Fahrradteile, egal ob Komponenten oder Zubehör, verschleißen über die Jahre. Als Folge müssen sie ausgetauscht werden. Doch dann stellt sich die Frage: Wohin mit den alten Sachen?
Viele Fahrradprodukte dürfen nämlich im Hausmüll gar nicht entsorgt werden. Der pressedienst-fahrrad gibt einen Überblick über die richtige Entsorgung einiger elementarer Produkte.
(pd‑f/tg) Bei so gut wie jedem Fahrradreifen ist irgendwann die Luft raus. Und wenn alles Flicken nicht mehr hilft, muss ein neuer Schlauch her. Den alten Schlauch im Hausmüll zu entsorgen, bietet sich als naheliegende Möglichkeit an – und das ist auch legal.
Neue Luft in alten Schläuchen
Da jedoch die Produktion des Schlauchmaterials Butyl ressourcenaufwendig ist, geht das Wegwerfen in der heimischen Tonne stark auf Kosten der Umwelt. Reifenspezialist Schwalbe hat deshalb als einziger Fahrradreifenproduzent bereits 2015 ein spezielles Recycling-Konzept entwickelt, das Ende 2020 sogar mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. Radfahrer:innen können den kaputten Schlauch einfach und kostenfrei im nächsten Fahrradladen abgeben, von wo aus die alten Produkte an Schwalbe weitergeschickt werden. Über fünf Millionen Schläuche sollen so bereits einem vollständigen Recycling-Kreislauf zugefügt worden sein, ohne Abfall zu hinterlassen.
„Wir wollen die Anzahl eingesammelter und recycelter Schläuche aber noch steigern“, sagt Sebastian Bogdahn, der sich als Sustainability-Manager bei Schwalbe intensiv mit dem Thema befasst.
Durch den Recycling-Prozess, der in einem Werk in Indonesien durchgeführt wird, werden etwa 80 Prozent der Energie eingespart, die für die Herstellung der gleichen Menge an neuem Butyl benötigt würde.
„Unsere Standardschläuche bestehen mittlerweile aus rund 20 Prozent recyceltem Rohstoff. Die 20 Prozent an Recycling-Material sind nach derzeitigem Stand der Technik schon das Maximum, über dem es dann tatsächlich zu negativen Auswirkungen auf die Performance der Schläuche kommen würde“, erklärt Bogdahn.
Neben dem Recycling von Schläuchen stehen im Hause Schwalbe eine Reihe weiterer Nachhaltigkeitsprojekte auf der Agenda, die zum ganzheitlichen Fortschritt in Richtung Kreislaufwirtschaft beitragen sollen. Dabei stellt vor allem das Recycling von Fahrradreifen eine große Herausforderung dar. Zwar gebe es unterschiedliche Möglichkeiten zum Up- und Downcycling von Fahrradreifen, beispielsweise werden Taschen geschneidert oder das Granulat auf Sportplätzen verwendet, aber ein Materialkreislauf sei noch nicht möglich, wie Bogdahn betont: „Die Schwierigkeit liegt dabei vor allem in der Vielzahl unterschiedlicher Reifen und deren Materialmix.“ Daher ist die Entsorgung über den Hausmüll derzeit die einzige Möglichkeit – auch wenn es weh tut. Aber wir arbeiten an einer Lösung.“
Kette ist Schrott, Carbon Sondermüll
Ein weiteres bekanntes Verschleißteil ist die Fahrradkette. „Eine verschlissene Kette kann nicht wiederaufbereitet werden“, weiß Martin Buchta, Pressesprecher bei Messingschlager, dem Importeur von Fahrradketten der Firma KMC. Da Ketten aber aus Stahl bestehen, müssen sie als Altmetall entsorgt werden und finden so wieder den Weg zurück in den Wertstoffkreislauf. Problematisch findet Buchta allerdings, dass neue Ketten auf das passende Maß gekürzt werden müssen: „Dabei wandern nicht selten vier bis zehn neuwertige Kettenglieder in den Schrott.“ Als Lösung hat KMC für manche Kettenmodelle eine 50-Meter-Rolle im Angebot, damit Fahrradmonteur:innen die Ketten auf die passende Länge angleichen können. „So wird unnötiger Abfall vermieden“, ist sich Buchta sicher.
Als langlebige und nachhaltige Alternative zur Kette hat sich mittlerweile der Riemenantrieb etabliert. „Ein Riemen hält zweieinhalb bis dreimal länger als eine handelsübliche Fahrradkette. Dadurch fällt auch weniger Abfall an“, sagt Jens Küchler vom Riemenantriebshersteller Gates. Steht allerdings ein Austausch bevor, ist der alte Riemen durch seinen Carbonanteil als Sondermüll zu behandeln.
Alle Teile, bei denen Carbon als Werkstoff verbaut ist, also auch leichte Carbonlenker, ‑laufräder oder ‑sättel, dürfen bei der Entsorgung weder deponiert noch verbrannt werden. „Die Sondermüllabgabe, beispielsweise am Wertstoffhof, ist aktuell die beste Möglichkeit für Carbonprodukte“, so Küchler.
Recycling-Angebote gebe es zwar, aber noch deutlich zu wenig. „Der Prozess der Wiedergewinnung ist aufwendig und oft entsprechen die Materialeigenschaften der recycelten Carbonfasern nicht denen von Neufasern. Dies beschränkt die Möglichkeiten der Wiederverwendung und wirkt sich somit negativ auf die Marktakzeptanz aus, weshalb derartige Verfahren derzeit noch unwirtschaftlich sind“, erklärt Küchler. Dennoch denkt er, dass der Recycling-Markt – auch aufgrund der wachsenden Abfallmengen an Carbon aus der Fahrradindustrie – in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen wird.
Spenden statt wegwerfen
Nachhaltigkeit und Recycling spielen in der Bekleidungsbranche schon seit längerem eine wichtige Rolle. Ein bekanntes Beispiel ist der Outdoor- und Bike-Bekleidungsausrüster Vaude vom Bodensee. „Für uns steht ein langer Lebenszyklus der Produkte im Vordergrund. Um das zu erreichen, haben wir verschiedene Maßnahmen ergriffen, damit Kund:innen ihre Fahrradbekleidung nicht gleich wegwerfen müssen“, so Pressesprecherin Anna Rechtern.
Bereits bei der Produktion achtet das Unternehmen darauf, Umweltbelastungen zu vermeiden. Dazu zählt beispielsweise die Nutzung von recycelbaren Materialien wie Kaffeesatz oder Fischernetzen, die z. B. in Radhosen zum Einsatz kommen.
Der Hersteller unterhält außerdem einen eigenen Ebay-Shop, um den Kund:innen einen einfachen Wiederverkauf benutzter Kleidung zu ermöglichen. Zudem wird mit der gemeinnützigen Altkleidersammlung Fairwertung kooperiert, die mit den gespendeten Bekleidungsstücken soziale Projekte unterstützt. „Um Müll zu vermeiden, gibt es viele Lösungsansätze – Upcycling ist unter anderem auch eine tolle Alternative zum Wegwerfen“, sagt Rechtern.
Fahrradtaschen nicht in den Hausmüll
Für das Einsparen von Ressourcen durch die Nutzung hochwertiger und langlebiger Materialien macht sich auch Taschenproduzent Ortlieb stark.
„Es ist keine Seltenheit, dass unsere Taschen über 20 Jahre lang im Dauereinsatz genutzt werden und dann immer noch komplett wasserdicht sind. Das ist aus unserer Sicht nachhaltiger, als ständig eine neue kaufen zu müssen. Deswegen bieten wir auch einen umfassenden Reparatur- und Umrüstservice an“, sagt Pressesprecher Peter Wöstmann.
Ortlieb bietet neben vielen PVC-freien Taschen weiterhin Teile der Kollektion mit einer PVC-Beschichtung an. Diese sind zwar äußerst langlebig, deren Entsorgung ist aber noch eine Schwachstelle in puncto Nachhaltigkeit. PVC darf in Deutschland nicht deponiert werden, da geringe Mengen an Weichmachern ins Grundwasser gelangen könnten. Bei der Müllverbrennung können giftige Dioxine entstehen, was jedoch durch gute Verbrennungsführung und moderne Abgasreinigung vermieden wird.
„Ausrangierte Fahrradtaschen haben deshalb im Hausmüll nichts verloren“, warnt Wöstmann. Er rät dazu, alte Fahrradtaschen direkt beim Hersteller abzugeben, der sich um die Zerlegung und richtige Entsorgung kümmert. Um ökologische Risiken bei der Herstellung und Entsorgung möglichst auszuschließen, lässt Ortlieb sein PVC-Gewebe in Europa produzieren. Die Weichmacher stammen aus Deutschland.
Kunststoffe wiederaufbereiten
Auch beim Luftpumpen- und Schutzblechhersteller SKS Germany achtet man darauf, dass die Produkte lange im Einsatz sind und somit eine erhöhte Nachhaltigkeit bieten. Dafür wird eine große Auswahl an Ersatzteilen angeboten. Außerdem werden recyclingfähige thermoplastische Kunststoffe verarbeitet. Diese könnten bei entsprechender Wärmezufuhr eingeschmolzen und neu geformt werden, wie Pressesprecherin Beatrix Collins betont. Defekte Luftpumpen und Schutzbleche sollten beim Recyclinghof abgegeben werden.
„Einige unserer Produkte können auch in Einzelteile zerlegt werden, um sie dann in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen. Aus diesem Grund sind die Kunststoffteile, wenn es die Größe erlaubt, mit einer Materialkennung versehen, sodass sie als Reststoff verwertet und recycelt werden können“, erläutert Collins. Mit dem gewonnenen Recycling-Granulat wird wiederum die Herstellung neuer Produkte ermöglicht.
Gesetzliche Regelung bei E‑Bike-Akkus
Viele Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit sind aktuell noch freiwillig und basieren auf der Initiative einzelner Firmen. Gesetzliche Regelungen gibt es hingegen bei der Rücknahme von schwächelnden E‑Bike-Akkus. Die Produkte fallen unter das Batteriegesetz, kurz: BattG. Darin ist geregelt, dass E‑Biker:innen die gebrauchten Akkus im Fachhandel oder bei Online-Plattformen zurückgeben müssen.
„Alternativ bietet sich auch eine Abgabe bei Sammelstellen wie kommunalen Wertstoffhöfen an. Eine eigenständige Entsorgung im Hausmüll ist wie bei allen Batterien verboten“, erklärt Thomas Leicht, Leiter des Geschäftsfeldes E‑Bike-Antriebe bei Brose.
Der Hersteller hat seit letzter Saison ein eigenes Akku-Pack im Angebot. Die Regelung soll sicherstellen, dass die wertvollen Rohstoffe der Akkus wie Lithium, Nickel oder Kobalt recycelt werden und somit weiterhin im Rohstoffkreislauf vorhanden sind. „Alte Akkus einfach wegzuwerfen oder zuhause liegen zu lassen, ist ein falscher Weg. Ein fachgerechtes Recycling hilft, wichtige Rohstoffe wieder nutzbar zu machen und Sicherheitsrisiken, die von ausgedienten Akkus bei falscher Handhabung oder Lagerung ausgehen können, zu vermeiden“, so Leicht weiter.
Scheinwerfer für den Kompost
Das Thema Recycling treibt aktuell auch die Verantwortlichen beim Lichtspezialisten Busch & Müller um. Alte Fahrradscheinwerfer zählen als Elektroschrott und müssen über die entsprechenden Sammelstellen entsorgt werden. Alternativ bietet sich aber auch an, den Scheinwerfer zu zerlegen und entsprechend seiner Bestandteile zu entsorgen. So könnte beispielsweise das Gehäuse des Plastiks wiederverwertet werden.
„Wenn der Rückversand und die Wiederaufbereitung mehr CO2 verursachen als die Entsorgung, muss man sich überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist. Das ist kein einfaches Thema“, erklärt Pressesprecher Sebastian Göttling. Der Lichthersteller geht deshalb noch einen anderen Weg: Der neue Scheinwerfer „IQ-XS friendly“ besteht aus einem 100 Prozent kompostierbaren Kunststoffgehäuse. „Nach drei Jahren ist das mineralölfreie Gehäuse komplett verrottet, bei Industriekompostern sogar schneller“, sagt Göttling.
Fahrradhelme nicht in den gelben Sack
Fahrradhelme sollten hingegen über den Hausmüll oder den Recyclinghof entsorgt werden. Wenn sie ein integriertes Rücklicht haben, ist es Sondermüll, da Rücklicht und Batterie separat zu entsorgen sind. Das steht auch in der Anleitung.
In der gelben Tonne oder im gelben Sack hat ein Fahrradhelm hingegen nichts verloren, obwohl er einen hohen Styroporanteil hat. Gleiches gilt für nicht mehr benutzbare Fahrradairbags von Hövding, die ebenfalls zum Recyclinghof zu bringen sind.
[Text & Fotos: s. Vermerk im Foto]
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Kapitel 2: Die billigen Standard-Ketten waren schon mit dem Kauf schrottig und passten nur halbwegs gut auf erneuerte Zahnblätter, sie hielten nur 400km über viele sandige Wege der Südheide bis zur Ostsee. Zurück dann mit etlichen Kettensprüngen. Wer suchet, der findet zuweilen: damals kein Hit wg. hohem Preis die verstärkte Kette von ROHLOFF, die auch CAMPAGNOLO bezog. Standzeiten: irgendwie 3 Heide-Fahrten + Dänemark inkl. ca. 13.000km. Die Zähne der CAMPA-Blätter waren spitz, ohne dass die Kette jemals sprang noch unwillig war, geschaltet zu werden.
Kapitel 1 bestätigt mir, dass und warum ich kein SCHWALBE-Produkt an meine Räder ranlasse: Defekte im Material waren damals üblich und geschahen monatlich, auf RadReisen wöchentlich bis zu fehlerhaften Reifen-Maßen (Mantel fiel bei Montage von Felge und ließ sich nicht ohne Schlag zentrisch spannen), vollmundig propagiertem Pannenschutz, der nur minimalistisch existiert, als ich alle meine Reifen mit Blechschere aufschnitt, um das einvulkanisierte Pannenschutzband zu suchen, worauf mir SCHWALBE jeglichen Service (Erklärung, Info, etc.) verweigerte. Höhepunkt war schließlich: Ein Radler ließ seinen geplatzten Mantel (!), der nurmehr ein Band war, mitten auf der Straße liegen.
Sehr interessanter Artikel, Radfahren wird ja auch oft aus Umweltgründen als Alternative zum Autofahren gemacht. Schön, dass es einige Firmen gibt, die auch bei Radzubehör darauf achten, dass der negative Einfluss auf dir Umwelt relativ gering bleibt.
Zum Thema Helme wollte ich noch ergänzen, dass der Hersteller Urge Fahrradhelme aus recycelten Materialien herstellt, gerade Helme sind ja durch das Styropor nicht sehr umweltfreundlich.
Hallo Peter,
danke für deinen Kommentar, freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt!
Der Hinweis auf URGE ist super! Den Hersteller kannte ich bisher tatsächlich nicht. Das Konzept dahinter ist sehr interessant und die Helme sind preislich auch attraktiv.
Wer sich näher informieren will: https://www.urgebike.com.
Gruß
Alex