder“ schon seit Generationen.

Ein moderner Vertreter des Konzepts ist das „Packster“ von Riese & Müller (in den Ladeflächenlängen 40, 60 und 80 Zentimeter, ab 4.399 Euro). Der Mittelmotor von Bosch und die Federgabel erleichtern dabei das Handling. Der Hersteller bietet das Rad mit umfangreichem Zubehör für die unterschiedlichen Nutzungsbedürfnisse an. Darunter finden sich Seitenwände und eine Persenning, ein Doppelkindersitz sowie ein Montagerahmen für Maxi‐Cosi‐Babyschalen. Sogar ein Doppel‐Akku ist verfügbar, der die Reichweiten des E‐Antriebs auch für professionelle Lieferdienste interessant macht.
Über ein ähnliches Prinzip, aber zusätzlich mit Vollfederung, verfügt das Modell „Load“ mit wahlweise 60 oder 75 Zentimeter langer Ladefläche (ab 5.399 Euro).
3. Extragroße Gepäckträger am Longtail

Dem normalen Fahrrad am ähnlichsten lassen sich sogenannte Longtails fahren, Lastenräder mit überdimensionalem Gepäckträger. Während hier der vordere Teil wie ein normales Fahrrad aussieht, ist der Hinterbau verlängert und das Hinterrad um eine halbe bis ganze Radlänge nach hinten versetzt. Der große Träger nimmt mühelos vier herkömmliche Packtaschen oder übergroße Sonderanfertigungen auf. Auch die Montage zweiter Kindersitze ist möglich.
Ein Beispiel dieser Gattung ist das „Big Dummy“ vom US‐Hersteller Surly (Komplettrad 2.499 Euro, Rahmenset 1.199 Euro), eine in der Größe etwas gemäßigte und darum Midtail genannte Ausführung mit Mittelmotor bietet Riese & Müller mit dem „Multicharger“ ab 3.799 Euro an.
4. Dreiräder und Stadtteilräder
Andere weit verbreitete Lastenradtypen sind etwa das historische zweirädrige Bäckerrad mit einem großem Korb über einem kleinen Vorderrad.

Unter den Dreirädern kennt man vor allem die holländische Variante mit lenkbarer Kiste zwischen zwei Vorderrädern, die z. B. mit zwei Sitzbänken Platz für bis zu sechs Kinder bietet. Vorne eins und hinten drei Räder haben wiederum Rikschas, die in anderen Erdteilen zum Personentransport weit verbreitet sind; hierzulande sieht man solche Räder mittlerweile häufiger auch als Velolaster mit Europaletten‐großen Ladeflächen hinter dem Fahrer.
Verschiedene Leihradkonzepte wie etwa Stadtteilräder bieten sich bei sperrigen Mobilen wie Lastenrädern ganz besonders an – und versprechen, ein wichtiger Baustein der individualmobilen Verkehrswende in unseren Städten zu werden.
[Text: PD-F/AT, Fotos: PD-F (3), VeloStrom (3)]
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