Erstmals haben sich zentrale Akteure der Lastenradbranche zusammengetan und sich mit einem offenen Brief mit 7 Forderungen an die Politik gerichtet.
Unter dem Titel „Alternativlos: Radwege und Ladeinfrastruktur für Lastenräder schaffen“ wenden sich GreenPack, Swobbee, ONO, BAYK, Radkutsche, SaR Radlogistik, Carla Cargo, Heinzmann, Martin Seißler und dem Radlogistikverband Deutschland e. V. (RLVD) an den Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB), den Deutschen Städtetag, das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie die verkehrspolitischen Sprecher*innen der im Bundestag vertretenen
Parteien.
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Hier der Text des offenen Briefes:
„Einleitung
Ungewollt leistet die Corona-Krise einen Beitrag zur Verkehrswende: Den reduzierten Autoverkehr haben einige Städte zum Anlass genommen, um provisorische Radwege einzurichten. Berlin hat diesbezüglich in Deutschland eine Vorreiterrolle eingenommen. So schmerzhaft alle Auswirkungen der Corona-Pandemie sind, allen voran die gesundheitlichen, aber auch die wirtschaftlichen, so sind diese Infrastrukturmaßnahmen doch erfreulich und zu begrüßen!
Die eingeleiteten Maßnahmen können jedoch nur einen ersten Schritt darstellen. Damit die Mobilitätswende in den Städten gelingt, brauchen wir eine verkehrspolitische Wende! Wir müssen die einseitige Fixierung auf Pkw beenden und Fahrräder und Lastenbikes in den Fokus rücken. Lastenräder können bereits heute vielfach Pkw und Dieseltransporter ersetzen. Was fehlt, ist eine adäquate Infrastruktur!
Die Corona-Lage erforderte einen schnellen Auf- und Ausbau der provisorischen Radinfrastruktur. Die nächsten Schritte müssen bauliche Veränderungen für eine dauerhafte Integration in bestehende Verkehrssysteme sein. Damit wird ein Zeichen gegen Aktionismus und für eine nachhaltige Mobilitätswende gesetzt. Wir, die Unterzeichnenden dieses Aufrufs, fordern von der Politik auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene, bestehende Mobilitäts und Tansportalternativen zu stärken. Fahrräder und Lastenräder müssen aus ihrer randständigen Position im Straßenverkehr geholt und ihnen der Platz eingeräumt werden, der ihrem Beitrag zu Klimaschutz und Steigerung der Lebensqualität entspricht!
Hintergrund:
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Der motorisierte Verkehr ist der drittgrößte Verursacher von CO2-Emissionen in Deutschland. Die gesamten verkehrsbedingten Emissionen sind in Deutschland trotz effizienterer Antriebstechnologien durch die Zunahme von Fahrzeugen sowie den Trend zu größeren Fahrzeugen sogar gestiegen. Insbesondere in den Städten ist die Belastung hoch – und gerade für die Städte gibt es heute bereits Lösungen.
FORDERUNGEN
1. Mehr Radwege
Ein großes Radwegenetz erhöht die Attraktivität der umweltfreundlichen Mobilitätsalternative fahrrad. Wenn mehr Menschen auf‘s Rad steigen, werden nachhaltig Lärm, Verkehrsdruck und Abgase in den Zentren reduziert. Daher muss auch über die Corona-Krise hinaus mit erhöhtem tempo an der Erweiterung des bestehenden Radwegenetzes gearbeitet werden.
2. Breitere Radverkehrsanlagen
Ein Lastenrad benötigt mehr Platz als ein normales Fahrrad. Wir brauchen breite Radwege, die gut mit Lastenrädern befahren werden können und dabei einen sicheren Abstand zum PkwVerkehr gewährleisten – die StVO-Novelle trägt der Notwendigkeit der Radverkehrssicherheit bereits Rechnung, jetzt muss die infrastrukturelle Umsetzung folgen!
3. Rad-Schnellstraßen
Lastenräder und E-Cargobikes stellen nicht nur eine umweltfreundliche und günstige Alternative zu dieselbetriebenen Lieferwagen dar, sie können den urbanen Transport auch deutlich beschleunigen. Neue städtische Verkehrskonzepte müssen das Lastenfahrrad entsprechend berücksichtigen und die Einrichtung von Rad-Schnellstraßen vorsehen. Dies erhöht direkt die Attraktivität dieser Mobilitätsalternative, bewegt zum Wechsel und entlastet die Innenstädte.
4. Ladeinfrastruktur für E-Lastenräder schaffen
Während das Potenzial von E-Lastenrädern bereits erkannt wurde, fehlt es am Bewusstsein für die Notwendigkeit einer adäquaten Ladeinfrastruktur. Wir brauchen eine Tankstelle für die Mikromobilität!
Ein öffentliches Netz aus Akku-Wechselstationen trägt der von Flexibilität und Schnelligkeit geprägten Logistikpraxis Rechnung und erhöht die Effizienz der Lastenrad-Logistik.
5. Angepasster Rechtsrahmen
Wir brauchen einen Rechtsrahmen, der sowohl die aktuelle als auch künftige Bedeutung von Lastenrädern reflektiert und die Bedingungen insbesondere für die gewerbliche Nutzung von
E-Cargobikes verbessert. Zudem müssen die Hürden für die Errichtung von Ladestationen für E-Cargobikes im öffentlichen Raum abgebaut werden.
6. Verknüpfung von Klimaschutz und Wirtschaftsförderung
Mit Blick auf die notwendige Reduzierung der Emissionen muss die Wirtschaftsförderung künftig noch stärker mit dem Klimaschutz in Einklang gebracht werden. Eine Förderung nachhaltiger Technologien, Transportsysteme und Mobilitätsformen ist eine direkte Investition in die Zukunft und in eine nachhaltig starke Wirtschaft. Zudem sollten die höheren Kosten für Schwerlastenräder mit höheren Förderbeträgen berücksichtigt werden.
7. Forschungsförderung auf Radlogistiksysteme ausdehnen
Lastenräder und E-Cargobikes sowie innovative AkkuWechselsysteme spielen eine wesentliche Rolle In nachhaltigen multimodalen Logistiksystemen. Die Forschung und Entwicklung auf der technischen sowie systemischen Ebene muss gestärkt werden, um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen nutzen weiter zu steigern. Darüber hinaus müssen auch Beratungsleistungen zum Ausbau Lastenrad-basierter Logistikkonzepte gefördert werden.“
[Text: GreenPack, Swobbee, ONO, BAYK, Radkutsche, SaR Radlogistik, Carla Cargo, Heinzmann, Martin Seißler und dem Radlogistikverband Deutschland e. V. | Foto: GreenPack]
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