Beim Dauertestbike Fantic FatSport GS 888 habe ich, kurz vor Ende des einjährigen Dauertests im November, noch die Reifen gewechselt. Und dabei gemerkt: Das Reifenwechseln beim Fatbike braucht Geduld.
Die originalen Reifen des Gebrauchtbikes von Greenstorm sehen zwar noch ganz gut aus, aber ich bin einfach neugierig, ob sich mit anderen Reifen das Einlenkverhalten in Kurven verbessern lässt.
Die Werbeprosa verspricht da ja wahre Wunderdinge und der „Bulldozer“ von VeeTire verspricht nach der intensiven Beratung bei fatbike24.de der passende Reifen für meine Belange zu sein.
Bulldozer von VeeTire
Vorausschicken möchte ich, dass ich früher sehr viel und intensiv Motorrad gefahren bin und da schon bei verschiedenen Reifen erleben konnte wie sehr sich andere Pneus auf das Fahrverhalten auswirken können.
Vom Format her sind die Fatbike-Reifen übrigens gar nicht so weit von manchen Motorradreifen entfernt: Original sind 4 Zoll breite Schlappen am Fantic montiert, die jetzt montierten „Bulldozer“ von „Vee Tire“ messen sogar 4,25 Zoll!
Das ganze bei einem Gewicht von 1.390 g (Bulldozer) und 1.285 g (Originalbereifung). Das macht 105 g Unterschied, die sich auf der Waage messen, aber auch erfahren lassen?
„Breitenbereinigt“ wären die Bulldozer übrigens etwa ((1.390/4,25)x4) 1.308 g schwer, auch hier also eine Differenz von 23 g. Womöglich entspricht das aber dem Gewicht der abgefahrenen Stollen? Denn schließlich habe ich die originalen Reifen im gebrauchten Zustand gewogen. 😉 Doch lassen wir hier die Grammfuchserei, es geht ja hier schließlich nicht um ein Rennrad, sondern um ein Fatbike.
Geduld nötig
Der Ausbau der Reifen ist dank der am FatSport GS 888 verbauten Steckachsen ruck-zuck erledigt. „Jetzt eben schnell die Luft rauslassen…“ denke ich – und habe die Rechnung ohne die Reifenbreite gemacht. Zwar ist der Pneu nur mit 1,3 bar befüllt, aber bei 4 Zoll Breite dauert es eine gefühlte Ewigkeit bis die Luft aus dem Schlauch abgelassen ist.
Als nächstes versuche ich den Reifen von der Felge zu bekommen. Leider haben sich Felgenhorn und Reifenwulst so gern, dass ich erst einmal eine Weile von Hand kneten muss, bis sich beide trennen lassen. Sobald aber der Reifenheber drunter passt ist der Mantel schnell von der Felge gelöst. Felge, Schlauch und beide Reifen nebeneinander gestellt erinnern schon wieder ein wenig an Motorradbereifung. 🙂
Der Bulldozer von Veetire montiert sich, wenn er erst einmal entfaltet ist, sehr leicht und gleitet fast von selbst über die Felge. Jetzt mal eben auf etwas mehr als Maximaldruck bringen, dass sich der Wulst setzt. Doch 4,25 Zoll breite Reifen auf rund 1,5 bar zu bringen dauert auch mit dem famosen Rennkompressor von SKS eine gefühlte Ewigkeit.
Doch schließlich zeigt ein trockenes „Plopp“ an, dass der Bulldozer seinen Platz auf der Felge gefunden hat. Bei eingebautem Hinterrad wird klar: Breiter hätte der Pneu auf gar keinen Fall sein dürfen! Etwa vier Millimeter Luft bleiben noch zwischen Reifenflanke und Kettenstrebe. Ob das mit den Schutzblechen klappt? Wir werden sehen.
Beim Vorderrad jetzt noch einmal das gleiche Spiel: Ausbau, kontemplatives Luftablassen, Reifenflanken massieren, alter Reifen runter, neuer Reifen drauf, kontemplatives Aufpumpen, „Plopp“ abwarten, Einbauen – feddisch!
Probe aufs Exempel
Trotz Montageständer wechsele ich Fahrradreifen immer noch am liebsten mit umgedreht auf dem Boden stehenden Rad. Nachdem ich das Fantic Fat SportGS 888 wieder auf die Reifen gestellt habe höre ich schon beim Schieben schleifende Geräusche: Die Stollen und die Schutzbleche kommen sich, fast wie erwartet, ins Gehege.
Gut, dass sich die Bleche noch ein wenig verstellen lassen, und so sind nach ein paar Minuten Feintuning die schleifenden Geräusche passé. Auch wenn jetzt tatsächlich nur noch wenig Platz zwischen Reifen und Spritzschutz bleibt. Ob das alltagstauglich ist? Mal sehen.
Die erste kurze Ausfahrt überrascht mich dann doch: Der Bulldozer wirkt optisch tatsächlich breiter als die originale Bereifung, die Lauffläche wirkt ein wenig kastig. Aber das Einlenkverhalten ist um Längen besser als vorher, zum Einbiegen braucht es weit weniger Kraft als vorher. Ich bin begeistert!
Äpfel mit Birnen?
Doch dann fällt mir ein, dass der VeeTire bis zum maximalen Druck befüllt ist, klar, dass er dann williger einlenkt: Die Aufstandsbreite ist durch den für Fatbike-Reifen vergleichsweisen hohen Druck einfach geringer, als wenn der Reifen bei geringerem Druck gefahren wird.
Ich bin weit überwiegend auf festem Belag unterwegs und gerade beim Pendeln auf die Arbeit lastet auf dem Hinterrad mehr Gewicht. Deshalb fuhr ich das Fatbike bisher mit etwa 0,6 bar Druck vorne und circa 0,8 bar hinten. Auf den gleichen Druck gebracht zeigt sich der Bulldozer deutlich störrischer beim Richtungswechsel als vorher, gefühlt vergleichbar mit dem Verhalten der originalen Reifen. Doch da diese 0,25 Zoll „schmaler“ sind, lenkt sich der Bulldozer also tatsächlich leichter. Und das vergleichsweise größere Luftpolster ergibt mehr Fahrkomfort in meinem Anwendungsszenario.
Die Optik ist, wie bei dem breiten Format zu erwarten, bulliger als bei den originalen Reifen, mit denen das Bike dank der weißen Flankenbeschriftung auf den Reifen irgendwie eleganter wirkt. Da merkt man wohl die italienische Herkunft. 😉
Die breitere Aufstandsfläche der Bulldozer verspricht noch mehr Traktion bei weichen, nachgiebigen Untergründen. Mal sehen, ob ich diese Eigenschaften bis zum Ende des Dauertests im November noch ausloten kann.
[Text: [at], Fotos: VeloStrom]
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