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E-Bike-Tests Friday-Bikes

Simply von Friday-Bikes: Erfahrungen mit dem E-Bike aus Thüringen

Lesezeit etwa 10 Minuten

Das Simply war einige Wochen bei VeloStrom zum Test. Passt der Name zum Single-Speed-E-Bike?

Michael und Florian sind die Köpfe hinter Friday-Bikes aus Tanna. Aus eigener Erfahrung und von Kindesbeinen an kennen sie das Problem: Radfahren ist in einer hügeligen Region anstrengend! Beide kennen sich seit der frühesten Jugend und beide kamen über das Studium wieder zum Rad. Gemeinsam entwickelten sie Konzept hinter dem Simply: Ein schörkelloses, leichtes, wartungsarmes und einfach zu bedienendes E-Bike.

Simply

Das Simply besticht tatsächlich durch seinen schnörkellosen Stil, ohne jedoch beliebig zu sein: Der kecke Schwung des Sattelrohres und die nach hinten zulaufende Form fängt den Blick des Betrachters und lenkt ihn etwas vom deutlich massiveren Unterrohr ab. In dem versteckt sich der herausnehmbare Akku, der mit 500 Wh Kapazität für ein Single-Speed-E-Bike ungewöhnlich viel Reichweite verspricht. Zum Vergleich: Das Cowboy 3 bietet 360 Wh, das Bzen Milano nur 252 Wh.

Der Akku versorgt einen unauffälligen Hinterrad-Nabenmotor mit Energie, die Trittkraft findet den Weg über einen wartungsarmen Gates-Riemen zum Hinterrad. Echte Schutzbleche legen sich stilsicher eng um Vorder- und Hinterrad. Der Sattel sieht auf den ersten, flüchtigen Blick wie einer von Brooks aus – der kann übrigens im Zubehör für das Simply E-Bike direkt mit geordert werden. Freilich kann der Brooks kaum bequemer als der original verbaute Sattel sein. Die Sattelstütze glänz silbrig mit dem Lenker um die Wette. Letzterer ist auf einem hohen Spacerturm montiert, der sehr willkommen ist: So kann der Lenker weit oben montiert werden und entschärft die sportliche Sitzposition etwas.

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Apropos sportlich: Die Sattelstreben beim Simply stehen steil, die Kettenstreben sind kurz: Das verspricht, trotz der nicht ganz so steil stehenden Gabel, ein flinkes, handliches Fahrgefühl. Konsequent verzichtet das Simply auf Federelemente, die unweigerlich Wartungsaufwand und Gewicht mit sich bringen. Ebenfalls leichter: Mechanischen Scheibenbremsen von Tektro. In der Wirkung zwar nicht so brachial wie ihre hydraulischen Pendants sind sie gut zu dosieren und vollkommen ausreichend für den Einsatzzweck.

Auch zum puristischen Gedanken des Simply passt die im linken Bremshebel integrierte Klingel. Das gilt jedoch nur für die Optik, denn unauffälliger kann man eine Klingel wohl kaum verbauen. Der Klang der kleinen Klingel überrascht – derartiges Durchsetzungsvermögen würde man ihr nicht zutrauen!

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Direkt neben der linken Bremsarmatur ist das nicht minder puristische Display untergebracht. Das ist für mich das Highlight des Bikes: Schmal und unauffällig bietet es alle wichtigen Informationen und kombiniert gleichzeitig die Bedienung des E-Antriebs, für die es lediglich drei Tasten braucht: Ein/Aus-Taster, Select-Taste für das Durchschalten der Infos auf dem kleinen, hervorragend ablesbaren Display und ein griffgünstig positionierter Wippschalter zur Auswahl der 5 zur Verfügung stehenden Unterstützungsmodi.

E-Bike out-of-the-box

Friday-Bikes vertreibt die E-Bikes direkt. Der Kunde erhält das E-Bike in einem sehr kompakten Karton per Paketdienstleister. Das kompakte Format senkt den Materialverbrauch bei der Verpackung, bedeutet jedoch ein klein wenig mehr Aufwand um das E-Bike fahrbereit zu machen.

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Nach dem Entfernen der Schutzmaterials geht’s los: Neben dem Einschrauben der Pedale muss beim E-Bike die Gabel gedreht, der Lenker im Vorbau und das vordere Schutzblech montiert werden. Für die Montage des Schutzblechs muss die Lampe ab- und wieder drangeschraubt werden. Ungewöhnlich: Die Frontleuchte wird vom E-Bike-Akku gespeist während die hintere Beleuchtung eine „klassische“ Akkuleuchte ist. Wie mir Florian versicherte, wird in der nächsten Generation des Simply auch die Heckleuchte vom Antriebs-Akku versorgt werden.

Beim Aufbauen hat man natürlich auch Gelegenheit sich das E-Bike genauer anzusehen. Da das Simply einen Gates-Riemen statt einer Kette hat, muss der Rahmen teilbar sein um den Riemen montieren zu können. Und das ist beim Simply optisch wirklich sehr elegant gelöst: Während viele andere Hersteller die Sattelstrebe teilen, setzt Friday-Bikes viel tiefer an und teilt den Rahmen in der Höhe des Ausfallendes. Dort läuft die Sattelstrebe flach aus und schmiegt sich an das flache Gegenstück der Kettenstrebe. Das ist wirklich sehr elegant und unauffällig! Ungewöhnlich ist, dass die Riemenspannung nur rechts korrigiert wird.

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Der silbrig glänzende Hinterradnabenmotor (Akema TSD85) geht optisch zwischen Ritzel des Gates-Riemen rechts und Bremsscheibe auf der linken Seite als Schaltnabe durch.

Zu guter Letzt wird das Vorderrad, das ohne Schnellspanner kommt, mit den Muttern in der Gabel fixiert. Diese Befestigung ist mittlerweile etwas aus der Mode gekommen, ist aber beim Einsatz des Simply als Commuter-E-Bike sinnvoll, da es das Diebstahlrisiko senkt.

Simply on the road

Nach der Montage und der richtigen Ausrichtung von Sattel und Lenker (ich habe ihn so weit es geht oben montiert), geht es auf die erste Ausfahrt. Gleich beim Losfahren fällt die typische Eigenschaft von Single-Speed-Rädern auf: Durch die Auslegung der Übersetzung auf ein festes Verhältnis benötigt das Anfahren viel Kraft. Das führt dazu, dass man beim Anfahren eigentlich immer in den Wiegetritt muss – typisch für Single-Speed-Bikes.

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Am rechten Pedalarm gut zu sehen: Der Sensor für den Antrieb.

Aber warum denn, es handelt sich doch um ein E-Bike?

Die Antwort ist einfach: Friday Bikes setzt auf eine Steuerung des Antriebs, bei dem nur die Drehung der Kurbel bestimmt, ob der Antrieb läuft oder nicht. Auf einen Drehmoment-Sensor, der die auf die Kurbel bzw. den Antrieb wirkende Kraft bestimmt, wird verzichtet. Der Sensor an der Tretkurbel braucht etwa eine 3/4 Umdrehung um zu erkennen, das sich die Kurbel dreht. Dann springt der Antrieb an und steuert die per Display gewählte Unterstützung zu.

Diese Art der Motorsteuerung führt auch dazu, das man, ohne viel Kraft beim Kurbeln aufzuwenden, trotzdem zügig unterwegs ist. Bei Unterstützungsstufe 5 beispielsweise reicht lockeres „in-Bewegung-halten“ der Kurbel, um 25 km/h zu fahren.

Sehr schnell merke ich beim Simply, dass die Unterstützungsstufen sich prima als Schaltungsersatz nutzen lassen: Stufe 1 reicht für lockeres Treten bis etwa 12 km/h, Stufe 2 bis etwa 14 km/h, Stufe 3 bis etwa 18 km/h, vier bis 21 km/h und fünf bis 25 km/h. Allerdings bleibt es dabei: Die ersten 3/4 der Kurbelumdrehung müssen mit reiner Eigenleistung erbracht werden.

Fahrkomfort beim Simply E-Bike

Das Simply ist eine elegante, zurückhaltende aber sportliche Erscheinung, der schwarze Lack des Testbikes unterstreicht das noch. Die Sitzposition ist bei meiner Körpergröße von 179 cm und mit hoch montiertem Lenker gemäßigt sportlich-bequem. Friday-Bikes bietet nur eine Rahmengröße für das Simply an, bei anderen Körpergrößen kann sich die Sitzposition deshalb natürlich anders anfühlen.

„Sportlich bequem“ heißt, das schon etwas Gewicht auf den Händen ruht, was sich aber mit etwas Körperspannung ausgleichen lässt. So ist das E-Bike aus Thüringen auch durchaus für längere Touren geeignet, wozu die schon eingangs genannte Akkukapazität und der bequeme Sattel passen. Beispielsweise ist der Schinderhannes-Radweg im Hunsrück mit dem Simply, trotz einiger Steigungen, gut zu meistern, wenn man nicht unbedingt immer „auf Angriff“ fährt.

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Auch sportlich geht mit dem Bike: Als mich drei Rennradfahrer überholen gehe ich aus dem Sattel und hänge mich an den letzten dran. Bis etwa 36 km/h kann ich gut mithalten, darüber muss ich abreißen lassen: Wegen der festen Übersetzung braucht es dafür eine hohe Kadenz, die ich nicht lange treten kann.

Die sportliche Auslegung des Simply bedingt schmale Reifen (Format 28″ / 700 x 32C), die mit hohem Druck gefahren werden. Ohne Federung von Gabel oder Hinterbau bietet das Bike damit natürlich nicht den Komfort eines Fullys, was aber zum Konzept des Simply passt. Und nebenbei das Gewicht zu senken hilft: Mit gemessenen 18,24 kg ist das Simply eines der leichten E-Bikes mit großem 500 Wh-Akku.

Fahren mit anderen E-Bikern

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Kurz nach der Aktion mit den Rennradlern treffe ich auf zwei E-Biker, die ich kenne und wir beschließen ein Stück gemeinsam zu fahren. Beide sind mit etwa 20 km/h unterwegs. Dabei zeigt sich, dass ich mit dem Simply nicht harmonisch mitradeln kann: In Stufe 5 bin ich ohne Kraftaufwand zu schnell, in Stufe 4 muss ich deutlich mehr treten, bin aber immer noch etwas zu schnell. Ich entscheide mich schließlich für Stufe 3 und erhöhe damit meine Trainingsleistung.

Nach ein paar Kilometer trennen sich unsere Wege, ich biege ab und nehme den Weg bergauf. Hier zeigt sich das Simply wieder als echtes Single-Speed-Bike: Ich muss, trotz höchster Unterstützungsstufe, aus dem Sattel um einen passende Drehzahl der Kurbel aufrecht erhalten zu können. Ich meistere die Steigung mit etwa 16 km/h. Mit dem KTM Macina waren es knapp 25 km/h – doch das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen.

Commuting mit dem Simply E-Bike

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Das Simply ist vor allem als schickes, sportliches Commuting-Bike konzipiert.

Das klappt gut, besonders gut, wenn es eher ums entspannte Ankommen geht. Ich persönlich wünsche mir noch einen Gepäckträger – und der soll auch kommen. Wer schon ein Simply besitzt kann den auch nachrüsten, die entsprechenden Befestigungspunkte sind da.

Besonders clever ist die einfach und schnell per Druck auf einen Knopf längenverstellbare Parkstütze.

Fazit

Das Simply von Friday-Bikes aus Thüringen ist ein stilsicher kreiertes Single-Speed-Pedelec. Mit der klassische Fahrradform und dem wartungsarmen Gates-Riemen liegt es voll im Trend. Es ist alltagstauglich ausgerüstet und bringt clevere Details wie die im Bremshebel verbaute Klingel und die längenverstellbare Sattelstütze mit. Der herausnehmbare Akku mit der großen Kapazität von 500 Wh zeichnen es besonders aus.

Das Simply ist einfach zu bedienen und wird damit dem Namen gerecht. Auch wenn man es mal krachen lassen kann macht es bei gemächlicher Fahrt am meisten Spaß. Dem Antrieb würde ein zusätzlicher Drehmomentsensor mehr Geschmeidigkeit verschaffen, auf der anderen Seite kann man aktuell die verschiedenen Unterstützungsmodi prima als Schaltungsersatz nutzen. Ob das Simply zum persönlichen Anwendungsprofil passt kann man gut testen: Zur Zeit kann das E-Bike 30 Tage unverbindlich zur Probe gefahren werden.

Das Simply kostet aktuell (Stand 06/2021) 2.699€ und kann online bei friday-bikes.de geordert werden. Das Simply gibt’s auch in einer Version mit Trapezrahmen.

Transparenzhinweis: Das E-Bike wurde ohne Präferenzen von Friday-Bikes zum Test kostenlos zur Verfügung gestellt.

[Text: [at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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