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Mit 13 Fragen zum richtigen (e-)Bike

Lesezeit etwa 12 Minuten

Mit den richtigen Fragen zum passenden (E-) Bike: Hier gibts den Überblick!

Wer sich 2024 ein neues Fahrrad kaufen möchte, findet im Fachhandel eine große Auswahl an unterschiedlichen Modellen. Um den Überblick zu bekommen und das passende E‑Bike [-> E-Bike FAQ: Was ist ein E-Bike?] oder Fahrrad zu finden, bietet der pressedienst-fahrrad eine Reihe an Fragen, die man sich stellen sollte, bevor man einen Laden aufsucht.

1. GrundsĂ€tzlich: E‑Bike oder Fahrrad?

Die wichtigste Frage vorab: Will man ein Rad mit MotorunterstĂŒtzung oder wird man auch ohne E‑Antrieb glĂŒcklich?

Der Motor nimmt Steigungen den Schrecken. Touren werden durch neue Ziele erweitert und dank der Akku-UnterstĂŒtzung sind bei gleichem Kraftaufwand weitere Strecken möglich. Auf alltĂ€glichen Wegen schwitzt man weniger, friert aber im Winter schneller.

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Einblick ins Innere eines Brose E-Bike-Antriebs

RĂ€der ohne Motor sind hingegen leichter und gĂŒnstiger. Sie sind technisch weniger anspruchsvoll, was z. B. dem Selberschrauben bei kleinen Reparaturen zugute kommt. Beim Radfahren steht zusĂ€tzlich die körperliche Belastung stĂ€rker im Mittelpunkt.

Der Trainingseffekt fĂ€llt bei E‑Bikes im Alltag zwar geringer aus, lĂ€sst sich aber fĂŒr Sportler:innen prĂ€zise steuern. Im Alltag bringen E‑Bikes mehr Menschen öfter aufs Rad, macht also individuell mehr Lust auf Bewegung. Dank der verschiedenen UnterstĂŒtzungsmodi kann man die physische Beanspruchung selbst steuern.

Das ist auch ein weiterer Effekt der „Fahrzeugwerdung“ des Fahrrads: Wie beim Kfz muss man lernen, die gegebene Energie wohldosiert einzusetzen.

2. E‑Bike: Reichweite oder Gewicht?

Wer sich fĂŒr ein E‑Bike entscheidet, kommt schnell an den Punkt der Akku-Frage.

Große Akkus sorgen fĂŒr eine hohe Reichweite, was gerade bei lĂ€ngeren Touren und mit GepĂ€ck ein wichtiger Vorteil ist, da man keine bzw. weniger Ladepausen einplanen muss. Die RĂ€der der „Superdelite“-Serie von Riese & MĂŒller sind beispielsweise mit einer Doppel-Akku-Lösung ausgestattet, die eine Akku-KapazitĂ€t von 1.125 Wattstunden liefert. Die RĂ€der wiegen allerdings ĂŒber 30 Kilogramm. Wenn man das Rad hĂ€ufig tragen muss, z. B. zum Abstellen in den Keller, wird man das Mehrgewicht spĂŒren.

Es gibt mittlerweile allerdings auch vermehrt sogenannte Light-E-Bikes, z. B. die „Ubn“-Serie, ebenfalls von Riese & MĂŒller. Diese zeichnen sich durch einen kleinen Akku und ein geringes Fahrradgewicht von unter 20 Kilogramm aus, was das Tragen spĂŒrbar vereinfacht. Die Akkus sind kleiner – fĂŒr Alltagsstrecken aber meist ausreichend.

FĂŒr lĂ€ngere Touren kann bei Bedarf an manchen Modellen (z. B. „E‑Flitzer“ von Winora) ein sogenannter Range Extender, also ein zweiter Akku zur Reichweitensteigerung, dazugekauft werden. Man sollte sich deshalb grundsĂ€tzlich die Frage stellen, welche Routen man mit dem Rad hauptsĂ€chlich fahren möchte.

3. E‑Bike-Akku: integriert oder abnehmbar?

In den Rahmen integrierte Akkus gewinnen immer mehr BefĂŒrworter:innen. Sie ermöglichen eine schlanke, aufgerĂ€umte Optik; mitunter ist das E‑Bike kaum von einem normalen Fahrrad zu unterscheiden. Ein Beispiel ist das „E‑Strada 7.3.4 FEQ“ von Stevens.

ZusÀtzlich bietet der integrierte Akku besseren Schutz vor Diebstahl, Sturz, Schmutz und Wasser und verbessert das Handling des Rades durch den oft tieferen Schwerpunkt. Allerdings sollte man sich bei der Auswahl des Rades Gedanken machen, an welcher Steckdose es geladen werden soll.

Manche integrierten Akkus lassen sich durch eine Klappe entnehmen, andere nur noch mit großem Aufwand und Spezialwerkzeug, was eine gut erreichbare Steckdose erforderlich macht. FĂŒr Menschen, die den Akku abseits vom Rad laden mĂŒssen oder wollen, sind leicht abnehmbare Akkus nötig, z. B. wie am „Upstreet 5“ von Flyer.

Zudem sind RĂ€der mit aufgesetzten Akkus oft gĂŒnstiger und auch ein Austausch des Akkus bei einem Defekt ist leichter.


Vor- und Nachteile integrierter Akkus


4. Motorposition: Mitte, vorne, hinten?

Der Mittelmotor ist bei E‑Bikes am weitesten verbreitet.

Durch seine Position sitzt sein Mehrgewicht an einem fĂŒr das Handling tiefen Punkt des Rads und kommt dem „normalen“ RadfahrgefĂŒhl am nĂ€chsten. Außerdem reagiert der Motor durch Sensoren unmittelbar auf die Pedalkraft.

In den letzten beiden Jahren erfuhr der Hinterradnabenmotor, wie beim „Camden“ von Tout Terrain, allerdings eine Renaissance. Die KraftĂŒbertragung ist direkter, der Motor mitunter leichter und in der Anschaffung gĂŒnstiger.

Frontnabenmotoren spielen hingegen kaum noch eine Rolle.

5. Rahmenform: Diamant oder Tiefeinsteiger?

Tiefeinsteiger, auch Einrohrrahmen genannt (z. B. „Evia“ von Koga), galten ĂŒber lange Jahre als eine Art „Oma-RĂ€der“, da der große Vorteil, das einfache Aufsteigen, gerade Ă€lteren Menschen entgegenkommt.

Im Zuge des E‑Bike-Booms erkennen auch jĂŒngere und mĂ€nnliche Radfahrende immer mehr die Vorteile des tiefen Durchstiegs, etwa wenn sie mit einem Kindersitz unterwegs sind oder der Weg viele Stop-and-Go-Passagen hat.

Auf der anderen Seite punkten Diamantrahmen (z. B. „Domingo 12“ von Winora), auch HerrenrĂ€der genannt, durch hohe StabilitĂ€t. ZusĂ€tzlich lĂ€sst sich im Rahmendreieck Zubehör wie Trinkflaschen, Schloss, Ersatz-Akku oder Rahmentaschen anbringen.

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Beim Diamantrahmen gibt es besonders viel Platz fĂŒr Taschen im Rahmendreieck

Eine Mischform ist der sogenannte Trapezrahmen. Durch das tiefgezogene Oberrohr bietet er einen Kompromiss aus einfacherem Auf- und Absteigen sowie der Zubehörmontage.

6. Rahmenmaterial: Carbon, Alu oder doch Stahl?

Die Einordnung von Rahmenmaterialen nach Gewicht ist ein verbreiteter Trugschluss. Aus allen Materialien lassen sich gĂŒnstige, schwere und teure, leichte Rahmen fertigen, die Spektren ĂŒberschneiden sich.

Dennoch muss man sagen, dass Carbon sich bei sportlichen RĂ€dern wie (E-)MTBs (z. B. „Lyke CF 11“ von Haibike) oder RennrĂ€dern (z. B. „Orca“ von Orbea) mehr und mehr durchsetzt.

Carbonrahmen zeichnen sich durch ein geringes Gewicht und gute DĂ€mpfungseigenschaften aus. Zudem können sie bedarfsorientiert dimensioniert werden, d. h. bei der Herstellung können Rahmenpunkte entweder steif oder komfortabel gestaltet werden. Zudem spricht fĂŒr Carbon die direkte KraftĂŒbertragung.

Am hĂ€ufigsten eingesetzt wird aber Aluminium. Das Material ist langlebig, da es wenig anfĂ€llig ist fĂŒr Korrosion und stabil bei UnfĂ€llen. Außerdem ĂŒberzeugt es durch eine hohe Steifigkeit und punktet insbesondere durch seine gĂŒnstige Herstellung.

Bei AlltagsrĂ€dern („Elegance Lite“ von Stevens) und Einstiegs- bis Mittelklasse-E-Bikes (z. B. „Yucatan“ von Winora) ist Aluminium der Werkstoff Nummer eins. Aluminium verbraucht in der Produktion allerdings die meiste Energie.

Stahl kommt in der Großserien-Fertigung nicht mehr zum Einsatz, es wird allerdings gerne noch in Kleinserien (z. B. bei Velotraum) und im Maßrahmenbau genutzt. Stahl erfordert einen geringen Energieaufwand bei der Herstellung und gilt als Ă€ußerst langlebig und ebenso komfortabel, da er hohe DĂ€mpfungseigenschaften besitzt.


Innovativer Stahlrahmenbau im Test: Platzhirsch von Urwahn


Außerdem ist ein Stahlrahmen leicht zu reparieren, was ihn fĂŒr ExpeditionsrĂ€der und ReiserĂ€der interessant macht. Aluminium und Stahl lassen sich gut recyceln, wĂ€hrend Carbon nach BeschĂ€digung (noch) als SondermĂŒll gilt.

7. Position: sitzen oder liegen?

Aufrecht auf dem Fahrrad zu sitzen ist eine SelbstverstĂ€ndlichkeit – fĂŒr die meisten.

Doch Menschen mit körperlichen Problemen oder EinschrĂ€nkungen könnten ĂŒber den Kauf eines Liegerades oder Trikes nachdenken, wie sie etwa der Hersteller HP Velotechnik (z. B. mit dem Sesselrad „Delta tx“) anbietet.

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Delta TX auf der Eurobike in Frankfurt

Durch die Sitzposition und individualisierbare Sitze mit Lehne werden die Gelenke und der RĂŒcken entlastet. DreirĂ€der gelten zudem als Ă€ußerst kippstabil und sicher. LiegerĂ€der sind aufgrund ihrer aerodynamischen Form oft auch schnell, was sie fĂŒr Pendler:innen interessant macht.

8. Schaltung: Nabe oder Kette?

Aufgrund ihrer Wartungsarmut sind Nabenschaltungen, die zu den Getriebeschaltungen zÀhlen, im Citybereich und bei Radreisenden beliebt.

Die Schaltungskomponenten sind vor Ă€ußeren EinflĂŒssen gut geschĂŒtzt und brauchen kaum Service. Die GĂ€nge lassen sich auch im Stand Ă€ndern, z. B. an einer Ampel, und da es keine GangĂŒberschneidungen gibt, ermöglichen Getriebeschaltungen ein intuitives, lineares Schalten.

Ähnliche Attribute bietet auch Zentralgetriebe von Pinion am Tretlager. Seine mittige Position bietet eine bessere Gewichtsverteilung und ĂŒber ein leichtes Hinterrad freut man sich nicht nur am gefederten Rad. Die Schaltungen waren bislang im Reise- und Trekkingsegment zu finden, werden aber auch immer hĂ€ufiger an Mountain- und Citybikes genutzt. Ihr höheres Gewicht und die unverĂ€nderlichen Gangabstufungen machen Getriebeschaltungen fĂŒr den Sportbereich allerdings oft uninteressant.

Hier ist die Kettenschaltung gefragt, die leichter lĂ€uft, dabei allerdings deutlich wartungsintensiver ist, da alle Bauteile offenliegen. Kettenschaltungen können dafĂŒr an den individuellen Fahrstil angepasst werden, denn relativ einfach kann man KettenblĂ€tter und Kassetten tauschen und in der GrĂ¶ĂŸe Ă€ndern.

Bei E‑Bikes wird das Thema Integration von Motor und Getriebe in einer Einheit, wie bei der „Motor-Gearbox-Unit“ von Pinion immer interessanter. Ein Trend bei E‑Bikes sind automatische Schaltungen, die in Zusammenarbeit mit dem Motor die Schaltprozesse optimieren bzw. die gewĂŒnschte Kadenz [-> E-Bike-FAQ: Was ist die Kadenz beim Fahrrad?] einhalten.

Bei der Optimierung bieten elektronisch angesteuerte Schaltungen spannende technische Möglichkeiten. Sie setzen sich sowohl bei Getriebe- als auch bei Kettenschaltungen immer weiter durch – mit Kabel oder Funksignal.

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Wo ist der Bowdenzug? Elektronische Shimano Di2 am S-Pedelec ST2S von Stromer

9. Antrieb: Kette oder Riemen?

Ein klarer Vorteil von Nabenschaltungen und Zentralgetrieben: Sie sind mit einem Carbonriemenantrieb kombinierbar. Der Antriebsstrang von Gates ist besonders wartungsarm und langlebig, er braucht z. B. kein Kettenöl und ist einfach mit Wasser zu reinigen. Das macht ihn fĂŒr Ganzjahresfahrer:innen und Reiseradfahrende interessant.

Eine Kette (z. B. von KMC) ist hingegen gĂŒnstiger, braucht keinen dafĂŒr konstruierten Rahmen und lĂ€sst sich bei einem Defekt einfacher tauschen. Zudem erzielt sie, gute Pflege vorausgesetzt, einen besseren Wirkungsgrad.

In Kombination mit einer Kettenschaltung wird das Effizienz-Optimum des Antriebs erreicht, weshalb sie im sportlichen Bereich immer noch die stÀrkste Verbreitung hat.

10: LaufrĂ€der: groß oder klein?

GrĂ¶ĂŸere LaufrĂ€der punkten durch bessere Überrolleigenschaften und höhere FahrstabilitĂ€t – im GelĂ€nde sorgt das fĂŒr Traktion sowie ein ruhiges FahrgefĂŒhl. Deshalb rollen die meisten Mountainbikes (z. B. „Occam“ von Orbea) auf 29-Zoll-Reifen.

Kleinere LaufrÀder sind hingegen agiler, stabiler und ermöglichen mitunter eine schnellere Beschleunigung.

Bei RennrĂ€dern und Trekkingbikes sind 28-Zoll-RĂ€der Standard, wobei im Trekking- und Citybereich auch 27,5 Zoll im Kommen sind (z. B. „Shopper“ von Tout Terrain).

StadtrĂ€der zeigen fast alle LaufradgrĂ¶ĂŸen – KompaktrĂ€der wie das „Radius“ von Winora rollen auf 20-Zoll-RĂ€dern und sind sehr beliebt, weil sie sich platzsparend abstellen lassen und ein wendiges Fahrverhalten versprechen.


20“-RĂ€der, belastbar und wieselflink: E-Packr von Metz mobiliyt im Test

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Metz E-Packr 8.E: stabile LaufrÀder und cleveres TrÀgersystem

Kleine LaufrĂ€der ermöglichen zudem einen tiefen Schwerpunkt, was das Be- und Entladen vereinfacht und sie so fĂŒr Cargobikes interessant macht, zu sehen etwa bei den „CS“-Modellen von Ca Go.

Im Reiseradbereich kommen wegen dem Mix der Eigenschaften auch noch 26-Zoll-RĂ€der zum Einsatz.

11: Reifen: breit oder schmal?

Der Reifen ist nach wie vor das wichtigste Komfort- und Sicherheitselement am Fahrrad. Breite Reifen können mit geringerem Luftdruck gefahren werden. Dadurch steigen Traktion, Komfort und Pannenschutz.

Beispielhaft fĂŒr die wachsende Verbreitung sind hier das Crossover-Segment mit der Mischung aus Alltagsrad und Mountainbike, z. B. „Goroc X“ von Flyer, und der Breitreifen-Rennradbereich (z. B. „E‑Getaway“ von Stevens) zu nennen.

Schmalere Reifen genießen den Vorteil des geringeren Luftwiderstandes bei höheren Geschwindigkeiten, aber auch des agileren Fahrverhaltens.

Der Trend der letzten Jahre zu immer breiteren Exemplaren ist jedoch unverkennbar. Selbst Rennradprofis nutzen mittlerweile die Vorteile breiterer Reifen.

12. Bremse: Felge oder Scheibe?

Felgenbremsen gelten als leicht, einfach zu reparieren und gĂŒnstig. Sie sind oft an Einstiegs‑, Leichtbau- und KinderrĂ€dern (z. B. „LS-Pro“ von Puky“) zu finden. Allerdings haben sich an den meisten Fahrradtypen, auch an Kinder-MTBs (z. B. „X‑Coady“ von Eightshot) mittlerweile hydraulische Scheibenbremsen [ -> E-Bike-FAQ: Was ist eine Scheibenbremse am Fahrrad?] durchgesetzt.

Die bessere Bremsleistung, insbesondere bei NĂ€sse, und die bessere Dosierbarkeit sind die ausschlaggebenden Argumente. Hydraulische Bremssysteme brauchen regelmĂ€ĂŸige Wartung von Fachmenschen.

Einmal im Jahr sollte das System entlĂŒftet werden – wofĂŒr man einen Besuch beim FachhĂ€ndler einplanen sollte.

13. Gabel: Federung oder starr?

Durch eine Federung werden auch am Fahrrad Fahrbahnunebenheiten ausgeglichen und der Kontakt zwischen Reifen und Fahrbahn optimiert. Die Kontrolle ĂŒber das Fahrrad steigt, das Fahrverhalten wird stabiler.

Starrgabeln sind hingegen deutlich leichter. Zudem sind sie gĂŒnstiger und benötigen keine Wartung.

[Text: PD-F, Fotos: VeloStrom]

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Alexander Theis
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