Das „Vario“ im Namen des Dauertestbike Charger3 GT zeigt: Hier wird stufenlos mit einer Enviolo-Nabe geschaltet!
Einleitung
Das E-Bike Riese und Müller Charger3 GT Vario HD 625 Kiox* ist im Dauertest bei VeloStrom. In diesem Video stelle ich das Pedelec vor und erläutere die Bedeutung des Namens.
Die gebräuchlichsten Schaltsysteme am Fahrrad sind die Ketten- und die Nabenschaltung. Eine Nabenschaltung bietet hauptsächlich zwei Vorteile: Durch die gekapselte Bauweise ist sie nahezu wartungsfrei und man kann im Stehen die Gänge wechseln.
Die wichtigsten Nachteile gegenüber der Kettenschaltung: Das höhere Gewicht und die geringere Übersetzungsbandbreite.
Beim E-Bike fallen beide Nachteile theoretisch nicht so sehr ins Gewicht, weshalb ich mich in diesem Beitrag mit dem besonderen Vorteil der am Charger3 GT Vario HD 625 Kiox verbauten Enviolo Nabenschaltung befassen werde: Dem stufenlosen Schalten.
Allgemeines zur Schaltung
Egal ob am E-Bike oder am herkömmlichen Fahrrad: An den meisten Bikes ist eine Schaltung vorhanden. Unabhängig von der sportlichen oder mentalen Herausforderung, ein Fahrrad ohne Schaltung (ein sogenanntes „Single-Speed“) zu fahren, hat eine Schaltung handfeste Vorteile.
Denn mit einer Schaltung kann man die Übersetzung des Bikes an die Fahrwiderstände anpassen. Oder handlicher ausgedrückt: Wenn man bergauf fährt tritt man leichter (kleinerer Gang, Untersetzung), als in der Ebene oder bergab (größerer Gang, Übersetzung). Dabei ändert sich die Drehzahl der Kurbel im Vergleich zum Hinterrad: Bergauf tritt man schneller, das Hinterrad dreht sich langsamer. In der Ebene oder bergab ist es anders herum: Man tritt langsamer und das Hinterrad dreht sich schneller.
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Um das zu erreichen wird bei einer Kettenschaltung die Kette am Hinterrad auf ein anderes Ritzel gehoben, bei einer Nabenschaltung werden im Gehäuse Zahnräder verschoben. Während bei einer Kettenschaltung die Kette dafür in Bewegung sein muss, kann eine Nabenschaltung in der Regel nur ohne Zug an der Kette geschaltet werden.
Bei beiden Schaltungen gibt es feste Übersetzungsstufen. Grundsätzlich legt der Hersteller den Unterschied zwischen den Gängen („Gangsprünge“) fest. Je höher dieser Unterschied ist, je größer sind die Belastungsspitzen beim Gangwechsel. Diese Spitzen belasten das Material – zwar sowohl das Metall am Fahrrad, vor allem aber auch die Gelenke von Fahrerin oder Fahrer!
Das gilt jedoch nicht für eine stufenlose Schaltung.
Vorteile der stufenlosen Schaltung
Bei der stufenlosen Schaltung entfallen die oben genannten Belastungsspitzen, da es keine Gangsprünge gibt. Zwischen der längsten Über- und der kürzesten Untersetzung („Übersetzungsbandbreite“) gibt es theoretisch unendlich viele, gleitende Möglichkeiten! Selbstverständlich im Rahmen der konstruktionsbedingten Voraussetzungen.
Bei der im Charger3 GT Vario eingebauten Enviolo N380 liegt diese Übersetzungsbandbreite laut Hersteller bei 380%. Zum Vergleich bietet eine Shimano-Nabenschaltung zwischen 307% (Alfine 8) und 409% (Alfine 11) Übersetzungsbandbreite.
Abseits des reinen Zahlenvergleichs bietet die Enviolo N380 einen ungeahnt schonenden Schalt- und Fahrkomfort: Durch einen Dreh der rechten Hand nach vorne bzw. hinten wird die Übersetzung stufenlos, und damit unerreicht schonend für Mensch und Material, angepasst.
Wie das genau passiert erklärt Enviolo in diesem Video sehr gut:
Nachteile der stufenlosen Schaltung
Doch kein Licht ohne Schatten. Der Hauptnachteil der Enviolo N380 liegt im Gewicht. Mit rund 2.450 Gramm bringt sie etwa 750 Gramm mehr auf die Waage als eine Shimano Alfine (ca. 1.700 Gramm). Der zweite Nachteil ist der Preis, der mit 350 € bis 400 € (Stand02/21) etwa 150€ bis 200€ über einer Shimano Alfine 8 bzw. Alfine 11 liegt. Ein weiterer Nachteil: Gefühlt erfolgt die Bedienung der Enviolo N380 etwas gemächlicher als bei einer herkömmlichen Naben- oder gar einer Kettenschaltung.
Erfahrungen mit dem E-Bike Charger3 GT Vario
In der Praxis bestätigen sich die theoretischen Vorteile der Enviolo N380 bisher.
Das Fahrgefühl ist genauso gleitend wie die Gangwechsel. Wie bei einer Kettenschaltung kann während des Tretens geschaltet werden. Gleichzeitig kann auch im Stand, beispielweise nach einem unerwarteten Stopp aus schneller Fahrt, eine leichte Übersetzung zum Anfahren eingestellt werden. Allerdings erfolgt die Anpassung der Übersetzung mit dem Drehgriff auf der rechten Seite auf eine schwere Übersetzung leichter, wenn man etwas Druck vom Pedal nimmt.
Die Bedienung selbst finde ich sehr intuitiv: Nach hinten drehen verlängert die Übersetzung (es wird schneller) nach vorne drehen (es wird langsamer) stellt Bergübersetzungen bereit.
Beides wird am, rein mechanischen, Display am Lenkergriff visualisiert: Bei einer langen Übersetzung ist die Strecke vor dem stilisierten Fahrrad (fast) flach, bei einer kurzen wölbt sich eine Steigung vor dem Bike.
Ein wenig Eingewöhnungszeit braucht es jedoch, zu Beginn drehe ich den Griff instinktiv stufenweise und belasse es dabei. Doch schon nach kurzer Zeit passe ich die Übersetzung immer öfter – und in immer feineren Stufen – an den gerade herrschenden Bedarf an. Und der ändert sich öfter als gedacht, selbst auf bekanntem Terrain, eben je nach Beladung, Wind oder aktueller Befindlichkeit.
Der Nachteil des höheren Gewichts zeigt sich zwar auch auf der Waage, jedoch ist die Enviolo N380 nur ein Teil der gemessenen 29,35 kg – das Charger3 GT Vario HD 625 Kiox ist eben umfangreich ausgestattet. Und dank e-Unterstützung stört das Gewicht nicht fühlbar während der Fahrt.
Dass die Übersetzungsanpassung etwas langsamer von statten geht stört mich am Charger3 nicht, im Gegenteil: Es passt prima zum souveränen Fahrgefühl, dass das Pedelec vermittelt.
Dass die Enviolo N380 am Charger3 GT, gemeinsam mit dem Gates-Riemenantrieb, das Thema „Wartungsarmut“ auf eine ganz andere Stufe hebt, habe ich beim Winter-Schmuddelwetter sehr zu schätzen gelernt.
Ich finde, dass die stufenloses Schaltung wunderbar zum gediegenen Charakter des Riese und Müller Charger3 GT Vario HD 625 Kiox passt.
Alle Artikel zum Test des E-Bike Charger3 GT
Diese Artikel zum Charger3 GT von Riese und Müller sind bisher erschienen:
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- Riese & Müller Charger3: Vorstellung des neuen Dauertest-E-Bikes
- Riese & Müller Charger3 GT Vario: Stufenlos schalten mit der Enviolo-Nabe
- Bikefitting am Test E-Bike Charger3 GT Vario von Riese und Müller
- Riese & Müller Charger3 GT Vario HD 625 Kiox: Fahrkomfort
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Transparenzhinweis: Das Charger 3 GT Vario HD 625 Kiox wird von OK-move aus Bad Kreuznach für den Testzeitraum kostenfrei zur Verfügung gestellt.
[Text:[at], Fotos: VeloStrom]
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Ich habe seit eineinhalb Jahren die Envioloschaltung und erst ca. 2500 km gefahren. Nach einer Umgwöhnugszeit (Lernzeit) bin ich begeistert. Selbst bei regnerischem Wetter mit Matsch und Laub ist es leicht das Rad und vor allem den Antrieb wieder zu Reinigen. Ich habe den Kauf bisher nicht bereut.
Hallo Jürgen, vielen Dank für deinen Kommentar! Ich wünsche dir weiter viel Spaß und tolle Fahrten mit deinem E-Bike!
Ich fahre nun bereits seit 3 Jahren das RuM Charger GT mit der Nuvinci 380 Schaltung und bin noch immer total zufrieden; Einstellung der Trittfrequenz im gefühlten 1/10 Hertz Bereich. Man hat immer die richtige Übersetzung. Ich würde die Schaltung immer wieder kaufen. Bisher nach knapp 7.000km keine Probleme. Die Zahnriemenspannung hat sich auch noch nicht verändert; absolut wartungsarm und langlebig.
Ich fahre jetzt seit Oktober mit der stufenlosen Schaltung, das erste Mal stand ich vier Tage nach dem Kauf meines Ebikes beim Händler, weil nur noch der höchste Gang ging. Vor zwei Tagen dann das genaue Gegenteil. Ich hatte den kleinsten Gang drin und konnte nicht mehr wechseln… mal sehen, was der Händler sagt, wenn ich’s schon wieder mit einer defekten Schaltung auftauche..nicht empfehlenswert
für den relativ hohen Preis.
Ich fahre die Enviolo Nabe im R&M Lastenrad Packster 80. Mich hat sie nicht überzeugen können, im Gegenteil.
Schalten im Stand? Leider nur über einen kleinen Bereich möglich. In einem hohen Gang stehen bleiben und dann für das Wiederanfahren im Stand auf einen kleinen Gang schalten geht nicht, ohne das Rad zu bewegen.
Schalten unter Last? Vielleicht mit roher Gewalt, ansonsten eher nicht.
Leichtgängig? Der subjektive Eindruck ist ein anderer. Mit Motorunterstützung ist es ok, wenn man aber ohne Motor fährt, fühlt es sich zäh an.
In einem Lastenrad kann das noch eher hingenommen werden als in einem Tourenrad, trotzdem bleibt die Enviolo Nabe nicht mehr lange in meinem Packster. Sobald ich eine befriedigende Lösung für die Riemenlinie habe, kommt eine Rohloff rein. Eine solche fahre ich seit vielen tausend Kilometern in meinem Tourenrad. Wunderbar! Und nein, ich habe mit der Fa. Rohloff keinerlei Beziehung, außer dass ich seit 15 Jahren mit großem Vergnügen eine Nabe von denen fahre.