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Test E-Bike Urwahn Platzhirsch

Lesezeit etwa 14 Minuten

E-Bike-Antrieb von Mahle ebikemotion, Stahlrahmen aus dem 3-D-Drucker – nur Show oder auch effektiv? Dieser Test zeigt es. 

Urwahn aus Magdeburg baut von jeher besondere Fahrräder und der Platzhirsch macht da keine Ausnahme: Als Rahmenmaterial kommt Stahl zum Einsatz, die Bikes sind clean gestaltet und fallen mit dem charakteristischen Knick doppelt aus dem Rahmen. Einmal, weil es kein Sattelrohr im eigentlichen Sinne gibt und zum zweiten, weil die Biegung des Urwahn-Rahmens erhöhten Fahrkomfort verheißt. 

 

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Video zum Test des Urwahn Platzhirsch auf dem YoutTube-Kanal von VeloStrom

Urwahn Fairframe 

Urwahn geht mit der Produktion des Rahmens ganz besondere Wege. Heute erscheint Stahl als Rahmenmaterial etwas aus der Mode gekommen. Jedoch bietet Stahl einige Vorteile. Beispielsweise ist er in den Bereichen Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und Recyclingfähigkeit besser als Fahrradrahmen aus Carbonfasern oder Aluminium. Zudem bietet Stahl die Möglichkeit, die Rahmen in Deutschland zu fertigen.  

Bei der Fertigung geht Urwahn auch neue Wege: Durch die Kombination mit dem metallischen 3D-Druck gelang es den Magdeburgern, die Produktion der Rahmen zum einen regional und zum andern bedarfsgerecht auszurichten. Das bedeutet, dass jeder Auftrag „on-demand“ gefertigt werden kann, ohne Einbußen an Qualität oder bei der Individualisierung hinnehmen zu müssen. Während die meisten Fahrradhersteller die Rahmen in Fernost bauen lassen, werden die Stahlrahmen der Urwahn-Bikes in Deutschland gefertigt.

Die Produktionsstätten legt Urwahn dabei offen: 

  • Hannover/Düsseldorf: Rohrstellung und –Zuschnitt 
  • Dresden: 3D-Druck, Rahmenbau und Beschichtung 
  • Waltrop: Zertifizierung 
  • Magdeburg: Elektronische Bestückung, Endmontage und Logistik  

Diesen Prozess will Urwahn stetig weiter verfeinert. Das Ziel ist ein klimaneutrales Unternehmen. Auch wenn zahlreiche Anbau- und Elektronikteile noch aus Fernost kommen, ist Urwahn mit dem Fairframe-Konzept auf dem richtigen Weg. 

Metallischer 3D-Druck 

Das spezielle Rahmendesign ist der ganze Stolz der Fahrradpioniere aus Magdeburg und gibt dem Fairframe sein Gesicht. Aus der Feder vom Gründer Sebastian Meinecke entsprungen, garantiert die innovative Formsprache eine hybride Baustruktur, die sich an die individuellen Wünsche und unterschiedlichen Einsatzgebiete, egal ob Urban, Trekking, Gravel oder Road, anpassen lässt. Ziel ist ein möglichst langfristiger Produktgebrauch mit hoher Anpassbarkeit – der Besitz eines Zweit- oder Drittrades soll nicht mehr notwendig sein. 

Urwahn verbindet beim Rahmen Tradition mit Innovation: Das traditionsreiche Rahmenmaterial Stahl nutzt in wesentlichen Teilen die innovative 3D-Druck Technologie! 

Die 3D-gedruckten Rahmenteile, wie zum Beispiel der Lenkkopfbereich, das Tretlager oder die charakteristische Urwahn-Biegung werden im weiteren Produktionsprozess mit hochwertigen Stahlrohren verbunden und die Fügestellen aufwändig per Hand verschliffen. Das Ergebnis ist ein hochwertiger Fahrradrahmen, der wie aus einem Guss wirkt. 

Stahl flext 

Eine der Hauptvorteile des Rahmenmaterials Stahl ist der sogenannte „Flex“: Im Gegensatz zu hartem und sprödem Aluminium ist Stahl in der Lage, sich bei Belastung in einem weiteren Bereich zu verformen – und danach wieder in seinen Ausgangsform zurückzukehren. Diese Eigenschaft des Stahls macht sich Urwahn gezielt zu Nutze und erhöht den Flex gezielt durch die Biegung im Rahmen. Dadurch soll ein besonders hoher Fahrkomfort entstehen, da kleinere Erschütterungen durch den Rahmen selbst abgefedert werden.  

Wie ausgeprägt der Urwahn-Rahmen, und besonders ab Sekunde 40 der Hinterbau, flext ist in diesem Video gut zu sehen: 

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E-Bike-Antrieb von Mahle 

Als E-Bike-Antrieb des Platzhirsch kommt der MAHLE ebikemotion zum Einsatz. „Der globale Markt für Pedelecs wird sich weiter stark entwickeln. Unser Ziel ist es, unsere Aktivitäten in diesem Bereich weiter auszubauen und uns als Systemanbieter aufzustellen“, sagte Dr. Jörg Stratmann, Vorsitzender der Konzern-Geschäftsführung und CEO des MAHLE Konzerns 2018 zur Übernahme des spanischen E-Bike-Antrieb Herstellers ebikemotion® Technologies. 

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Ein besonderes Merkmal des ebikemotion-Antriebs ist die kompakte und leichte Bauform, die gemeinsam mit Akku und Motorsteuerung besonders unauffällig ins E-Bike integriert werden kann.  

Alle oben genannten Features des Platzhirsch machen das E-Bike für mich zu einem besonders spannenden Testbike. 

Ergibt der Aufwand bei der Fertigung des Bikes und die Auswahl der Komponenten wirklich ein so ein außergewöhnliches E-Bike-Erlebnis ergeben oder sind sie nur Show?   

Urwahn Platzhirsch ausgepackt 

Schon beim “aus-der-Kiste-heben“ fällt mir auf, dass der Platzhirsch ein leichtes E-Bike ist, trotz Schutzblechen, Beleuchtung und Gepäckträger. Nachdem ich den Lenker geradegestellt und die Pedale montiert habe, ist deshalb zuerst das Wiegen dran. Die Anzeige der Waage bleibt bei 15,18 kg stehen – das ist ein sehr guter Wert für ein E-Bike! Vor allem wenn man berücksichtigt, das als Rahmenmaterial Stahl zum Einsatz kommt.  

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Natürlich hat der kleine Akku mit nur 250 Wh Kapazität hat auch seinen Anteil am geringen Gewicht – weniger Zellen ergeben weniger Gewicht – doch macht dieser kleine Akku beim Konzept des Platzhirsch als Bike für den urbanen Einsatz auch Sinn. Urwahn verspricht eine Reichweite von bis zu 80 Kilometern. Das ist allemal ausreichend für die City.  

Ebenfalls zum geringen Gewicht des Urwahn Platzhirsch tragen der wartungsarme Gates-Riemen und die Abwesenheit einer Schaltung bei: Das E-Bike aus Magdeburg ist ein Single-Speed-Bike.  

Das Testbike hat schon einiges mitgemacht, das kann man sehen. Trotzdem macht der Rahmen des Urwahn Platzhirsch optisch einiges her, auch, wenn man den extravaganten Rahmenbogen außen vorlässt. Alle Fügestellen des Rahmens sind sauber verschliffen, der Rahmen wirkt wie aus einem Guß. Die weitestgehend im Rahmen verlegten Züge und Kabel verstärken die elegante Erscheinung zusätzlich – wirklich beeindruckend! 

Ebenfalls beeindruckend ist die Integration der Frontleuchte in den LightSKIN-Lenker. Das hintere Pendant steckt in der Sattelstütze, beide Leuchten sind selbstverständlich StVZO-konform. Am Lenker findet sich noch die Klingel Oi von Knog und das Bedienteil namens iWoc TRIO, das Tastendrücke mit unterschiedlichen Vibrationen bestätigt, das wars. Auf ein Display wird verzichtet. Stattdessen kann ein Smartphone am SP-Connect-Adapter am Vorbau montiert werden. Zusammen mit der Ebikemotion-App dient es als Display und Navigationsgerät.  

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Den Kontakt zum Bike stellen Griffe (GA30 Stealth Edition) und Sattel (SFC30 EVO Gel Stealth Edition) von Ergon her, den zur Straße Terra Speed X Reifen von Continental. Die 35mm breiten, profilierten Gravel-Reifen passen gerade so unter die Alu-Bleche und versprechen den Einsatz des Platzhirsch auch auf ruppigerem Terrain.  

Also dann: Los! 

Ich kann es kaum erwarten, das Urwahn Platzhirsch endlich zu fahren, deshalb installiere ich vorerst mal nicht die App auf dem Smartphone sondern schwinge mich direkt in den Sattel. Die Sitzposition auf dem E-Bike ist durchaus sportlich mit etwas Gewicht auf den Lenkerenden, das fühlt sich schonmal gut an. Beim Losfahren setzt die Unterstützung des ebikemotion-Antriebs sanft ein, obwohl ich die maximale Unterstützungsstufe eingestellt habe.  

In den letzten Jahren habe ich schon viele Bikes unter dem Hintern gehabt, ob Hardtail, Fully, Fatbike – alle mit Alurahmen. Durch meine Testrunde fahre ich jedes Bike auf den gleichen Strecken, was die Vergleichbarkeit einfacher macht. Bei diesem Test ist die Vergleichbarkeit noch besser gegeben: Denn das letzte Test-E-Bike war das Simply von Friday-Bikes, ebenfalls ein Single-Speed-E-Bike mit Gates-Riemen – jedoch mit Alu-Rahmen. 

Mein Hauptaugenmerkt bei dieser ersten Ausfahrt mit dem Platzhirsch auf der Testrunde liegt auf dem Verhalten des Rahmens. Wird sich das fehlende Sattelrohr bei der Stabilität bemerkbar machen und wie sehr flext der Rahmen wirklich – trotz maximalem Luftdruck auf den Contis? 

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Schon bei den ersten kleineren Aufbrüchen fühle ich den Unterschied. Die Erschütterungen sind bei weitem nicht so hart und ausgeprägt wie bei Alurahmen-Bikes, gerade an der Hinterhand wirkt es deutlich komfortabler. Auf der geschwungenen Brückenabfahrt mit gutem Asphalt fällt mir die Handlichkeit des Platzhirsch auf, leichtfüßig lässt sich die Richtung wechseln, das E-Bike fühlt sich sicher an.  

Etwas vom Schwung kann ich in der folgenden scharfen Rechtskurve mitnehmen, bevor es eine längere sanfte Steigung hinaufgeht. Der Wirtschaftsweg ist von Aufbrüchen, Schlaglöchern und Flickstellen übersäht und damit ideal, um den Komfort eines E-Bikes zu beurteilen. Auch hier fühlt sich der Platzhirsch wesentlich komfortabler an als ein ungefedertes E-Bike mit Alurahmen. Natürlich nicht so komfortabel wie ein E-Bike-Fully, aber das Rahmenmaterial Stahl zeigt hier ganz deutlich was es an Vorteilen zu bieten hat. 

Eindrücke vom ebikemotion-Antrieb 

Als die Strecke wieder ebener wird wechsle ich die Fahrstufe auf die mittlere, was das iWoc TRIO-Bedienteil mit einem sanften vibrieren quittiert. Kurz wechselt die eingebaute LED die Farbe von rot nach orange und schon ist das Bedienteil wieder so unauffällig wie vorher. Da ich ohne Smartphone am Lenker mit dem  Urwahn Platzhirsch unterwegs bin kann ich mich ganz auf das Fahrgefühl konzentrieren, zumal auch keine Schaltung Konzentration fordert.  

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Der ebikemotion-Antrieb ist ein fast schon klassisch zu nennender E-Bike-Hinterradnabenmotor. Seine Vorteile sind die geringe Baugröße und, damit einhergehend, ein geringes Gewicht. Trotzdem bietet der E-Bike-Antrieb ein Drehmoment von 40 Nm. Angesichts der Drehmomentangaben von 90 Nm und mehr von E-Bike-Tretlagerantrieben wirkt das fast schon bescheiden. Doch die reine Zahl täuscht.  

Denn von den 90 Nm eines Mittelmotors gehen auf dem Weg vom Getriebe des Antriebs über die Kette und die Hinterradschaltung auf die Straße einige Newtonmeter verloren. Beim Hinterradnabenmotor hingegen wird das Drehmoment direkt über die Speichen auf die Straße gebracht.  

Die Abstimmung des Antriebs ist Mahle gut gelungen, der Antrieb reagiert spontan, aber auch in der höchsten Unterstützungsstufe nicht giftig, das Fahren fühlt sich sehr harmonisch an. Zudem ist der Motor angenehm leise und hält sich so dezent im Hintergrund. Durch die feste Übersetzung (60 vorne, 20 hinten) ergibt sich bei rund 25 km/h eine relativ niedrige, aber für mich noch angenehme Kadenz von ca. 69.

Trotz des E-Antriebs musste ich bei der Auffahrt zur anfangs genannten Brücke aus dem Sattel, aber das habe ich bei einem Single-Speed auch nicht anders erwartet. Jedoch bleibt das Fahrgefühl auch im Wiegetritt sehr nah am natürlichen Treten ohne E-Unterstützung dran. Die Unterstützungsregelung erfolgt sehr feinfühlig anhand der eingebrachten Trittkraft, ohne dass der Antrieb “nachschubst”, wenn man aufhört zu treten.  

Gravel? Gravel! 

Auf meiner Testrunde gibt es ein kurzes parallel verlaufendes, ungefestigtes Wegstück durch ein kleines Wäldchen. Die auf dem Urwahn aufgezogenen Terra Speed X Gravel-Reifen von Continental verführen mich mit dem deutlichen Profil ausnahmsweise eben diese Wegstrecke zu nehmen. Mit einem breiten Grinsen biege ich also in den schmalen, gewundenen Pfad ab und nach wenigen Metern bin ich im Wald.  

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Auf dem Weg zeigen die Reifen eine gute Traktion und der Rahmen einmal mehr, was er an Dämpfungsreserven bietet. Wie gesagt, das Urwahn es ist kein Fully, aber die Unebenheiten finden deutlich gedämpft den Weg zu den Kontaktpunkten. Einen Anteil am komfortablen Fahrgefühl haben sicherlich auch die Gel-Komponenten im SFC30 Sattel von Ergon. 

Das Gesamtkonzept aus handlicher Geometrie, sensibel reagierendem Antrieb und komfortabel flexendem Stahlrahmen ergibt eine E-Bike, das auf dem schmalen, singletrack-ähnlichen Waldweg enorm viel Spaß macht. So viel Spaß, dass das Urwan Platzhirsch seinem Namen alle Ehre macht und ich mächtig in die Pedale trete. 

Kurz hinter einer zackigen Kurve liegt ein Baumstamm quer über dem Weg! Die gut dosierbaren und kraftvollen Shimano-Scheibenbremsen bringen die Fuhre aber sicher zum Stehen, die Steckachse vorne hat sicher auch einen großen Anteil an der stabilen Bremsperformance. Nach kurzer Begutachtung ist klar: Den Baum kann ich alleine nicht auf die Seite heben, also muss ich das E-Bike drüber heben. Dank des geringen Gewichts ist das kein Problem, als ich mich wieder in die griffigen Pedale schwinge, fühle ich mich einen kurzen Moment wie ein Cyclocrosser.  

Kurz nach dieser Episode trifft der Waldweg wieder auf meine Hauptstrecke und ich male mir aus, wie prima sich das Urwahn Platzhirsch mit passenden Taschen zum Bikepacking eignen würde. Um die Reichweite des Antriebs zu erhöhen könnte man ja den optionalen Zusatzakku einsetzen. Der bietet mit 208 Wh nochmal bis zu 60 km Reichweite. Zusammen mit dem Hauptakku wären das dann theoretische 140 km, von denen in der Praxis 80 bis 100 km übrigbleiben dürften. Das sollte doch reichen! Wie ich später aus für gewöhnlich gut informierten Kreisen erfahre, plant Urwahn schon ein Bike für diesen Einsatz, zu dem es schon in den nächsten Monaten Einzelheiten geben wird. 

EBikemotion App 

Wieder zu Hause hänge ich das Platzhirsch erstmal an den Strom. Auch wenn diese kurze Runde von rund 20 km den Akku nicht sonderlich belastet hat, will ich morgen mit dem Bike lieber mit vollem Akku ins Büro pendeln. Der Akku ist im Rahmen verbaut, er kann über eine Öffnung im unteren Tretlagerbereich gewartet werden. Sehr viel besser als bei der Bosch-Gummiabdeckung ist die Gummiabdeckung der Ladebuchse beim Urwahn gelungen. Die Handhabung ist prima, Öffnen und Schließen klappt problemlos und ganz ohne Fummelei. So muss das sein. 

Danach installiere ich die ebikemotion-App auf dem Smartphone und bin überrascht von der Informationsvielfalt! Auch navigieren kann man mit dem Dashboard. Dank des SP-Connect Adapters ist das Smartphone einfach und schnell im Sichtbereich auf dem Vorbau montiert, nur gut, dass das Display so groß ist! Erstaunlich schnell erfolgt auch die Koppelung mit dem Bike. Ich bin gespannt auf die morgige Fahrt ins Büro. 

Urwahn Platzhirsch im Commuting-Mode 

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Als begeisterter Radpendler freue ich mich über die am Testbike montierten Schutzbleche, die Lampen und vor allem den stabilen Gepäckträger von Tubus, der bis 20 kg trägt. Weniger begeistert bin ich vom fehlenden Seitenständer. Unsportlich hin und optisch problematisch her: Das nicht vorhandene Teil macht schon den morgendlichen Stop beim Bäcker schwieriger als es sein müsste. 

Es ist morgens schon wieder dunkler, und so zeigt sich die lenkerintegrierte Leuchte, die mit einem Druck auf das iWoc TRIO-Bedienteil eingeschaltet wird, von ihrer überraschend hellen Seite. Diese Lichtausbeute hätte ich nicht erwartet!  

Das Handling des Platzhirsch ist, trotz der einseitig eingehängten Tasche, kaum beeinträchtigt. Das zeigt, dass der Träger ohne Abstützung zum Sattelrohr stabil genug ist. Denn diese Abstützung wurde das Flexen der charakteristischen Urwahn-Biegung des Rahmens stark beeinträchtigen.  

Dank des Dashboards auf dem Vorbau kann ich heute meine Fahrwerte checken. Dabei stelle ich fest, dass der Antrieb an der Abriegelgrenze sanft ausläuft und bei Unterschreiten der Grenze wieder ebenso sanft einsetzt. Und ich bemerke, dass die Vielfalt der Infos der App meine Aufmerksamkeit stark bindet. Das würde sicher bei mehrmaligem Einsatz besser, aber irgendwie verringert die App den Charme des single-Speed-Fahrens.  

Vorerst bleibt sie aber drauf, denn ich bin gespannt, wie schnell das Urwahn bergab wird – und natürlich auch, wie sich das Fahrverhalten darstellt.Auf meiner täglichen Gefällstrecke erreiche ich mit dem Urwahn  Platzhirsch knapp 40 km, in der Rechtskurve bleibt es trotz der einseitig aufgehängten Tasche stabil und lässt sich vor der späteren Links mit den Shimano-Bremsen kräftig und gut dosierbar zusammenbremsen. Dabei wird die Hinterhand wegen der dynamischen Radlastverteilung natürlich etwas leichter, dank der Tasche am Gepäckträger bleibt das aber ohne schädliche Auswirkungen.

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Durch die kurze Senke mit direkt  darauffolgender, steiler Auffahrt im Wiegetritt auf eine Brücke lässt sich das Urwahn Platzhirsch stabil dirigieren. Top, das macht jede Menge Spaß und zaubert schon morgens ein breites Grinsen ins Gesicht! 

An die Brückenüberfahrt schließt sich ein längeres Stück Radweg mit wunderbar glattem Asphalt an – ideal um zu schauen, was beim Urwahn  Platzhirsch aus eigener Kraft oberhalb der Unterstützungsrenze geht.

Wie gesagt läuft die Unterstützung oben heraus sanft aus, das e-Bike lässt sich aber auch darüber noch gut beschleunigen. Letztendlich setzt die für mich auf Dauer zu hohe Kadenz von etwa 100 bei knapp 40 km/h auf der Ebene die Grenze. Mit etwas Training ginge da sicher noch mehr, doch aktuell ist da nach vielleicht hundert Metern für mich Schluss. Und außerdem ist das Bike in der Konfiguration ja kein Rennrad.

Vorm Büro habe ich mit dem fehlenden Seitenständer kein großes Problem, da ich das E-Bike anlehnen kann, trotzdem wurde es mit einer Parkstütze sicher mit weniger Kratzer am Rahmen abgehen. 

Auf dem Heimweg wird die morgentliche Gefällestrecke zur Steigung, die ich mit einem Single-Speed-Bike auch mit E-Antrieb natürlich nur im Wiegetritt bewältigen kann. Beeindruckend ist dabei aber, wie gut das grundsätzlich klappt. Deutlich wird aber auch, dass ein Mittelmotor hier mehr bringen kann. Die gute Sensorik des Antriebs macht da einiges wett, dafür wäre ein E-Bike mit Mittelmotor aber teils deutlich schwerer. Hier muss jeder nach persönlicher Situation entscheiden. 

Fazit 

Das Urwahn Platzhirsch ist nicht nur durch die Rahmenform, sondern auch durch das Fairframe-Konzept sowie die weitgehende Fertigung und Wertschöpfung regional in Deutschland ein ganz besonderes E-Bike. Mich begeistert vor allem die Tatsache, dass der Rahmenschwung und das fehlende Sattelrohr nicht nur optische Gimmicks sind, sondern die dämpfenden Eigenschaften des Stahlrahmens damit unterstütz werden.  

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Bis auf die fehlende Parkstütze, für die aber schon Abhilfe geplant ist, ist die Ausstattung mit Licht, Schutzblechen und Gepäckträger absolut alltags– und pendlertauglich. Doch das E-Bike kann noch mehr. Dank der grobstolligen Gravel-Bereifung nimmt es das Urwahn Platzhirsch auch mit ruppigeren Straßen oder unbefestigten Wegen auf. Mit dem passenden Zubehör würde sich das E-Bike auch prima zum Bikepacking  eignen. 

Der Preis von aktuell ab rund 4.500 € macht das Urwahn Platzhirsch sicher nicht zu einem Schnäppchen. Es ist aber ein im wahrsten Sinne preiswertes E-Bike. Eines, dass ich mir selbst in die Garage stellen würde. 

Mehr zum Bike gibt es online unter https://www.urwahnbikes.com/

Transparenzhinweis: Das Platzhirsch wurde von Urwahn für den Test kostenfrei und ohne Vorgaben zur Verfügung gestellt,.

[Text:[at], Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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2 Kommentare

  1. Hallo, sehr interessanter Bericht, das Bike scheint wirklich Spass zu machen!
    Wie schauts mit Rekuperation aus, die dank Nabenantrieb möglich wär?
    Und gibts das Bike auch als S-Ped? Reicht hierfür der Akku für sinnvolle Reichweite?
    Liebe Grüsse, Lukas

    1. Hallo Lukas,
      danke für deinen Kommentar. Es freut mich sehr dass dir der Bericht gefällt.
      Die Rekuperation ist beim Platzhirsch nicht möglich, da hier ein Nabenantrieb mit Getriebe und Freilauf zum Einsatz kommt. Rekuperieren klappt nur bei einem getriebelosen Hinterradnabenantrieb. Beispielsweise bei dem von Stromer oder Qwic. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, das die Rekuperation bei großen Akkus keinen signifikanten Reichweitengewinn bringt. Zumal die deutsche Regelung, das ein e-Antrieb beim Pedelec bei 25 km/h abschalten muss, auch für Bergabfahrten mit Rekuperation gilt.
      Als S-Pedelec ist das Platzhirsch aktuell nicht verfügbar, ob das in der Planung ist kann ich nicht sagen. Ob die Akkugröße beim Platzhirsch eine sinnvolle Reichweite erlaubt hängt natürlich stark davon ab, was für den einzelnen sinnvoll ist. Wenn sich deine Frage auf die Reichweite als S-Pedelec bezieht kann ich dir hier eine grobe Richtschnur geben: Mit dem S-Pedelec von Stevens komme ich mit dem 500 Wh-Akku im Winter gerade so 30 km weit.

      Gruß
      Alex

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