Radtouren-Nordfriesland: Von Deichen, Businessplänen, Kontaktbeschränkungen und Presseartikeln.
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Radtouren Nordfriesland: So fing alles an
Das Versprechen löst sie heute ein:
„Unser Angebot an geführten Radtouren für 2020 stand bereits im Januar. Denn es ist wichtig mit einem touristischen Programm frühzeitig zu erscheinen. Immerhin informieren sich die Besucher auch meistens rechtzeitig. Dass dieses Angebot letztendlich hinfällig war, das konnte im Januar noch keiner ahnen.
Wir haben uns hier im nördlichen Nordfriesland dafür entschieden, unsere Radtouren von vier festen Standorten aus zu beginnen, wobei Dagebüll, direkt am Weltnaturerbe Wattenmeer gelegen, sicherlich der bekannteste von allen ist. Es gibt hier zwar einige ausgeschilderte Radrouten, da ist es aber wie fast überall: Die Ausschilderung könnte besser sein. Weiter führt noch der Nordseeküstenradweg an unserer Haustür vorbei.
Es ist also schon ein Radreiseland. Nur eben bislang völlig unentdeckt und unterschätzt. Einzelne Unternehmen haben Nordfriesland bereits im Reiseangebot aufgenommen, von der einzigartigen Schönheit auf dem Festland bleibt den Gästen aber vieles verborgen, weil man sich grundsätzlich nur auf die Inseln und Halligen konzentriert. Reisen werden viel zu häufig nicht vor Ort konzipiert.
Wir finden das unglaublich schade, denn das Hinterland hat so viele Naturschönheiten zu entdecken. Auch hier stehen unzählige Reetdachhäuser, gibt es beste Kulinarik. Und wo bitte schön kann man schon direkt auf dem Meeresboden radeln?
Im Januar 2020 sind wir bereits ins Partnerprogramm des Nationalpark Wattenmeer aufgenommen worden, was für uns eine echte Herzensangelegenheit ist. Unsere Küste, das Land und seine tierischen Bewohner zu schützen und unseren Gästen die Wichtigkeit dieses Ökosystems zu vermitteln, das tun wir mit großer Leidenschaft.
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Weitere InformationenHerzstück „Schimmelreiter-Tour“
Die „Schimmelreiter-Tour“ ist das Herzstück unserer Angebote, denn sie umfasst alles, was wir hier zu bieten haben. Wattenmeer, Kultur, Natur und Kulinarik. Sie wird von Dagebüll aus gestartet und führt dann als erstes ins Hinterland. Dorthin, wo die Landschaft für Theodor Storm als Vorlage für seine Novelle diente und wo Hans Momsen gewohnt hat.
Momsen wurde in Fahretoft unweit von Dagebüll geboren. Er war Landwirt, Mathematiker und Astronom und tritt im „Schimmelreiter“ als Randfigur auf. Sein Charakter soll aber für den Protagonisten Hauke Haien als Vorlage gedient haben. Das „Hans-Momsen-Haus“ ist heute ein kleines Museum und gegenüber auf dem Fahretofter Friedhof fand er seine letzte Ruhestätte.
Unser Weg führt uns an der Peterswarft vorbei, wo ein „Schimmelreiter-Film“ in den 1980-er Jahren gedreht wurde, bis hin zum Hauke-Haien-Koog. Ein Vogelschutzgebiet unweit der Nordsee gelegen, dass jedes Jahr unzählige Ornithologen aus dem In- uns Ausland anzieht. Zwischendurch gibt es von uns noch zahlreiche Informationen und Anekdoten.
Unser Programm ist professionell ausgearbeitet und pro Tour benötigen wir einige Wochen, bevor sie wirklich so ist, dass sie uns gefällt, für Gäste viel Spannendes bietet und mit vielen eventuellen Partnern (Hofcafés etc.) alles abgesprochen ist. Uns ist es wichtig, die Schönheiten der Natur zu zeigen und den Blick dafür zu schärfen. Denn bei uns schaut man gerne in die Weite, aber selten direkt vor sich. Und da gibt es so viel zu entdecken.
Nachdem Corona unseren Start etwas verzögert hat, haben wir Anfang Juni unsere Touren aufgenommen.
Lediglich die „Föhr-Rundfahrt“ und die „Nordfriesische-Leckereien-Tour“ haben wir am Anfang nicht stattfinden lassen, weil wir auf einer vollen Fähre oder kleinen Hofläden den Abstand nicht einhalten konnten.
Von Anfang an haben wir eine Vermarktungsstrategie gehabt, die uns als „Neulinge“ in Nordfriesland schnell einen guten Bekanntheitsgrad gebracht hat. Zusätzlich haben wir mit allen Tourismusbüros Kontakt aufgenommen und unsere Flyer und Plakate an gut 300 Ferienhausbesitzer in der Region geschickt. Ein einheitliches „Corporate Identity“ und toll layoutete Printmedien waren uns von Anfang an sehr wichtig.
Die regionale Presse wurde aufmerksam und hat uns mit einem ausführlichen Artikel unterstützt. In den sozialen Netzwerken sind wir sehr aktiv und haben dort in kurzer Zeit eine große Fangemeinde aufgebaut.
Das alles war wirklich wichtig und hat dazu geführt, dass wir in unserer ersten Saison viele tolle Touren durchführen konnten. Eine Frage erreichte uns jedoch fast täglich: „Habt ihr auch Mieträder?“
Nein. Haben wir nicht. Noch nicht. Aber nächstes Jahr.
Denn an unserer Idee haben wir ja schon einige Monate verbracht. Uns war immer wichtig, dass wenn wir etwas machen, es richtig machen. Richtig groß, aber auch richtig professionell und nicht irgendwo im Hinterhof oder in der Garage. Wir möchten Menschen dazu bewegen, hier das Fahrrad zu nehmen. Die Wege sind kurz und man hat von den meisten Ferienorten die Möglichkeit mit dem Rad einkaufen zu fahren. Eigentlich benötigt man hier gar kein Auto, denn selbst Dagebüll kann man mit dem InterCity von vielen Großstädten aus erreichen.
Monatelang haben wir am Küchentisch gerechnet, verrückte Ideen ausgearbeitet und wieder verworfen, Planungen erstellt. Wenn eine Frage beantwortet war, dann hatten wir zehn neue Fragen. Welche Räder wollen wir nehmen? Wo bieten wir Radtouren an? Wo soll unser Geschäft (Heimathafen) liegen? Schaffen wir es alleine oder wie viele Angestellte benötigen wir? Liefern wir? Wenn ja, dann benötigen wir einen Lieferwagen. Und so weiter… Alleine für die korrekten Zahlen war es notwendig, unsere Radtouren für die nächsten fünf Jahre zu benennen. Also wo welche Touren stattfinden und wie viele Teilnehmer wir erwarten. Heute und in vier Jahren. Ja. Das hat uns sehr viel Nerven gekostet und sehr viel Zeit und Fleiß. Am Ende umfasste unser Businessplan knapp 100 Seiten.
Ja, so ein Plan ist natürlich auch für die Bank, denn in den Dimensionen, in denen wir gedacht haben, da benötigen wir starke Partner an der Seite. Was aber immer gerne vergessen wird ist, dass ein Businessplan auch für einen selber immens wichtig ist. Es ist der rote Faden, an dem man sich während der Gründungsphase halten kann, um nicht ins Schleudern zu kommen. Und um zu schauen, ob man jederzeit auf Kurs ist. Wir sind sehr glücklich und auch stolz, dass wir viel Zeit investiert haben, denn jetzt profitieren wir von unserem Plan, ohne uns zu verheddern.
Mit unserer Vision haben wir die Bank überzeugt uns zu begleiten. Im März, mitten im Lockdown, haben wir die erste Zusage erhalten. Das hat uns unglaublich motiviert und wir konnten so auch die Zeit nutzen, weiter an unseren Ideen zu feilen. Da Björn zuhause bleiben musste, haben wir so eigentlich gemeinsame Zeit geschenkt bekommen und konnten mit doppelter Power an unserer Vision weiterarbeiten.
In der nächsten Folge verraten wir euch, welche Radmarke wir für unsere Räder ausgesucht haben und wie unser erster Sommer verlaufen ist.
Viele Grüße von der Nordsee!“
[Text & Fotos: Bürte Lachenmann, radtouren-nordfriesland.de]
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