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Liegerad Markt & Hersteller

S-Pedelec Speemachine erhält Typgenehmigung!

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Liegerad Speedmachine von HP Velotechnik hat KBA-Hürde erfolgreich genommen!

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Im letzten Jahr auf der Eurobike 2022 in Frankfurt am Main vorgestellt, hat das rekordverdächtige Speed-Pedelec jetzt auch den Segen der Zulassungsbehörde erhalten. Dank dieser Typgenehmigung kann das schlanke Liegerad nun direkt in alle EU-Länder und auch in die Schweiz verkauft werden.

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Kleinkraftrad der Klasse L1e-B

„Bislang haben wir unsere S-Pedelecs einzeln vom TÜV zugelassen. Anstelle dieses umständlichen Verfahrens stellen wir die EU-Konformitätsbescheinigung nun selbst aus.“

Dieses CoC-Papier (Certificate of Conformity) legt der Käufer nun der Versicherung seiner Wahl vor, schließt eine Versicherung ab und montiert das Versicherungskennzeichen an das Liegerad. Beim Versicherungsmakler vor Ort ist das eine Sache von wenigen Minuten. Die Kosten pro Jahr liegen ab etwa 40€ im überschaubaren Rahmen, sogar Teil- oder Vollkasko ist möglich.

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HP Velotechnik ist damit nun ein beim Kraftfahrtbundesamt registrierter Kfz-Hersteller. Der Vorteil: Damit dürfen die Räder in Serie produziert und direkt mit einer Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) versehen das Werk verlassen; inklusive der oben genannten EU-Konformitätsbescheinigung.

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Deutschland bremst aus

Das Bestätigungsschreiben aus Berlin kommt passend zum Jubiläumsjahr des innovativen Unternehmens aus dem hessischen Kriftel. Die Freude über das jetzt abgeschlossene Zulassungsverfahren ist jedoch nicht ganz ungetrübt. Denn: „Die innovativen S-Pedelecs werden in Deutschland regelrecht ausgebremst.“, sagt Daniel Pulvermüller. Denn, so der Geschäftsführer von HP Velotechnik, „Die StVO kennt für S-Pedelecs nur ein generelles Radwegeverbot.“

Denn S-Pedelecs, deren Motor bis zu 45 km/h unterstützt, müssen zum Beispiel außerhalb von Ortschaften zwingend auf der Bundesstraße fahren, auch wenn daneben ein Radweg verläuft. Was auf schmalen und schlecht gebauten städtischen Radwegen im Einzelfall vielleicht noch nachvollziehbar sei, macht auf breiten und gut ausgebauten Radschnellwegen keinen Sinn mehr.

Auch das immer wieder gern angeführte Argument, S-Pedelecs wären zu schnell für Radwege, verfängt nicht. Denn niemand kommt ernsthaft auf die Idee, leistungsfähigen Sportwagen die Einfahrt in die Stadt mit dem Hinweis auf die eingetragene Höchstgeschwindigkeit zu verwehren, weil sie zu schnell seien.

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Während man also PKW-Fahrern die nötige charakterliche Reife zum verantwortungsvollen Umgang mit der hohen Leistung zugesteht, verweigert man genau dies den FahrerInnen und Fahrern von S-Pedelecs. Diese benötigen im Übrigen eine passende Fahrerlaubnis, in der Praxis handelt es sich also fast durchweg um Autofahrer…

Das alles ist um so unverständlicher, da diese schnelle Fahrradklasse sowohl als Pendler-Mobil wie auch auf längeren Strecken im ländlichen Raum die ideale Alternative zum Auto ist.

Das es auch anders geht zeigt Tübingen: Dort gibt es auf Grund einer Initiative des Bürgermeisters seit 2019 schon den ersten, für S-Pedelecs freigegebenen Radweg.


S-Pedelec: Erster freigegebener Radweg in Tübingen

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Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer

Andere Länder fortschrittlicher

„Andere Länder in der EU sind da viel weiter“, so Pulvermüller. Zuletzt habe Österreich gezielt die Überlandverbindungen geöffnet. „In Belgien ging der Verkauf von S-Pedelecs nach der Freigabe durch die Decke“, weiß Daniel Pulvermüller. Und in der Schweiz, die seit langem keine Einschränkungen für die schnelle Fahrradklasse kennt, machen S-Pedelecs seit Jahren weit mehr als zehn Prozent des gesamten Pedelec-Markts aus.

Mit Blick auf die Bundesregierung fügte Pulvermüller an: „Es wäre schön, wenn der Freiheitsgedanke im Mobilitätsbereich nicht nur auf den Autoverkehr angewendet würde, sondern auch dem Velo Wege öffnet. Das Fahrrad wird schließlich von fast allen Experten als eines der zentralen Elemente für eine Verkehrswende genannt, um den CO2-Ausstoß massiv zu senken.“

Speedmachine: Antrieb

Während die rechtliche Lage reichlich unübersichtlich ist, ist die Ausstattung der Speedmachine glasklar und bringt die Augen von Fachleuten zum Glänzen.

Als Antrieb wird der nahezu geräuschlose Hinterrad-Nabenmotor Z20 RS von NEODRIVES verbaut. Dessen Wirkungsgrad wird mit 85 Prozent angegeben. Es stehen 5 Unterstützungsstufen zur Verfügung.

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S-Pedelec HP Velotechnik Speedmachine, rechte Seite

In der höchsten Stufe sorgt der NEODRIVES-Antrieb mit 1.000 Watt Leistung (entspricht etwa 1,36 PS) und 40 Newtonmetern Drehmoment am Hinterrad für die sportlichen Leistungswerte des Speed-Pedelec: Den Sprint von 0 auf 45 km/h erledigt die Speedmachine in nur 8,29 Sekunden (Werksangaben)!

Die Energie für solche Fahrleistungen wird vom BMZ-Akku der Baureihe V8 mit einer Kapazität von 651 Wattstunden zur Verfügung gestellt. HP Velotechnik gibt eine Reichweite von bis zu 60 Kilometern an. Die Batterie ist unter dem Sitz montiert, das hält den Schwerpunkt handlingförderlich niedrig. Auch mit maximal 4 Packtaschen beladen soll das S-Pedelec noch sicher und stabil fahren.

Speedmachine: Fahrwerk

Power is nothing, without control. Das weiß man auch bei HP Velotechnik. „Wenn man so leicht so hohe Geschwindigkeiten erreicht, muss ein Fahrzeug sicher auf der Straße liegen. Dafür sorgt vorne die Steuerkopf-Federgabel Concept 5. Die Hinterradfederung arbeitet mit der No-Squat-Technologie. Die verhindert wirkungsvoll das Einfedern durch Antriebskräfte.“ erklärt Daniel Pulvermüller.

Für die Hinterradfederung kommt wahlweise die Stahlfederung DNM DV-22 oder das Öl-Luft-Federelement Monarch RL von ROCKSHOX zum Einsatz. Vorne rollt das Liegerad auf einem 20 Zoll, hinten auf einem 26 Zoll Laufrad.

Das bei den Bremsen auf hydraulische Exemplare vertraut wird und die leistungsfähige Beleuchtung IQ-XE mit 150 Lux Leuchtkraft von Busch & Müller zum Einsatz kommt, ist da fast schon selbstverständlich. Ein Gepäckträger für zwei Taschen rundet die Ausstattung ab.

Bei langen Bergabfahrten kann der NEODRIVES-Antrieb auf Knopfdruck rekuperieren. Er wandelt also die kinetische Energie des rotierenden Rades in elektrische Energie um, die in den Akku eingespeist wird und damit die Reichweite erhöht. Da das Liegerad so auch langsamer wird, werden die Bremsen geschont.

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S-Pedelec HP Velotechnik Speedmachine, linke Seite

Vorteil Liegerad

Einer der Hauptvorteile des Liegerades gegenüber dem Aufrechtrad stellt die überragende Aerodynamik dar. Die Ursprünge liegen im Rennsport. Es geht darum, mit dem Rad der Luft so wenig Widerstand zu bieten wie möglich. Dafür muss die Fläche so klein und die Form so windschnittig langgestreckt wie möglich sein.

Die unterschiedliche Höhe von Tretlager und Sitzposition trägt ein Übriges zur guten Performance bei: Liegt die Sitzfläche tiefer als das Tretlager kann man, mit dem Sitz als Widerlager, besonders effektiv pedalieren.

Bei der Speedmachine ist der Tretlagermast ausziehbar, um ihn an die unterschiedlichen Beinlängen anzupassen. Deshalb variiert die Höhe des Tretlagers von 69 bis 72 Zentimetern. Wohlgemerkt, die Höhe über dem Boden. Die Sitzhöhe beträgt, je nach Sitz, zwischen 48 Zentimetern beim sportlichen Body-Link-Schalensitz und 51 Zentimetern beim komfortablen ErgoMesh-Sitz.

Womit wir bei einem weiteren Vorteil des Liegerades wären: Dem Sitz-Komfort. Denn während beim „normalen“ Fahrrad das hauptsächliche Gewicht des Körpers auf einer vergleichsweise kleinen Fläche ruht, verteilt sich diese beim Liegerad auf einer deutlich größeren Fläche. Das macht das Liegerad ideal für weite Strecken.

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Ideal für weite Strecken: S-Pedelec Speedmachine von HP Velotechnik

Dem kommt auch der bei der Speedmachine verbaute Aerolenker entgegen. Denn dessen Biegung erlaubt eine komfortable Armhaltung, die gerade für längere Strecken ideal ist. Dazu bietet der Lenker genügend Griffweite für eine souveräne Handhabung des Liegerades und gleichzeitig möglichst wenig Luftwiderstand.

Noch einen weiteren Vorteil bietet der Lenker: Das Farb-Display des E-Antriebs ist direkt im Blickfeld montiert. Es kann per Touch-Display, oder, viel komfortabler, mit der am linken Lenkerende angebrachten Bediensatelliten bedient werden.

Speedmachine: Technische Daten

  • S-Pedelec, Kleinkraftrad der Klasse L1e-B.
  • Rahmenmaterial: Aluminium 7005 T6
  • Laufradgröße (v/h): 20 / 26 Zoll
  • Federung (v/h): 50 mm / 80 mm
  • Länge: 180 – 210 cm
  • Höhe (Lenker): 106 cm
  • Breite (inkl. Rückspiegel): 90 cm
  • Tretlagerhöhe: 69 – 72 cm
  • Sitzhöhe BodyLink: 48 cm
  • Sitzhöhe ErgoMesh und ErgoMesh Premium: 51 cm
  • Gewicht: ab 28,5 kg
  • Zuladung: max. 120 kg
  • Motor: NEODRIVES Z20 RS
  • Tretunterstützung: bis 45 km/h
  • Maximalleistung: 1000 W
  • Maximales Drehmoment: 40 Nm (am Hinterrad)
  • Kraftverstärkung (5 Stufen): 0/80/160/240/320/400%
  • Akku-Kapazität: 651 Wh
  • Reichweite: 60 km
  • Farbdisplay mit Touchscreen

Speedmachine: Preis und Verfügbarkeit

Die Speedmachine ist ab 8.690€ ausschließlich im Fachhandel verfügbar. Wer HP Velotechnik kennt, weiß, das neben der Standard-Pulverbeschichtung in Silbergrau oder Karminrot auch weitere Sonderfarben wie Rapsgelb und andere zahlreiche Extrawünsche realisierbar sind.

Mehr Infos gibt es online unter www.hpvelotechnik.com

Fazit

Die Speedmachine als S-Pedelec übt auf mich einen enormen Reiz aus. Zugegeben, sie kostet eine ordentliche Stange Geld. Dem Preis steht aber auch, typisch für HP Velotechnik, eine gediegene Verarbeitung, praxisgerechte Details und eine hohe Produktqualität gegenüber. Ich bin gespannt auf die erste Probefahrt!

[Text: [at], Fotos: HP Velotechnik]

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Alexander Theis
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