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Sport Über'n Tellerrand

Grandiose Leistung: Paracycler Matthias Schindler gewinnt Bronze bei Paralympics!

Lesezeit etwa 20 Minuten

Trotz inkompletter Querschnittslähmung gewinnt Matthias Schindler Bronze im Zeitfahren, herzlichen Glückwunsch!

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Ich lernte Matthias Schindler auf der Eurobike 2016 kennen. Der Polizist aus Nürnberg erzählte über seinen Erlebnisse auf der “Salzkammergut Trophy” in Bad Goisern, die als eines der anspruchsvollsten MTB-Rennen überhaupt gilt. Die A-Strecke mit 211 Kilometern Länge und rund 7119 hm bewältigte Matthias Schindler in 15 Stunden und 3 Minuten, als erster schwerbehinderter Sportler überhaupt, denn er ist inkomplett querschnittgelähmt:

Im Jahr 2010 stellten Ärzte bei ihm einen ca. 3 cm großen Tumor im Rückenmarkskanal der Wirbelsäule fest. Nach der Operation im Jahr 2011 wachte er mit einer schweren inkompletten Querschnittlähmung aus der Narkose auf: Bei der Entfernung des Tumors wurden die Nerven im Rückenmark beschädigt. Nach und nach gelang es ihm, mit den tauben Beinen zu leben und letztendlich sogar ohne Gehilfen zu gehen!

Während gesunde Menschen einfach gehen, muss Matthias Schindler jede Bewegung der Beine bewusst steuern: “Meine beiden Beine sind ab der Hüfte abwärts taub. Wie eingeschlafen… Ich bekomme keinerlei Rückmeldung aus den Beinen. Wenn ich keine visuelle Kontrolle habe, weiß ich nicht, was da unten geschieht. Jede Bewegung führe ich bewusst aus, nichts funktioniert mehr automatisch.”

Trotz dieses Schicksalsschlages ließ er sich nicht unterkriegen, entdeckte Das Rennradfahren für sich und gewann schließlich 2021 Bronze im Zeitfahren bei den Paralymics in Tokio. Was für eine sensationelle Leistung!

Er berichtet hier von seinen ersten Paralympics – mit vielen Bildern schafft er einen Eindruck von seinem Erlebnis zu geben. Zur Einstimmung hier das Kampagnenvideo des Team Deutschland Paralympics:

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Weitere Informationen

Matthias Schindler:

Die Anreise

„Am Montag den 23. August wurde ich mit meinem Gepäck von einem Fahrdienst zu Hause abgeholt und an den Flughafen in Frankfurt gefahren. Von dort aus ging es mit der Lufthansa und dem Straßen Radsport-Team nach Tokio. Nach 11,5 Stunden Flugzeit sind wir am 24. August gut in Japan angekommen. Ich konnte im Flugzeug richtig gut schlafen, bin 1:45 Stunden vor der Landung aufgewacht und habe mich relativ fit gefühlt.

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Am Flughafen in Tokio mussten wir einen langen Einreiseprozess durchlaufen. Neben diversen Formularen wurden Apps auf unserem Handy kontrolliert, die Paralympics Akkreditierung aktiviert und ein PCR Test gemacht. Nach ca. 3 Stunden konnten wir unser Gepäck abholen, um dann damit noch durch den Zoll zu gehen.

Unser Material wurde im Anschluss auf einen Lkw verladen, wir Sportler wurden mit einem Reisebus vom Flughafen zu unserem Hotel gebracht welches nicht im Paralympischen Dorf, sondern in der Nähe der Wettkampfstrecke lag. Wir waren mit dem Bus nochmal ca. 2,5 Stunden unterwegs, bis wir im Hotel Fuji Lake ankamen. Es hat mich alles gekostet, im Bus nicht einzuschlafen, allerdings war es das wert. Von der Abholung bei mir daheim, bis zur Ankunft am Teamhotel war ich ca. 28 Stunden unterwegs.

Im Hotel haben wir die Zimmerschlüssel bekommen, ich habe mein Zimmer bezogen und bin ziemlich schnell und total erledigt gegen 22 Uhr eingeschlafen. Ich konnte bis um 6 Uhr am Folgetag durchschlafen und war ab diesem Zeitpunkt angekommen. Das hatte ich so nicht erwartet. Mein Zimmer habe ich mir mit Michael Teuber, Steffen Warias und Pierre Senska geteilt. Ich war nicht glücklich, dass wir in dieser Situation bei so einem Event in einem 4er Zimmer untergebracht waren. Auch war ich über das Zimmer an sich und die Ausstattung nicht glücklich. Ich habe mich aber sofort entschieden, die Situation anzunehmen und mich dadurch nicht beeinflussen zu lassen.

Die Vorbereitung

Am nächsten Tag habe ich vormittags meine beiden Fahrräder zusammengebaut. Alles Material ist unversehrt im Teamhotel angekommen.

Bereits am Mittag sind wir ganz gemütlich zwei Stunden als Team gemeinsam Rad gefahren. Das Training musste zuvor angemeldet werden. Des Weiteren wurden wir von einem Begleitfahrzeug eskortiert. Nur unter diesen Umständen durften wir Sportler das Hotel verlassen. Die übrige Zeit waren wir im Teamhotel in Quarantäne, mit Ausnahme der offiziellen Trainingseinheiten und der Wettkämpfe. Die lockere Einheit auf dem Rad tat mir gut und ich habe dadurch tatsächlich etwas vom Land sehen können. Die Trainingsstrecke Rund um den Lake Saiko ist landschaftlich ein Traum.

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Donnerstag und Freitag standen dann wieder je eine Trainingseinheit auf meinem Plan. An beiden Tagen war das Training auf der offiziellen Zeitfahrstrecke der Paralympics möglich. Die Straßenwettkämpfe wurden am Fuji Speedway ausgetragen. Unsere Fahrräder wurden mit einem Lkw vom Teamhotel zum Speedway gebracht. Ich habe mein komplettes Radsportmaterial dann gleich am Speedway gelassen. Wir Sportler mussten die offiziellen Shuttlebusse für den Transfer nutzen. Die Busse verkehrten 1x pro Stunde zwischen Speedway und Hotel bei ca. 45 Minuten Fahrtzeit. Es war also von Vorteil, sich auch auf die Trainingseinheiten
konzentriert vorzubereiten und nichts im Hotel zu vergessen.

Ich habe ausschließlich mit meinem Zeitfahrrad auf der Zeitfahrstrecke trainiert. Den Straßenkurs habe ich mir nicht angesehen, ich wollte meine komplette Zeit und Vorbereitung dem Zeitfahren widmen.

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Am Samstag den 28. August hatte ich Ruhetag. Ich habe mein obligatorisches Athletiktraining gemacht, war bei der Physiotherapie und habe mir die bereits laufenden Bahn-Wettkämpfe im Livestream angesehen.
Am Sonntag war ich vormittags wieder an der Strecke zum Training, abends stand eine Teamsitzung und das Mannschaftsfoto auf dem Programm.

Am Montag den 30. August bin ich vormittags auf dem Fuji Speedway meine Vorbelastung gefahren. Ich saß nur ca. 90 Minuten auf dem Rad, bin aber dabei 2x für wenige Minuten im angepeilten Renntempo über die Strecke gefahren. Das hat sich für mich richtig gut angefühlt. Die komplette Vorbereitung in Japan auf den Wettkampf lief nach Plan. Ich konnte auch mein neues Material im Training auf dem Speedway ausgiebig testen und habe mich richtig gut vorbereitet gefühlt.

Das Zeitfahren

Meine Startzeit für das Zeitfahren war am 31. August um 14:34 Uhr Ortszeit. Ich habe im Hotel gefrühstückt und bin um 12 Uhr mit dem Shuttlebus zum Fuji Speedway aufgebrochen. In der deutschen Box an der Rennstrecke habe ich mich auf den Wettkampf vorbereitet, mich umgezogen, alle Schrauben am Wettkampfrad mit dem Drehmomentschlüssel nachgezogen (Routine), Luftdruck im Reifen überprüft und mich im Anschluss, bereits komplett Rennfertig, auf der Rolle warmgefahren. 15 Minuten vor dem Start mussten ich zum Bike-Check und mich im Anschluss an der Startrampe bereithalten.

Dann, um 14:34 Uhr, startete ich erstmalig in einem Rennen bei paralympischen Spielen für Deutschland.

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Ich musste drei Runden auf der 8km langen Strecke absolvieren. Jede Runde hatte 100hm mit einem längeren Anstieg zum Ende der Runde. Das wusste ich vorher. Ich wusste auch, dass mir die Strecke vom Profil eher nicht entgegenkommt, da ich im Starterfeld einer der schwereren Fahrer bin. Das habe ich versucht im Vorfeld auszublenden. Ich wollte mit dem Mindset in dieses Rennen gehen, der stärkste Fahrer zu sein und gewinnen zu können. Aus diesem Grund habe ich mir auch meine Zwischenzeiten auf den Australier anzeigen lassen, da er der letzte Athlet im Feld war, der mich im Zeitfahren geschlagen hat.

Ich bin gut ins Rennen gestartet, wollte aber die erste Runde nicht überziehen, um auch Runde zwei und drei noch richtig schnell gestalten zu können. Nach einer halben Runde lag ich sechs Sekunden vor dem Australier. Im Anschluss wurde mir auf ihn keine Zeit mehr angesagt, da er im Kampf um die Medaillen keine Rolle spielen sollte. Nach einer Runde habe ich die Info bekommen, dass mir 10 Sekunden auf Bronze fehlen. Meine Platzierung kannte ich nicht, dennoch war mir klar, dass ich gerade komplett außerhalb der
Medaillenplätze lag.

Ich lies mich nicht aus dem Konzept bringen und fuhr Runde zwei wie geplant. Ich bekam die Info, dass ich jetzt 10 Sekunden Rückstand auf Silber hatte. Das motivierte mich nochmal und ich versuchte am letzten Anstieg der letzten Runde nochmal alles aus mir herauszuholen. Der Anstieg wollte gefühlt nicht enden, dann aber bin ich nach einem bis dahin fehlerfreien Rennen auf die Zielgerade eingebogen.

Ich holte nochmal alles aus mir heraus und konnte die gesamte Zielgerade bis zur Ziellinie noch eine überdurchschnittlich hohe Wattleistung abrufen. Dann ging nichts mehr. Rechts neben der Rennstrecke habe ich mich auf das Rasenstück fallen lassen. Es hat etwas gebraucht, bis ich ansprechbar und aufnahmefähig war. Da ich als letzter Starter ins Rennen ging, stand mit meinem Zieleinlauf das Ergebnis auch gleich fest.

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Es ist Bronze!

Bei meiner Paralympicspremiere wurde ich Dritter im Zeitfahren. Ich konnte meine Leistung voll abrufen und gewinne dadurch mit knapp 3 Sekunden Vorsprung auf den viertplatzierten Graham Bronze für Deutschland. Silber mit 20 Sekunden Vorsprung auf mich gewinnt mein Mannschaftskollege Steffen Warias, Gold gewinnt der Brite Ben Watson.

Für mich war das ein unglaubliches Gefühl. Ich habe tatsächlich eine Paralympicsmedaille gewonnen.

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Im Schnelldurchlauf gingen mir die letzten Jahre seit meiner Tumoroperation durch den Kopf. Es war ein weiter Weg, aus dem Rollstuhl bis auf das Rasenstück hinter der Ziellinie des Fuji Speedway. Weit und nicht leicht. Das war für mich ein sehr emotionaler Moment und ich habe etwas gebraucht, um mich wieder zu sammeln.

Im Anschluss musste ich durch die „Mixed-Zone“ direkt an der wartenden Presse vorbei. Ich war natürlich komplett erledigt und sah entsprechend aus. Des Weiteren habe ich einen extra angepassten Zeitfahranzug im Rennen getragen, in welchem ich nicht aufrecht stehen kann. Daher musste ich den Anzug vom Oberkörper nach unten ziehen und habe mir stattdessen ein Handtuch über die Schultern gelegt. Daher sieht mein Interview-Video aus, als würde ich direkt aus der Sauna kommen… 😉 Trotz der vielen Gedanken in meinem Kopf war ich um geordnete Antworten bemüht:

https://tokio.sportschau.de/tokio2020/paralympics/videos_audios/Matthias-Schindler-Gold-nicht-verpasst-sondern-Bronze-gewonnen,paralympics3480.html

Im Anschluss habe ich für den NDR noch ein Radiointerview gegeben, bevor ich zurück in die deutsche Box durfte. Endlich konnte ich meine Frau kontaktieren, welche das Rennen daheim im Livestream mit meiner Familie angeschaut hat. Das war für mich auch nochmal ein sehr emotionaler Moment. Es blieb dann ausreichend Zeit, mich etwas frisch zu machen und für die Siegerehrung umzuziehen. Diese habe ich dann richtig genießen können

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Mit Blick auf die Ergebnisliste wird nochmal deutlich, dass ich Bronze gewonnen habe. Mich trennten am Ende etwas weniger als drei Sekunden von Platz vier. Ich bin ein fehlerfreies Rennen gefahren und konnte meine beste Saisonleistung zum richtigen Zeitpunkt abrufen. Dass am Ende zwei Athleten auf diesem Kurs an diesem Tag schneller waren, muss ich und kann ich akzeptieren. Das ist Sport. Ich freue mich riesig über meine Bronzemedaille.

Vielen Dank für die vielen Nachrichten und Glückwünsche, welche mich nach dem Rennen über die unterschiedlichsten Kanäle erreicht haben. Ich war und bin bemüht, jede Nachricht, wenn auch nur
kurz, zu beantworten. Am Folgetag bin ich mit zwei Teamkollegen eine lockere Runde um den Lake Saito gefahren, um die Beine für das noch anstehende Straßenrennen zu lockern.

Das Straßenrennen

Das Straßenrennen fand am Donnerstag, den 2. September um 9:48 Uhr auf dem Fuji Speedway statt. Die Runde war etwas länger als die des Zeitfahrens. Die Abfahrt ging deutlich weiter nach unten. Der Kurs wurde aus dem Speedway heraus auf eine kleine Schleife über Landstraßen geführt um dann wieder zurück auf den Speedway mit einem langen Anstieg rauf bis zu Start/Ziel zu führen. Insgesamt sollten wir sechs Runden, knapp 80km mit 1200hm, fahren. Auf diesem Kurs habe ich mir keine Hoffnungen auf eine Medaille gemacht, wollte aber dennoch alles probieren und ein starkes Rennen fahren. Leider regnete es an diesem Tag nicht nur, es schüttete wie aus Eimern. Nie zuvor bin ich ein Rennen bei solchen Bedingungen gefahren.

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Allerding bin ich erstaunlich gut mit den Bedingungen zurechtgekommen. Ich wusste, dass meine Reifenwahl, ein neuer Continental Reifen, mir bei dem Wetter durch seine verbesserte Nasshaftung Sicherheit geben wird. Ich bin den Tubless-Reifen mit knapp über 5 Bar, also recht wenig Luftdruck, gefahren. Gleich zu Beginn des Rennens habe ich gemerkt, dass ich auf der Rennstrecke ordentlich Grip hatte.

Ich bin gut um die ersten Kurven gekommen, konnte die erste lange Abfahrt allerdings nicht mit der Spitzengruppe mithalten. Die Konkurrenz ist bei diesen Bedingungen mit knapp 70km/h über den nassen Asphalt bergab gerast. Für mich war dieses Risiko zu hoch und stand in keinem Verhältnis zu dem zu erwartenden Gewinn. Nach der Abfahrt musste ich die Lücke nach vorn wieder schließen, was mir gelang. Auch den langen Anstieg der ersten Runde konnte ich mich in der Spitzengruppe halten und ging mit dieser in die zweite Runde.

In der zweiten Abfahrt fuhr ich wieder deutlich hinterher, konnte unten die Lücke schließen und ging in den zweiten Anstieg mit der Spitzengruppe. Eine Tempoverschärfung kurz vor Ende des Anstiegs konnte ich nicht mehr mitgehen und musste reißen lassen. An Start/Ziel nach zwei Runden fehlten mir 25 Sekunden auf die Spitze. Diese Lücke konnte ich nicht mehr schließen und fuhr ab diesem Zeitpunkt allein hinter der Spitze. Ich konnte im Anschluss meinen Rhythmus finden und habe versucht das Rennen gleichmäßig und schnell zu Ende zu fahren. Ich konnte dabei noch einige Athleten, welche im Laufe des Rennens ebenfalls aus der Spitzengruppe abfielen, einholen und im Anschluss abschütteln.

Ich kam als 13. von 39 Startern ins Ziel und war dankbar, dieses Rennen sturzfrei beendet zu haben und meine ersten paralympischen Spiele damit erfolgreich beendet zu haben. Gewonnen hat der Brite Ben Watson, welcher bereits das Zeitfahren zwei Tage zuvor dominiert hatte.

Patschnass durfte ich durch die „Mixed-Zone“ und nach einem kurzen Interview für die ARD zurück in die deutsche Box. Dort habe ich mich kurz daheim „zurückgemeldet“ und im Anschluss mein komplettes Radsportmaterial für den Rückflug verpackt. Dieses verblieb an der Rennstrecke und wurde von dort
aus zwei Tage später direkt an den Flughafen gebracht.

Im olympischen Dorf

Zurück im Hotel habe ich nach Dusche und Essen meine Koffer gepackt und für den Transport zum Flughafen vorbereitet. Am Freitag früh um 06:20 Uhr wurden ich mit ein paar anderen Athleten mit unserem Handgepäck am Fuji Lake Hotel abgeholt und nach Tokio ins paralympische Dorf gebracht. Wer Lust hatte, durfte den letzten Tag und die letzte Nacht im Dorf verbringen und von dort aus am Samstag direkt zum Flughafen fahren. Diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Die Arbeit war erledigt. Jetzt galt es für mich die Atmosphäre aufzusaugen, den Moment zu genießen und meinen Medaillenerfolg zu feiern.

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Im Dorf angekommen habe ich sofort gemerkt, was bisher anders war. Da es meine ersten Spiele waren, ist mir das in der Zeit davor nicht aufgefallen. Ich war noch nie in einem paralympischen Dorf, im Gegensatz zu vielen meiner Mannschaftskollegen, die mir sagten, dass die Zeit am Fuji eher einer Weltmeisterschaft ähnelte. Jetzt durfte ich erleben, was sie damit meinten. Wir wurden vom deutschen Team empfangen und gefeiert. Das war ein wirklich schöner Moment.

Die Zeit im Dorf habe ich genossen. Es war deutlich größer, als ich es mir vorgestellt hatte und ähnelte eher einem richtigen Stadtteil. Nach Sightseeing im Dorf und ausgiebigen, extrem ungesundem Essen ;-), begleitete ich meine Teamkollegin Annika Zeyen ins Sportstudio des ZDF um einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen. Im Mannschaftsbüro habe ich die Nachrichten, welche mir aus der Heimat über dem Teamtree zugeschickt wurden, bekommen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Abends haben wir dann mit dem Team bis tief in die Nacht gefeiert. Am Samstag ging es endlich zurück nach Hause. Ich konnte es am Ende kaum erwarten, nach dieser Reise und dem Erlebten wieder bei meiner Familie zu sein.

Wir landeten um 19:20 Uhr in Frankfurt. Beim Gedanken an den Moment, wenn ich meine Familie wiedersehe, war ich in Tokio immer den Tränen nahe. Als ich in Frankfurt nach 12,5 Stunden Flugzeit und über 1,5 Stunden Wartezeit auf mein Gepäck endlich von meiner Frau und meinen Eltern empfangen wurde, war ich einfach durch. Ich habe mich über diesen Empfang sehr gefreut, war aber zu müde, um den Moment so richtig genießen zu können.

Dasselbe erlebte ich am nächsten Tag nochmal. Meine Familie hatte für mich eine Überraschungsparty organisiert. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war einfach überwältigt. Der Rückhalt und die Unterstützung von Familie und Freunden bedeutet mir alles und hat diese Reise überhaupt möglich gemacht. Jetzt mit diesen Menschen wieder vereint zu sein ist einfach nur schön. Ich hoffe sehr, dass ich in den nächsten Tagen so richtig daheim ankomme, und alles Erlebte an seinen Platz setzen kann.

Die Zeit nach der Medaille

Am 06.09 war ich, gemeinsam mit Gold-Medaillengewinner Taliso Engel, zu Gast in der Sportkabine des Frankenfernsehen. Die Aufzeichnung der Sendung ist in der Mediathek des Frankenfernsehen zu finden.

Am kommenden Freitag, 10.09.2021, hat mich der 1. FC Nürnberg zum Heimspiel ins Max-Morlock-Stadion geladen, wo ich im Vorfeld interviewt und geehrt werden soll. Am 23. September bin ich zur Sportlerehrung der bayerischen Polizei nach München geladen. Ich freue mich sehr auf diese Ehrungen und die Dinge, die jetzt nach dem Medaillengewinn auf mich zukommen. Das ist in diesem Rahmen ja alles Neuland für mich.

Seit letzten Montag trainiere ich wieder. Allerdings wird in den kommenden Wochen die Freude am Sport und am Radfahren im Vordergrund stehen und nicht das Streben nach mehr Leistung und Optimierung des Körpers. Balance, Leichtigkeit und Spaß, sollen der Fokus meines Trainings in der nächsten Zeit sein.

Da ich zurzeit häufig nach meiner sportlichen Zukunft gefragt werde, möchte ich auch hier kurz
erwähnen, dass ich meine Karriere fortsetzen werden. Ich freue mich auf die kommende Saison. Ich
werde Anfang Februar zum ersten Mal Vater und freue mich sehr auf diese neue Rolle. Ich bin gespannt
wie sehr diese Veränderung neue Kräfte in mir freisetzt.

Ohne Unterstützung geht nichts!

In den vergangenen Wochen musste ich mich auf social media komplett zurückhalten, was die Erwähnung von Sponsoren betrifft. Diesbezüglich gibt es strikte Vorgaben des IPC sowie des DBS.

Jetzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich zu bedanken. WIR haben die Bronzemedaille bei den Paralympics gewonnen. Allein wäre das nicht möglich gewesen. Ich bedanke mich bei meinen Sponsoren, welche mich teils seit sehr vielen Jahren finanziell unterstützen. Vieles wäre ohne dieses Geld nicht möglich gewesen. Danke an Dirk, Moni und Anna (Paessler AG – „was können wir tun, um das ganze Projekt auf ein anderes Level zu heben), danke an das Team von der Ärztepartnerschaft neuropuls („natürlich sind wir auch in diesem Jahr wieder dabei, wir wollen ja sehen, wie die Geschichte ausgeht.“), Sabine und Ralf von Augenoptik & Akustik Kraus & Schneider, Dr. Erika Mojzes-Kluge von der Apotheke im Village, Fritz, Manuela und Emely und dem Team von Harley-Davidson Nürnberg sowie der Speed Company („So lange du Rad fährst, begleiten wir Dich als Sponsoren.“), danke an Dr. Stefan Thürmer von den thuermerdocs für die jahrelange Unterstützung und vielen Dank an die Firmengruppe CFuchs, welche mich seit diesem Jahr finanziell unterstützt. Unglaublich, wie ihr mich alle durch die letzten Jahre getragen habt!

Vielen Dank auch an meine Ausrüster. Ich stand in Tokio mit Sicherheit mit dem besten und schnellsten Sportmaterial aller Athleten in meiner Startklasse am Start. Das wäre ohne euch auch niemals möglich gewesen und hat am Ende in meinen Augen auch den Ausschlag für die Medaille gegeben. Danke an Cervélo für diese unglaublich schnellen Räder. Vielen Dank Profile Design für die Laufräder und Continental für den besten Reifen am Fuji Speedway. Vielen Dank an Rotor für die Powermeter und Kassetten, danke an kmc für die schnellen Ketten, danke an SQlab für den besten Sattel und an uvex für den schnellsten Helm. Danke Wahoo für den Radcomputer und den Kickr, welcher mich über Schlechtwetterphasen begleitet hat, danke an Bellwether für tolle Bekleidung, an m-wave für Reinigungs- und Schmiermittel, danke innosnack für „Power auf Dauer“ und tolle, leckere Riegel, sowie an neprosport für die unglaubliche Versorgung mit Proteinpulver und Nahrungsergänzungsmitteln. Das alles hat am Ende den Unterschied gemacht.

Vielen Dank auch an meine anderen, teils langjährigen Partner wie medienkraftwerk, Radsport Buchstaller, Christoph Schwerdt, dem ACS Vertrieb, der Firma messingschlager GmbH, der Wasserwerkstatt Parras, der Firma Censa sowie Thorsten Frahm. Ihr seid ein großartiges Team und ich bin dankbar, dass ihr mich auf meinem Weg begleitet habt. Ein großer Dank geht auch an die Verbände, den DBS sowie den BVS Bayern, meinen Vereinen, der RV Union 1886 Nürnberg e.V. sowie dem BSV München, der Deutschen Sporthilfe und dem Goldenen Ring Nürnberg.

Zu guter Letzt Danke ich meinen Kollegen, sowie dem PP Mittelfranken und der Bayerischen Polizei für die Unterstützung und die Freistellung, ohne welche das Training auf diesem Niveau nicht möglich gewesen wäre.

Danke an meine Frau Siw, meine Freunde, meine Familie und alle Menschen, die mich seit meiner OP im Jahr 2011 bis über die Ziellinie am Fuji Speedway letzte Woche begleitet, unterstützt, angefeuert, beraten, kritisiert, geliebt, gerügt, hinterfragt und Zeit in mich investiert haben.

Vielen Dank für all Euer Interesse und Eure Unterstützung!“

Aktuelle Infos gibt`s wie immer auf Facebook (www.facebook.com/schindlerparacycling/),
Instagram (www.instagram.com/matthias_schindler_official/) sowie Twitter (www.twitter.com/schindlermatze).

[Text: Matthias Schindler & Fotos s. Angabe im Foto]

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Alexander Theis

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