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Test Coboc Kallio: Unterwegs mit dem Seelenschmeichler

Lesezeit etwa 6 Minuten

[at] Das Coboc Kallio ist das erste Tiefeinsteiger-Bike der Heidelberger und war bei VeloStrom zum Test.

Tiefeinsteiger – oftmals wird das mit „langweilig“ und „für alte Leute“ analogisiert. Beides jedoch sind Umschreibungen, die für Pedelecs von Coboc niemandem in den Sinn kämen. Die Bikes aus Heidelberg stehen eher für sportlich und hipp. Und trotzdem gibt es seit kurzem einen Tiefeinsteiger, der durchaus die Coboc-DNA in sich trägt.

Zuallererst fällt natürlich auf, dass auch beim Kallio auf den ersten Blick nichts darauf hinweist, das es sich hier um ein Pedelec handelt. Das übliche Problem des optisch sehr präsentent Akkus löst Coboc – wie üblich – indem die Energiequelle einfach unsichtbar im Rahmen verschwindet. Das Ergebnis ist eine sehr elegante Seitenansicht des Bikes. Die zweite Coboc-DNA ist der kompakte Hinterradnabenmotor, der für Unbedarfte glatt als Schaltnabe durchgeht. Und schließlich findet sich am Lenker kein Display oder Schalter, der dort bei einem konventionellen Fahrrad nichts suche hätte. Die Bedienelemente finden sich am Unterrohr und beschränken sich auf eine kleine Taste und fünf unscheinbare LED.

Den Ladekontakt für den – ebenso Coboc-typischen – magnetisierten Rosenberger-Stecker findet man versteckt unter einer Rahmenstrebe in Tretlagernähe. Neben der stabilitätsfördernden Wirkung ist diese Strebe ein hochwillkommen Griff wenn es darum geht, das Kallio zu tragen. Was besonders leicht fällt, auch das ist Teil der Coboc-DNA.

Die Strebe ist im Schwerpunkt des Pedelecs platziert und das Kallio ist mit 18,54 kg für ein Pedelec, noch dazu einen Tiefeinsteiger, bemerkenswert leicht geraten. Einen Teil dazu trägt der Akku bei: Er ist mit 380 Wh Kapazität passend für Einsatz in der City auf kürzeren Strecken und, auch das Coboc-typisch, nicht herausnehmbar. Im Test erreichte ich bei voller Unterstützungsstufe eine Reichweite von knapp 35 Kilometern.

Das das Kallio ein echtes Coboc ist zeigt sich auch bei der wertigen Ausstattung (Curana-Bleche, hinten mit integrierer Beleuchtung, Supernova-Frontleuchte, Ergon-Griffe und -Sattel…) der hervorragenden Verarbeitung und eleganten Erscheinung. Die typische Rahmenform des Oberrohrs anderer Coboc zitiert das Kallio durch die Lackierung des Unterrohrs. Soviel Stil und Ausstattung hat natürlich mit 4.399€ auch ihren Preis.


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Fahreindrücke

coboc-kallio-lackierungUmso gespannter war ich auf die Fahrt mit dem Kallio. Würde es auch unterwegs die Cobco Sport-DNA widerspiegeln? Um es kurz zu machen: Nein. Und das ist an dieser Stelle positiv gemeint.

Denn ein Tiefeinsteiger ist kein knallharter Racer und will es auch nicht sein. Darauf deutet neben der Federsattelstütze auch die Polymer-Headshock-Federung am Kallio hin. Auch die Sitzposition am elegant geformten Lenker wirkt enorm entspannend.

Der Entspannung zuviel ist allerdings der erste Fahreindruck. Ist die Leistungsentfaltung auf der Geraden noch in Ordnung, enttäuscht die Performance an der ersten kleinen Steigung: Von dem viel zitierten elektrischen Rückenwind ist so gut wie nichts zu spüren! Eine Kontaktaufnahme mit dem Support bringt das Problem ans Licht: Der Trittsensor muss neu kalibriert werden. Das ist nach wenigen Handgriffen schnell erledigt – und ab sofort ist der Rückenwind da.

Wie alle Testbikes muss sich das Kallio im alltäglichen Einsatz beweisen.

Dabei ist natürlich die vollständige Ausstattung mit Licht und Schutzblech sowie elegant integriertem Gepäckträger besonders nützlich. Allerdings will es mir nicht gelingen, meine Ortlieb Office-Bag so einzuhängen, dass sie stabil befestigt ist. Mit einer Ortlieb Backroller passt es aber. Eine Federklappe soll demnächst verfügbar sein.

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Die Polymerfeder vorne im unbelasteten…

Unterwegs vermittelt das Kallio viel entspannte Ruhe. Sollen doch die anderen Pedelec-Fahrer mit dem Messer zwischen den Zähnen an der Unterstützungsgrenze radeln! Auf dem Kallio genieße ich bei etwa 23 km/h die aufrechte Sitzposition und den überraschenden Komfort der gefederten Sattelstütze. Während die Polymerfeder vorn schon durch mein Gewicht geschätzt die Hälfte ihres Federwegs aufgebraucht hat – und trotzdem noch die Spitzen der ondulierte Fahrbahn kappt. Die montierten Schwalbe BigApple im Format 622x50c tun ihr übriges dazu. Dabei klappert übrigens nichts am Kallio, auch ein Indiz der sehr guten Verarbeitung des Pedelecs.

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…und im belasteten Zustand.

Wie alle anderen Coboc-Bikes auch kann die Leistungsentfaltung des Antriebs mit der Smartphone-App an die persönlichen Belange angepasst werden. Selbstverständlich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Zusätzlich können Daten zum Akku wie Temperatur, Spannung oder Ladezustand, aber auch die zurückgelegte Wegstrecke oder die aktuelle Geschwindigkeit angezeigt werden. Mit einer Halterung am Lenker mutiert das Smartphone dann flugs zum multifunktionalen Fahrradcomputer. Es geht aber auch prächtig ohne. Denn die beiden möglichen (und meiner Meinung nach völlig ausreichenden) Fahrmodi sowie die Beleuchtung können einfach und intuitiv über den am Unterrohr griffgünstig angebrachten Taster bedient werden.

Die hochwertige Shimano Deore XT-1×10-Kettenschaltung wechselt geschmeidig die Gänge und ermöglicht
so einen fließenden und entspannten Fahrstil. Das der Motor, je nach Steigung, bergauf nicht die gleiche kraftvolle Unterstützung bietet wie z.B. ein Bosch-Mittelmotor ist konzeptbedingt.

Fazit

coboc-kallio-kornfeldAlles in allem überzeugt das Coboc Kallio auch als Tiefeinsteiger, wenn man es „artgerecht“ einsetzt. Es ist Coboc-typisch gut ausgestattet und verarbeitet, für den Einsatzzweck passend abgestimmt und mit angemessener Beladung am Heck aus stabil bei schnelleren Abfahrten.

Es ist bewusst nicht als Sportbike positioniert, sondern ist ein eleganter Begleiter im täglichen Einsatz. Dabei stresst es nicht durch komplizierte Bedienung, sondern entspannt durch die unaufgeregte Art. Das geringe Gewicht macht es einfach, das Rad in die Nähe einer Steckdose zu bringen da der Akku nicht herausnehmbar ist.

Mit seiner seelenschmeichlerischen, unaufgeregten Eleganz, fährt sich das Kallio direkt ins Herz.

[Fotos: VeloStrom]

 

 

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Alexander Theis
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