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Sport

Paracyler Matthias Schindler startet in die neue Saison

Lesezeit etwa 5 Minuten

Wie startet ein Spitzensportler wie Matthias Schindler in die neue Radsaison unter Corona-Bedingungen?

Matthias Schindler:

„Nach der für mich sehr intensiven Saison habe ich die Sommerpause richtig genossen. Ich war für ein paar Tage mit meiner Frau am Bodensee, wo wir Ruhe gefunden haben und so richtig abschalten konnten. Ich habe mich dazu entschlossen, die Sommerpause etwas zu verlängern und bin später als gewöhnlich, erst Ende Oktober, wieder in das Training eingestiegen.

Schnell konnte ich meinen Rhythmus finden und wieder eine vernünftige Grundfitness erlangen. Auch über die Adventszeit und die Weihnachtsfeiertage habe ich durchgehend trainiert. Silvester war meine letzte Trainingseinheit des Jahres 2020, in welchem dann doch noch eine ordentliche Bilanz zusammengekommen ist.“

Adventszeit: Mix aus herausforderndem Training und entspannter Ruhe

„Ich hatte eine schöne Advents- und Weihnachtszeit. An diesen Tagen habe ich vormittags und mittags trainiert um die Abende entspannt vor dem Kamin oder mit gutem Essen oder mit Teilen der Familie zu verbringen. Es war ein schöner Mix aus herausforderndem Training und entspannter Ruhe.

Auch der Start ins neue Jahr war gut und ich bin mittlerweile wieder richtig fit. In der nasskalten Zeit ist das Training selbst natürlich etwas herausfordernder als in der wärmeren Jahreszeit oder im Trainingslager. Hier und da habe ich auf mein Mountainbike zurückgegriffen.

Auf meinem Trainingsrennrad habe ich mir zudem Crossreifen montiert und war dann nicht immer an den nassen Asphalt gebunden. Wenn es nicht anders ging, was relativ oft vorkam, bin ich auf meinem Wahoo Kickr indoor gefahren, was auch absoluter Luxus ist. Ich bin dankbar, diese tollen Trainingsmöglichkeiten zu haben. Auch mein Kraftraum daheim lässt keine Ausreden zu.“

Planung der Trainingslager herausfordernd

„Derzeit ist eine Planung der Trainingslager für mich nicht ganz leicht. Es gibt diverse Angebote der Nationalmannschaft und auch des Bayerischen Behindertensportverbandes. Jedoch möchte ich jetzt gerade nicht ständig von a nach b fliegen um irgendwo für zwei Wochen in der Wärme zu trainieren, wie ich es sonst für gewöhnlich in dieser Jahreszeit jeden Monat einmal tue.



Glücklicherweise arbeitet meine Frau bei einem der besten Arbeitgeber der Region, der Paessler AG. Siw ist derzeit im Homeoffice und ihr Arbeitgeber hat ihr die Homeoffice-Arbeit auch aus dem Ausland genehmigt. So können wir gemeinsam eine längere Zeit in die Wärme und sparen uns die ständige Fliegerei.

Wir planen am 31. Januar mit dem Auto Richtung Mallorca (Fähre ab Barcelona) zu fahren und bleiben dort bis zum 12. April. Wir freuen uns sehr auf diese Zeit und sehen das als große Chance in der Corona-Krise für uns. Diese Möglichkeit hätten wir uns früher nicht zu erträumen gewagt. Ich denke, dass ich mich so bestmöglich auf die kommende Saison vorbereiten kann. Da wir mit dem Auto fahren, werde ich auch zusätzlich mein Zeitfahrrad mit auf die Insel nehmen können und neben dem Homeoffice-Equipment meiner Frau findet sich sicherlich auch noch Platz für ihr Fahrrad.“

Erste Wettbewerbe geplant

Im Anschluss an die Zeit auf Mallorca sind die ersten Rennen geplant. Ende April ein Europacup in Italien, Anfang Mai die Bayerische Meisterschaft gefolgt von zwei wichtigen Weltcuprennen, das erste in Ostende/Belgien, das Zweite in Italien. Über Pfingsten findet die Deutsche Meisterschaft in Köln statt und Anfang Juni dann die Weltmeisterschaft in Portugal.

Im Anschluss daran ist eine kurze Saisonpause geplant. Dann geht es zweimal ins Höhentrainingslager nach St. Moritz, bevor die Paralympische Mannschaft Ende August Richtung Tokio abfliegen wird.



Tokio: Ziel ist geblieben, nur der Weg ist länger

„Normalerweise besuche ich viele meiner Partner am Ende jedes Jahres persönlich. Das ist für mich zu einem Ritual geworden, welches ich sehr schätze, da mir die persönlichen Beziehungen sehr wichtig sind. In diesem Jahr musste ich auf Grund der Pandemie erstmals darauf verzichten. Das ist mir nicht leichtgefallen und hat sich irgendwie komisch angefühlt. Es fehlte einfach etwas. So habe ich viele Päckchen gepackt und in die ganze Welt verschickt. In der Region habe ich die Pakete „kontaktlos“ übergeben, da die DHL noch nicht zu meinen Sponsoren gehört… 😉

Wenn ich auf die Liste mit den Namen blicke, welche mich 2020 unterstützt haben, darf ich einfach nur dankbar sein. Ohne diese Menschen wäre ich im Sport allein unterwegs und mit Sicherheit nicht so weit gekommen wie bisher. Ich hoffe sehr, dass sich in diesem Jahr die Lage dahingehend bessert, dass persönliche Kontakte und Treffen wieder ohne Risiko möglich sind.

Ich bedanke mich bei allen, die mir auch für 2021 schon ihre Unterstützung zugesagt haben. Das Ziel ist geblieben, der Weg ist nur länger geworden!“

[Text & Fotos: Matthias Schindler]

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Alexander Theis