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Ra(d)tgeber

E-Bike-Reifen: Tipps rund ums runde Schwarze

Lesezeit etwa 8 Minuten

Einen guten Reifen bemerkt man kaum, denn dort liegt sein Geheimnis. Aber auch der beste Reifen kann nicht ewig halten. Darum bieten wir ein paar Tipps beim Reifenkauf fürs E-Bike.

Man übersieht sie einfach, obwohl sie so wichtig sind. Die Reifen, eines der wichtigsten Teile am E-Bike. Sie helfen beim Bremsen, sie helfen bei der Beschleunigung und verlangen im Gegenzug nur ein wenig Luft.

Die Entwicklung bei der Fahrradreifentechnik hat in der Vergangenheit große Sprünge gemacht. Hier kommen ein paar Tipps zum Kauf des richtigen Reifens.

Profil

Es gibt nur wenige Fahrräder und E-Bikes, deren Reifen ohne Profil auf der Lauffläche auskommen. „Auf festem Untergrund sind geschlossene Profile im Vorteil, während sich die offenen Profile von Mountainbike-Reifen mit ihren oft frei stehenden Stollen mit weichem Untergrund regelrecht verzahnen“, erklärt Daniel Gareus vom fränkischen Importeur Cosmic Sports, der mit Onza und E-thirteen gleich zwei Hersteller im Portfolio hat, die sich auf MTB-Reifen spezialisiert haben.

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Schwalbe Super-Moto-X (hinten) eher für Asphalt, Schwalbe Al Grounder (vorne) mit ausgeprägterem Profil auch für Schotter

Beim Auto weiß man, dass es eine Mindestprofiltiefe gibt. Beim Fahrrad hingegen ist das jedoch nicht der Fall. Lediglich bei S-Pedelecs ist eine Profiltiefe von einem Millimeter vorgeschrieben.

Luftdruck

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„Der richtige Luftdruck ist entscheidend für das Fahrverhalten eines Fahrrades. Zu viel Druck und der Reifen springt, zu wenig und er walkt“, weiß Sarah Baukmann vom Pumpenspezialisten SKS Germany. Sie hat dafür jedoch eine gute Lösung parat: „Man sollte regelmäßig den Reifendruck überprüfen und ggf. anpassen. Eine Standpumpe mit präzisem Manometer oder ein externer Reifendruckprüfer helfen dabei.“

Den richtigen Reifendruck zu finden, ist dabei gerade im sportlichen Bereich eine Wissenschaft für sich. „Um Orientierung zu geben, prägen wir den Maximaldruck in bar und psi auf die Reifenflanken. Für MTB-Reifen haben wir auf unserer Website den ,Schwalbe Pressure Prof‘, der anhand einiger Parameter eine Empfehlung ermittelt, damit die Reifen ihre ganze Performance ausspielen können“, erklärt Robert Mennen vom oberbergischen Reifenhersteller Schwalbe.

Zahlenspiele

Apropos Reifenflanke: Neben der Angabe zur Druckempfehlung, Hersteller- und Produktnamen sowie diversen Hinweisen auf die verwendete Technologie finden sich dort weitere wichtige Angaben. „Da ist zunächst einmal die Größenangabe sowohl in der metrischen ETRTO-Einheit als auch im angelsächsischen Zoll“, erläutert Mennen.

Wer einen kaputten Reifen einfach ersetzen will, sollte einen Reifen in derselben Größe kaufen. So kann man sich sicher sein, dass man keinen Fehler begeht. Sportradler/innen, die manchmal das Verlangen haben, mit den Reifen zu experimentieren, sollten sich zuerst mal schlau machen, welche Reifendimension in ihr Rad passen.

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Reichlich knapp, ging aber gerade so: Neue Reifen für das Dauertest-Fatbike Fantic GS 888

„Noch eine wichtige Sache“, erinnert Mennen, „ist, dass manche Reifen ein sogenanntes laufrichtungsgebundenes Profil haben. Mit einfachen Worten erklärt: Sie haben eine Drehrichtung. Diese ist meist mit einem kleinen Pfeil und dem Wort „Rotation“ auf der Reifenflanke gekennzeichnet.“

Karkasse

„Als Karkasse bezeichnet man das Grundgewebe, das den eigentlichen Reifengummi trägt. Die Karkasse ist das Rückgrat jedes Reifens“, weiß Martin Buchta, beim deutschen Importeur Messingschlager für den Reifenhersteller Kenda verantwortlich.

Kunstfasern, Naturfasern und Baumwolle werden dafür verwendet. Wie die Karkasse konstruiert ist, kann im großen Maße die Stabilität des E-Bikes beeinflussen. Somit auch Eigenschaften wie Fahrsicherheit, Komfort und Pannenschutz.

Gummimischung (engl. Compound)

„Die Lauffläche eines Fahrradreifens besteht aus Gummi. So einfach und doch so kompliziert“, erklärt Kristina Jordan von Sport Import, die Gravel- und MTB-Reifen des US-amerikanischen Spezialisten WTB vertreiben: „Allein bei WTB gibt es aktuell fünf verschiedene Gummimischungen, um den unterschiedlichen Ansprüchen an Haftung, Rollwiderstand und Verschleißarmut gerecht zu werden.“

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Aufbau Schwalbe Marathon Plus (Quelle: Schwalbe)

Denn die richtige Mischung zu finden, sei, so Jordan weiter, wie die berühmte Quadratur des Kreises: „Viel Grip, wenig Rollwiderstand und minimaler Verschleiß gehen so nicht zusammen. Eine gute Mischung muss immer auch an den richtigen Stellen gute Kompromisse machen.“

Rollwiderstand

Hier die Rennradler/innen und Velombil-Fahrende genau aufpassen. Wie leicht rollt der Reifen bzw. wie viele meiner mühsam antrainierten Watt fallen der Reibung zum Opfer?

„Der Rollwiderstand setzt sich zusammen aus vielen Faktoren, wie Profil, Karkasse und Gummimischung“, erklärt Peter Krischio, Produktmanager Race bei Schwalbe. „Ein geringer Rollwiderstand klingt zunächst gut, ist aber nur sinnvoll, solange er nicht zulasten anderer wichtiger Faktoren wie Traktion oder Pannenschutz geht. Welche Eigenschaften wie wichtig sind, definieren wir für jeden Reifen einzeln, damit er perfekt zur/m Fahrer:in passt“, erklärt der Experte.

Die Mountainbiker/innen machen sich bei diesen Fragen keine Sorgen, weil für sie naturgemäß andere Punkte wichtig sind.

Unplattbar

„Ahh, nie wieder eine Reifenpanne!“ Ein solches Szenario wünscht man sich oft. Marktführer Schwalbe arbeitet mit seinen Reifen der „Marathon-Plus“-Serie seit Jahren daran, uns diesen Wunsch zu erfüllen.

„Neben unserem einzigartigen Pannenschutzgürtel haben wir unsere „Anti- Aging“-Reifenwand darin verbaut. So sind die Marathon-Plus-Reifen nicht nur extrem pannensicher, sondern altern auch langsamer“, berichtet Stefan Franken von Schwalbe.

Der Hersteller ist sich seiner Sache so sicher, sicher, dass er sich den Begriff „unplattbar“ sogar geschützt hat. „Marathon Plus-Reifen sind weltweit die einzigen Reifen, die sich unplattbar nennen dürfen.“

Tubeless

Es ist nicht selbstverständlich, dass im Reifeninneren ein Schlauch steckt. Das ist lediglich eine Ausnahme. Auto- und Motorradreifen etwa werden ohne Schlauch montiert. Dafür müssen sie so dicht sitzen, dass man sie nur mit Spezialmaschinen auf die Felge bekommt.

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Beim Fatbike sind Felge und Schlauch etwas größer als üblich.

Im sportlichen Bereich der Fahrradwelt bekommen solche schlauchlosen Systeme immer mehr an Bedeutung. Markus Hachmeyer, Produktmanager MTB bei Schwalbe, dazu: „Weniger Rollwiderstand, mehr Grip und höherer Pannenschutz. In den Reifen wird eine Dichtmilch gefüllt, die Undichtigkeiten, kleinere Risse und Löcher in wenigen Augenblicken verschließt.“

Mountainbiker/innen erfreuen sich an solchen Systemen besonders, denn so bekommen sie mehr Grip. Der gefürchtete „Snakebite“ im Schlauch ist somit auch Schnee von gestern. Die Montage klappt übrigens ohne Spezialmaschinen. Eine Pumpe mit Hochdruck-reservoir oder ein externes Druckreservoir wie der Schwalbe „Tire Booster“ sind aber hilfreich.

E-Bike-Reifen

Gewicht und dadurch Beschleunigungs- und Bremskräfte sind bei Pedelecs in der Regel höher als bei ihren Bio-Pendants. Deshalb sind spezielle E-Bike-Reifen absolut sinnvoll, die speziell für die größeren Kräfte konzipiert wurden.

„Wir kennzeichnen Reifen für den Pedelec-Einsatz mit dem Label „E-Bike Ready 25″. Reifen für die schnelleren S-Pedelecs brauchen zudem die europaweit gültige ECE-R75-Zulassung, die wir mit dem Label E50 versehen“, so Schwalbe-Produktmanager Stefan Franken.

Über die Jahre hat der Reifenspezialist sein Produktportfolio sukzessive im Bereich E-Bike erweitert. „Neben den Energizer Reifen, die vor über zehn Jahren Pioniere für E-Bike-Reifen waren, führen wir heute als Speerspitze unseres Portfolios auch einen speziellen unplattbaren E-Bike Reifen, den ‚Marathon E-Plus'“, so Franken.

Ganzjahres- und Spike-Reifen

Winter is coming. Das bedeutet in vielen Regionen Schnee, Eis und Regen. Wenn Autofahrer Winterreifen aufziehenlassen, fragt sich der ein oder andere Radfahrer/in, ob ihre Bereifung auch „witterungsangepasst“ ist, wie es so schön in der StVO heißt.

Schwalbe-Fahrradreifen mit Spikes

„Die einfachste Lösung sind Ganzjahresreifen, deren Lamellen im Profil sich eng mit dem Untergrund verzahnen“, empfiehlt Robert Mennen. Bei den Modellen von Schwalbe sorge das „Four Season“-Compound für hohen Grip, selbst in der kalten Jahreszeit. Falls man oft etwas mit Eis und Schnee am Hut hat, dann sollte man lieber Spike-Reifen mit kleinen Metallschrauben in der Lauffläche verwenden“, ergänzt Mennen noch.

Diese Spezialisten sind aber nichts mehr für den Gaanzjahreseinsatz auf Asphalt und Schotter. Deshalb gilt hier wie beim Auto: Nach dem Winter zurückwechseln.

[Text: PD-F, Fotos: VeloStrom, PD-F (1), Schwalbe (1)]

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Alexander Theis
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