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Urlaub

E-Biken in Mecklenburg-Vorpommern

Lesezeit etwa 6 Minuten

Traumhaftes E-Bike-Wandern am Salzhaff zwischen Wismar und Rerik.

Vor wenigen Wochen habe ich den goldenen Herbst ausgenutzt, und war in Mecklenburg-Vorpommern mit dem E-Bike unterwegs.

Die Radtour um die es hier geht, war nicht die längste, aber die schönste.

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Hafen in Rerik

Die Sonne strahlt von einem knallblauen Himmel, es sind knapp 23 Grad, ich sitze draußen am Eiscafé in Rerik, lasse die Aussicht über den Hafen auf mich wirken. Das Außergewöhnliche dabei: Es ist Oktober 2022! Ein besonders goldener – nach einem der wärmsten Sommer in Deutschland.

Vor etwa 2 Stunden bin ich vom Campingplatz am Boiensdorfer Werder mit dem E-Bike aufgebrochen. Auf den sehr gut ausgebauten Radwegen entlang der Landstraße macht das Radeln viel Spaß und dank E-Unterstützung kommt man auch gut voran. Denn Mecklenburg-Vorpommern ist mitnichten so flach wie man gemeinhin denkt. Es gibt einige lange Steigungen, die auch in dieser Landschaft ein E-Bike sinnvoll machen.

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Rereik: Ausblick von der Terrasse des Eiscafés.

Ganz bewusst habe ich für den Hinweg die schnelle Strecke entlang der Landstraße genommen, der Rückweg wird so weit möglich am Salzhaff entlang führen. Während ich mein Eis genieße, denke ich versonnen über diese besondere Landschaftsform nach.

Salzhaff

Das Salzhaff ist eine, fast von der Ostsee abgetrennte, Art Bucht und befindet sich im mittleren Mecklenburg-Vorpommern in der Nähe der Hansestadt Wismar. Durch regelmäßige Überflutungen entstanden Salzwiesen, die viele Pflanzen und Wasservogelarten beheimaten. Abends hört man vom Campingplatz am Boiensdorfer Werder Kraniche und Gänse, die auf dem Durchzug gen Süden hier Station machen.

E-Bike-Wandern

Mein Eis ist gegessen, ich zahle und schiebe das Charger3 GT über die Promenade bis zur Straße – erst ab dort sind wieder Fahrräder zugelassen. Kurz nach dem Hafen biege ich einen Weg nach rechts in Richtung Wasser ab – für die Heimfahrt will ich mich so nahe wie möglich am Salzhaff halten. Zunächst noch teile ich mir den Weg mit ein paar wenigen Fußgängern, doch je weiter der Ort zurückliegt, je einsamer wird es.

Die gepflasterte Promenade wird schmaler und weicht einem sandigen Pfad. Voraus sehe ich einen Hügel, den ich nicht umfahren kann. Der Höhenunterschied beträgt vielleicht 4 oder 5 Meter, nicht viel, aber der Anstieg sieht aus, als wäre er sehr sandig.

Also schalte ich den Bosch Performance-Line CX auf Stufe „Turbo“, und wähle bei der Kindernay-Nabenschaltung den zweiten Gang. Eine gute Wahl, wie sich herausstellt. Die Schwalbe Al Grounder baggern sich in den losen, feinen Sand und mit etwas Schwung komme ich den Hügel gut hoch.

Sandsurfen

Oben angekommen will ich mir die Abfahrt eigentlich erstmal ansehen. Doch die Aussicht geniessende Wanderer machen einen Halt unmöglich. Also folge ich der erkennbaren Fahrspur, die überraschend steil über einen schmalen, besonders tiefsandigen Grad bergab geht. Das Vorderrad will meiner Linie nicht folgen, führt nach rechts, vom Pfad ab – mein Puls geht nach oben, ich werde mich doch hier nicht hinlegen!

Gerade noch rechtzeitg verlagere ich mein Gewicht nach hinten, nehme Gewicht vom Lenker, führe ihn locker. Jetzt kann ich das E-Bike besser steuern und komme gut unten an.

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Stimmung am Salzhaff.

Der Pfad bleibt schmal, der Untergrund wird aber fester. So kann ich die Aussichten und die spätnachmittagliche Stimmung geniessen. Ständig wechseln durch das Licht die Reflexionen auf dem Wasser. Ich könnte tausende Fotos machen, doch oftmals bleibe ich einfach stehen, genieße still die Natur um mich herum.

Die Fahrspur wird ab und an tief, so daß die Pedale beim Treten aufsetzen, ein E-MTB mit höherem Tretlager wäre hier im Vorteil.

Röhrichtdschungel

Mit jedem Meter, den ich fahre verändert sich der Blick – es ist fast meditativ. Der Radpfad führt jetzt etwas vom Wasser weg in ein Gebiet mit übermannshoch stehendem Röhricht. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis hier zu fahren, auch, oder gerade weil nur wenig mehr als Schrittgeschwindigkeit geht. Ich habe das Gefühl, der einzige Mensch auf der Welt zu sein.

Nach ein paar hundert Metern führt eine kleine Brücke über einen Wasserlauf. Die kleine Stufe überwinde ich mit einem Lupfen des Vorderrads, am Ende der Brücke wartet eine kleine Matschkuhle, die aber keine Herausforderung darstellt.

Zauberwald

Ich muss jetzt weiter weg vom Wasser, ein Stück entlang der Landstraße, bevor ich wieder nach rechts abbiegen kann, um den Weg entlang des Salzhaffs zu suchen.

Die Straße führt mich in ein Waldstück, das ich hier gar nicht erwartet habe. In der beginnenden Dämmerung breitet sich in mir eine Stimmung aus, die mich an meine letzte Etappe auf der E-Bike-Tour von Frankfurt am Main nach Berlin erinnert: Ein Gefühl von Geborgenheit und Frieden – die Deutschen und ihr Wald.

Der Waldweg führt in einem weiten Bogen nach links, wieder weg vom Wasser. Nach einiger Zeit muss ich einsehen, dass ich nicht direkt am Salzhaff wieder zurück zum Campingplatz komme. Also nehme ich den Radweg entlang der Landstraße.

Dadurch komme ich in der Dämmerung am Boiensdorfer Werder an und kann dem majestätischen Anflug hunderter Gänse beiwohnen.

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Abendstimmung am Boiensdorfer Werder.

Ein grandioser Abschluß eines an Naturerlebnissen reichen Radtages.

[Text[at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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