Mit der Kindernay-Nabe am Dauertest-E-Bike geht es jetzt in Richtung Winter. Welche Vorteile sind von der innovativen Nabenschaltung aus Norwegen zu erwarten?
Seit dem Frühjahr ist das Dauertest-E-Bike Charger3 GT mit der Kindernay VII-Nabenschaltung ausgerüstet.
Eine weitere Nabenschaltung neben den bekannten Exemplaren von Shimano, enviolo und Rohloff? Ja, und eine, die Vorteile bietet, die bei anderen Naben so nicht zu finden sind.
Kindernay-Nabe
Die Kindernay-Nabe wurde in Norwegen entwickelt. Ein Land, das zwar für seine langen und strengen Winter, nicht aber als große Fahrradnation bekannt ist.
Zumindest aber in Oslo sind viele Fahrräder unterwegs, wie ich im Sommerurlaub in diesem Jahr selbst erleben konnte. Dazu kommt ein erstaunlich gut ausgebautes Radwegenetz und teils überraschend idyllische Radwege.
Statt wie bei meisten anderen Schaltungen mechanisch per Bowdenzug wird die Kindernay-Nabe hydraulisch geschaltet. Vielleicht sind die tiefen Temperaturen im Winter dafür verantwortlich, dass es zur außergewöhnlichen Betätigung der Kindernay-Nabe kam?
Wie komme ich auf die Idee?
Vorteil Hydraulik?
Nicht nur All-Wetter und Ganzjahresfahrern macht Fahrradfahren mehr Spaß, wenn bei einer mechanischen Betätigung der Schaltung der Bowdenzug leicht läuft. Das erreicht man, indem man diesen beispielsweise in großen Radien verlegt. So verringert sich die innere Reibung. Zusätzlich sollte man den Zug leicht ölen.
Besonders im Winter ist es wichtig, das Eindringen von Wasser in den Bowdenzug zu verhindern: Fährt man bei Minusgraden, vielleicht noch dazu im Schnee, und stellt das E-Bike danach beispielsweise in einen warmen Keller, so kann Wasser unbemerkt in den Bowdenzug (genauer: zwischen Hülle und Seele) eindringen.
Bei der nächsten Fahrt in der Kälte kann es dann passieren, dass das Wasser im Bowdenzug gefriert und man plötzlich nicht mehr schalten kann! Das Fahrrad wird so ungewollt zum Singlespeed! Das ist beim E-Bike sicher weniger tragisch, aber trotzdem nicht unbedingt ein Spaß. Ich spreche da aus Erfahrung.
Bei einer hydraulischen Betätigung ist ein Einfrieren des Bowdenzugs ausgeschlossen, denn es gibt keinen. Die Verbindungen zwischen Schalthebeln und „Schaltwerk“ (Aktuator) müssen zudem per se dicht sein, denn sonst könnte Luft ins System eindringen und die Schaltpräzision beeinträchtigen.
Noch ein Vorteil der Hydraulik: Unabhängig von den Außentemperaturen soll die Schaltpräzision gewahrt bleiben. Bisher bin ich die Kindernay VII bei Temperaturen zwischen 7 Grad und 40 Grad gefahren, die Schaltvorgänge blieben gewohnt knackig. Mal sehen, wie das bei tieferen Temperaturen ist.
Nachteil Hydraulik?
Als Nachteil bei der hydraulischen Betätigung bei der Kindernay-Nabe wird von interessierten Radfahrern gerne angeführt, dass die Leitungen dicht bleiben müssen.
Das gilt für hydraulische Bremsen am Fahrrad ebenso – und diese Technik ist zwischenteitlich Alltag am Fahrrad und auch am E-Bike. Wenngleich es zu Beginn der hydraulischen Bremsen am Fahrrad durchaus ähnliche Bedenken gab.
Bisher gibt es da bei mir bezüglich der Kindernay keine Klagen. Und eine undichte hydraulische Bremse ist mir bisher zum Glück auch noch nicht untergekommen. Das heißt aber natürlich nicht, dass es nicht passieren kann.
Im Fall des Falles gibt es bei der Fahrradbremse noch eine zweite. Doch was ist, wenn die Hydraulikleitung bei der Kindernay versagt?
Dann kann die Kindernay nicht mehr über die Hebel geschaltet werden und es gilt, im zuletzt gerade eingelegten Gang weiterzufahren. Sollte der so gar nicht passen, kann man das Hinterrad ausbauen (dank der cleveren Konstruktion geht das sehr schnell), die Kindernay an der Achse schalten und danach das Hinterrad wieder einbauen. Man bleibt also nicht liegen.
Vorteil Swap-Cage
Die Kindernay-Nabe wird im Swap-Cage fixiert. Das Swap-Cage wiederum trägt die Speichen und die Felge.
Man könnte also einen zweiten Radsatz, beispielsweise mit Spikes für den Winterbetrieb, bereithalten. So spart man sich das lästige Ummontieren der Reifen:
- Laufrad raus
- sieben Schrauben lösen
- Kindernay-Nabe aus dem Cage nehme
- in das zweite Hinterrad einbauen
- Fertig! Dauert vielleicht 10 oder 15 Minuten.
Bisher habe ich im Rhein-Main-Gebiet zwar schon Schnee, aber noch keinen Winter erlebt, bei dem ich Reifen mit Spikes gebraucht hätte.
Auch in diesem Winter gehe ich davon aus, mit den aktuell am Charger3 GT montierten Schwalbe „Al Grounder“ gut zurecht zu kommen.
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Weitere InformationenDoch in Norwegen wären Spikes sicher die bessere Wahl.
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[Text:[at], Fotos: VeloStrom, Kindernay (1)]
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