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Markt & Hersteller

E-Bike-Verkäufe: Ist der Boom zu Ende?

Lesezeit etwa 6 Minuten

Die Wirtschaftszahlen der deutschen Fahrradindustrie für 2024 bergen ein Überraschung, mit der die wenigsten gerechnet haben!

Seit über 50 Jahren veröffentlicht der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) jährlich die Wirtschaftszahlen der deutschen Fahrradindustrie. Diese exklusiven Marktdaten sind entscheidend für die Erhebung, Überwachung und Analyse der Entwicklungen in der Fahrradwirtschaft und bieten zudem wertvolle Einblicke in Trends und Zukunftsperspektiven der Branche.

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Ein Jahresüberblick 2024

„Die wirtschaftliche Situation unserer Branche bleibt angespannt. Und es ist noch nicht alles überstanden. Dennoch sind die Rückgänge geringer als erwartet,“ konstatiert ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork anlässlich der Präsentation der Marktdaten der Fahrradbranche für das Geschäftsjahr 2024 am 12. März 2025.

Bereits seit mehr als fünfzig Jahren publiziert der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) jährlich die Wirtschaftszahlen der deutschen Fahrradindustrie. Diese einzigartigen Marktdaten sind von zentraler Bedeutung für die Erfassung, Überwachung und Analyse der Entwicklungen in der Fahrradwirtschaft. Darüber hinaus liefern sie wertvolle Einblicke in aktuelle Trends und zukünftige Perspektiven der Branche.

Verkaufszahlen bleiben stabil

Im Jahr 2024 blieb der Anteil der in Deutschland verkauften Elektrofahrräder (Pedeles/E-BIkes) mit 53 % auf dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt wurden 3,85 Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft, was einem moderaten Rückgang von 2,53 % gegenüber dem Vorjahr (2023: 3,95 Millionen) entspricht.

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Finanzielle Stabilität zeigt sich auch bei den Umsätzen: Insgesamt erwirtschaftete die Branche über 6,33 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 10,3 % im Vergleich zu 2023 entspricht, jedoch weit über dem Umsatz von 2019 (4 Milliarden Euro) liegt.

Durchschnittspreis für E-Bikes

Über die verschiedenen Verkaufskanäle hinweg – vom Fachhandel bis zum Onlinehandel – lag der Brutto-Durchschnittspreis 2024 bei 500 Euro für Fahrräder (2023: 470 Euro) und 2.650 Euro für E-Bikes (2023: 2.950 Euro).

Rabattaktionen führten zu einer Reduktion der E-Bike-Preise um durchschnittlich 10,1 %, während der Preis von Fahrrädern ohne Motor um 6,4 % stieg. Trotz sinkender Marktanteile bleibt der stationäre Fachhandel mit 70 % dominierend, da kompetente Beratung vor Ort für viele Kund:innen unverzichtbar ist.

Auswirkungen hoher Lagerbestände auf die Produktion

Im Jahr 2024 produzierte die deutsche Fahrradindustrie rund 1,97 Millionen Einheiten, was dem Niveau von 2019 entspricht. Die Produktion klassischer Fahrräder sank um 11,7 % auf 641.000 Einheiten, während die der E-Bikes um 14,8 % auf 1.330.000 Einheiten zurückging.

Angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage Deutschlands ist der kumulierte Rückgang von 13,8 % im Vergleich zu 2023 verhältnismäßig moderat.

„Das E-Bike bleibt das Rückgrat der Fahrradproduktion Made in Germany,“ betont Katharina Hinse vom ZIV.

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E-Bike-Bestand nach oben korrigiert

Der Bestand an klassischen Fahrrädern in Deutschland stieg auf 73 Millionen. Für das Jahr 2024 kalkulierte der ZIV den E-Bike-Bestand aufgrund neuer Erkenntnisse zur Verschrottung auf 15,7 Millionen, womit in Deutschland insgesamt rund 89 Millionen Fahrräder und E-Bikes unterwegs sind.

Trends: Gravelbikes und Rennräder im Fokus

Die Daten des ZIV zeigen, dass speziell Gravelbikes und Rennräder im Jahr 2024 sehr gefragt waren. Das Bikepacking, also das Reisen mit Fahrrad und wenig Gepäck, gewinnt europaweit an Beliebtheit. Auch Kinder- und Jugendfahrräder verzeichnen eine positive Marktentwicklung.

Werkstätten erleben Boom

Laut dem Verband Service und Fahrrad (VSF) sank der Gesamtumsatz zwar um knapp drei Prozent, doch die Lagerbestände reduzierten sich, und der durchschnittliche Verkaufspreis nahm ab. „Der Rückgang war nach den Boomjahren vorhersehbar und verunsichert uns nicht. Fast 80 % der Händler:innen erwarten eine Normalisierung der Lagerbestände noch in diesem Geschäftsjahr,“ so VSF-Geschäftsführer Uwe Wöll.

Rabatte führten zu einem Umsatzrückgang, brachten aber viele E-Bikes und Fahrräder an die Kundschaft. Dies spiegelt sich in vollen Auftragsbüchern der Werkstätten wider: „Knapp 90 Prozent der Betriebe verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Werkstattumsätze,“ berichtet Wöll.

Ausblick: Ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft

„2024 war herausfordernd, doch langsam sehen wir Licht am Ende des Tunnels. Für das Jahr 2025 erwarten wir ein angespanntes, aber hoffentlich erfolgreiches Frühjahrsgeschäft. Erste Anzeichen der Besserung zeigen sich bereits im Reparaturen- und Zubehörgeschäft. Ab 2026 rechnen wir mit einer deutlichen Verbesserung für unsere Branche,“ fasst Katharina Hinse zusammen.

„Ein Großteil der in Deutschland verkauften Fahrzeuge wird bei uns im Land produziert. Wir hoffen, dass die künftige Bundesregierung das Potenzial unserer Branche erkennt und entsprechend fördert,“ ergänzt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork.

Meine Meinung

Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen zeigt sich die Fahrradbranche im Jahr 2024 bemerkenswert stabil. Nach dem Tenor und den Meldung im letzten Jahr hätte ich mit einem deutlichen Rückgang gerechnet – stattdessen bewegen sich die Verkäufe am dem Niveau von 2023.

Mit Blick auf die Zukunft gibt es erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung, die durch eine verstärkte Nachfrage im Reparatur- und Zubehörgeschäft unterstützt wird.

Die fortlaufende Nachfrage nach innovativen Fahrradmodellen wie Gravelbikes und Rennrädern sowie der wachsende Bestand an Fahrrädern und E-Bikes in Deutschland verdeutlichen das ungebrochene Interesse der Verbraucher.

Auf Grund des Bike-Leasings ist für viele Interessenten der Kaufpreis nicht mehr unbedingt ein großes Hindernis beim E-Bike-Kauf. Trotzdem ist es aus meiner Sicht wichtig, dass Hersteller auch die unteren Preisregionen im Blick behalten und diesen Markt mit attraktiven und vor allem bezahlbare E-Bikes versorgen. Nicht jeder braucht High-End-Material, oftmals ist ein robustes, sinnvoll ausgerüstetes, günstiges E-Ebike vollkommen ausreichend.

Ich denke aber, dass die Fahrradbranche, unterstützt durch kompetente Beratung und innovative Produkte, gut positioniert ist, um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern und zukünftige Wachstumschancen zu nutzen.

[Text:[at], Fotos: ZIV-Zweirad | VeloStrom]

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Alexander Theis
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