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Dauertest E-MTB KTM Macina Race 274: Erste Pendlererfahrungen

Lesezeit etwa 7 Minuten

[at] Das KTM Macina Race 274 muss sich im Dauertest hauptsächlich als Commuter beweisen. Wie sind die ersten Erfahrungen?

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E-MTB’s sind gebaut für die Berge, fürs Grobe, für Dreck und Matsch und wilde Ritte über Stock und Stein. Nun, manche Pendlerstrecke ist nicht viel anders: Unbefestigte Radwege, Würzelaufbrüche, steile Brückenauffahrten – da fühlt sich auch ein E-MTB wohl. Vorausgesetzt es ist kein Downhill-Bolide, denn das würde sich mit riesigen Federwegen und der speziellen Geometrie unterfordert fühlen.

Das KTM Macina Race 274 jedoch ist als „Leisure Cross-Country-Bike“ konzipiert: Bequeme, nicht zu sportliche Sitzposition, stabiler Hardtail-Rahmen, angepasste Federwege an der Gabel, gemäßigtes Rahmenlayout. Von der Papierform eignet es sich also auch prima als Alltags-Commuting-Bike. Das es ein gebrauchtes Bike von Greenstorm mit 2 Jahren Garantie auf Akku Motor und Rahmen macht da, außer beim Preis, keinen Unterschied.

Bestätigt die Realität die Erwartungen der Papiernorm?

Damit ein Pedelec für mich als Commuterbike taugt braucht es zwei wichtige Bauteile: Einen Gepäckträger und Schutzbleche. Die Gründe dafür: Ich fahre ungerne weitere Strecken mit einem Rucksack und mit Schutzblechen ist der Einferkelfaktor bei schlechtem Wetter deutlich reduziert.

Schutzbleche

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„Use only for leisure cross country“ (Klicken zum Vergrößern).

Als Schutzbleche habe ich MTB-Bleche „Rockrider“ von Decathlon montiert. Der Preis war mit 17,99 € sehr günstig, die Montage sehr einfach. Normalerweise ist im April das Wetter wechselhaft und nass. Doch bisher war es trocken, so dass die Fender noch nicht wirklich zeigen konnten was sie können.

Was mich schon jetzt positiv überrascht ist der clevere Klemm-Mechanismus des Hinterradschutzbleches: Es ist eine Kombination zwischen Ratschen- und Klemmverschluss und hält das Teil sehr zuverlässig, sogar am eckigen Sattelrohr des KTM.

Gepäckträger

Als Gepäckträger ist der variable Träger von WREN. Der Träger war schon kurz am Fantic Fatsport GS 888 montiert. Da die Lieferung von fatbike24.de aber erst kurz vor Testende des Fantic erfolgte, kann der Träger sich jetzt im alltäglichen Einsatz beweisen.

Das Besondere an diesem Gepäckträger ist die Variabilität: Dank cleverer Konstruktion passt er an viele Fahrradtypen und -größen, sogar an ein Fatbike. Zudem ist er sehr stabil ausgeführt und mit 770g trotzdem sehr leicht.


Mehr zum Gepäckträger von WREN

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Dauertest Fantic FatSport GS 888: Gepäckträger von WREN


Die Montage am KTM war aus zwei Gründen etwas herausfordernd: Zwar gibt es an den Sattelstreben Montageösen, die sind aber zu tief, als das die Trägerplatte danach hätte waagrecht ausgerichtet werden können. Außerdem sind in der Nähe der Ausfallenden am Hinterrad zwar Bohrungen, allerdings ohne Gewinde. Beide Probleme konnte ich mit einer speziellen Sattelklemme sowie langen Schrauben und Distanzhülsen lösen.

Auf der ersten Fahrt ins Büro bemerkte ich nach etwa 10 Kilometern eine merkwürdige Unruhe am Heck: Das rechte Seitenteil des WREN-Trägers hatte sich aus seiner Aufnahme gerüttelt. Offensichtlich hatte ich die Schrauben nicht fest genug angzogen, mit denen das Seitenteil in der Trägerplatte verankert wird. Mit dem Multitool von Silca war das Problem schnell beseitigt. Abends habe ich dann alle Verschraubungen nochmals gelöst und mit mittelfestem Schraubensicherungslack fixiert.

Theoretische Geometrie in der Praxis

Es ist immer wieder faszinierend, wenn sich theoretisches Wissen in der Praxis bestätigt. Bei einem MTB wie dem KTM Macina Race 274 liegt relativ viel Gewicht auf dem vorderen Rad. Der Radstand ist für leichtfüßiges Handling eher kurz. So hat man als Fahrerin oder Fahrer einen gute Kontrolle über das Bike.

Bringt man jetzt über die Montage eines Gepäckträgers samt Gepäck mehr Last auf das Hinterrad, verschiebt sich die Balance des Bikes und damit auch das Fahrverhalten. Soweit die Theorie.

In der Praxis war dieser Effekt tatsächlich einmal zu spüren: Mit 25 kg Gepäck auf dem Träger begann das KTM Macina Race 274, freihändig bergab gefahren, ab ca. 30 km/h leicht, aber deutlich sicht- und wahrnehmbar mit dem Lenker zu flattern. Bisher konnte ich das Verhalten nicht reproduzieren, es könnte also auch an Störeinflüssen wie z.B. einer Bodenwelle gelegen haben. Und vor allem: Es trat nur beim freihändigen Fahren auf, was man ja eh nicht tun sollte.

Hat man beide Hände am Lenker bleibt das Machina Race 274 auch beladen gut beherrschbar. Packtaschen sollten allerdings so befestigt sein, dass sie in Schräglage auch möglichst komplett am Gepäckträger anliegen. Wird jetzt auch der Luftdruck der Reifen etwas erhöht, kann man Kurven auch mit Last zügig umrunden.


Mehr zum Dauertest des KTM Macina Race 274

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Neues Dauertestbike: 2019er KTM Macina Race 274 10 PT-CX5i4


Bäriger Antrieb

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Wirklich begeisternd ist der Antrieb. Der Bosch Performance Line CX glänzt in der Spitze mit 75 Nm Drehmoment. Die Tretkraftunterstützung erfolgt gestaffelt in Eco (50%), Tour (120%), Sport (210%) und Turbo (300%). Bisher hatte ich laut Display bei Eco eine maximale Reichweite von 120 Kilometern, allerdings galt das für einen vollen Akku und Fahrt meist über der Unterstützungsgrenze.

Bei 300% Tretkraftunterstützung kann das Anfahren im kleinen Gang und mit viel Kraft schon mal zu ungewollt stürmischem Vortrieb führen. Weshalb ich tatsächlich, erstmals auf einem Pedelec, meist in „Eco“ anfahre.

Meistens fahre ich jedoch im „Sport“-Modus, die Reichweite beträgt da gute 80 km. In diesem Modus fühlt sich das Biken sehr natürlich an, das liegt wohl daran, dass der „Sport“-Modus gleichzeitig als „eMTB-Modus“ funktioniert: Abhängig vom Pedaldruck verstärkt der Motor dynamisch die Eigenleistung des Fahrers. Ohne das ein manueller Eingriff nötig ist variiert der Antrieb zwischen „Tour“ und „Turbo“ und liegt damit erstaunlich oft richtig.

Der Turbo-Modus mit seinen 300% Tretkraftunterstützung kommt bei mir eigentlich nur an Brückenauffahrten und steilen Anstiegen zum Einsatz. In dieser Stufe beeindruckt der Antrieb mit schierer Kraft: Auf meinem täglichen Arbeitsweg liegt ein langer, steiler Anstieg auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg. Im Turbo-Mode stürme ich mit dem KTM Macina Race 274, wenn es sein soll, mit 25 km/h hinauf! Überraschend: An gleicher Stelle schaffe ich mit dem S-Pedelec Stevens e-Trition 45 maximal 22 km/h mit fühlbar mehr Anstrengung.

Des Rätsels Lösung dürfte hauptsächlich im Antrieb liegen: Während der Performance Line CX im KTM in der Spitze 75 Nm bei maximal 300% Tretkraftunterstützung leistet, schafft der Performance Line Speed im Stevens nur 63 Nm bei maximal 275% Tretkraftunterstützung. 

Doch natürlich ist das ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Denn das KTM ist als E-MTB auch anders übersetzt als das Stevens e-Trition 45, das einen wesentlich breiteren Geschwindigkeitsbereich abdecken muss.


Mehr zum Dauertest des Stevens e-Trition 45

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Und so sind die ersten Erfahrungen im Einsatz des KTM Macina Race 274 als Pendlerbike bisher positiv. Es glänzt bei Bedarf mit sehr kräftiger Unterstützung sowie großer Reichweite und ist auch mit Gepäck noch handlich. 

Transparenzhinweis: Das Bike wird im Rahmen des Botschafter-Programms von Greenstorm gestellt.

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[Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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