In der Nähe von Dagebüll bietet Radtouren-Nordfriesland geführte Radtouren an – und vermietet gleich auch die passenden Fahrräder und E-Bikes dazu.
Bürte und Björn Lachenmann sind seit vielen Jahren schon beruflich im Fahrradmetier unterwegs. 2019 sind sie von der Schweiz zurück nach Deutschland gezogen; beide hatten “Meerweh”. Mit der der Gründung von Radtouren-Nordfriesland haben sie sich einen Traum erfüllt: Den Menschen zeigen, wie abwechslungsreich Nordfriesland ist.
Radtouren-Nordfriesland ist Partner des Nationalpark Wattenmeer, das in seiner Einzigartigkeit auf einer Stufe mit dem Grand Canyon steht. Wo kann man sonst in Deutschland die beeindruckende Wechselwirkung kosmischer Kräfte, in dem Fall die des Mondes mit der Erde, mehrmals am Tag beobachten? Die Gezeiten machen das Wattenmeer außerdem zu einem der artenreichsten Lebensräume.
Bürte und Björn haben verschiedene Radtouren ausgearbeitet, die jeweils unterschiedliche Themen als Basis haben. Beispielsweise gibt es die Schimmelreiter-Tour, die Energie-Tour oder eine Schlemmertour mit nordfriesischen Leckereien. Wer lieber im eigenen Tempo unterwegs ist wird auch fündig: Mit der kostenlosen App „Actionbound“ auf dem Smartphone folgt man in der Art einer elektronische Schnitzeljagd einer ausgearbeiteten Tour rund um Dagebüll. Ich habe mich für diese Tour entschieden.
Leih-E-Bike…
Normalerweise bin ich mit dem eigenen E-Bike unterwegs. Da Radtouren-Nordfriesland aber auch Leih-E-Bikes anbietet, habe ich mich für diese Option entschieden.
Bürte und Björn sind erfahren Radspezialisten. Sie legen Wert darauf, dass als Leihräder nur hochwertige Bikes zum Einsatz kommen.
Deshalb wurden alle Fahrräder vom Hersteller Velo de Ville aus Altenberge bei Münster nach den Anforderungen der beiden gefertigt. Sie haben eine ganze Flotte an Bikes angeschafft: E-Bikes und Fahrräder ohne E-Antrieb als Tiefeinsteiger, mit Trapez- oder Diamantrahmen, in Rahmengrößen, die auch für Menschen mit mehr als 2m Körpergröße taugen. Alle Bikes sind in einem auffälligen, wunderschönen Blau lackiert, der Lack wirkt, als wäre er zentimeterdick aufgetragen.
Immer beim Leihrad dabei ist wahlweise ein Korb oder eine wasserdichte Radtasche von Vaude, nach Wunsch auch Regenkleidung vom gleichen Hersteller und, kostenfrei, ein Radhelm. Selbstverständlich ist auch ein Pannenservice.
…Sturmhelfer
Ich war auf dem „Sturmhelfer“ genannten E-Bike mit Trapezrahmen unterwegs. Das Pedelec wird vom bewährten Bosch Active Line Motor angetrieben, der von einem Intube-Akku mit 500 Wh Kapazität versorgt wird. Das reicht auch für lange Touren, denn tatsächlich benötigt man hier im flachen Norden Deutschlands die Unterstützungsstufen „Tour“ oder „Turbo“ praktisch nie. Genau aus diesem Grund ist auch die 8-Gang Shimano Acera-Schaltung vollkommen ausreichend. Für alle, die Nabenschaltungen bevorzugen, gibt es noch den „Deichflitzer“ mit der 7-Gang Nexus-Nabe von Shimano.
Lenker und Vorbau der Bikes stammen vom Markenhersteller ergotec. Der Vorbau ist verstellbar, um für jeden Kunden eine bequeme Sitzposition zu ermöglichen. Die Handgriffe kommen vom Ergonomieexperten Ergon, gebremst wird mit hochwertigen hydraulischen Scheibenbremsen von Magura.
Ein besonderes Highlight ist der Sattel: Durch 5 unterschiedlich gepolsterte Zonen ist der Medicus Twin von Wittkop so tourenfreundlich wie er aussieht. Ebenfalls zum Fahrkomfort trägt die Federsattelstütze von Hersteller Ergotec bei.
Der Gepäckträger mit Federklappe verträgt bis 25 kg Beladung und verfügt neben tiefen Streben für die Satteltaschen auch über eine clever gelöste Befestigung für Spanngurte. Der Hinterbauständer Ursus King sorgt auch bei Beladung für sicheren Stand des E-Bikes.
Überaus praxisgerecht sind auch die pannengeschützten Schwalbe-Marathon-Plus Reifen und das tief heruntergezogene Schutzblech am Vorderrad, das vor Spritzwasser guten Schutz bietet. Schutz vor Diebstahl bietet das Hinterbauschloß von Abus.
Mit dem „Sturmhelfer“ hat Radtouren-Nordfriesland ein hochwertiges Leih-E-Bike im Sortiment. Es ist sehr gut verarbeitet, praxisgerecht ausgestattet, fahrsicher, komfortabel und leicht zu bedienen. „Sturmhelfer“ und „Deichflitzer“ gleichermaßen sind auch ideal für alle, die erstmals mit einem E-Bike unterwegs sind.
Als besonderer Service werden die Fahrräder von Radtouren-Nordfriesland auf Wunsch direkt vor die Ferienunterkunft geliefert. Ein Angebot, von dem Gäste wie Vermieter im Gebiet von Tönning im Süden bis Süderlügum in Norden Schleswig-Holsteins gleichermaßen profitieren.
Apropos besonderer Service: Bei „Velo de Ville“ kann sich jedermann und -frau per Konfigurator ein Bike individuell zusammenstellen. Kettenschaltung oder Nabe, Tiefeinsteiger oder Diamantrahmen, Fully oder nur Federgabel, schwarz, british-racing-green oder eine ganz andere Farbe? Geht und das auch noch in Deutschland produziert! Es kann halt nur sein, dass die Wartezeit, gerade in der aktuellen Corona-Lage, etwas länger ausfällt.
Actionbound?
Bevor es mit der Tour losgehen kann, habe ich mir die App „Actionbound“ installiert. Actionbound gibt es seit 2012. Die Idee basiert auf der medienpädagogischen Abschlussarbeit von Simon Zwick. „Grundidee war es, die aktuellen Technologien, die gerade von Jugendlichen gerne genutzt werden, in einer Anwendung, aufbauend auf klassischen pädagogischen Methoden, zu verschmelzen. Das dabei entstandene Edugame vereint Elemente wie Partizipation, Bewegung, Peer-to-Peer-Lernen, mobiles Internet und Augmented Reality mit aktuellen pädagogische Lernprinzipien […]“ (Quelle: Wikipedia).
Damit überführt Actionbound die klassische Idee der Schnitzeljagd in die moderne Zeit. Nach Installation der App kann man sich verschiedene sogenannte „Bounds“ in der Nähe suchen, manche sind kostenfrei, andere, wie die „Tour Rund um Dagebüll“ kostenpflichtig: Beim Kauf des „Bounds“ erhält man einen Code, den man in der App eingibt. Da die Kosten nur für den Aufruf des „Bounds“ und nicht per Teilnehmer anfallen, kann man eine Tour auch prima mit mehreren Personen, zum Beispiel der Familie oder Freunden fahren.
Den Tipp von Bürte, die Daten für die Tour vorab im Wlan herunterzuladen, befolge ich gerne. Das spart mobiles Datenvolumen und vor allem den Frust, wenn es unterwegs keinen Empfang gibt.
Jetzt muss nur noch das Smartphone an den Lenker des E-Bikes, dafür nutze ich den Rubberman, und schon kanns losgehen.
Im Gegensatz zu Navigations-Apps erfolgt beim Actionbound keine Routenansage („Bei der nächsten Ausfahrt rechts abbiegen“) sondern die Strecke bis zum nächsten Halt wird beschrieben. Obwohl ich zunächst skeptisch war, funktioniert das ganz prächtig. Vor allen auch deshalb, weil Bürte und Björn den Weg sehr akkurat beschrieben haben. Schon jetzt merke ich: Da steckte eine Menge Arbeit in der Vorbereitung. Sollte man doch man von der Strecke abkommen gibt es eine Kartenansicht. Auf der sieht man die Strecke, die verschiedenen Haltepunkt sowie die eigene Position, und kann so kann immer wieder zur Strecke zurückkehren.
Elektronische Schnitzeljagd mit E-Bike
Bis zum ersten Halt sind es ein paar Kilometer und ich genieße die Landschaft um mich herum. Die Schafe stehen am Deich und grasen vor sich hin, ein paar unternehmungslustige Lämmer sind auf dem Weg unterwegs…gut, das man da nicht ständig auf das Smartphone kucken muss. Da es keine Zeit gibt, die Einzuhalten ist, kann ich auch jederzeit und so lange wie ich will anhalten um einfach das Meer zu genießen. Schon jetzt gefällt mir die Idee mit Actionbound richtig gut!
Der erste Halt naht, an dem ich vor lauter Fahrspaß fast vorbeigefahren wäre. Ein Signalton wäre da ganz praktisch, vielleicht habe ich den auch nur überhört? Egal, ich bin gespannt, was kommt. Ein Tipp auf „weiter“ und es folgt ein kurzes Video, das genau an der Stelle an der ich stehe aufgenommen wurde. Die Stimme von Bürte erzählt interessante Fakten zum Haltepunkt, der visuelle Vergleich von dem was ich auf dem Bildschirm sehe und dem, was ich vor mir „in natura“ wahrnehme gibt dem einen ganz besonderen Reiz. Nach dem Video geht es aber weiter: In einem kurzen Quiz soll ich Fragen beantworten. Die Antworten sind teils im Video enthalten, teils in der Gegend um den Haltepunkt zu sehen oder auch erst nach etwas Überlegen zu finden. Manchmal hilft auch nur raten. Für jede richtige Antwort gibt es Punkte.
Nach der letzten Frage im Quiz folgt die Wegbeschreibung bis zum nächsten Haltepunkt und es geht weiter. Der Bosch Active Line Motor surrt sehr leise im „Eco-Modus“ vor sich hin, ich radele von Haltepunkt zu Haltepunkt, genieße die Natur, den fast betörenden Duft der blühenden Rapsfelder und die bequeme Sitzposition auf dem E-Bike von Velo de Ville.
An jedem Halt bekomme ich interessante Informationen über die Gegend, die Geschichte oder die Menschen, die hier leb(t)en. Sogar leicht versteckte Einkehrmöglichkeiten werden im Bound genannt. Informationen, die ich, wäre ich nur einfach hier entlang gefahren, nie bekommen hätte!
Die Runde ist etwa 30 Kilometer lang, wie lange man insgesamt unterwegs ist, hängt davon ab, wie lange man wo verweilt. Genau das ist der Vorteil dieser Art einen Tourentag zu gestalten. Es gibt einen „roten Faden“, aber man ist nicht an eine Gruppe gebunden, die möglicherweise andere Interessen hat. Deshalb kann ich beispielsweise so lange wie ich es will Vögel in einem Schutzgebiet beobachten oder auf einer Bank am Meer die Aussicht genießen.
Ich war in etwa 5 Stunden unterwegs. Auch für Familien ist so ein „Bound“ sicher eine prima Sache. Wer will kann mit anderen, die den Bound gefahren sind, den Punktestand vergleichen und an einer kleinen Verlosung teilnehmen.
Fazit: Zum Nachmachen unbedingt empfohlen!
Diese Tour war in dreierlei Hinsicht besonders. Zum ersten wegen des Leih-E-Bikes, das zu fahren wirklich Spaß gemacht hat. Interessant war, das die Reichweitenangaben der Hersteller, die im hügeligen Rhein-Main-Gebiet eher unrealistisch erscheinen, hier im flachen Norden durchaus erreicht werden können. Vielleicht lag das auch daran, das ich auf der Runde um Dagebüll fast nur Rückenwind – ich meine den echten, nicht den E-Rückenwind- hatte.
Zum zweiten wegen der Route an sich, die von Bürte und Björn akribisch ausgearbeitet wurde und die Vielfältigkeit der Landschaft rund um Dagebüll erschließt. Und zum dritten schließlich wegen der grandiosen Idee mit „Actionbound“! Dank der detaillierten Beschreibung des Wegs braucht das Smartphone eigentlich noch nicht mal am Lenker zu sein. Es klappt tatsächlich ohne den ständigen Kontrollblick auf Karte oder Display. Das zeigt, wie viel Arbeit und Liebe in der Konzeption der Tour steckt. Und macht so den Kopf frei für das, was Radtouren für mich eigentlich ausmachen: Die Bewegung an der frischen Luft und den Landschaftsgenuß.
Ich bin sehr begeistert von dieser Art der geführten Radtour per App und kann sie zum Nachmachen nur wärmstens empfehlen! Es war sicher nicht der letzte Bound, den ich gemacht habe. Aber auch andere Touren von reizen mich, beispielsweise die „Nordfriesischen Leckereien“ oder die „Poetry-Slam-Tour“.
Das Gesamtkonzept von Radtouren-Nordfriesland, Radtouren und hochwertige Leih-E-Bikes mit sinnvoller und praxisgerechter Ausstattung versehen, miteinander zu verknüpfen, finde ich genial! Die gesamte Abwicklung läuft professionell und herzlich, der Service ist super, man merkt, das jeder mit Herzblut und Begeisterung bei der Sache ist. Wer an der Nordseeküste Nordfrieslands, zwischen Tönning im Süden und Süderlügum in Norden, Urlaub macht sollte unbedingt mit Radreisen-Nordfriesland Kontakt aufnehmen.
Mehr Infos zu den verschiedenen Radtouren und den Bikes gibt es online bei radtouren-nordfriesland.de, mehr Informationen zu Actionbound gibt es online unter actionbound.com.
Transparenzhinweis: Bike und Bound wurden von Radtouren Nordfriesland kostenfrei zur Verfügung gestellt. Anreise und Übernachtung erfolgten auf eigene Rechnung.
[Text:[at], Fotos: VeloStrom]
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