Warum eine Kindernay-Nabe, gepaart mit einem Gates-Riemenantrieb eine gute Wahl ist, wenn es ums Thema „Wartungsarmut“ geht.
Seit April 2022 ist eine Kindernay-Nabenschaltung mit 7 Gängen am Charger3 GT im Einsatz. Natürlich funktioniert die Kindernay-Nabe auch mit einer Kette. Doch das E-Bike von Riese und Müller verfügt über einen Gates-Riemenantrieb und ist damit aus meiner Sicht ideal für die Kombination mit der Kindernay geeignet.

Was macht die Kindernay-Nabe so besonders?
Kindernay aus Norwegen baut eine Nabenschaltung, die mit zwei Besonderheiten glänzt. Damit meine ich nicht, dass sie mit Schalthebeln statt Drehgriff bedient wird – das bietet z.B. auch Shimano bei der Alfine.
Was die Kindernay mit 7 oder 14 Gängen besonders macht ist die Ansteuerung per Hydraulik. Das sorgt für stets gleichbleibend knackige Schaltwechsel, da es keinen Bowdenzug gibt, der sich längen könnte.

Außerdem kann die Nabe dank der speziellen Befestigung in einem „Cage“ schnell und einfach in ein anderes Laufrad, beispielsweise mit Winterbereifung, umgebaut werden. Denn nicht die Kindernay-Nabe ist eingespeicht sondern der Cage.
Wartungsarmut, Teil 1
Nur einmal jährlich Öl wechseln, das bietet auch beispielsweise eine Rohloff. Da die Kindernay-Naben jedoch schon ab Werk sauber justiert werden und die Bedienung per Hydraulik erfolgt, ist das Thema „Schaltung Nachstellen“ bei der Kindernay kein Thema. Ein Punkt, den besonders Vielfahrer freut.
Bisher gab es auch keine fühlbaren temperaturbedingten Schaltpunktänderungen. Ob das auch im Winter so bleibt – ich bin gespannt.
Wartungsarmut, Teil 2
Ein Bike mit Endantrieb per Gates-Riemen: Ich kann mich noch gut daran erinnern, als der Gates-Riemen von etwa 15 Jahren die Bühne der Radwelt betrat. Damals war er nur hochpreisigen Bikes vorbehalten. Der Grund dafür waren auch die geforderten geringen Toleranzen beim Rahmenbau, denn der Carbon-Riemen verträgt Schräglauf nicht gut. Dazu kam noch der aufwendigere Rahmenbau: Da der Riemen nicht teilbar ist wie eine Kette muss der Rahmen entweder teilbar sein oder die Ketten- pardon: Riemenstrebe speziell gestaltet sein. Beides waren Bedingungen, die nur wenige Fahrradhersteller in Kauf nahmen.
Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt, heute findet man praktisch in allen Preisklassen (e-)Bikes mit Riemenatrieb. Man kann sogar sagen, dass er die Kette bei Nabenschaltung fast verdrängt hat.

Der Gates-Riemen mag zwar immer noch keinen Schräglauf, doch das ist durch die Einführung einer besseren Führung („Center-Track“) nicht mehr ganz so kritisch. Außerdem haben die Hersteller zwischenzeitlich beim Rahmenbau mehr Erfahrungen mit dem teilbaren Hinterbau gesammelt.
Das alles führte zu erschwinglicheren Preisen, so dass heute immer mehr Menschen die Vorteile eines Riemenantriebs genießen können. Vor allem, das ein Gates-Riemen nicht geschmiert werden muss, ist besonders für Allwetterfahrer, aber auch für E-Bike-Neulinge ein wichtiges Argument.
Wartungsfrei?
Ganz bewusst nutze ich bisher den Begriff „wartungsarm“, denn weder die Kindernay-Nabe noch der Gates-Riemen sind wartungsfrei. Bei der Schaltnabe aus Norwegen ist jedoch ein Ölwechsel pro Jahr ein überschaubarer Aufwand.

Damit der Gates-Riemen möglichst lange hält, gibt es auch nur einige wenige Punkte, die der Aufmerksamkeit bedürfen:
- Center-Track-Nut: Die Nut sollte regelmäßig mit einem nicht zu harten Gegenstand (z.B. Zahnstocher) gereinigt werden, damit sich keine Schmutzpartikel einarbeiten können, welche dann die Reibung erhöhen.
- Riemen und Zahnscheiben mit einer milden Spülmittelmischung reinigen. Besonders Salzreste können im Winter den bei E-Bikes aus Stahl bestehenden Riemenscheiben zusetzen.
- Ab und an die Riemenspannung kontrollieren. Bei korrekter Spannung soll sich der obere Riemen etwa in der Mitte der Länge maximal 10 mm nach unten eindrücken lassen.
- Etwas Silikon-Spray verhindert quietschende Geräusche
- Optische Prüfung auf Längs- oder Querrisse am Riemen
Wie lange hält ein Gates-Riemen?
Bei E-Bikes kommt in der Regel die CDX (Carbon Drive Exteme)-Version des Riemens zum Einsatz. Es handelt sich dabei um die hochwertigste Version, die der Hersteller Gates für Mittelmotoren bis 90 Nm Drehmoment freigegeben hat. Seltener wird die CDC (Carbon Drive Commuter) genutzt, die für Drehmomente bis 50 Nm freigegeben ist.

Die CDX-Version ist nach Gates-eigenen Messungen für die dreifache Laufleistung einer Kette gut. Wie immer ist das jedoch nur ein Richtwert, denn die Haltbarkeit hängt auch von vielen anderen Faktoren (Pflege, Einsatz onroad oder offroad, Krafteinleitung…) abhängig.
Übrigens: Wird ein Riementausch fällig muss man bei der CDX-Version etwa mit Kosten von 190€ rechnen. Müssen neben dem Riemen auch die Scheiben getauscht werden sind rund 350€ fällig.
Tipp: Ein neuer Gates-Riemen zeigt innen eine blaue Schicht. Die reibt sich zu Beginn relativ schnell ab. Dabei handelt es sich aber nicht um Verschleiß im eigentlichen Sinne. Denn bei dieser blauen Schicht handelt es sich um eine produktionsbedingte Trennschicht, damit sich der Riemen leichter von der Form trennen lässt.
Problem Riemenspannung beim Charger3 GT mit Kindernay
Das Charger3 GT war ursprünglich mit einer Enviolo-Nabe ausgestattet. Durch den Tausch auf die Kindernay VII-Nabe ist das Hinterrad in der hintersten Stellung eingebaut. Das bedeutet: Eine Längung des Riemens kann jetzt nicht mehr ausgeglichen werden.

Da die Übersetzung aktuell zu lang ist (die oberen Gänge bleiben praktisch ungenutzt) würde es sich anbieten, auf ein 24er Ritzel zu wechseln. Dadurch rückt dann auch das Hinterrad etwas nach vorne. Bisher bot Gates das nicht an, aber das soll sich in Kürze ändern. Ich werde euch natürlich auf dem laufenden halten.
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[Text [at], Fotos: Velostrom]
Transparenzhinweis: Die Kindernay-Nabe wird vom Importeur trail.camp kostenfrei und ohne Vorgabe für den Dauertest zur Verfügung gestellt.

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