Pedelec in der Stadt
Alltag Fahrradinfrastruktur

Pedelecs und die Verkehrswende

Lesezeit etwa 8 Minuten

[at] Der Verkauf von Pedelecs in Deutschland boomt weiterhin: Im letzten Jahr wurden 980.000 E-Bikes verkauft*. Was ganz klar zeigt, dass immer mehr Menschen sich auf diese Art fortbewegen wollen. Doch welchen Einfluss haben Pedelecs auf die Verkehrs- bzw. Mobilitätswende?

Pedelec in der Stadt
Welchen Einfluss haben Pedelecs auf die Verkehrs- bzw. Mobilitätswende?

Wir sind heute so mobil wie noch nie zuvor. Der nächste Flughafen ist nie weit entfernt, das Auto parkt in der Garage und die Straßenbahn hält direkt vor der Haustür. Wir können jederzeit überall sein! Mobilität verbindet uns mit unserem Arbeitsplatz, mit unseren Freunden und der Familie und gibt uns die Möglichkeit, neue Länder zu bereisen. Mobilität ist wichtig für unseren Wohlstand und das wirtschaftliche Wachstum.

Doch genau diese Mobilität hat einen großen Anteil am CO2-Ausstoß: Der Verkehr macht heute etwa ein Fünftel der gesamten deutschen CO2-Emissionen aus!

Was ist eigentlich die Verkehrswende/ Mobilitätswende?

Ganz allgemein gesagt steckt hinter dem Begriff „Verkehrswende“ der Umstieg auf nachhaltige Energie, Vernetzung von unterschiedlichen Verkehrsmitteln und Nutzung alternativer Verkehrsmittel wie beispielsweise dem Pedelec – oder eben auch einfach mal zu Fuß zu gehen.

Das große Ziel ist es, bis 2040 die komplette Erderwärmung unter 2 Grad zu halten. Dafür muss nach aktuellem Kenntisstand, die Verbrennung von Erdöl komplett eingestellt werden! Das bedeutet, dass der CO2-Ausstoß im  Verkehr in Deutschland auf Null sinken müsste! Um dieses Ziel erreichen zu können, muss über Verkehr und Mobilität komplett neu nachgedacht werden.

Die Verkehrswende hilft auch den immer weiter wachsenden Städten bei der Reduzierung von Luftverschmutzung und der Belästigung durch Lärm – und macht sich somit attraktiver für die Bewohner.

Wie wir die Verkehrsmittel nutzen

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Autos im allabendlichen Stau.

Steht der Deutsche am Morgen vor der Wahl des Fortbewegungsmittels, nutzt er nach wie vor am liebsten das Auto: Beispielsweise weist der „Modal Split“, eine Umfrage der Stadt Wiesbaden, für das Jahr 2018 bei der PKW-Nutzung eine Zunahme von einem Prozentpunkt gegenüber der letzten Befragung 2013 aus. Das zeigt auch der Blick auf die Straßen, denn die Rush-hour wird zeitlich immer breiter (Quelle: Stadt Wiesbaden/ Wiesbadener Kurier). Ein Phänomen dass wohl jeder Bewohner eines Ballungsgebietes in Deutschland kennt.

Laut einer Greenpeace-Studie nimmt die Nutzung des Netz aus Radwegen, Fußwegen und öffentlichem Verkehr zwar die recht große Zahl von 42% für alle Wege ein, deckt damit allerdings nur 21 Prozent des Verkehrsaufwandes ab. Das sind gerade einmal ein Fünftel der von allen Menschen gefahrenen Kilometern!

Nicht unwesentlich daran beteiligt dürfte das zum Großteil schlecht ausgebaute Netz aus Radwegen und dem öffentlichen Verkehr sein.

Mobilität und Verkehrswende

Keiner von uns möchte auf Mobilität verzichten. Mobilität ist eine menschliche Errungenschaft, ja fast ein Grundbedürfnis. Und mal ernsthaft gefragt: Welcher Mensch möchte sich in Zukunft nur noch in einem Radius von wenigen Kilometern bewegen? Ich beantworte die Frage an dieser Stelle einfach selbst: Niemand!

Daher geht es vor allem darum, Mobilität neu zu denken. Dazu gehören die verschiedenen Sharing-Systeme, die öffentlichen Verkehrsmittel, das Fahrrad und natürlich das Pedelec.

Der Einfluss von Pedelecs auf die Mobilitätswende

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Das Lastenrad ist auch für Sperriges geeignet.

Fahrräder und Pedelecs werden vor allem in Großstädten zu immer beliebteren Fortbewegungsmitteln. In Münster wird der städtische Verkehr praktisch durch Fahrräder bestimmt und nimmt einen unglaublichen Anteil von 39% ein! Durch diese positive Entwicklung kann das Pedelec einen erheblichen Anteil an der Mobilitätswende haben.

Das Umweltbundesamt schreibt, dass bis zu 30% der Fahrten vom Fahrrad ersetzt werden könnten. Ebenso haben sie herausgefunden, dass circa 40 bis 50 % der Fahrten in Großstädten eine Strecke von weniger als 5 Kilometern ausmachen.

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Alternative Fahrradanhänger: Ein Wocheneinkauf passt rein.

Diesen Fakt finde ich persönlich ziemlich erschreckend und auch merkwürdig: Denn wenn ich nicht gerade einen Wäschetrockner transportieren muss (und selbst das ginge mit einem Lastenpedelec), habe ich diese Strecke mit dem Fahrrad viel schneller zurückgelegt und mit dem Pedelec erst recht. Beide Verkehrsmittel gelten in der Stadt als die durchschnittlich schnellsten Fahrzeuge überhaupt.

Laut Umweltbundesamt werden täglich nur 11 % der Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Bedenkt man, dass circa 50 % der Strecken mit dem Auto weniger als 5 Kilometer betragen und das Fahrrad oder Pedelec auf dieser Strecke meist schneller sind als das Auto wird klar: Das Pedelec hat ein erhebliches Potenzial!

Die Frage, die sich mir hier natürlich stellt ist: Warum nutzen die meisten Menschen für diese eben nicht das das Rad?

Schlecht ausgebaute Radwege

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Der PKW-Fahrer parkt korrekt, doch der Radweg endet unvermittelt. Wer sich hier in der Rush-Hour einfädeln muss…

Ein ganz klarer Faktor dürfte das in vielen Städten schlecht ausgebaute Netz von Radwegen sein. Viele Städte schmücken sich gerne mit den Radweg-Längen. Doch oft wird Radfahrern  nur ein schmaler Streifen vom Gehweg abgeteilt oder, und das gilt fast schon als vorbildliche Lösung, von der Autofahrbahn weggenommen und mit einem weißen Streifen markiert. Von einem richtigen Radweg kann hier also nicht die Rede sein.

Ideal wäre eine klare bauliche Trennung um die Verkehrsströme voneinander zu separieren. Diese Trennung sollte aber auch nicht unversehens beendet werden.

Die in großen Teilen mangelhafte Radwegeinfrastruktur macht das Radfahren für viele Menschen zu einer gefühlt nicht sehr sicheren Fortbewegungsart. Logisch, wenn der Platz auf der Fahrbahn neben den Autos oftmals hart erkämpft werden muss. Wer sich das nicht vorstellen kann, dem empfehle ich eine Fahrt mit dem Rad zur Rush-Hour in einer Innenstadt in Deutschland. 

Wie Pedelecs zu einer echten Alternative werden können

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Nur Sekunden nach dem vorigen Foto: Der Radweg wird gnadenlos zugeparkt!

Damit Pedelecs und Fahrräder also zu einer echten Alternative zum Auto werden können, müssen sichere und durchgängige Radnetze und/ oder Radschnellwege gebaut werden. Gerade Radschnellwege sind für Pedelecs eine tolle Alternative. Davon werden in Deutschland zwar aktuell viele geplant oder angedacht – in Benutzung sind laut einer Tabelle bei Wikipedia allerdings nur sechs.

Auch der alljährliche Fahrradklimatest des ADFC zeigt, dass gerade bei den Radwegen vieles im Argen liegt. Viele Menschen würde mehr mit dem Rad oder Pedelec fahren, wenn sie sich sicherer fühlten.

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Für Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen gefährlich: Viel zu schmaler Radweg.

Die Umfrageergebnisse der 2018er Ausgabe zeigt, das der zu lasche Umgang mit Falschparkern bundesweit mittlerweile das von Radfahrerinnen und Radfahrern am meisten bemängelte Thema (Note 4,5) ist. Besonders unzufrieden sind die Radfahrenden auch mit der schlechte Führung des Radverkehrs an Baustellen (Note 4,5).

Ebenfalls schlecht bewertet werden ungünstige Ampelschaltungen für Radfahrer (Note 4,4) und die fehlende Breite der Radwege (Note 4,4). 

 

 


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Mein Fazit

Fahrräder, aber vor allem Pedelecs, könnten einen erheblichen Anteil an der Verkehrs- und Mobilitätswende haben. Um noch mehr Menschen davon zu überzeugen, müssten allerdings die Radweginfrastruktur, vor allem in den Städten deutlich besser werden. 

In den nächsten Beiträgen der Serie schreibe ich unter anderem darüber, wie in anderen Ländern Europas mit dem Radverkehr umgegangen wird und ob Pedelecs auch eine Mobilitäts-Alternative für den ländlichen Raum darstellen.

*Quelle: https://de.statista.com/themen/2560/e-bikes/

Edit 31.01.2020: Daten des Modal Split Wiesbaden

[Fotos: PD-F (3), VeloStrom (5)]

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Alexander Theis
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