[at] Der zweite Teil der Reihe „Pedelec-Konzepte“ befasst sich mit dem Mittelmotor.
Nach dem ersten Teil, der sich mit dem Vorderradantrieb beschäftigt, geht es im zweiten Teil um den Mittelmotor als Antriebsquelle für ein Pedelec.
Lange galt der Panasonic-Antrieb als „der“ Antrieb beim Pedelec, die Räder des schweizer Hersteller Flyer schafften es sogar fast zum Synonym für das Pedelec zu werden.
Einer der Hauptvorteil des Mittelmotors liegt auf der Hand: Die zentrale Montage am Tretlager sorgt für eine ausgewogene Gewichtsverteilung des Pedelec, besonders wenn der Akku „auf“ dem Motor montiert ist. Diese Montage führt allerdings zu einem tendenziell längeren Rahmen und damit Radstand, was die Handlichkeit eines Pedelec mit dieser Bauform im direkten Vergleich einschränkt. Wohl auch deshalb geht der Trend hin zum Gepäckträger-Akku oder zur Montage des Akkus am Unterrohr.
Ein besonderer Vorteil des Mittelmotor-Konzepts: Es sind sowohl Naben- als auch Kettenschaltungen am Pedelec möglich.
Die Kraftübertragung beim Mittelmotor-Pedelec erfolgt über die Kette. Je nach Drehmoment des Antriebs ist die Fahrradkette dadurch stärker belastet, was zu einem höheren Verschleiß als gewöhnlich führen kann. Die Steuerung dieses Pedelec -Antriebs erfolgt über in der Regel über Drehmomentsensoren: Die für die Tretbewegung aufgewandte Kraft wird gemessen und, je nach Einstellung der Unterstützungsstufe, mit dem passenden Drehmoment unterstützt. Dadurch kommt grundsätzlich eine sehr harmonische Tretbewegung zu Stande, das Tretgefühl dieser Pedelec ähnelt stark dem Fahren ohne Antrieb.
Jedoch verleitet diese Art der Unterstützung bei Bergfahrten mit dem Pedelec zum Fahren in einem schwereren Gang als nötig: Je stärker der Kraftaufwand, je stärker die Unterstützung durch den Motor, je schneller geht’s bergan. Das saugt zum einen mehr Energie aus dem Akku des Pedelec und führt zum anderen zu einer höheren Belastung an den Knien. Durch die Dosierung der Unterstützung durch das Messen der aufgewandten Kraft ist dieser Pedelec Antrieb weniger gut für Menschen geeignet, die nicht mehr so viel Kraft auf die Pedale bringen können.
Der Panasonic-Antrieb galt lange als das Maß der Dinge beim Pedelec mit Mittelmotor, seit ein paar Jahren wird diese Rolle dem Bosch-Motor zugeschrieben. Andere Hersteller, wie zum Beispiel Yamaha oder Brose, halten mit und sorgen für eine ständige Weiterentwickung dieser Antriebsart.
War das Nachrüsten eines vorhandenen Rades zu einem Pedelec mit Mittelmotor lange Zeit nicht möglich, stehen mittlerweile zum Beispiel mit Motoren von Bafang oder Sunstar entsprechende Möglichkeiten zur Verfügung.
Zur Zeit scheint die Mittelmotor-Variante die Antriebsart für’s Pedelec zu sein, in der am meisten Entwicklungspotential steckt.
Fazit:
schwerpunktgünstige Einbaulage, besonders wenn Akku „über“ dem Motor verbaut wird
viele Antriebshersteller sorgen für interessante Innovationen und ständige Weiterentwicklung
Ketten- und Nabenschaltungen möglich
Viele Radhersteller sorgen für eine Vielzahl von Modellen (Trekking-, City-, Mountain-, Lasten-Räder)
relativ einfache Nachrüstung möglich
Steuerung der Unterstützung i.d.R. durch Messen der durch den Fahrer aufgewandten Kraft
(bisher) meist nur mit einem Kettenblatt vorne erhältlich (Ausnahme: Brose und Yamaha) [Stand: 2/2015]
langer Radstand und dadurch vergleichweise unhandlich wenn Akku über dem Motor montiert ist
Steuerung der Unterstützung durch Messen der durch den Fahrer aufgewandten Kraft, dadurch weniger gut für Menschen geeignet, die nicht (mehr) soviel Kraft aufwenden können
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Der Aspekt des „doppelten“ Drehmoments in die HR-Nabe, vor allem relevant bei Nabenschaltung, bleibt leider außerhalb einer Betrachtung
Hallo NoaH,
danke für den Kommentar und die Anregung!
Gruß
Alexander Theis